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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Deutliche Defizite vorm Examen



ersti
19.10.2011, 00:03
Tach. Kurz zu mir: Bin im PJ 3. Tertial grad begonnen - Pädiatrie - Neonatologie, Motiviert, Zufrieden bis auf s.u., Pflege/Oberärzte nett, man lässt mich viel machen.
Ich hab seit heute das Gefühl, ich hab schwere Defizite für das mündliche Examen. Ich habe Pädiatrie als Wahlfach, bin jetzt schon die 3. Woche auf der Neonatologie also heute war der 12.Tag, und sollte mich mit einer Aufnahme beschäftigen. Zur Anamnese aus der Geburtsklinik, mit Diagnosen/Begriffen Atemnotsyndrom, APGAR, Vorgehen nach Sectio, postnatalem Verlauf hätte ich auch etwas sagen können. Auch die körperliche Aufnahmeuntersuchung konnte ich ohne wichtiges zu vergessen/übersehen durchführen (laut Nachkontrolle der Ärztin, die es mit einem mhm "benotete")
Das war ein Frühgeborenes 36+x mit einem Geburtsgewicht von 2000g, nach 11 Tagen wieder nach Ab- und Zunahme 2000g zu uns verlegt (wusste nicht, dass die erst an Gewicht verlieren, dann wieder das Geburtsgewicht erreichen). Ich sollte jetzt den Ernährungsplan festlegen (nie gemacht): Wieviel ml soll der Säugling in wieviel Einzelmahlzeiten zu sich nehmen, also 6x65ml MM (MM=Muttermilch, wusste ich auch nicht). Dann hat mich die Ärztin gefragt, ...wie man das Gewicht denn steigern könnte, wenn das Kind zu schwach ist zum trinken. "Das weiß ich nicht.". Mehr Proteine zusätzlich geben? - "Nein." -mehr über die Magensonde? - "Nein.".
Ich habe zwar Pädiatrie als Wahltertial, aber bei sowas kann ich wirklich nur sagen "DAS weiß ich nicht." ohne irgendwelche Entschuldigungen, wie "hatten wir nie in der Vorlesung".
Es ist sicher übertrieben, aber am Ende war ich so perplex dass ich das Gefühl hatte sie hätte gesagt "Du solltest nochmal überlegen, ob der Arztberuf wirklich das richtige für dich ist, ob du gut genug dafür bist.", was sie NICHT gesagt hat, das war nur mein Gedanke, wenn ich ihren Gesichtsausdruck jetzt noch vor mir sehe.
Sitzt man im Examen wie im Physikum (nach der klin. Untersuchung) gegenüber und wird z.B. sowas gefragt? Das gehört ja schon zu den Basics Neonatologie (Ernährung) - trotzdem kein einfaches Thema.
Wie schätzt Ihr die Situation ein? Habe ich in dem Fall ein deutliches Defizit? Es gibt nämlich noch andere Dinge, die ich nicht beherrsche wie Säuglingsnahrungen, die verschiedenen Altersgruppen und warum.
Motivation ist ansonsten sehr gut, weil die Pflege nett ist und ich trotz alledem die Materie mag, die Oberärzte mich sogar stechen lassen zum Zugänge legen/Blut abnehmen. Aber ich habe das Gefühl, die Assistenzärztin sieht nur die schlechten Seiten. Das kann doch keine Motivationstaktik sein oder? Ich glaube, sie denkt wirklich ich wäre ungeeignet. Ein ätzendes Gefühl. Bitte schätzt die Situation ein, sind bei diesem Fall tatsächlich Defizite ans Licht gekommen?
*** (Sollte eigentlich kein Fishing for compliments-Thread sein, Sorry).

Ersa
19.10.2011, 06:46
Man kann´s auch übertreiben. Wenn Du im 3. Tertial Pädiatrie stehst und noch die die Begriffe "Apgar" und "BPD" gehört hast, dann hättest Du vielleicht ein Problem. Man darf nicht vergessen, dass Du Student bist und das PJ dazu da ist, dass Du etwas lernen sollst. Und dazu gehören ganz sicher solche Sachen. Also einfach immer fragen, wenn Dir was unterkommt, was Du nicht weißt. Soll sie doch denken, was sie will. Am Ende ist sie ja nicht diejenige, die Dich prüft.

