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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ein typischer Tag als Medizinstudent?



Feadz
07.10.2011, 14:45
Hallo allerseits,

Da ich schon gespannt auf meine erste Vorlesung warte und mir nur wage ausdenken kann wie der typische Alltag eines Vorklinik-Studenten aussieht, wollte ich euch mal fragen wie es bei euch abläuft.

Hat man ein Privatleben oder lebt man nur für das Studium?
Wann steht ihr morgens auf?
Wann kommt ihr heim?
Bis wann lernt ihr so (regelmäßig, also nicht vor Prüfungen) ?


Freu mich auf eure Antworten :) :-party

Abbygale
07.10.2011, 18:00
Hach, Ersti müsste man nochmal sein, da ist alles noch so scheen :-love *inErinnerungachwelg*

Ich kann Dir ja nur erzählen, wie es bei mir war:

Erstes Semester:
Man geht noch in jede Vorlesung - hat dadurch die Tage recht gut ausgefüllt. Am Wochenende schaut man sich dann nochmal alles an und gut ist. In Berlin waren die Klausuren im ersten Semester: Physik, Chemie, Bio, Histo und Termi. Außerdem noch ein Vortrag in Sozi. Hatte dafür jeweils ein Tag vorher gelernt. Hatte gereicht.

Ändert sich dann mit dem zweiten Semester - denn erst hier fangen die richtigen Vorklik-Fächern an: Anatomie und Präppen, Biochemie I, Physiologie I, PsychSoz und haufenweise Praktika. Ja, und da merkt man erstmal, was es heißt zu lernen. Ich hatte zum Abi Bio-Lk und dachte DAS wäre viel... :-)) Nein, ist es nicht. Irgendwann merkt man, dass der Tag nur 24h hat und das Vorlesungen zwar ne nette Sache sind (zwecks Sozialleben und so), aber am Ende nicht wirklich viel bringen. Man ist genauso wie vorher (wie gesagt: Meine Erfahrund. Kann bei anderen anders ausschauen. Manch kommen vielleicht wirklich mit einen Kopf neuen Wissen raus. Ich nicht :-keks). Also Lerneffekt gleich null.

Also, lässt man die irgendwann sausen und lernt zu Hause. Dabei sieht mein Tag so aus:

Aufstehen um 8, Frühstück und los gehts. Lernen bis eins - Pause für ne Stunden - weiter lernen, je nach Tagesform noch so 4Stunden, manchmal mehr, manchmal weniger.

An Tagen mit Präppkurs u./o. Seminaren (fangen meist gegen Mittag an): Also, frühstücken, zwei Stunden lernen, zur Uni, Zeit dort absitzen (obwohl ich ja Präppen auf innigste liebte und die Zeit auch gerne im Präpsaal verbrachte), nach Hause fahren (gegen 5, hatte auch schon erst um 8 abends Feierabend), sich irgendwie wie von Bus überrollt fühlen, ne Zeit entspannen, was essen, Fernsehen etc. und dann nochmal ein paar Stunden was machen.

Ja, Privatleben und Hobbies kann man haben, wenn man erstmal den richtigen Dreh zwecks Zeitmanagment hat (ja, man muss es leider so nennen). Anders gehts auch nicht - ich glaube, ich würde mit nur Vorlinik (ja, ich nenne es bewusst nicht Medizin) irgendwann austicken...

Gluab mir, du MUSST regelmäßig lernen (auch wenn Dir manche Alfalfa was anderes erzählen wollen - Diffusion durchs Kopfkissen klappt leider noch nicht).

Ansonsten: Zeit gemießem, SPASS haben und sich freuen, dass man all die wunderbaren Details wissen darf :-))

maggi90w
07.10.2011, 20:35
Also ich studiere auch in Berlin, aber bei mir siehts nicht ganz so schlimm aus, wie bei Abby. Am stressigsten fand ich noch das 1. Semester, danach hatte ich mich irgendwie an den Stress gewöhnt und meinen Weg gefunden.

Hat man ein Privatleben oder lebt man nur für das Studium?
Privatleben geht, keine Sorge. Erst wenn es auf's Semesterende zugeht, wird's weniger, aber so richtig komplett eingespannt ist man eigentlich nur die letzten 3 oder 4 Wochen.

Wann steht ihr morgens auf?
Kommt auf den Stundenplan an. Wenn ich kein Seminar am Vormittag habe, dann wenn ich wach werde. Ich lerne eigentlich fast nie vor den Seminaren.

Wann kommt ihr heim?
Kommt auch auf den Stundenplan an. Von 12 Uhr Mittags bis 21 Uhr Abends war eigentlich alles schon dabei.

Bis wann lernt ihr so (regelmäßig, also nicht vor Prüfungen) ?
Also wenn keine Prüfung ansteht lerne ich eigentlich nur so 20-60 Minuten am Tag. Nach 22 Uhr lerne ich nicht mehr.

Also ich finde das Studium eigentlich ganz angenehm (bin kein Überflieger, aber durchgefallen bin ich auch noch nirgends). Pflegepraktikum mit 8 Stunden arbeiten am Tag habe ich als anstregender empfunden, aber das macht ja auch nicht so viel Spaß.

edit: Ach und das mit den Vorlesungen habe ich auch recht schnell gelassen. Bei mir hält sich der Lerneffekt da irgendwie in Grenzen (obwohl manche wirklich gut sind) und wenn du Pech mit dem Stundenplan hast, vertrödelst du auch noch unmengen Zeit.

saipro
08.10.2011, 01:54
Ich glaube, dass es einen typischen Tag einfach nicht gibt.
Ich denke, dass ich nach 5. Semestern schon unterschiedlichste Tage erlebt habe.


