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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Pädiatrie - eine brotlose Kunst?



TommyTheCat
01.10.2011, 22:27
Ich interesiere mich sehr für die Kinder- und Jugendmedizin.
Leider musste ich schon mehrfach hören, das dieser Bereich der undankbarste in der Medizin sei - zumindest was Arbeitszeiten und Verdienst angeht.

Der Titel ist vielleicht etwas zu dramatisch gewählt aber ich hab z.b. auch schon die Aussage gelesen, das sich besser "nicht als Kinderarzt niederlassen söllte, wenn man drei eigenen Kindern das Studium finanzieren will".

Jetzt interessiert mich natürlich was die Ärzteschaft hier im Forum darüber denkt.

Ist die Pädiatrie schon in der Klinik schlechter bezahlt?
Muss man dort tatsächlich länger arbeiten weil es ein beliebtes Fach ist?
Unterscheiden sich die Gehälter der niedergelassenen Kinderärzte wirklich so stark von denen der Kollegen? Söllte man sich nicht als Kinderarzt niederlassen, wenn man drei eigenen Kindern [...]

Kackbratze
01.10.2011, 23:26
Ist die Pädiatrie schon in der Klinik schlechter bezahlt?


Nein, dafür hat der liebe Gott Tarifverträge erfunden.



Muss man dort tatsächlich länger arbeiten weil es ein beliebtes Fach ist?


Nein, sowas ist von der Organisation der jeweiligen Klinik abhängig und nicht pauschal zu sehen.


Söllte man sich nicht als Kinderarzt niederlassen, wenn man drei eigenen Kindern

Was 3 eigene Kinder mit der Facharztwahl zu tun haben ist mir ein wenig schleierhaft. Ich kenne einen niedergelassenen Pädiater mit 4 Kindern. Das scheint also zu gehen...

WalterSobchak
02.10.2011, 09:28
Klar verdient ein Pädiater in Niederlassung weniger als jemand, der noch belegmäßig irgendwo operiert, Radiologe ist oder Zahnarzt - aber am Hungertuch nagt wohl kaum jemand :-keks
Also ich kenne KEINEN Arzt (egal, welcher Fachrichtung), der nicht in nem Eigenheim wohnt, nicht mindestens 2 Autos fährt, regelmäßig (hochklassigen) Urlaub macht, und dessen Kinder nicht studieren (zumindest könnten...)
Kenne eine alleinstehende Kinderärztin, die 2 Kindern das Studium finanziert - inkl. der Autos für die Kinder... :-party

Insofern - wie so häufig: Jammern auf hohem Niveau :-meinung

EzRyder
02.10.2011, 09:59
Söllte man sich nicht als Kinderarzt niederlassen, wenn man drei eigenen Kindern [...]
[/LIST]

Meiner Erfahrung nach zeigt sich die Freude an der Arbeit mit den kleinen Patienten auch in der Familienplanung. Kenne zwei niedergelassene in eigener Praxis, einer hat 3 der andere 6 Kinder(von denen 3 studieren).
Nur zu:-top

LasseReinböng
02.10.2011, 12:47
Ich kenne niedergelassene Ärzte, die nach eigenen Angaben das Niveau eines Oberarztgehalts durch ihre selbständige Tätigkeit nicht erreichen und unzufrieden sind, da sie teilweise beträchtliche finanzielle Risiken auf sich genommen haben, dies sich jedoch nicht im Einkommen niederschlägt.

Das heisst aber nicht, daß man deswegen armutsgefährdet ist.

Ex-PJ
02.10.2011, 16:54
Bezüglich Frage 3:
"Unterscheiden sich die Gehälter der niedergelassenen Kinderärzte wirklich so stark von denen der Kollegen? Söllte man sich nicht als Kinderarzt niederlassen, wenn man drei eigenen Kindern"
--> Das stimmt teilweise, die Situation ist aber bei Allgemeinmedizinern als Hausärzten aber die gleiche.
Wenn Du Dich als Kinderarzt oder Allgemeinmediziner in einem strukturschwachen Stadtteil niederläßt, dann hast Du wenig Privatpatienten dafür aber viele (oft auch kinderreiche) Familien mit Hartz IV oder Sozialhilfe. Das schlägt hier bezüglich des Einkommens stärker durch als z.B. beim Orthopäden (selbts wenn dieser im gleichen Stadtteil wohnt), zu dem die Kassenpatienten erst nach Überweisung kommen.
Z.B. kenne ich einen Kinderarzt, der seine Praxis wegen dieser Problematik aus Essen-Nord/Altenessen (ein strukturschwacher Stadtteil mit vielen Ausländern, Sozialhilfeempfängern und Hartz IV-Beziehern) nach Essen-Zentrum verlegt hat.

TommyTheCat
05.10.2011, 13:01
Bezüglich Frage 3:
"Unterscheiden sich die Gehälter der niedergelassenen Kinderärzte wirklich so stark von denen der Kollegen? Söllte man sich nicht als Kinderarzt niederlassen, wenn man drei eigenen Kindern"
--> Das stimmt teilweise, die Situation ist aber bei Allgemeinmedizinern als Hausärzten aber die gleiche.
Wenn Du Dich als Kinderarzt oder Allgemeinmediziner in einem strukturschwachen Stadtteil niederläßt, dann hast Du wenig Privatpatienten dafür aber viele (oft auch kinderreiche) Familien mit Hartz IV oder Sozialhilfe[...]