*milkakuh*
19.10.2011, 09:22
Hallo,

ich denke nicht, dass du ein großes Defizit in diesem Bereich hast. Die Grundlagen lassen sich wirklich schnell erlernen. Ich habe selbst schon in der Kinderklinik und in der Milchküche gearbeitet. Viele (junge) Assistenzärzte kennen sich mit der Frühgeborenen- und Säuglingsnahrung zu beginn kaum aus. Da wird schon öfters mal die Milchküchenschwester gefragt. Die gehen nämlich regelmäßig auf Fortbildungen und beschäftigen sich tagtäglich mit der Materie. Unsere Milchküchenschwestern werden von den Ärzten sogar gebeten kurze Fortbildungen für die neuen PJ'ler und Assistenzärzte zu halten. Vielleicht wäre das ja auch eine Möglichkeit. Frag doch mal ganz lieb in der Milchküche nach welche Produkte ihr in der Klinik verwendet und was wann sinnvoll ist.

Ganz kurz aus meiner Erfahrung im Bereich Frühgeborenennahrung:

Säuglinge mit einem Geburtsgewicht unter 1800g erhalten bei uns prinzipiell Frühgeborenennahrung 1 (gibt es nur fertig in Fläschchen) und über 1800g Frühgeborenennahrung 2 (gibt es auch zum Anrühren). Wird die Nahrung angerührt ist die Nahrung probiotisch. Dies soll der so genannten NEC vorbeugen. Erhält der Säugling Spezialnahrung kann diese auch nochmal zusätzlich angereichert werden, sollte die zugeführte Energie pro Mahlzeit nicht ausreichend sein.

Bekommt der Säugling Muttermilch wird den Frühgeborenen häufig FMS (Frauen-Milch-Supplement) zur Energieerhöhung zugesetzt. Reicht die Muttermilch nicht aus kann zusätzlich FG1 oder FG2 zugefüttert werden. In einigen Fällen muss die Muttermilch auch pasteurisiert werden. Am besten mal nachfragen, wie das bei euch in der Klinik gehandhabt wird.

Viel Erfolg fürs mündliche Examen! Kopf hoch, wird schon! :-top

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19.10.2011, 17:50
So ein detailierter Scheiß fragt dich kein vernünftiger Prüfer im Examen und kein IMPP.

Giant0777
19.10.2011, 18:24
also, ich bin grade in der chir/unfallchir. ich werde manchmal auch abgedrehte sachen gefragt ( was ist das jetzt für ne ao-klassifikation,...) manchmal weiss ich es, manchmal eben nicht. wenn es was nicht weiss, sagen sie immer: herr giant, sie können nicht alles wissen, sonst wären sie facharzt und wir überflüssig. :-))
im pj wird man eben auch mal der horizont über das vorlesungswissen hinaus erweitert. das ich das als nicht facharzt dann nicht weiss, ist doch normal. für mich ist es dann einfach ein denkanstoss, mal lese ich es nach, mal eben nicht. ein problem in der mündlichen später sehe ich dabei aber nicht. die basics zu beherrschen ist doch schon schwer genug bei der menge an stoff!

lass dich mal nicht kirre machen, oftmals liegen deine geschilderten probleme eher im zwischenmenschlichen bereich, als an deinem achso schlechten wissen. ausserdem solltest du es als training für ein dickes fell ansehen oder meinst du, nach dem studium haste ausgelernt???:-))

gruss von giant:-))

Feuerblick
19.10.2011, 18:51
Du bist den 12. Tag dort und schaffst locker-flockig einen guten Aufnahmestatus bei einem Baby? Ist doch super! Solche Sachen wie Ernährung und Entwicklungsstadien sind genau diejenigen welchen, die man im PJ lernen sollte. Löcher ruhig mal die Schwestern, was Ernährung angeht - die wissen das oft besser als die Ärzte (gerade heute auf der Neo-Intensiv erlebt). Kopf hoch!

