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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Kolonpseudoobstruktion/Ogilviesyndrom und Neostigmin



dantheg
19.09.2011, 22:12
Wir hatten letztens einen mit Ogilvie, kam mit Cholezystitis, bekam ERCP + Stenteinlage und Antibiotika und zwei Tage später eine perkutane Gallendrainage, entwickelte aber im Verlauf eine Kolonpseudoobstruktion. Hab erst mal konservativ behandelt mit Dekompression von oben und unten und Anticholinergika/Opiate abgesetzt. Ich wollte noch Neostigmin anwenden aber die Schwestern auf Station und die Apotheke meinten besser wäre es, Neostigmin auf Intensiv zu versuchen ... die Verlegung war mir dann doch zu viel Arbeit also hab ich es gelassen. Meine Frage - hat jemand Erfahrung mit Neostigmin und Ogilvie? Dass man monitort ist klar aber behandelt ihr mit Atropin vor oder nur wenn eine Bradykardie auftritt? Macht ihr das auf einer normalen Station oder müsst ihr auch auf Intensiv gehen? Und wie schnell wirkt das denn? Muss man gleich nach der Gabe ein Paar Schritte zurückgehen um Abstand vor einer Explosion zu gewinnen? Vielleicht hat ja der eine oder andere schon Erfahrungen gemacht...

Cheers!

THawk
19.09.2011, 22:22
Ich habe Erfahrungen mit zwei Patienten (Kinder), die nach Vincristin einen paralytischen Ileus entwickelt haben. Für beide potentiell lebensbedrohlich. Geholfen hat Neostigmin bei beiden sehr gut. Dosierung weiß ich nicht auswendig, es wurde über 2h i.v gegeben. Man kann es auch wiederholen.
Wir hatten Atropin aufgezogen bereitliegen, aber nicht gebraucht. Nicht damit prämediziert.
Ein Kind wurde auf Normalstation behandelt, eins auf ITS (dort lag sie aber aus anderem Grunde schon).

Kackbratze
19.09.2011, 23:55
Was ist denn mit Distigmin (Ubretid), bin ich auf dem falschen Dampfer, oder wirkt das nicht auch entsprechend?
Und vorallem ist dafür keine Intensivüberwachung erforderlich bei Adulten...

ehemalige Userin 24092013
20.09.2011, 19:36
Ich kenne die Neostigmintherapie aus meiner ITS Zeit (hab aber auch nie auf einer normalen Abteilung gearbeitet).
Es wurde selten genug gegeben, dass ich die Dosierung nicht mehr weiss - nur ans aufgezogene Atropin kann ich mich noch erinnern.

Auf der Anästhesie gibt es Robinul-Neostigmin (mit dem Robinul wäre die "Atropinwirkung" quasi "integriert, nur dass es eben die Bluthirnschranke net durchquert), das gebe ich doch ganz gern immer mal wieder und muss sagen, zumindest die dem Neostigmin zugeschrieben Nebenwirkungen treten nicht auf...allerdings behandle ich mit der einen Ampulle auch keinen parlytischen Ileus ;-).
Aber so theoretisch könnte man das ja...vielleicht net grad vier Ampullen in der Mischung, aber zwei mit Robinul und zwei ohne oder so?
*lamentier.....*


Ähm es gab doch früher mal so Takkus (oder wie immer man die schreibt, also net der Modemarkt ;-)) - Sebastian1kannte das Zeugs auch noch *schwacherinner*....in welche Gruppe gehört das denn? Gibts das überhaupt noch?

THawk
20.09.2011, 19:54
Takkus, oder wie das Zeug auch immer geschrieben wird, ist doch Gift von irgendnem Tier.

Das gibt's in Deutschland nicht mehr, ist aber über die internationale Apotheke noch zu bekommen.
Achso, und Neostigmin geht auch ohne Robinul nicht über die Blut-Hirn-Schranke.

Und Robinul

ehemalige Userin 24092013
20.09.2011, 20:06
Ich bezog das BHS Zeugs auch ehr aufs Atropin im Vergleich zum Robinul.
Nicht aufs Neostigmin.

Strodti
20.09.2011, 20:19
Oh... das erinnert mich dunkel an den berühmten "Donnertropf" aus meiner Ausbildung. Wurde ab und zu gegeben, wobei der schon recht heftig war. Irgendwas mit "3 P".
Prostigmin(Neostigmin), Panthenol und Paspertin.

Das ganze ist nun 7-8 Jahre her und inzwischen würd ich das ganze nicht mehr auf Normalstation machen und das Panthenol ist wohl rausgeflogen (gibt keinen Wirknachweis).

ehemalige Userin 24092013
20.09.2011, 20:27
Oh ja, die Panthenolaktion kenn ich auch: 4 Ampullen von dem Kram in eine Kurzinfusion und ab die Maus (wobeis nie ab ging).


Unfassbar: 10 Jahre mehr oder weniger Krankenpflege auf dem Buckel und ich kann schon bei "in" und "outs" in Sachen Darmmanagement ein kleines Liedchen singen.:-((

Die gspürige Variante momentan wäre übrigens Darmmassage mit einem speziellen Verdauungsöl (KI bei mech. Ileus) und dazu CleanPreapp.

lottisworld
20.09.2011, 20:34
Auf "meiner" Inte gibts PP 3 oder PP 6, =Neostigmin/MCP 3/3 oder 6/6 Ampullen auf 50ml, das ganze alle 12h über jeweils 2h.
Bei instabilen oder multimorbiden Patienten muss man schon ganz schön aufpassen, die schmieren kreislauftechnisch gerne mal schnell ab.
Hypersalivation könnte halt noch problematisch sein, aber Atropin ist ja schnell zur Hand, wenns denn Not tut. Hab ich aber noch nie erlebt, meistens hat das Abschalten vom Perfusor schon gereicht.

Das andere Teufelszeug hieß Takus 40mcg und war synthetisches Cholezystokininäquivalent mit unaussprechlichem Generic-Name...:-)

ehemalige Userin 24092013
20.09.2011, 20:45
Wieso gibt man net einfach nur Buscopan bei Hypersalivation? So langs mit der Herzfrequenz immer schön geschmeidig im Rhythmus bleibt?

dantheg
21.09.2011, 05:53
Danke für die Antworten ... der gute hats letzten Endes auch ohne Neostigmin und co geschafft aber so wie es sich anhört werde ich das nächste Mal mich nicht von den bösen Schwestern und Apothekern abschrecken lassen!