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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Begabung nicht gebrauchen können?



Spark
24.10.2011, 17:19
Ich denke gerade über Begabungen nach. Selber bin ich wohl eher im Normalfeld zu finden, nicht dumm, Auffassungsgabe ganz gut, und bei komplexen Sachen muss Fleiss und Hartnäckigkeit hinzu kommen, sonst wird das nix. :-))

Neulich hatte ich nun Klassentreffen, und habe da jemanden wieder getroffen der in meinem Umgangskreis als Schüler recht beliebt war, aber nach dem Abi bald von der Bildfläche verschwunden ist. Wie sich herausstellte hat dieser Mann drei Anläufe im akademische Bereich gemacht, hatte dann eine ziemliche Krise und ist heute berulich untergekommen in einem Realschülerberuf, wo er allein, mit recht hoher Verantwortung und abwechselnd Stress und totaler Ruhe seine Schichten macht. Nicht ohne Reue, aber er meinte das funktioniere eben für ihn und das andere nicht. Mich hat das irgendwie berührt weil er es zweifelsohne verdient hätte, sich auf höherem Niveau einzubringen, und auch weil mein Grund für ein spätes Studium auch da zu suchen ist dass ich das Gefühl hatte, ich schulde mir mehr als meinen alten (ebenfalls nichtakademischen) Beruf. Dieser Mensch nun scheint sich dasabgeschminkt zu haben.

Das verrückte ist: er fiel mir damals schon als sehr intelligent auf. Der Eindruck ist auch immer noch da. So ganz leicht hatte er es zuhause wohl nicht, aber er galt eigentlich bei allen Mitschülern und Lehrern als ziemlich wacher Kopf. Besonders Menschen und Vorgänge hat er immer gut durchschaut.

Im völligen Kontrast dazu unser alter Freund H., schon immer ein Sunnyboy aus wohlhabendem Hause, der eigentlich die ganze Oberstufe lieber surfen war und der trotz Normalo-Gehirn, ausbaufähigem Arbeitsethos und reichlich Ablenkung ein recht komplexes Studium (Vermessungsingenieur) durchgezogen und darin auch Karriere gemacht hat. Oder S., der eher unter bauernschlau fällt, aber Ingenieur wurde und einen fetten Posten bei einer führenden Windenergiefirma hat. Auch kein Technologiefeld was man sich mal eben ersitzt.

Okay, die Blickdiagnose wäre jetzt: Hochbegabt, aber sozial nicht kompatibel, daher seine Talente nicht genutzt. Finde ich aber bisschen billig, weil er eher eigen als ausgegrenzt war. Kein Autist oder Sozial-Klaus.

Kennt Ihr auch so Fälle wo man sich wundert wie easy es bei manchem aussieht, und andere kommen irgendwie nie richtig in die Gänge?

Kackbratze
24.10.2011, 21:16
Mich wundert immer, wofür manche Menschen ihre Gedanken verschwenden.
Solange der Gegenüber glücklich ist mit dem was er tut ist es mir egal, ob er sein gedeutetes Potential verschleudert oder über seinem gedeuteten Potential agiert.
Man sieht nicht in den Menschen hinein, weswegen man sich da keine echte Meinung zu erlauben kann und sollte.
"Sunnyboy aus wohlhabendem Hause", "war beliebt" und auch deine Hirnbeurteilungen sind so oberflächlich, dass ich mich frage, ob Du auch deine Bücher zu Hause nur nach dem Einband beurteilst.

medizininteressiert
24.10.2011, 22:17
Es kostet viel Überwindung nicht über den anderen zu urteilen, allerdings ist es der richtige Weg. Aus meiner Sicht hat das viel mit Erwachsensein zu tun, dass ständige Mobbing, Lästern und Urteilen aufzugeben. Am Ende ist es sowieso nur Neid, Missgunst und weniger Mitgefühl, Freude, Anerkennung. Die Zeit ist dafür zu kostbar. [-::-]

Lightning_Bolt
24.10.2011, 23:02
Stell Dir vor dass es Menschen gibt die trotz ungeheurem Potentials in bestimmten Bereichen anderweitig ihr Glück versuchen, weil Sie vllt. im Innersten andere Interessen haben?