Fr.Pelz
20.10.2011, 21:38
Ach da würde ich mir an deiner Stelle auch keine Gedanken machen, das ist doch nicht dein erstes Tertial, in den anderen wirst du dich doch auch schon mit komischen Fragen rumschlagen haben müssen. Das ist wirklich sehr unterschiedlich was von einm PJler erwartet wird. Bei mir wars so: 1. Tertial Chirurgie: Null Ahnung. Ich fand das Fach immer doof und bei Fragen saug ich mir irgendwas aus den Fingern, trotzdem wurde ich gelobt (was ich echt merkwürdig fand, aber man weiß nie was die für PJler kennen gelernt haben.) 2. Tertial Psychiatrie- ich hab ich hinter die Bücher geklemmt und gelernt und das wurde angemessen aber auch nicht überschwänglich honoriert- genau richtig, fand ich. 3. Tertial Innere gerade aktuell- "Meine" Stationsärztin hat von NICHTS aber auch von garnichts ne Ahnung und fragt mich Dinge nicht um abzufragen sondern weil sie es nicht weiß. Ich komme mir ziemlich blöd vor (meistens weiß ichs nämlich auch nicht) und werd versuchen die Station zu wechseln.

Fazit: Davon würde ich mich an deiner Stelle nicht unterbuttern lassen, sondern auch überlegen was für Motive dahinter stecken können (vorausgesetzt deine Annahmen über ihre Gedanken stimmen) Pädiatrie ist ja ein recht beliebtes Fach und evtl hat sie selber Insuffizienzgefühle und spürt Konkurrenzdruck...

ersti
26.10.2011, 22:16
Soll sie doch denken, was sie will. Am Ende ist sie ja nicht diejenige, die Dich prüft.
Mein Hauptproblem ist/war das zu "copen". Wenn sie mich anschnauzt denke ich oft an Häschen die auf einer Wiese hüpfen und gras mümmeln, --- aber trotzdem ist es schais unangenehm. :-wand
Heute hat sie die Pflege aber auf ähnliche Weise behandelt, vor der Kurvenvisite:
Sie:"ihr hättet mir heute ruhig auch helfen können, musste alles alleine machen!" Pflege: also mich hat niemand um Hilfe gebeten." - Sie: ja, sowas sieht man doch, wo es Arbeit gibt.
Damit kann ich mir sehr gut eine Schaisegal-Einstellung zulegen, denn nach 2 Tertialen überwiegend Lob geerntet zu haben, hab ich Lob von meinen Vorgesetzen nicht mehr nötig. Das macht das Leben um einiges einfacher. Halte mich von jetzt an sowieso mehr an die Pflege, ist in der Neonatologie sowieso für die Praxis besser. Wenn ich z.B. in der Prüfung einen Säugling an- und ausziehen soll, oder Po-Pflege, sowas sieht einfach aus, braucht aber auch Übung.
Ach ja: Sie ist etwas im Rückstand mit ihren Briefen und diesen SAP-Einträgen - erwartet jetzt von mir, ihre Arbeit zu machen. Ich schreib ganz gern Briefe von Patienten die ich kenne, aber da hörts auch auf. Vorallem OHNE BITTE OHNE DANKE! Aber wie gesagt, is mir ab jetzt egal.
Praxis vor Schreibkram meine Devise. Man hat nur ein PJ.
Naja,
Danke für eure Antworten, mir gehts jedenfalls besser. Ich hau mir nicht mehr auf den Schädel und weine paar Minuten, wenn ich nach hause komme. Ein Schritt nach vorne definitiv.

WackenDoc
30.10.2011, 12:16
Siehst- das ist doch ne vernünftige Einstellung.
Und ein PJ is schließlich dafür da, dass man was lernt. Wenn man zu dem Zeitpunkt alles könnte, dann könnte man sich das alles auch sparen und den Studenten gleich nach dem 10. Semester die Approbation geben.
Genauso gibt es zusätzlich zum Basiswissen in jeder Fachrichtung noch spezielle Fragestellungen (wie bei dir wahrscheinlich die Ernährung von Frühchen)- dafür macht man dann ja auch nach x Jahren noch seinen Facharzt, um in genau dem Gebiet Spezialist zu sein.
Wenn man das nach 12 Tagen können soll, könnte man sich die 5 Jahre+ Weitberbildung auch sparen.

