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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Sichtung eines Histo-Präparates



Nikoo
03.10.2011, 22:08
Hey,

habe per SUFU nichts gescheites gefunden, hoffe es gibt noch nichts identisches...

Mich interessiert, was ihr so für Vorgehensweisen bei der Sichtung eines unbekannten Histo-Präparates habt (das gleiche gilt sicher auch für die Patho)!

Klappert ihr eine bestimmte Reihenfolge ab, so im Stile eines Katalogs? Wenn ja, wie sehen die abzuarbeitenden Punkte aus? Zieht ihr das ganze von der Färbung her auf?

Ich für meinen Teil hatte (bisher) in den Prüfungen immer das Glück, auf den ersten Blick direkt die richtige Organ/Gewebediagnose stellen zu können. Würde das Ganze aber gerne etwas systematischer angehen, um im "ich hab keinen Plan"-Fall nicht panisch zu werden ;)

Grüße

Serienchiller
03.10.2011, 23:39
Ich machs so:

Als erstes schaue ich mir das Präparat makroskopisch an. Damit kann man schon vieles ausschließen und wenn man die Präparate etwas kennt weiß man oft sogar schon, was man da vor sich hat bevor man überhaupt durchs Mikroskop geschaut hat. Ging mir z.B. im Physikum mit dem Spinalganglion so.

Als nächstes schau ich mir an, wo ich was für Gewebe habe und versuche, das Parenchym vom Stroma zu unterscheiden. Das Parenchym wird dann nochmal genauer untersucht. Und dann eben Schritt für Schritt anhand der typischen Merkmale genauer einteilen. Z.B. erkennt man ja meistens auf den ersten Blick, wenn man eine Drüse vor sich hat. Dann ist die nächste Frage: Was für eine Drüse? Serös, Mukös, Holokrin, etc.? Bei Serös gibt es bei uns eigentlich immer nur Pankreas und Parotis und da schaue ich mir dann an, ob ich Langerhans-Inseln oder zentroazinäre Zellen finde. Danach steht eigentlich die Diagnose schon.

Was sich für mich bewährt hat, ist nicht stundenlang die Bücher zu wälzen sondern ein Präparat nach dem anderen durchzugehen, und zwar ohne dass man weiß was man vor sich hat. Bei der Diagnosefindung kann man dann immer noch nachblättern. Spätestens wenn man den Histokasten zum zweiten oder dritten mal durch hat, kann einen eigentlich nichts mehr schocken.

Fino
04.10.2011, 01:11
So wie Serienchiller. Es ist auch wichtig, nicht gleich in die staerkeren Vergroesserungen zu gehen, sondern erst einmal nach der makroskopischen Betrachtung die naechsthoehere Vergroesserung zu waehlen.

Die starksten Vergroesserungen sollten der Differntialdiagnose dienen, z.B. klaeren, in welchem Abschnitt des Oesophagus man nun ist.

Viel Spass mit Histo / mikroskopischer Anatomie (hat mir damals viel Spass gemacht) :-lesen

schmuggelmaeuschen
04.10.2011, 08:19
ich machs eigentlich genauso und so haben wir es auch in der Ausbildung gelernt
Erst mal makro gucken und dann mit ner Übersichtsvergrößerung um grob ein ordenen zukönnnen um was für ne Art Organ es sich handelt, wo außen und wo innen ist, etc.
Danach gucke ich z.b. bei Hohlorgangen nach dem Wandaufbau, etc.

So grenze ich es immer weiter ein und ganz am Ende gucke ich erst nach spez. Strukturen um mich dann 100% abzusichern.
Außerdem kann man sich dann immer noch etwas retten, wenn man daneben liebt.

