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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Im PJ: Saft in Vene gespritzt - Kind tot



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cookie!
04.10.2011, 19:22
Was die Angst davor durch irgendwelche Prüfungen zu fallen betrifft - dafür habe ich leider gar kein Verständnis! Als ARZT oder ZUKÜNFTIGER ARZT habe ich eine gewaltige Verantwortung! Wenn ich aus Angst vor einer schlechten Note oder der (theoretischen) Gefahr des Durchfallens gegen meine Überzeugungen handle, muss ich mir schon die Frage gefallen lassen, ob man der/die Richtige für den Job ist.

Das sagt sich so leicht. Früher habe ich auch so gedacht und geredet wie Du, aber ich wurde eines Besseren belehrt. Und ich bin wahrhaftig kein Feigling oder jemand, der nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist. Ich bin jemand, der sehr gewissenhaft und genau arbeitet. Aber am Ende ging es schlicht und einfach nur noch um mein "Überleben" in diesem kranken System. Eins war klar: Einer von uns geht dabei drauf, entweder ich oder das System, aber da das System in dem kranken Spiel nun mal der Stärkere ist ...
Komm Du erst mal in so eine Situation, dann reden wir weiter.
Man kann sich das wohl wirklich nicht vorstellen, bevor man es selber erlebt hat.

pillepalle321
04.10.2011, 20:49
sicher, und ich werde mich bestimmt nicht so weit aus dem Fenster lehnen, zu behaupten ich könne nicht selbst in so eine Situation kommen und würde dann nicht auch gegen meine Überzeugung handeln..
Ich denke nur man sollte die Maßstäbe an sich von vornherein hoch ansetzen.

Und "drauf gehen" tut halt dann der Patient, und nicht der Arzt oder das System.

Glücklichweise sind wir als Mediziner immer noch in der Position beruflich relativ leicht unterzukommen, also ans "drauf gehen" wenn auch nur im übertragenen Sinne kommen wir so schnell sicher nicht.

Aber wie gesagt: niemand ist davor gefeit!

Ghost Dog
02.11.2011, 15:47
hallo!

weiß jemand zufällig, wie der derzeitige stand der ermittlung im fall des pj-studenten ist?
unter google habe ich leider nichts gefunden und da mich der fall interessiert, wollte ich hier noch mal nachfragen.

grüße

wjsl
06.12.2011, 19:30
Hier gab es heute einen ähnlichen, wenn auch deutlich harmloseren Fall: Die Nachtschwester infundierte einem Patienten das falsche Antibiotikum und machte ihn, obwohl kontinent, zur Schnecke, dass er sich in die Hose gemacht habe, was nicht der Fall war; da es sich schlichtweg um eine grobe Verwechslung handelte. Sie schien sehr unfreundlich und richtiggehend grob gewesen zu sein. Nachträglich berichtete er, Todesangst gehabt zu haben, da er Schüttelfrost bekommen habe und sich sehr komisch fühlte.

Ich kann ihn verstehen, so was darf nicht passieren. Wenn ich mir dann allerdings ansehe, dass eine Schwester pro Nacht eine Station, die voller Pflegefälle ist(bis auf wenige Ausnahmen), absolut am Limit ist mit ihren Kräften; wie soll ich diese verurteilen? Dann würde doch kein Mensch mehr diesen unmenschlichen Job mehr machen; und was wäre die Folge? Undenkbar bei der aktuellen demografischen Entwicklung.

Wusste nicht, was ich erwidern sollte. Wem ich insgeheim recht geben sollte. Wie hättet ihr auf diese Beschwerde reagiert?

THawk
06.12.2011, 21:57
Gegenüber dem Patienten mich entschuldigt. Mit der Schwester das Gespräch gesucht um sicher zu gehen, dass da ein Problembewusstsein besteht.

fangzahn
10.04.2012, 22:16
Ein Negativbeispiel zur Medikamentengabe: Während meines Pflegepraktikums(!) sollte ich mal jemandem in einem unbeschriftetem Becher Tabletten bringen und hab das entsprechend ausgeführt und auch nicht nachgefragt was drin ist. Wir waren zu zweit allein auf Station und ich wollte nicht rumnerven. Die Schwester hatte mir aber den falschen Namen genannt und der arme Mann, der eigentlich gesund war, lag 10 Tage im künstlichen Koma. Ich war krank vor Schock, bin dann trotzdem nach 3 Tagen wieder hin, um keine Tage zu verlieren. Die Schwester hatte derweil die Dreistigkeit gehabt, mir und allen anderen gegenüber zu behaupten, ich hätte die Namen verwechselt, mit der Folge, dass mich viele Ärzte/Pfleger mit schiefem Blick ansahen ohne dass das Thema vor mir überhaupt mal angesprochen oder diskutiert wurde. Die Situation war aber so, dass ich die Namen gar nicht verwechselt haben kann. Ich durfte wegen Schnupfen nur zwei Zimmer betreuen, also etwa 5 Patienten, die Betten waren beschriftet und als wir beim Abendbrot über die Patienten sprachen, beide mit eindeutigen Merkmalen, kam ja raus, dass die Schwester die Namen falsch zugeordnet hat. Zum Glück wurde der Mann wieder gesund und ich hatte die Möglichkeit bei Abschluss des Praktikums schriftlich Stellung zu nehmen. Damals hatte es mich Überwindung gekostet zum Arzt zu gehen und zu sagen wie es wirklich war, weil ich nicht wollte dass die Schwester ihren Job verliert.

