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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Facharztausbildung Orthopädie und Unfallchirurgie



god0t
06.09.2011, 10:05
Hallo zusammen,

das Fach der Orthopädie hat es mir in meinen Studienjahren angetan. Ich möchte deswegen (aller Voraussicht nach) meine Ausbildung in diesem Fach absolvieren. Beginnen möchte ich im Februar 2012.

Ich habe mir die Facharztordnungen angeschaut, werde daraus aber leider nicht ganz schlau und möchte nochmal explizit nachfragen:



24 Monate Basisweiterbildung im Gebiet Chirurgie

und

48 Monate Weiterbildung zum Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie bei einem Weiterbildungsbefugten an einer Weiterbildungsstätte gemäß § 5 Abs. 1 Satz 1. Davon können bis zu

12 Monate in einer der anderen Facharztweiterbildungen des Gebietes
Chirurgie und/oder
Neurochirurgie
12 Monate im ambulanten Bereich abgeleistet werden

Ich möchte meinen Common-Trunk (der mir von allen Seiten empfohlen wird - wobei es überhaupt keine andere Möglichkeit gibt, oder?) gerne in einem kleineren, peripheren Krankenhaus machen, in dem ich (unter Umständen) möglichst schnell selbst operieren kann.

Fragen zum Common-Trunk:

1) Kann ich den Common Trunk umgehen, wenn ich mich zB an der Uni bewerbe und dort 6 Jahre FA-Ausbildung machen möchte oder rotiere ich da ebenfalls durch Viszeralchirurgie etc.?
2) Was beinhaltet Basisweiterbildung? 6 Monate Intensiv, 6 Monate Notfallaufnahme und Rest nach freier Verfügung?
3) Könnte ich die Basisweiterbildung auch in der Neurochirurgie machen? Oder in der Thoraxchirurgie? Oder oder? Oder ist man fest für Viszeralchirurgie eingeplant?
4) Wo bewerbe ich mich? In der Abteilung für Orthopädie / Unfallchirurgie mit Hinweis auf Common Trunk oder direkt in den chirurgischen Abteilungen selber? Und gibt es Probleme, wenn ich in der chirurg. Abteilung sage, dass ich hier "nur" den Common Trunk machen möchte?
5) Gibt es sonst noch was zu beachten?

Fragen zur anschließenden speziellen FA Ausbildung:

48 Monate Ausbildung, davon 12 in irgendeiner chirurgischen Abteilung (inkl. Neurochirurgie) und 12 Monate im ambulanten Bereich. Das ist klar.

1) Kann ich auch hier in unterschiedliche Häuser gehen? zB ein Jahr Neurochirurgie an der Uniklinik und dann 3 Jahre Orthopädie in einem anderen Haus. Und wie rotiere ich dann im zweiten Haus? 2 Jahre Ortho, 1 Jahr Unfallchirurgie? Spricht man das mit dem Chef ab?
2)Wie gut lässt sich wissenschaftliche Arbeit an einer Uniklinik und FA-Ausbildung in der vorgegebenen Zeit kombinieren? Verliert man durch Wissenschaft immer Zeit? Bekomme ich meinen Operationskatalog in der vorgeschriebenen Zeit voll?
3) Generell: Wie wichtig ist operieren als Assistenzarzt? Lerne ich es "eigentlich" erst später als Oberarzt oder gibt es Ausbildungswege, bei denen ich schon versiert bin bevor ich Oberarzt werde?
4) Ich bin unsicher wie ich verfahren soll, weil ich aktuell noch nicht weiß, ob eine eigene Praxis oder eine Unikarriere anzustreben ist (Risiken, Vorlieben etc.). Sowas kristallisiert sich oft erst während der Arbeit heraus, daher möchte ich mir Optionen offen lassen.

Ich bitte um Entschuldigung, falls ich mich das ein oder andere Mal merkwürdig ausgedrückt habe, aber es sind so viele Gedanken und Wissenslücken, dass es mir teilweise schwierig fällt sie niederzuschreiben. Habe auch viel gelesen, aber wirklich schlauer bin ich leider nicht.

Danke für Eure Hilfe!

Desiderius
08.09.2011, 07:52
Machst du schon deinen PJ? Diese Sachen kannst Du am besten dann abklären.

http://www.chirurg-werden.de/ hier findest du auch antworten auf Deine Fragen.

Lava
08.09.2011, 16:51
3) Generell: Wie wichtig ist operieren als Assistenzarzt? Lerne ich es "eigentlich" erst später als Oberarzt oder gibt es Ausbildungswege, bei denen ich schon versiert bin bevor ich Oberarzt werde?

