Facharzt in der Klinik -Arbeitsbedingungen un Co.

[R.P.McMurphy]

Durch die Interviews, die Antworten auf meinen letzen Thread (:-top) und das unzählige Fachwissen, welches hier durch die Foren geistert, konnte ich mir -denke ich - einen ganz guten Eindruck von der Arbeit eines Assistenzarztes verschaffen.

Es wäre natürlich auch interessant zu wissen, wie sich die Arbeit in der klinik später - nach abgeschlossener Ausbildung - ändert.


Wie ändert sich der Charakter der Arbeit? Hat man immer noch ähnliche Abläufe, wie z.b. in den Interviews beschrieben?

Wie sieht es bei den Arbeitszeiten aus?
Sind die Fachärzte noch länger auf der Station, oder kommen sie früher nach Hause (weil man z.b. die Abläufe gewohnt ist und seine Arbeiten schneller erledigt?)

Nimmt die Arbeitsbelastung eher zu (mehr Verantwortung, Betreuung der Assistenten o.ä.) oder ab (weniger fachliche Unsicherheiten, weniger Übertstunden o.ä.)?

Ich hatte immer den Eindruck, dass Fachärzte in der Klinik deutlich mehr arbeiten als in einer Gemeinschaftspraxis (und weniger verdienen).
Aus welchen Gründen bleiben Ärzte (die nicht unbedingt Chirurgen sind) ihr Leben lang in der Klinik?


(Freue mich auf die Antworten und danke euch für euer Verständnis.
Die Fragen mögen euch vielleicht blöd erscheinen, aber dafür habt ihr hier in 5 Jahren viel weniger gejammer ;-) )

[Feuerblick]

Als FACHarzt bist du in der Klinik meistens genau das gleiche Arbeitstier wie vor deiner Facharztprüfung. Wobei du oft zusätzlich noch "Funktions"-Oberarzt spielen darfst, was mehr Verantwortung bei gleicher Bezahlung bedeutet. Länger oder mehr arbeite ich nicht, anders auch nicht...
Als Oberarzt siehts vielleicht anders aus, wobei unsere Oberärzte eher weniger Überstunden machen als die Assistenten.

[R.P.McMurphy]

Was ist der besondere Reiz an der Arbeit in der Klinik?
Warum ziehen das so viele Ärzte einer Niederlassung vor, bei der man mehr verdient und anscheinend oft sogar weniger arbeitet?

[Feuerblick]

Wie kommst du auf die These, dass so viele Ärzte lieber in der Klinik bleiben?

Die Niederlassung alleine birgt ein unternehmerisches Risiko, das heute leider schwer zu kalkulieren ist. Du musst in der Regel einem Kollegen die Praxis abkaufen (incl. Patientenkartei), was ein Heidengeld kostet und dann musst du es hinbekommen, wirtschaftlich zu arbeiten. Das ist bei dem, was die Kassen heute zahlen, nicht mehr so einfach wie vor 20 Jahren... Insofern schließen sich heute eher Ärzte zu einer Gemeinschaftspraxis zusammen oder noch andere lassen sich in einer solchen anstellen.
Dass aber die meisten in der Klinik bleiben nach der Facharztprüfung, halte ich für ein Gerücht...:-nix

[gnuff]

Facharzt hat bei mir bedeutet:

mehr Verantwortung, d.h. ich beaufsichtige in der Regel 1-2 Assistenzärzte zusätzlich zu meinen eigenen Sälen
mehr Aufgaben/Verantwortung, ich bin jetzt verantwortlich für die Sektion Urologie
mehr Kohle, umgerechnet etwa € 1700,- mehr
mehr Freiheit, ich kann meinen Saal führen wie ich will


achso, Niederlassung gibts hier nicht, hat mich aber auch nie interessiert...

[Feuerblick]

Gnuff, du solltest aber erwähnen, dass du NICHT in Deutschland arbeitest...:-top
Hier sinds als Facharzt in der Klinik brutto weniger als 500 Euro mehr Grundgehalt...

[Mano]

Mein Eindruck ist, dass praktisch niemand als Facharzt längere Zeit in der Klinik bleibt.
Entweder man wird Oberarzt oder geht in die Niederlassung. Allenfalls zur Überbrückung oder um noch bestimmte Zusatzbezeichnungen zu erhalten bzw. noch etwas fachlich dazuzulernen (oder mit Lernen überhaupt anzufangen -> Chirugie...) bleiben die Leute in der Klinik.
Natürlich gibt es Ausnahmen: Die superspitzen Atmosphäre in der Abteilung, der megageniale Chef, die Spezialambulanz in der ich vollkommen aufgehe oder eben Leute die sich auf ihrer Assistentenstelle gut eingerichtet haben und dort eben bleiben wollen.
Hängt natürlich auch vom Fach ab - in der Inneren oder in Derma ist es viel naheliegender sich niederzulassen als in der Anästhesie oder Pathologie...