Jedenfalls habe ich daraus gelernt, dass Krankenhäuser durchaus fahrlässige Organisationsformen haben und einige höher gestellte absolute Feiglinge sein können und man sich auf die nicht verlassen kann. Obwohl ich von Natur aus vertrauensvoll bin und mache was man mir sagt, werde ich bei sowas immer klare Grenzen setzen, egal was die von mir denken und im Zweifel immer genau nachfragen. Solche Kommentare der Ärzte wie - "Ihr könnt das nicht ? Das wird aber erwartet, wenn ihr hier Famulatur macht" - kenne ich durchaus aber das ist einfach arrogant und kurzsichtig. Wenn ich sowas im PJ höre werden die mich kreuzweise können und ich werde Tätigkeiten einfach mal nicht ausführen, wenn ich mir nicht sicher bin. Aber den Mut hat man oft auch erst, wenn man schon mal in so einer Situation war. Der Fall aus Bielefeld wird aber hoffentlich vielen schon vorher die Augen öffnen.

DrSkywalker
11.04.2012, 08:52
Damals hatte es mich schon Überwindung gekostet zum Arzt zu gehen und zu sagen, wie es wirklich war, weil ich nicht wollte dass die Schwester ihren Job verliert.
J

WENN du recht hattest, hattest du die Pflicht, die Wahrheit zu sagen. Sie muss ja nicht gleich den Job verlieren, aber einfach so weiter machen sollte sie auch nicht dürfen. Ansonsten echt miese Geschichte, die dir da widerfahren ist. Und das Verhalten der Schwester.....ekelhaft....aber es hat halt immer seinen Grund warum die Schwester Schwester geworden ist und nicht Ärztin...

Keenacat
11.04.2012, 09:15
aber es hat halt immer seinen Grund warum die Schwester Schwester geworden ist und nicht Ärztin...

Weil bekanntlich nur nette Menschen Ärzte werden und die garstigen alle in der Pflege hängenbleiben oder wie darf man das verstehen? :-oopss

Kackbratze
11.04.2012, 09:16
Weil bekanntlich nur nette Menschen Ärzte werden und die garstigen alle in der Pflege hängenbleiben oder wie darf man das verstehen? :-oopss


Wusstest Du das nicht?

schwarzwald
11.04.2012, 11:20
..aber es hat halt immer seinen Grund warum die Schwester Schwester geworden ist und nicht Ärztin...

Unabhängig von dem oben geschilderten Fall ist deine Aussage sowas von dumm, dass es weh tut *kopfschüttel*

Alcyon
11.04.2012, 22:59
...aber es hat halt immer seinen Grund warum die Schwester Schwester geworden ist und nicht Ärztin...

"Was gesagt werden muss"?

eXiland
12.04.2012, 00:20
Ein Negativbeispiel zur Medikamentengabe. Während meines Pflegepraktikums(!) sollte ich mal jemandem in einem unbeschriftetem Becher Tabletten bringen und hab das entsprechend ausgeführt und auch nicht nachgefragt was drin ist etc. Letztlich hatte die Schwester mir den falschen Namen genannt und der arme Mann lag 10 Tage im künstlichen Koma. Ich war krank vor Schock, bin dann trotzdem nach 3 Tagen wieder hin, um keine Tage zu verlieren. Die Schwester hatte derweil die Dreistigkeit gehabt, mir und allen anderen gegenüber zu behaupten, ich hätte die Namen verwechselt, mit der Folge, dass mich viele Ärzte/Pfleger mit schiefem Blick ansahen ohne dass das Thema vor mir überhaupt mal angesprochen oder diskutiert wurde. Die Situation war aber so, dass ich die Namen gar nicht verwechselt haben kann und es auch nicht getan hatte. Zum Glück wurde der Mann wieder gesund und ich hatte die Möglichkeit bei Abschluss des Praktikums schriftlich Stellung zu nehmen. Ich weiss aber nicht, wem die geglaubt haben. Damals hatte es mich schon Überwindung gekostet zum Arzt zu gehen und zu sagen, wie es wirklich war, weil ich nicht wollte dass die Schwester ihren Job verliert.