Jeder hat eine andere Vorstellung von Selbstverwirklichung. Und diese muss ja erst einmal im Verlauf der Zeit vom Übergang des Stadiums Rotznase zum Erwachsenen reifen. Gut Ding' will halt weilen.

Mehrere Anläufe, ein gescheitertes Studium - vllt. Ausdruck fehlender Überzeugung von dem was er macht? Man muss 100% hinter seiner Sache stehen, ansonsten fehlt die Leistungsbereitschaft und Aufopferung. Vielleicht hat sich der Kollege zu viel von anderen reinreden lassen und nicht auf sein eigenes Bauchgefühl gehört?

Und stell Dir vor, es gibt Menschen mit beruflicher Tätigkeit auf Realschul-Niveau, mit denen man gerne zusammen ist, weil sie zuverlässig und menschlich gold wert sind. Berufliche Referenz ist da scheiß egal.

Darüber zu spekulieren warum jemand "gescheitert" sei (=warum überhaupt scheitern, nur weil man den zu hohen Erwartungen nicht entspricht) ist bullshit.

Vllt. hatte er ein Burn-out nach der Schule? Vllt. mangelte es ihm an Dingen aus seiner Jugend? Vllt. hatte er wenig Sex? Oder gar zu viel. Oder einfach nur die Schnauze voll?

Geh lieber lernen oder trainieren. Oder die Wohnung aufräumen, ist bei weitem produktiver als sowas. :-meinung


Ich denke gerade über Begabungen nach. Selber bin ich wohl eher im Normalfeld zu finden, nicht dumm, Auffassungsgabe ganz gut, und bei komplexen Sachen muss Fleiss und Hartnäckigkeit hinzu kommen, sonst wird das nix. :-))

Neulich hatte ich nun Klassentreffen, und habe da jemanden wieder getroffen der in meinem Umgangskreis als Schüler recht beliebt war, aber nach dem Abi bald von der Bildfläche verschwunden ist. Wie sich herausstellte hat dieser Mann drei Anläufe im akademische Bereich gemacht, hatte dann eine ziemliche Krise und ist heute berulich untergekommen in einem Realschülerberuf, wo er allein, mit recht hoher Verantwortung und abwechselnd Stress und totaler Ruhe seine Schichten macht. Nicht ohne Reue, aber er meinte das funktioniere eben für ihn und das andere nicht. Mich hat das irgendwie berührt weil er es zweifelsohne verdient hätte, sich auf höherem Niveau einzubringen, und auch weil mein Grund für ein spätes Studium auch da zu suchen ist dass ich das Gefühl hatte, ich schulde mir mehr als meinen alten (ebenfalls nichtakademischen) Beruf. Dieser Mensch nun scheint sich dasabgeschminkt zu haben.

Das verrückte ist: er fiel mir damals schon als sehr intelligent auf. Der Eindruck ist auch immer noch da. So ganz leicht hatte er es zuhause wohl nicht, aber er galt eigentlich bei allen Mitschülern und Lehrern als ziemlich wacher Kopf. Besonders Menschen und Vorgänge hat er immer gut durchschaut.

Im völligen Kontrast dazu unser alter Freund H., schon immer ein Sunnyboy aus wohlhabendem Hause, der eigentlich die ganze Oberstufe lieber surfen war und der trotz Normalo-Gehirn, ausbaufähigem Arbeitsethos und reichlich Ablenkung ein recht komplexes Studium (Vermessungsingenieur) durchgezogen und darin auch Karriere gemacht hat. Oder S., der eher unter bauernschlau fällt, aber Ingenieur wurde und einen fetten Posten bei einer führenden Windenergiefirma hat. Auch kein Technologiefeld was man sich mal eben ersitzt.

Okay, die Blickdiagnose wäre jetzt: Hochbegabt, aber sozial nicht kompatibel, daher seine Talente nicht genutzt. Finde ich aber bisschen billig, weil er eher eigen als ausgegrenzt war. Kein Autist oder Sozial-Klaus.

