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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Review bzw. erlaubte Literatur



Lucida
07.10.2011, 09:19
Hallo,
habe schon die Suchfunktion ausprobiert, bin aber nicht auf das passende gestoßen...
Habe mal irgendwo gelesen, dass man es möglichst vermeiden sollte, reviews etc. in der Dissertation zu zitieren. Weiß leider nicht mehr wo ich das gelesen habe und ob das dann heißt, man darf auf gar keinen Fall welche verwenden?? oder aber, man darf schon, aber besser nur wenige und wenn man ans Original rankommt, natürlich besser das zitieren. ??
Oder ist das von Uni zu Uni unterschiedlich? Habe unsere Promotionsbroschüre etc. durchforstet, aber keine genauen Angaben bekommen. Weiß da jemand was? Wäre :-top !

Rico
07.10.2011, 14:54
In dem Moment indem Du ein Review zitierst, da zitierst Du halt nur eine "zusammenfassende Beurteilung" von jemandem, der die eigentlichen Orginalarbeiten selektiert, analysiert und interpretiert hat... und schließt Dich damit seinen Selektionskriterien, seine Analysemethoden und seiner Interpretation an - auch wenn Du gar nicht immer wirklich weißt ob der auch alle wichtigen Arbeiten berücksichtigt hat, sauber analysiert hat und nicht irgendwas ganz anders interpretiert hat als Du es jetzt tun würdest.
Deshalb ist die Orginalarbeit schon schöner, aber die steht ja praktischerweise im Review drin und solltedann entsprechend leicht zu finden sein.
Außer sie ist von 1950...

surfsmurf
07.10.2011, 17:06
Deshalb ist die Orginalarbeit schon schöner, aber die steht ja praktischerweise im Review drin und solltedann entsprechend leicht zu finden sein. Außer sie ist von 1950...

Und dann sollte sie (im Normalfall jedenfalls) auch nicht zitiert werden...

THawk
07.10.2011, 21:07
Warum nicht? Die Erstbeschreibung einer Methode ist häufig zu zitieren und die ist halt (Natur der Sache) manchmal ein paar Jahre älter.

Meines Erachtens muss man unterscheiden wieso man ein Paper zitiert: Geht es dir darum ein bestimmtes Vorgehen oder eine Meinung mit Leitlinien / Reviews zu untermauern? Dann würde ich die Reviews zitieren, allerdings in der Diskussion im Sinne von "Mustermann et al. halten ein solches Vorgehen für gerechtfertigt [1]". Wenn es dir aber um einen bestimmten Teilaspekt geht, auf den du zwar durch das Review gestoßen bist, aber der eigentlich in einer Primärarbeit veröffentlicht wurde, ist stets die Primärarbeit zu zitieren.

Lucida
12.10.2011, 10:32
Hey, dankel!! :-) Habe das meist auch so gemacht, dass "soundso fanden das auch...", so zur Untermauerung. Mein Problem war unter anderem allerdings manchmal auch, dass ich nicht an das Originalpaper drangekommen bin. Wenn ich jetzt aber einen review-artikel (oder auch mehrere) habe, die das immer wieder erwähnen, habe ich eben notegdrungen auch mal das als Quelle aufgeführt. Oder habt ihr tatsächlich jeden Artikel den ihr haben wolltet und nicht direkt bekommen habt, für 30 Dollar erstanden? Kommt man da doch nicht drum rum? :-oopss

THawk
13.10.2011, 20:04
Wenn ich einen Artikel wirklich nutzen wollte und den wichtig fand habe ich mir den über die Uni-Bibliothek besorgt. Eine Fernleihe kostet keine 30 Dollar wie das Angebot auf den Homepages der Journals. Bei uns wurden diese Kosten über die Bibliothek bzw. die Klinik getragen und nicht an den Doktoranden weitergegeben.

flok
13.10.2011, 20:40
Falls die Unibibliothek eins der exotischeren Journals nicht lizenziert hat, wird man oft bei den MPIs fündig (http://ezb.uni-regensburg.de/fl.phtml?colors=7&lang=de&selected_colors%5B%5D=1&selected_colors%5B%5D=2&bibid=MPG&selected_colors%5B%5D=4)...
Dazu muss man nicht in ein fachspezifisches MPI, den Zugriff haben meiner Erfahrung nach alle (http://www.mpg.de/institute).
Also Ausflug mit Liste und USB-Stick...

Ansonsten kann man einen der Autoren auch direkt anmailen (Mailaddy im Abstract) und mit ein paar netten Sätzen um das Paper bitten.

Lucida
15.10.2011, 10:38
ah, sehr gut, danke! werde ich gleich mal ausprobieren...

XMedicoX
24.11.2011, 08:10
Ich hab noch eine Frage: Was haltet ihr von Zitieren von Reviews in der Einleitung? Selbe Regeln oder kann man da eher Reviews zitieren? grüße

Rico
26.11.2011, 11:46
Die Orginalarbeit ist praktisch immer besser.

