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ehemaliger User_13052016-1
10.10.2011, 18:49
Hallo zusammen!

Also hab folgende Frage - darf man Reviews in der DA benutzen?
Darf man bei der DA auch u.Umständen die herkömmliche Literatur zitieren, z.B. "den Herold" oder so ähnlich?
Oder muss man immer die ältesten Papers rausgraben, wo etwas gemacht wurde?
Welche Literatur ist erlaubt und ist es möglich, durch Nacherzählen und dann die Quelle angeben sich strafbar zu machen, oder muss man immer zitieren, wenn man etwas aus einem Paper nimmt?
LG
Nepo

Rico
10.10.2011, 21:25
darf man Reviews in der DA benutzen?Siehe ganz aktuell auch hier (http://www.medi-learn.de/medizinstudium/foren/showthread.php?t=66050).

Darf man bei der DA auch u.Umständen die herkömmliche Literatur zitieren, z.B. "den Herold" oder so ähnlich?Kommt drauf an, was Du sagen willst.
Wenn Du z.B. darauf hinweisen willst, dass z.B. irgendeine Diagnostik/Therapie, die schon 1950 entdeckt wurde heute eigentlich noch super ist, aber in den gängigen Lehrbüchern nicht mehr erwähnt wird, dann natürlich.
Wenn es Dir nur um die Symptome oder die Diagnostik/Therapieschritte bei der Krankheit um die sich Deine DA dreht geht, dann würd ich eher die entsprechenden Milestone-Papers, also v.a. Erstbeschreibung und aktuelle Leitlinien zu Therapie und Diagnostik bemühen.

Oder muss man immer die ältesten Papers rausgraben, wo etwas gemacht wurde?Nicht immer, nur dann wenn es relevant ist.
Wenn Du z.B. über die endoskopische Blutstillung bei Magenulcera schreibst, dann musst Du nicht zwingend ein Paper von 1850 anführen als man Ulkusblutungen noch mit Eiswassereinläufen behandelt hat, bloß weil es das erste moderne Paper war, das sich mit Magenulzera beschäftigt hat.
Wenn Du aber über verbessertes Outcome unter verschiedenen Therapiemodalitäten schreibst, dann solltest Du zu allen Modalitäten auch ein passende Paper parat haben - auch wenn die schon älter sind.

Welche Literatur ist erlaubt und ist es möglich, durch Nacherzählen und dann die Quelle angeben sich strafbar zu machen, oder muss man immer zitieren, wenn man etwas aus einem Paper nimmt?Sobald Du etwas wörtlich abschreibst musst Du mit Anführungszeichen und Quelle das kenntlich machen.
Was geringfügige Änderungen angeht ist das so eine Sache: eigentlich gilt dass wenn Du nur minimal abänderst à la "... die Genese der Hyperthyreose ... [Müller et al]" --> "... die Ursache der Schilddrüsenüberfunktion .. [Müller et al]" das dann schon nicht ganz sauber ist.
Das ist aber in einer naturwissenschaftlichen Arbeit nicht ganz so tragisch, weil es Dir ja in der Regel nicht um die Formulierung oder den gedanklichen Ductus geht wie in einer geisteswissenschaftlichen Arbeit, sondern "nur" um die Aussage und es ist ja klar, dass das nicht als Deine eigene geistige Leistung verkaufst.
Wenn Du beispielsweise in Deiner Einleitung - wo Du ja den aktuellen Stand des Wissens zusammenfassen sollst und noch wenig weiterführende eigene Gedanken bringen sollst - schreiben willst wie sehr Rauchen die Mortalität erhöht, dann suchst Du ein Paper das das untersucht hat und da steht dann halt drin: "Schlussfolgerung: Rauchen erhöht die Mortalität um Faktor 5."
So... da stehst Du jetzt und willst eigentlich nix anderes sagen als "Rauchen erhöht die Mortalität um Faktor 5"
Also sagst Du es halt "Rauchen erhöht die Mortalität um Faktor 5 [Camel J et al]" - fertig und gut ist. Solange Du keine ganzen Passagen kopierst ist so ein zusammenfassender Satz in Ordnung, der muss jetzt nicht zwanghaft zu "Die Mortalität duch Rauchen und Nikotinkonsum ist um Faktor fünf gesteigert [Camel J] geändert werden, denn dadurch wird die Message auch nicht zu Deiner eigenen geistigen Leistung.
Versuch mal ein Verfahren wie die Messung des Blutzuckers, das in zehntausenden Papers zum Diabetes und in tausenden Doktorarbeiten zu dem Thema schon beschrieben wurde nochmal in komplett neuen Worten zu beschreiben. Das geht gar nicht und ist ja auch nicht Sinn der Sache.
Einen Satz wie "Die Messung erfolgt photometrisch bei 505nm" wie er in quasi jeder Arbeit (in der ein Laborwert bestimmt wird) vorkommt neu zu formulieren ist nicht möglich - solange Du nicht behauptest, Du hättest das Verfahren erfúnden ist das unproblematisch. Das gilt natürlich nicht für komplette Passagen oder das völlige Weglassen der Quelle.
Aufpassen musst Du aber in Ergebnisteil und Diskussion, wo Deine eigenen Erkenntnisse, Gedanken und Interpretationen zu erwarten sind. Wenn Du da Sachen übernimmst, dann musst Du das kenntlich machen und zwar idealerweise direkt nach dem Satz damit klar ist woher das kommt und worauf sich das bezieht.