Also mal als allererstes: eine Klinik, in der du als Assistent nicht operieren darfst, taugt GAR NICHTS. Es gibt einen vorgeschriebenen OP Katalog, den du auf alle Fälle schaffen solltest (mit kleineren Ausnahmen, wo dir der Chef wahrscheinlich Sachen bescheinigen wird, die du nicht gemacht hast, aber das sollten wirklich nur Ausnahmen sein) und das sollte wirklich das Mindeste sein!! Es ist ein Märchen, dass man als Assistenzarzt nichts operieren darf. Ich bin jetzt im dritten Jahr und habe weit über 100 eigene OPs, inzwischen darf ich auch Osteosynthesen regelmäßig machen. Und das an einem Haus der Maximalversorgung!

Zweitens: es nicht vorgeschrieben, in welcher Fachrichtung man den Common Trunk macht. Für den Common Trunk sind neben der Intensiv- und Ambulanzzeit (das übrige Jahr verbringt man normalerweise auf Station) auch andere Sachen vorgeschrieben wie eine gewisse Anzahl Ultraschalluntersuchungen, 50 erste Assistenzen/eigene OPs und noch mehr so Kram. Das kriegst du aber eigentlich überall irgendwie zusammen. Du kannst also auch direkt in einer unfallchirurgischen/orthopädischen Abteilung anfangen.

Bei Neurochirurgie bin ich mir nicht sicher, ob das anerkannt wird, weil Neurochirurgie eine eigene Facharztausbildung ist, für die man keinen Common Trunk braucht!

McDreamy
08.09.2011, 21:33
Hm... an das Gerücht, dass man nicht operieren darf, hab ich auch geglaubt. Zumindest hab ich es mir so vorgestellt, dass man als Anfänger vielleicht mal 1-2 Jahre nur Stationsarbeit mach und der "Depp vom Dienst" ist. Das und die Arbeitsbelastung lässt auch mich immer noch zweifeln, ob das das richtige Fach für mich ist.

Man ist doch als (Unfall)Chirurg ausbildungsmäßig total davon abhängig, ob einem wer was beibringen will oder nicht. Krasses Gegenbeispiel: in der Inneren kann ich auch gut werden, wenn ich den Herold auswendig lerne. Das geht wohl in der Chirurgie so nicht...

Kackbratze
09.09.2011, 15:54
Nope, in der Inneren bist Du trotz auswendig gelerntem Herold nicht gleich automatisch gut.
Ultraschall, Punktionen, etc musst Du auch beherrschen. Ausserdem kommt nicht jeder Patient mit einer fertigen Diagnose auf dem Zettel ins Krankenhaus.


Und was die chirurgische Ausbildung anbetrifft:
die Kliniken, die dich 2 Jahre "versauern" lassen, lassen dich deine gesamte Karriere lang versauern. Such dir in dem Fall eine bessere Klinik mit guter Weiterbildung. Alles Andere ist verlorene Zeit.

Lava
12.09.2011, 19:18
Hm... an das Gerücht, dass man nicht operieren darf, hab ich auch geglaubt. Zumindest hab ich es mir so vorgestellt, dass man als Anfänger vielleicht mal 1-2 Jahre nur Stationsarbeit mach und der "Depp vom Dienst" ist.

Es ist ein Fehler, 2 Jahre als Depp über sich ergehen zu lassen und zu hoffen, dass man danach endlich gefördert wird. Du musst von Anfang an in den OP und im ersten Jahr damit beginnen, deinem Ausbildungsstand angemessene OPs zu machen. Nichts anderes würde ich erwarten als Assistent.

god0t
13.09.2011, 06:52
Erstmal danke für die Info. Ich gehe auch nicht davon aus, dass man im ersten Jahr überhaupt nicht operiert, aber es gibt eben Häuser, da schafft man seinen Katalog zügig und andere Häuser durch die die FA-Ausbildung verlängert wird, weil man eben nicht so viel operiert (wobei dann das "Bescheinigen" ins Spiel kommt).

Heißt: Halbes Jahr Intensiv, halbes Jahr Ambulanz und 12 Monate Unfallchirurgie wäre auch ein "Common Trunk"?

eve05
13.09.2011, 07:06
Heißt: Halbes Jahr Intensiv, halbes Jahr Ambulanz und 12 Monate Unfallchirurgie wäre auch ein "Common Trunk"?