Im ersten Semester bin ich in jede Vorlesung gegangen, egal wie schlecht sie auch war. Ich habe jedes Praktikum und jedes Seminar verfolgt und habe alles nochmal am Wochenende nachgearbeitet. Zusätzlich habe ich auch noch jeden Tag 2 Stunden hin und her gependelt. Am Wochenende habe ich mich nicht erholt und nichts mit Freunden gemacht sondern gelernt. Und warum?
Weil ich immer dachte, dass ich nicht genug gemacht habe und alle anderen besser seien als ich! Ich war auch kurz davor das Studium zu schmeißen.

Im zweiten Semester ging es dann besser. Ich hatte das erste Semester zum Glück überstanden und habe in den Ferien nach 4 Wochen Erholung angefangen Vorzulernen für das 2. Semester. Aufgrund dieses Vorsprungs bin ich gut durch alle Veranstaltungen gekommen und habe auch die Vorlesungen nutzen können um noch mehr zu lernen. Auch am Wochenende und während der Woche habe ich Zeit gefunden für Partys und Freunde.

Dann kam das 3. Semester. Ich studiere in Gießen und dort ist das 3. einfach komplett vollgepackt. Neuroanatomie, die ganze Physiologie und Biochemie und dazu noch Seminare morgens um halb 8. Mir ging es glaub ich fast noch nie schlecher als am Anfang dieses Semesters. Ich hatte Angst etwas zu verpassen und besuchte jede Vorlesung um zu erkennen, dass es einfach nicht mehr so weiter ging. Ich hab dann für mich entschieden Biochemie garnicht zu lernen, keine Vorlesung mehr in keinem Fach zu besuchen und den Rest zu absolvieren. Wochenenden waren dennoch komplett überfüllt mit Lernaufgaben. Es lag aber weniger an dem tatsächlichen Stress sondern eher an übertriebenen Erwartungen an mich selber. Das Semester habe ich dann gut gemeistert.

Das 4. Semester ist mir sehr leicht gefallen weil ich ja vorher schon viel gemacht hatte und auch das Physikum war nun ein Leichtes für mich. Ich hatte viel Freizeit und das erste mal Zeit auch nebenbei zu arbeiten und mir etwas mehr Luxus im Leben zu erlauben, was vorher aufgrund von fehlenden BaföG und geringer Föderung durch Eltern nicht möglich war (gering aber eher weil es meinen Eltern nicht möglich war mehr zu geben und nicht weil sie nicht wollten.)

Das letzte Semester war nun das 5.. Ich hab mich gelangweilt, kaum gute Veranstaltungen, Dozenten und Vorlesungen sind immer noch überflüssig und ich frage mich solangsam warum ich überhaupt an einer Uni bin. Zeit für Partys und Erholung ist aber nun genug da. Es fehlt aber der Sinn des ganzen, da alles im klinischen Abschnitt ungenauer wird. Damit meine ich, dass man nun die neuen Fächer garnicht mehr lernen kann. Man merkt sich Fakten für die Klausur und vergisst den Rest.
In der Vorklinik konnte man ein Fach noch richtig lernen und war danach überzeugt etwas zu können. In der Klinik hat man übet 20 Fächer, 13 Querschnittsbereiche, zig Wahlfächer und hat nur Zeit ein Thema mal zu überfliegen.
Famulaturen in den Ferien machen teils Spaß, teilweise sind Sie aber auch einfach nur demotivierend und schrecken vor den Beruf ab weil man erfährt wie wenig Anerkennung man trotz der vielen Arbeit erhält und wie hierarchisch
die gesamte Medizin ist.

Ich habe für mich daher entschieden, dass ich das Studium zu Ende führen werde aber ab sofort mehr Gewicht auf außerfachliche Kompetenzen legen werde, eher mal eine Stunde mehr arbeiten werde und dafür mir einen guten Urlaub können kann, als statt dessen gute Noten in den klinischen Fächern zu bekommen. Mal sehen ob es funktioniert.

Wenn du dir den langen Text von mir nun wirklich angetan hast, dann wirst du erkennen, dass es keinen typischen Alltag eines Medizinstudenten gibt.
Am Anfang wirst du sicherlich fast nur für die Uni leben, aber irgendwann erkennt fast jeder, dass es auch ein Leben jenseits dieser gibt.
Dass es notwendig und erhellend sein kann über den eigenen Tellerrand zu schauen und das Studium zu begreifen als einen Reifungsprozess.
Der Weg des "typischen" Medizinstudenten teilt sich auf. Die einen gehen ins Ausland für 1-2 Semester, die anderen schreiben eine Doktorarbeit. Manche machen auch beides. Ab und an gibt es auch Leute, die nach 8 Semestern nochmal das Fach wechseln.

Lass dich einfach überraschen und lass es auf dich zu kommen.
Ein Tipp von mir: Vergiss nicht deine Hobbies und deine Freunde!
Das klingt so einfach, aber mir wäre es fast passiert, dass ich das vergessen hätte!

Ansonsten viel Spaß beim Studieren :-dafür

Feadz
09.10.2011, 00:01
Danke für die guten Beiträge, habe mir es mehr oder weniger auch so vorgestellt :)
Bin nun sehr gespannt wie meine Zeit als Student aussehen wird :)

Zünder
09.10.2011, 00:53
http://youtu.be/dg7llgwUBIk


Ich fand das traf es manchmal ganz gut...:-))