PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Im PJ: Saft in Vene gespritzt - Kind tot



Seiten : 1 2 3 4 5 6 [7] 8 9 10 11 12 13 14

Brutus
29.09.2011, 18:11
Die intrathekale Gabe war ja wahrscheinlich genau der fatale Fehler. Es war bestimmt eine intravenöse Gabe geplant.

Deswegen ja meine Frage! Die sollen gar nie nicht alleine am Rücken rummachen! Im PJ können die PJler ja gerne alles machen! Aber bitte schön, wenn ich dabei bin. Gerade invasive Dinge. Oder lasst ihr eure PJler alleine Intubieren und Einleiten? ICH ganz sicher nicht! Und eine SPA, oder eben eine LP mit Medikamentengabe ganz sicher auch nicht....

lottisworld
29.09.2011, 18:51
Deswegen ja meine Frage! Die sollen gar nie nicht alleine am Rücken rummachen! Im PJ können die PJler ja gerne alles machen! Aber bitte schön, wenn ich dabei bin. Gerade invasive Dinge. Oder lasst ihr eure PJler alleine Intubieren und Einleiten? ICH ganz sicher nicht! Und eine SPA, oder eben eine LP mit Medikamentengabe ganz sicher auch nicht....

Wobei ich mir gut vorstellen könnte, das es auch hier ein liegender Katheter gewesen sein könnte...Und wie oft sind die schlampig oder gar nicht beschriftet, hängen direkt neben dem ZVK und dem passageren Schrittmacher oder sonst irgendwie.
Und wenn man kein alter Hase ist, sei es von pflegerischer oder ärztlicher Seite, dann passiert es ganz schnell mal, dass das Medikament im falschen Kanal gelandet ist.
Das ist wirklich bitter und um so schlimmer, wenn das schwächste Glied in der Kette nicht nur ganz persönlich unter den Folgen seines Tun leidet, sondern auch noch im schlimmsten Falle seiner Zukunftsperspektive beraubt wird.
Naja, wie auch immer ich nehme lieber Spott und Häme auf mich, ehe ich unreflektiert irgend etwas tue, über dessen mögliche Folgen ich mir nicht im Klaren bin.

dreamchaser
29.09.2011, 18:58
Es ist ja nicht so, dass man nur Schaden anrichten kann, wenn man ein Medikament auf falschem Weg appliziert. Man kann ja auch Schaden anrichten, wenn man ein Medikament zur intravenösen Anwendung korrekterweise über den ZVK gibt - aber wenn man hier leider den Katecholaminschenkel nimmt, über den hochdosiert Katecholamine laufen, dann kann das ebenso schaden. Selbst bei korrektem Katheter muss man immer noch schauen, wo an diesem Katheter (sofern mehrere Lumen) man das Medikament appliziert. Und dann gibt es ja noch die Reaktionen der Medikamente untereinander....soo viel zu beachten.

emergency doc
30.09.2011, 10:20
Das ist wirklich bitter und um so schlimmer, wenn das schwächste Glied in der Kette nicht nur ganz persönlich unter den Folgen seines Tun leidet, sondern auch noch im schlimmsten Falle seiner Zukunftsperspektive beraubt wird.

Das schwächste Glied der Kette ist tot.
Nur mal so der Vollständigkeit halber...:-keks

Bärentöter
30.09.2011, 11:27
Das schwächste Glied der Kette ist tot.
Nur mal so der Vollständigkeit halber...:-keks

Quelle?

dreamchaser
30.09.2011, 11:36
Mit dem schwächsten Glied in der Kette meint ED das Kind - und das steht ja im Artikel, dass es gestorben ist.

lottisworld
30.09.2011, 11:49
Das schwächste Glied der Kette ist tot.
Nur mal so der Vollständigkeit halber...:-keks

Wenn man das so betrachtet, hast Du unumstriiten Recht, jedoch bezog ich mich in meinem Post auf die Kette der Ausführenden. LG

Bärentöter
30.09.2011, 12:26
Mit dem schwächsten Glied in der Kette meint ED das Kind - und das steht ja im Artikel, dass es gestorben ist.

dann hatte ich es falsch verstanden. Dachte schon, der PJler hätte sich suizidiert...

medizininteressiert
30.09.2011, 14:22
Was ich gerne wissen würde: Welche Folgen kann der tödliche Vorfall für den PJler haben?