Grundsätzlich kann es das heißen- hängt allerdings ganz stark von der Weiterbildungsermächtigung des jeweiligen Hauses ab. Allerdings nach meiner Erfahrung würde ich mich mit dem Ziel UCH auch in einer UCH bewerben und nicht in einer ACH, wobei es auch Häuser mit Rotationen in die "Gegen"abteilung gibt, aber auch dann "gehörst" du eben hauptamtlich in der UCH und wirst während der Weiterbildung hauptsächlich dort eingesetzt.

Als Fazit läßt sich eigentlich sagen, dass es vom jeweiligen Haus abhängt und man das mit der jeweiligen Abteilung klären muss, wie es dort geregelt.

sunrise10086
01.10.2011, 21:57
Operieren oder nicht operieren... Das ist wohl immer die Frage.

Ich empfinde gerade mal so 100 OPs in drei Jahren als wenig. Wenn man das runterbricht, sind das verdammt wenige Eingriffe. Wenn man dann auch noch in einem Haus mit OP-geilen Oberärzten gelandet ist, die alles, aber auch alles selbst machen und man am Ende des 3. Jahres immer noch Haken bei distalen Radiusfrakturen hält, stinkt irgendwas...

Bin an einem Maximalversorger tätig und der Meinung, dass man an kleineren Häusern wohl eher an die "Rountinesachen", die man für den FA braucht kommt.
Das Spektrum ist einfach ein anderes... M.E. braucht man als 2. Assistent nicht bei thorakoskopischen Spondylodesen den Haken halten, das kann eigentlich auch der Hausmeister....

god0t
12.10.2018, 14:11
Möchte den Thread nochmal nutzen, auch wenn es eher um das geht, was nach dem Facharzt kommt :) Meine aktuelle Frage:

Wie ist bei Euch der Übergang von Assistenzarzt zu Facharzt zu Oberarzt abgelaufen? Habt Ihr Euch nach bestandener Facharztprüfung woanders als Oberarzt beworben? Seid Ihr im eigenen Haus aufgestiegen? Wie viele Jahre habt Ihr noch als Facharzt ohne Oberarzttitel gearbeitet? Wie sicher habt Ihr Euch in Eurem Fachbereich (UCH/Ortho) operativ gefühlt? Konntet Ihr alles abdecken oder eher nur einen kleinen Teil?

Lava
12.10.2018, 18:35
Ich bin sicherlich kein Paradebeispiel sondern eher ein Negativbespiel: für mich hat sich nach den Facharzt wenig bis gar nichts verändert, operativ kann ich nach wie vor nicht viel und vom Oberarzt bin ich gefühlt 1000 Jahre entfernt... aber ich bin auch ne Frau und altuell in Elternzeit, das ist sowas wie beruflicher Selbstmord. Kenne etliche männliche Kollegen, die so 1, 2 Jahre nach ihrem FA im eigenen Haus OA geworden sind. Und eine weibliche Kollegin, die das nach 2, 3 Jahren geschafft hat.

god0t
15.10.2018, 16:47
Ich bin sicherlich kein Paradebeispiel sondern eher ein Negativbespiel: für mich hat sich nach den Facharzt wenig bis gar nichts verändert, operativ kann ich nach wie vor nicht viel und vom Oberarzt bin ich gefühlt 1000 Jahre entfernt... aber ich bin auch ne Frau und altuell in Elternzeit, das ist sowas wie beruflicher Selbstmord. Kenne etliche männliche Kollegen, die so 1, 2 Jahre nach ihrem FA im eigenen Haus OA geworden sind. Und eine weibliche Kollegin, die das nach 2, 3 Jahren geschafft hat.

Kenne auch einige, die zügig OA geworden sind, allerdings haben Sie auch ehrlich gesagt, dass das operieren erst dann so "richtig" losgegangen ist. Wie wichtig haltet Ihr denn die Zusatzbezeichnungen Spezielle Unfallchirurgie bzw. spezielle orthopädische Chirurgie für Bewerbungen auf OA-Stellen? Muss / sollte man sowas machen?

Lava
15.10.2018, 18:44
Sagen wir mal so: wenn du diese Zusatzbezeichnung hast, bekommst du 100% einen OA Job. Viele Chefs wünschen sich eigentlich, dass ein OA auch diese Zusatzbezeichnung hat. Aber davon gibt es so wenig Kandidaten, dass man eigentlich auch ohne diese Zusatzbezeichnung eine OA Stelle bekommt und sie dann erst macht.

Ach ja, unter den Leuten, die so um mich herum Facharzt gemacht haben, sind mindestens genausoviele in den ambulanten Bereich gegangen, wie Oberärzte geworden sind. Einige mit eigener Praxis, die Mehrheit jedoch erstmal angestellt in einer Praxis.