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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : DD F31, (F33), F34; Zyklothymia und bipolare affektive Störung



chapeau
22.09.2011, 16:05
Liebe Community

ich lese mich seit dieser Woche in die Psychiatrie ein und arbeite mit der Dualen Reihe (gutes Buch!).

Nun bin ich aber schon im ersten kaukasischen Kreidekreis: Was ist - und bitte seit nicht zu eisern zu mir - der genaue Unterschied zwischen F34.0 Zyklothymia und F31, einer bipolaren affektiven Störung.

Ich stiess im Internet auf die Äusserung, dass Zyklothymia für Instabilität steht, jedoch nicht so ausgeprägt wie bei F31.

Ferner noch die Frage: Ist bei der Definiton von Zyklothymia auch die Angabe von 2 Jahren gegeben? (So wie bei Dysthymia)

Vielen Dank
Chapeau

EKT
23.09.2011, 19:11
Ersteinmal: Psychiatrie lernt und versteht man nicht über das ICD-System. Dieses System ist für Krankheitsverschlüsselungen für Krankenkassen und für (Pharmaka)Forschung geschaffen worden. Die dortigen Diagnosen sind Kompromißbildungen vieler verschiedener Richtungen, oftmals auch politisch begründet. Sie sagen jedoch z. B. nichts über die Ätiologie aus und stehen einem guten "psychiatrischen Denken" entgegen.

Die "Zyklothymia" ist Teil des weiten bipolaren Spektrums, diese Ziffer wird in der Klinik aber praktisch nicht verwendet, weil überflüssig. Die klassische bipolare Erkrankung wurde früher (nach Kahlbaum) auch als "Zyklothymie" (am Ende "e" nicht "a") bezeichnet.

Das bipolare Spektrum, wie es heute verstanden wird, reicht von geringfügigen Stimmungsschwankungen ohne Krankheitswert, die quasi "temperamentsbedingt" sind (genetisch gesehen "Verdünnungsformen" der manisch-depressiven Erkrankung) bis hin zu schwersten affektiven Psychosen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung einer anhaltenden Behinderung und - unbehandelt - sehr hoher Rezidivneigung und Suizidrate.