MissGarfield83
30.09.2011, 15:51
Im schlimmsten Fall : Anklage wegen fahrlässiger Tötung, Verwehrung der Appro, finanzieller Ruin

Zünder
01.10.2011, 16:48
Wenn einem sowas mal passieren sollte ist die Schuldfrage denke ich fürs erste relativ egal. Da muss man erstmal mit fertig werden und ich persönlich wüsste nicht, ob ich nach sowas noch in die Patientenversorgung gehen bzw. nicht doch irgendwo am Holunder baumeln würde.

WackenDoc
01.10.2011, 17:52
Da hast du sicher recht.

Solche Verwechslungen scheinen ja gar nicht zu selten zu sein.
Wäre ja wirklich wünschenswert wenn es einheitliche farbliche Markierungen gäbe. Also sowohl am jeweiligen Anschluss als auch der Spritze.
Wenn das auch noch bundesweit gleich wäre, wäre das sicher ne feine Sache.

Ansonsten hilft wohl nur nachfragen, hinterfragen und nix "mal eben" geben.
Lieber mal nen ungerechtfertigten Anschiss dafür kassieren, als dass man sich hinterher vor seinem Gewissen rechtfertigen muss.

Bei unbekannten Patienten kenn ich z.B. den Trick, nach dem Geburtsdatum oder Vornamen zu fragen. Also jedenfalls ne Frage, die man nicht mit "ja" oder "nein" beantworten kann. Denn wer kennt das nicht- man geht nachts/abends in nen dunkles Zimmer. Fragt nen mehr oder weniger schlafenden PAtienten: "Herr Müller?" und bekommt irgendwas unverständliches als Antwort und interpretiert das als "Ja".
Auch eine Beschriftung am Patientenbett kann da weiterhelfen-ruhig auf die Durchsetzung davon bestehen.

milz
01.10.2011, 20:13
Um vom konkreten Beispiel weg zu kommen. Die Arbeitsbedingungen in der Medizin tragen auch nicht gerade zur Patientensicherheit bei. Man hetzt sich den ganzen Tag ab, um das Pensum halbwegs zu bewältigen, als Berufsanfänger wird man ins kalte Wasser geworfen und als als Fortgeschrittener bleibt einem kaum Zeit die Jungen vernünftig einzuarbeiten und zu beaufsichtigen. Und das alles in einem sehr komplexen und sensiblen Arbeitsumfeld. Und wenn was daneben geht wird die Schuld wieder beim Einzelnen gesucht, aber nicht im System. Tragisch.

Spark
03.10.2011, 15:12
Und wenn was daneben geht wird die Schuld wieder beim Einzelnen gesucht, aber nicht im System.

Ganz genau. Gerade was PJ angeht weiss doch jeder bescheid. Man soll an vielen Häusern am liebsten für umsonst einen Assistenzarzt ersetzen, kenne Leute die haben da richtiggehend Druck erlebt. Wenn dabei dann was schief geht ist man der Idiot und die approbierten Kollegen sieht man von hinten.

Man kann nur jedem raten: Nein sagen lernen.

Markus-HEX
03.10.2011, 16:49
Auch eine Beschriftung am Patientenbett kann da weiterhelfen-ruhig auf die Durchsetzung davon bestehen.
Ne bettbeschriftung finde ich jetzt nicht soo sicher - gelegentlich werden Betten mal in Funktionsabteilungen vertauscht oder der Patient legt sich in ein falsches Bett ...
Deutlich sicherer sind Patientenidentifikationsarmbänder, die sich immer mehr durchsetzen - die werden direkt bei der Aufnahme angefertigt und werden während des gesamten Klinikaufenthalts getragen.