Aber stand ja auch neulich glaub in der Zeit. Bei den NaWis sind Plagiate weniger das Problem, weil man ja alles mit Daten belegen muss. Es nützt ja nix, wenn ich irgendwem einfach den These abkupfere, sie aber gar nicht mit eigenen Daten untermauern kann - damit kommt man ja systembedingt in einer NaWi nicht weit.
Von daher musst Du eher drauf achten, dass Deine Daten sauber sind.

KingLoui
11.10.2011, 15:41
Also sollte man keine Lehrbücher zitieren??? Habe ich gerade in meiner Einleitung reihenweise gemacht, das wäre ja ganz großartig, wer sagt das?

Coxy-Baby
11.10.2011, 15:53
Hier mal Hinweise für Promovenden an meiner Uni: Hinweise Promotionskommission (http://www.med.uni-magdeburg.de/unimagdeburg_mm/Downloads/Zentrale+Einrichtungen/Dekanat/Informationen+für+Promovenden/Hinweise_Promotionskommission.pdf), "..zitiertes Lehrbuchwissen prinzipiell entbehrlich"

Lucida
12.10.2011, 10:38
Also ich hab auch Lehrbücher ziterit, wenn auch wenige. Aber manche Bücher zu Diagnostik etc., die erst 2010 oder 2011 veröffentlicht wurden sind ja auf dem neuesten Stand. Oft findet man da aber auch die Originalquellen und kann die nehmen. Habe aber in alten übers Internet zugänglichen Dissertationen auch Buchzitate gefunden. Ist aber vielleicht auch von Uni zu Uni unterschiedlich...

KingLoui
12.10.2011, 12:08
Also das ich den Herold nicht zitiere ist klar, aber das man den Ablauf einer Diagnostik beschreibt und dann das zugrunde liegende Lehrbuch angibt, finde ich schon vernünftig.

Danke für die Richtlinie!

Coxy-Baby
12.10.2011, 12:18
Naja man muss ja auch Unterscheiden 1. Lehrbuch (Herold), daraus sollte man nicht zitieren und 2. einer Monographie (Spezielles Diagnostikbuch) denn zweiteres kann man ohne weiteres zitieren......

KingLoui
17.10.2011, 16:34
Habe eben dieses Paper zum Axon-Reflexmechanismus zitiert, passte ganz gut, es ist allerdings schon von 1900. Ist soetwas gern gesehen?

Langley, J, N,: On axon reflexes in the pre-ganglionic
fibres of the sympathetic system, J, Physiol, 25, 364-
398, 1900

wjsl
10.12.2011, 20:07
Laut meiner Info muss Lehrbuchwissen nicht zitiert werden, darf als etablierter Stand der Wissenschaft vorausgesetzt werden.

Wenn ich mir unsicher war, habe ich einfach ein entsprechendes Review herausgesucht; in Übersichtsarbeiten ist die Einleitung meist auch in Hinsicht auf Basiswissen sehr ausführlich. Da wurde ich immer fündig.

Was ich aber zitiert habe, waren Leitlinien, auch in Form von Internetadressen, selbst wenn jene auch Basiswissen enthielten.