Kyutrexx
04.10.2011, 13:41
1. makroskopische Sichtung
Eine Reihe von Präparaten sind dabei absolut eindeutig zuzuordnen (Penis, Ovar mit Corpus luteum etc.).
2. mikroskopische Sichtung bei geringster Vergrößerung
Meiner Erfahrung nach erkennt man in der geringsten Vergrößerung in der Regel jedes Präparat.
3. Prüfungsschema:

a) luminale Organe
- Lumen?
- inneres oder äußeres?
- Ausschlusskriterium: Haut (dort dann Prüfung auf Art und Lage der Haut)
Bei luminalen Präparaten im Kopf durchgehen, was in Frage kommt (Magen-Darm-Trakt, weitere innere Organe).
- Epithel?
- Art des Epithels?

Wenn das geklärt ist:
- Muskulatur (zum Ausschluss), quergestreift oder glatt
- Drüsen
- Arten der Drüsen
- Ausmaß der Vaskularisierung (Beispiel: Vagina-Präparat)

Wenn das geklärt ist:
- Lymphgewebe

b) nichtluminale Organe
- Lumenprüfung negativ -> parenchymales Organ
- Struktur: Septierung, Läppchenbildung oder konfuse oder freie Struktur?
- Homogenität oder Heterogenität der Strukturen (z.B. Plazenta und Hoden)
- treten einzelne anatomische Strukturen vereinzelt auf? (Beispiel: Hassall-Körperchen)
- Ausmaß der Vaskularisierung


So in etwa gehe ich dabei vor.
Das steht aber nicht irgendwie auf nem Zettel und ich sitz jedes Mal mit Liste da ;), das hat sich eher im Laufe des 1. Studienjahres so eingespielt.

Gilt übrigens nich für Neurohistologie - denn die kommt noch ^^.

dos
10.10.2011, 07:54
ein mega-trick ist es auch, das okular rauszunehmen und umgekehrt (also mit der öffnung, wo normalerweise die augen draufliegen) direkt auf die glasscheibe zu legen, dann durch die andere ("scharfkantige") öffnung durchkucken und makroskopisch betrachten. ist dann ja quasi ne lupe.

son zwischending zwischen mit bloßen augen und kleinster vergrößerung betrachten.

:-top:-top:-)):-love:-party:-D

konstantin
10.10.2011, 15:20
Klar. Das ist der Hammertrick. Okular rausnehmen...

dos
10.10.2011, 17:15
deinen sarkasmus kannste dir sparen du hecht, probiers aus anstatt hier rumzumaulen

konstantin
10.10.2011, 17:33
Wenn ich das ausprobiere, war ich die längste Zeit im Histokurs.

Ich weiss nicht, wie es in Berlin läuft, aber hier steht die Todesstrafe darauf, dass Okular "einfach so" rauszunehmen, geschweige denn es irgendwie komisch an das Mikroskop dranzuhalten oder anderen Schabernack damit zu treiben.

dos
10.10.2011, 19:20
also hier ist es so, dass man teilweise kleine strukturen zeigen muss. da bekommt man dann ein zeigerokular. und dafür muss man leider das andere rausnehmen. weil dafür sind okulare auch da.

und schließlich spricht auch nichts dagegen, mal andere sachen auszuprobieren. macht dann irgendwie mehr spaß.

aber einfache regeln für einfache menschen...

Sternenprinzessin
10.10.2011, 20:25
Uns wurde im Histokurs auch gesagt, dass wir das Okular rausnehmen sollen, um z.B. die Übersichtszeichnungen besser anfertigen zu können oder uns generell erstmal einen Überblick zu verschaffen. In Magdeburg haben die Lehrenden damit kein Problem.

Kyutrexx
15.11.2011, 14:34
Ich weiss nicht, wie es in Berlin läuft, aber hier steht die Todesstrafe darauf, dass Okular "einfach so" rauszunehmen, geschweige denn es irgendwie komisch an das Mikroskop dranzuhalten oder anderen Schabernack damit zu treiben.
Hier in MD, wie schon gesagt wurde, eben nicht.

Hier wird das explizit als Untersuchungstechnik beworben und es heißt immer: "Präparat immer erstmal mit dem Okular ansehen und makroskopisch angucken - das gibt meist schon Aufschluss".