FEik
03.10.2011, 17:58
Aber mal im Ernst, bevor ich das, was mir 'ne Schwester in die Hand drückt, einem Säugling in die Vene spritze, frage ich doch, was da drin ist. Ich weiss nicht, wie das bei Kindern ist, aber Antibiose aus der hohlen Hand käme mir schon per se merkwürdig vor.

Zehn Mal frage ich, beim elften Mal denke ich mir "wird schon passen" und schon ist es passiert.
Mir wird ganz komisch, wenn ich überlege, dass mir sowas theoretisch sicher auch hätte passieren können.

pillepalle321
03.10.2011, 22:59
Der einzige Schutz vor solchen Fehlern besteht darin, nur Dinge durchzuführen bei denen man sich sicher ist, dass man sie kann und/oder dass man dem Patienten damit keinen Schaden zufügen kann.

Ich habe im PJ versucht immer noch einmal alles für mich selbst zu hinterfragen. Wir mussten die i.v. Medikamente spritzen, und sie wurden uns unaufgezogen gestellt. Trotzdem habe ich, wenn ich den Pat. nicht kannte, immer noch einmal in die Kurve geguckt, wenn mir etwas spanisch vorkam nochmal den Arzt gefragt, mich solange vergewissert, bis ich mir sicher war, das Richtige zu tun.
Wenn dann Unverständnis kommt: Pech gehabt, und zwar der Arzt.. Als PJler nehme ich ihm Arbeit ab, und erwarte dann auch, dass ich durch ihn in die Lage versetzt werde SEINE Arbeit korrekt zu übernehmen. Dann kann ich die Aufgabe eben nicht erledigen. Punkt.
Damit habe ich eigentlich nie schlechte Erfahrungen gemacht. Und da kann mich jede Schwester noch so hetzen, wann und wie ich Aufgaben erledige, für die ich dann verantwortlich bin, entscheide ich. Spätestens das Argument, dass man auf keinen Fall den Patienten gefährden wird hat bei mir immer gezogen. Dann wird zwar vielleicht geschmollt, aber schlussendlich wird man meist sogar mehr respektiert, als wenn man einfach nur "spurt"..

So gesehen tut mir der Kollege zwar schrecklich leid, und ich finde seine Situation ganz grausam, gerade weil der ständige Druck ja bekannt ist, aber trotzdem hat er zweifelsohne einen schweren Fehler begangen. Sicher nicht als Einziger, aber bei korrektem Verhalten hätte er die Injektion nicht durchgeführt. (wenn es so abgelaufen ist, wie beschrieben)

Es mag naiv klingen und der Realität an vielen Häusern widersprechen, aber auch als zukünftiger Arzt muss ich die Folgen meines Handelns abschätzen können, sonst muss ich das Handeln sein lassen.

Notfälle können u.U. eine Ausnahme sein, aber darum ging es ja hier nicht.

Was die Angst davor durch irgendwelche Prüfungen zu fallen betrifft - dafür habe ich leider gar kein Verständnis! Als ARZT oder ZUKÜNFTIGER ARZT habe ich eine gewaltige Verantwortung! Wenn ich aus Angst vor einer schlechten Note oder der (theoretischen) Gefahr des Durchfallens gegen meine Überzeugungen handle, muss ich mir schon die Frage gefallen lassen, ob man der/die Richtige für den Job ist.

Nicht nur, aber gerade Ärzte haben schon ganz andere Sachen getan, weil sie Angst vor dem ein oder anderen Nachteil hatten!!!

:peace:

chil-i
04.10.2011, 16:50
Will jetzt die Diskussion nicht durcheinander bringen, aber mal ne Frage am Rande:
Warum genau ist es denn so schlimm, den Saft i.v. zu spritzen?

Kackbratze
04.10.2011, 17:30
Weil man daran sterben kann?!?
Manche Zusatzstoffe in Säften sind nicht für die iv-Gabe geeignet und können Thromben, Embolien, anaphylaktische Reaktionen oder Nekrosen hervorrufen.

P.S. Brot i.v. ist zur parenteralen Ernährung nicht geeignet!

netfinder
04.10.2011, 17:32
Parenteral = fuer die Elteren?