Hey, ich fahr grad meine begleiteten Notarzteinsätze und wir hatten vor ein paar Tagen nen Status epilepticus. Da hatte ich bei der Narkoseeinleitung auch erstmal nen größeres Fragezeichen im Gesicht. Ist auch als Nicht-Anästhesistin nicht gerade mein täglich Brot. Zum Glück hatte ich ne nette Kollegin, die das dann in die Hand genommen, aber mich trotzdem nicht ausgeschlossen hat. (Die hatte auch vorher nochmal in ihrem Buch nachgeschaut, ob wir noch andere Möglichkeiten haben). Die hätte mich prinzipiell auch anmotzen können, dass ich das mal langsam selber können muss (hab nicht mehr viele Einsätze bis zur Fachkundereife). Sie hat gesagt, dass das kein Problem wäre, zumal nen Status echt selten ist und es überhaupt kein Problem ist entweder nochmal nachzuschlagen oder nach Möglichkeit jemand mit mehr Erfahrung ran zu lassen.

Also mach dir keinen Kopp- irgendwas weiss man immer nicht. Gibt immer Kollegen, die ganz gerne vergessen, dass sie selber mal Anfänger waren.
An so Punkten wie speziellen Ernährungsformen wird dein Examen sicher nicht scheitern.

gyrasehemmer
30.10.2011, 12:52
aaaaaaaa

WackenDoc
30.10.2011, 13:39
Und nicht wundern, wenn das gleiche Insuffizienzgefühl nochmal am Anfang deiner Assistenzarztzeit kommt und ggf. ältere Kollegen oder OAs komisch reagieren.
Es ist einfach nochmal ein Schritt, wenn man plötzlich selber die Verantwortung hat.

Captain Karacho
31.10.2011, 14:30
So ein detailierter Scheiß fragt dich kein vernünftiger Prüfer im Examen und kein IMPP.
:-meinung

Fino
31.10.2011, 15:47
Ernaehrungsplaene fuer Fruehgeborene sind keine solide Wissenschaft, sondern variieren von Haus zu Haus.

Ich habe in drei verschiedenen NICUs gearbeitet, und jede NICU hatte ihre eigene Vorgehensweise, wieviel die Fruehchen wovon wie oft bekommen.

Selbst die Altassis guckten da erst mal in die Richtlinien der jeweiligen Abteilungen und fragten oft bei der Pflege nach. Die einzigen Aerzte, die sich wirklich sicher damit auskannten, waren zum einen die Chefs und zum anderen die Uraltassis (7./8. Wbj.), die sich in einem gesonderten Weiterbildungsprogramm fuer Neonatologie befanden.

Was ich jetzt schreibe, wird Dir wahrscheinlich nicht viel nuetzen, aber PJler in Grossbritannien kommen nur fuer ein paar Tage auf die Neonatologie. Dort sollen sie einen Eindruck davon bekommen, was fuer Probleme die Babies und ihre Eltern haben, sie fuehren ein paar baby checks unter Aufsicht durch und mehr nicht!

Selbst im ersten Jahr nach Examen duerfen die Aerzte nur auf den Nicht-NICU-Bereichen der Neonatologie eingesetzt werden.

Vielleicht stellen meine Schilderungen Deine "Defizite" (die bei einem PJler keine sind) in ein ganz anderes Licht.

Mein Rat:

- guck Dir die Newborn Life Support Guidelines an

- uebe Gespraeche mit Angehoerigen

- lies Dir was ueber Neugeborenenscreening an (viel sinnvoller als Ernaehrungsplaene fuer Fruehchen auswendig lernen zu wollen)

- Baby checks

- schoen viel fragen und das Wissen und die Erfahrung aller, nicht nur der Aerzte, nutzen

Sollte die Assistenzaerztin, von der ich den Eindruck habe, dass sie ziemlich gestresst und vielleicht auch ueberfordert ist, so weitermachen, kannst Du Dich an einen der anderen Aerzte wenden und um Rat bitten, wie Du damit umgehen solltest (kommt besser an, als wenn Du Dich direkt beschwerst)