XMedicoX
26.11.2011, 22:54
wäre es wissenschaftlich/ethisch verwerflich ein review zu lesen und dann einfach die quellen, die in dem review angegeben sind, in die doktorarbeit rienzuschreiben? viele originalpaper gibt es ja nicht mal in pubmed, weil die von neunzehnhundertirgendwas sind.

naja wahrscheinlich machen das eh alle doktoranden so, weil ich hätte jetzt keine ahnung was das originalpaper zum thema xy ist...

Kandra
27.11.2011, 07:38
Also mir wurde für meine Abschlussarbeit gesagt, dass ich auf jeden Fall Reviews zum Thema lesen sollte, gerade auch am Anfang, weil da die bisherigen Ergebnisse schön zusammengefasst sind und man sich die Paper, die dann für einen von Interesse sind, da gut heraussuchen kann. Man sollte (!) natürlich dann das Paper, dessen Ergebnis man zu verwerten gedenkt (zB für die Diskussion) nach Möglichkeit auch noch selber lesen, man weiß ja nie, was der Autor/die Autoren des Reviews da so alles in die Ergebnisse reininterpretiert haben.

THawk
27.11.2011, 08:16
Natürlich darf und soll man Reviews lesen. Aber ich würde stets versuchen die dort zitierten Paper, sofern du sie direkt in der Diss zitieren willst, zu bekommen. Nicht selten wird die Aussage einzelner Paper sehr "weit" ausgelegt um bestimmte Aussagen im Review zu untermauern. Und manchmal gibt es eben auch in Reviews Zitierfehler. Du wirst deinem Zweitgutachter in dem Fall nie begründen können "Das stand aber in dem Review, dann hab ich das Paper selbst nicht gelesen".
Und mal ehrlich - in 80% der Fälle bekomme ich über unsere Bibliothek ein Paper per Fernleihe innerhalb von <5 Tagen.

McBeal
27.11.2011, 09:23
wäre es wissenschaftlich/ethisch verwerflich ein review zu lesen und dann einfach die quellen, die in dem review angegeben sind, in die doktorarbeit rienzuschreiben? viele originalpaper gibt es ja nicht mal in pubmed, weil die von neunzehnhundertirgendwas sind.

Ich habe mir viele Reviews durchgelesen, um eben zu erfahren, welche Paper sinnvoll sind, habe mir diese aber dann selbstverständlich besorgt. Wie THawk schon schrieb, sind die Zitate manchmal etwas weit hergeholt und es ist sinnvoll, die Zusammenhänge dazu zu kennen. Wichtige alte Paper (man muss natürlich eine Auswahl treffen und nicht alles haben wollen), an die ich sonst nicht rankam, habe ich mir (kostenpflichtig) bei subitodoc bestellt. Das geht vom Preis her. Dadurch habe ich auch Erstbeschriebungen bestimmter Defekte von 1961.
Viel Erfolg!

LG
Ally

XMedicoX
27.11.2011, 11:05
reviews sind toll, alles schön zusammengefasst :) ihr habt recht, die passende literatur hab ich nicht in pubmed, sondern durch das lesen von reviews und dem anschließend durchlesen der angegeben literatur gefunden. die wissenschaftler sind halt total schlau und sind sich logischerweise viel erfahrener mit literatursuche und beschäftige sich vollzeit mit einem thema...

Da hier gleich mehrere erfahrene Leute geschrieben haben: Meine Arbeit geht ist eine Diätstudie mit Auswirkungen auf den Glukosestoffwechsel. Also eher breitgefächert und nicht nur die beziehung eines moleküls mit einem rezeptor. Und Glukosestoffwechsel heißt z.B. welche Auswirkungen auf die Glukoneogenese treten auf. Jetzt habe ich das Problem, dass Teile meiner Einleitung reines Lehrbuchwissen sind. Wenn ich die Auswirkungen auf die Glukoneogenese untersuche, müsste ich dann ja auch kurz die Glukoneogenese erklären oder? Die Duale Reihe Biochemie beschreibt diese ausführlich auf immerhin 3-4 Seiten. Aber ich hab mal gelesen, dass Lehrbuchwissen eigentlich vernachlässigbar ist...

lg

Die Niere
27.11.2011, 12:19
Wenn man sich dann mal wirklich die Mühe macht, die Originalarbeiten heranzuziehen und durchzulesen, die ein Review nutzt, merkt man nicht selten, dass auch der "Wissenschaftler" des Reviews wahrscheinlich von einem anderen "Reviewer" abgeschrieben hat, weil teilweise die im Review beschriebenen Aussagen im zitierten Paper überhaupt nicht vorkommen! Deswegen sollte man immer (wenigstens das Abstract) der Arbeit gelesen haben.

gruesse, die niere

THawk
27.11.2011, 13:20
Im übrigen: Nicht immer muss man für eine Fernleihe etwas zahlen und subito etc. nutzen. Bei uns an der Uni können sich auch die Doktoranden Paper für ihre Arbeit kostenlos über die Unibibliothek besorgen lassen. Einfach mal nachfragen...