Das Gehalt eines Kinderarztes hängt also sehr stark von dem Ort der Niederlassung ab.
Verdienen die Kinderärzte im Krankenhaus denn das selbe wie die Kollegen aus anderen Abteilungen?

Warum lassen sich eigentlich überhaupt erst so viele Kinderärzte in strukturschwachen Gebieten nieder? Aus fehlgeleitetem Altruismus?

epeline
05.10.2011, 13:14
Verdienen die Kinderärzte im Krankenhaus denn das selbe wie die Kollegen aus anderen Abteilungen?


google doch mal tarifverträge ärzte ;-)
da wird nicht in fächer gesplittet.
wäre ja noch schöner ^^

LasseReinböng
05.10.2011, 16:32
Das Gehalt eines Kinderarztes hängt also sehr stark von dem Ort der Niederlassung ab.

Das gilt für die meisten Fachgebiete, möchte ich behaupten.


Verdienen die Kinderärzte im Krankenhaus denn das selbe wie die Kollegen aus anderen Abteilungen?

Ja, lies dir doch mal die Antworten aufmerksam durch.


Warum lassen sich eigentlich überhaupt erst so viele Kinderärzte in strukturschwachen Gebieten nieder? Aus fehlgeleitetem Altruismus?

Es gibt Zulassungsbeschränkungen bei der Niederlassung, man kann sich nicht einfach da niederlassen, wo man will. Die begehrten Lagen sind daher oft gesperrt bzw freiwerdende Kassenarztsitze/Praxen dort sind sehr teuer.

Wenn in der Niederlassung wirtschaftlich alles so easy wäre, wären mit Sicherheit nicht Tausende deutsche Fachärzte ins Ausland abgewandert.

loxi
05.10.2011, 19:47
Also mal ganz ehrlich, erstmal gehts doch mal darum, dass Du ein Fachgebiet hast was Dich interessierst und im Idealfall Spaß macht, schließlich wirst Du dich damit die nächsten 40 Jahre Deines Lebens quasi täglich beschäftigen müssen.

Wie schon erwähnt gibt es im Krankenhaus den gleichen Tarifvertrag für alle Fachrichtungen, demnach müssen auch alle jede Woche gleich viel Arbeiten und bekommen auch gleich viel Geld dafür.

Was die Niederlassung betrifft, ist es wohl tatsächlich so, dass man verglichen mit anderen Fachrichtungen eher am unteren Ende der Einkommensliste steht, wobei Du Dir etwas überspitzt gesagt auch als niedergelassener Kinderarzt am Monatsende sicherlich nicht die Frage stellen musst, ob Du Dir zum Abendessen wirklich noch eine Flasche Bier leisten kannst oder doch lieber Leitungswasser trinken solltest.

Wenn man sich in seiner Praxis nicht vollkommen bescheuert anstellt, sollte man aber auch 3 Kindern das Studium bezahlen können.

Wenn es Dir dabei darauf ankommt, jedem einen nagelneuen Audi A3 mit großem Motor schon zum Abi schenken zu können musst Du Dir allerdings, um auf meinen ersten Satz zurückzukommen, vielleicht doch überlegen, ob Du dann vielleicht mit weniger Spaß und Interesse an der Arbeit 40 Jahre lang jeden Tag Röntgenaufnahmen von Brüsten und Wirbelsäulen befunden solltest.

Ex-PJ
08.10.2011, 10:35
"Wie schon erwähnt gibt es im Krankenhaus den gleichen Tarifvertrag für alle Fachrichtungen, demnach müssen auch alle jede Woche gleich viel Arbeiten und bekommen auch gleich viel Geld dafür."
--> Das stimmt in Prinzip.
A) Es gibt aber (geringe) Unterschiede z.B. zwischen dem, was ein Assistenzarzt im kommunalen Haus verdient oder in gleicher Postion bei einem kirchlichen Träger bekommt. Das kann pro Monat 200 (bis elten auch mal 400 Euro) ausmachen. Das kannst Du aber in entsprechenden Tarifverträgen (wenn auch nicht immer ganz einfach) nachsehen.
Es gilt: In selben Haus verdient der Berufsanfänger in der Inneren genauso viel wie der in der Pädiatrie und Chirurgie.

B) Diffiziler als bei A) sind nicht auf den ersten Blick erkennbare Zulagen, wie Beteilungen / Ausschüttungen aus dem Chefarztpool (fast nur noch bei kommunalen Häusern; wird aber auch dort seltener), Zusatzverdienste für Gutachten (z.B. häufig in der Unfallchirurgie / Orthopädie) sowie Anerkennung und Ausschüttung von Überstunden. Hier lassen sich Feinheiten oder Tücken oft sogar erst nach Stellenantritt! erkennen

EzRyder
10.10.2011, 23:11
google doch mal tarifverträge ärzte ;-)
da wird nicht in fächer gesplittet.
wäre ja noch schöner ^^

Das wäre längst überfällig. Psychosomatiker und Chirurgen gleich zu bezahlen ist absurd. Kein Wunder, dass sich da nicht genug fähiger Nachwuchs findet.

Evil
11.10.2011, 07:17
Psychosomatiker und Chirurgen gleich zu bezahlen ist absurd.
Meinst Du, Chirurgen müssen Helden-Zuschlag bekommen? :-))

Absolute Arrhythmie
11.10.2011, 09:12
Meinst Du, Chirurgen müssen Helden-Zuschlag bekommen? :-))

Vielleicht sollen ja die Psychosomatiker den Zuschlag bekommen? Verrücktheits-Zuschlag?