Jedenfalls habe ich daraus gelernt, dass Krankenhäuser durchaus fahrlässige Organisationsformen haben und einige höher gestellte absolute Feiglinge sein können und man sich auf die nicht verlassen kann. Obwohl ich von Natur aus brav und vertrauensvoll bin und mache was man mir sagt, werde ich bei sowas immer klare Grenzen setzen, egal was die von mir denken und im Zweifel immer genau nachfragen. Solche Kommentare der Ärzte wie "Ihr könnt das nicht, das wir aber erwartet, wenn ihr hier an unseren Fachbereich im Uniklinikum Famulatur macht"- habe ich bei meiner Neurochirurgiefamulatur auch gehört (tlw auch nur hinterm Rücken) und zwar auch von einer PJlerin selbst. Das ist einfach arrogant und kurzsichtig, die haben noch das meiste Personal. Wenn ich sowas höre im PJ werden die mich kreuzweise können und ich werde Tätigkeiten einfach mal nicht ausführen, wenn ich mir nicht sicher bin. Aber den Mut hat man oft auch erst, wenn man schon mal in so einer Situation war. Man sollte aber auf jeden Fall auch so den Mut haben, wenn man das noch nicht erlebt hat.

ÜÜÜÜBEl

Absolute Arrhythmie
12.04.2012, 10:09
Weil bekanntlich nur nette Menschen Ärzte werden und die garstigen alle in der Pflege hängenbleiben oder wie darf man das verstehen? :-oopss

Ich frage mich was mit Leuten ist die mal Schwester waren und dann Ärztin geworden sind... Sidn die so garstig dass sie gleich wieder nett sind? Oder so dumm dass es fast schon wieder klug aussieht... Fragen über Fragen!

Evil
12.04.2012, 11:18
Merkt Ihr eigentlich, daß Ihr völlig auf bobbys Provokation hereingefallen seid und Euch nur noch darum dreht, anstatt das Ursprungsthema zu diskutieren?

Salzi19
23.10.2012, 10:09
http://www.bild.de/news/inland/behandlungsfehler/baby-gestorben-weil-aip-spritzen-verwechselte-26827470.bild.html

"Der Richter verurteilte ihn zu einer Geldstrafe von 1800 Euro. Richter Gerrit Zengerling (38): „Er wusste nichts über das Kind, weil er erst später zur Übergabe kam. Er hatte keine konkrete Kenntnisse über die Medikamente des Patienten und hat nichts getan, um sich zu informieren. Dazu hätte Anlass bestanden.“"

Solara
23.10.2012, 10:23
Wusste der wirklich nix über das Kind?
Hatte keine Anweisung, irgendwas zu verabreichen?

Dann wäre das ausgesprochen fahrlässig - und er kommt dann mit 1800 EUR sehr gut weg ...

Kackbratze
23.10.2012, 13:43
Vermutlich aber auch ohne Approbation, aber der Richter hat entschieden. Mal schauen, ob es ein Revisionsverfahren geben wird.
Glücklich wird der PJler jedenfalls nicht mehr werden IMHO.

Michael72
23.10.2012, 18:21
Vermutlich aber auch ohne Approbation, aber der Richter hat entschieden. Mal schauen, ob es ein Revisionsverfahren geben wird.
Glücklich wird der PJler jedenfalls nicht mehr werden IMHO.

Wirklich tragischer Fall, bei dem mir der Täter fast so leid tut, wie die Eltern des Opfers. Dass man sich in diese Situation so gut eindenken kann, macht den Fall besonders plastisch. Ich würde mir wünschen, dass eine Konsequenz daraus wäre, genau diesen Fall künftig im Studium vorzustellen, um eine Sensibilität für das eigene Handeln schon frühzeitig zu fördern. Dass man Patienten enorm schaden kann, wird im Studium meines Erachtens viel zu wenig thematisiert.

jijichu
23.10.2012, 18:29
Wirklich tragischer Fall, bei dem mir der Täter fast so leid tut, wie die Eltern des Opfers. Dass man sich in diese Situation so gut eindenken kann, macht den Fall besonders plastisch. Ich würde mir wünschen, dass eine Konsequenz daraus wäre, genau diesen Fall künftig im Studium vorzustellen, um eine Sensibilität für das eigene Handeln schon frühzeitig zu fördern. Dass man Patienten enorm schaden kann, wird im Studium meines Erachtens viel zu wenig thematisiert.

Stimme ich Dir absolut zu, nur sollte es tatsächlich so sein wie in dem Bild Artikel dargestellt, dass der PJ das Medikament verabreicht hat ohne Rücksprache zu halten, dann lässt das vermuten das er meinte, er wüßte schon was er da tue. Das Verhalten gibt es nicht selten (zumind. in dem Umfeld das ich beobachtet habe) und das wirst Du vermutlich auch nicht durch die frühzeitige Thematisierung eindämmen.

Was ich vermisse ist, ob es eine Konsequenz für das KH / Arzt / Schwester gibt? Wenn man zur Schilderung des Falles ganz am Anfang des Threads zurückkehrt hörte sich das so an als wäre nicht nur der Student schuld. Ob der Artikel alles so wiedergibt wie in der Verhandlung besprochen sei mal dahin gestellt - schön wäre ein Aktenzeichen gewesen damit man sich schlauer machen kann.

epeline
23.10.2012, 19:01
vielleicht wurde er ja auch, wie so oft im pj, vorher angepöbelt, er solle einfach machen und nicht wegen jedem mist fragen...
so ne ansprache hatte ich auch shcon, nur der fall lehrt einen, dass man doch fragen soll!