Kennt Ihr auch so Fälle wo man sich wundert wie easy es bei manchem aussieht, und andere kommen irgendwie nie richtig in die Gänge?

emergency doc
25.10.2011, 11:29
Stellt Euch mal vor, es gibt Leute, die sind GLÜCKLICH in einem Beruf mit "Realschul-Niveau". Ein akademischer Beruf ist NICHT die Insel der Glückseligkeit, und man ist KEIN Versager, wenn man Nicht-Akademiker ist.
Offenbar gibt es aber Leute, die diese einfachen Weis- und Wahrheiten nicht kennen (wollen). :-peng

Spark
25.10.2011, 18:54
Oberflächlich? Scheitern, urteilen? Wer urteilt hier eigentlich bzw. wertet ab was Thema ist?

Dann bitte mal ganz saubere Zitate wo Ihr das lest.

Da oben steht nämlich das Gegenteil vom dem was Ihr hier rausrotzt.

emergency doc
25.10.2011, 19:57
...und ist heute berulich untergekommen in einem Realschülerberuf, wo er allein, mit recht hoher Verantwortung und abwechselnd Stress und totaler Ruhe seine Schichten macht. Nicht ohne Reue, aber er meinte das funktioniere eben für ihn und das andere nicht. Mich hat das irgendwie berührt weil er es zweifelsohne verdient hätte, sich auf höherem Niveau einzubringen, und auch weil mein Grund für ein spätes Studium auch da zu suchen ist dass ich das Gefühl hatte, ich schulde mir mehr als meinen alten (ebenfalls nichtakademischen) Beruf. Dieser Mensch nun scheint sich dasabgeschminkt zu haben...

:-nix Im Prinzip les ich das DA raus...
:-meinung

epeline
25.10.2011, 20:11
also ich find sparks ausführungen jetzt nun echt nicht so tragisch.

und jetzt hier zu zitieren, wie er schreibt was er selber will, wenn ihr in einem atemzug erzählt, dass man jedem sein glück lassen soll, ist jetzt auch nicht einwandfrei ;-)

ehemalige Userin 24092013
25.10.2011, 20:21
:-nix Im Prinzip les ich das DA raus...
:-meinung

Ich les das da net raus. Liegt aber vielleicht daran, dass ich nie eine wahre Begabung an mir entdeckt habe und in einem dieser Realschulberufe tatsächlich weitesgehend zufrieden bin.

Ach ja, es macht mir übrigens verdammt viel Spass, Leute zu frisieren, zu schminken, Fuss- oder Handpflege zu machen.
Es macht einfach nur so Spass und nur all zu oft sage ich: in meinem nächsten Leben werde ich ne Kombi aus Frisörin und Kosmetikerin oder so...vielleicht ist das ja am Ende meine echte Begabung und ich verschwende diese beim Hüten von NArkosen....:-nix.

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25.10.2011, 21:04
Spark - ich glaube, ich weiß was du meinst - mir schweben ähnliche Geschichten von Bekannten beim Lesen vor... Im Übrigen lese ich da jetzt auch keine Abwertung anderer Berufsgruppen/Ausbildungsniveaus/Whatever heraus, wie andere Leser meinen...
Soviel vorweg.

Meine Idee dazu, am Beispiel deines "Sunnyboys":
Im Leben gibt es laufend Momente bei denen man sich besser "gut verkaufen" muss, um richtig was zu reißen. "Gut verkaufen" ist aber mehr als reine Eloquenz, Optik etc.
Die Schlüsseleigenschaft, die der Gegenüber am meisten spürt ist letzlich -denke ich- Souveränität/Selbstsicherheit/Gelassenheit.
Diese Charakterzüge basieren u.A. auf zu aller Zeit erlebte materielle Absicherung (hier: Elternhaus), frühe Erkenntnis der Selbstwirksamkeit (überwiegend positives soziales Feedback) und Ähnlichem.

Dieses "Ich will das", "Ich zeig's denen" fehlt vllt. der von dir geschilderten Person :-)

gnuff
25.10.2011, 21:43
:-nix Im Prinzip les ich das DA raus...

dito...

Siebenschläfer
25.10.2011, 22:41
dito...
Ich nicht. Ich verstehe, was Spark meint. Er hats vielleicht ein wenig ungeschickt formuliert...

Ich hatte eine superintelligente Mitschülerin, Gymnasium+Matura mit Bestnoten, heute spielt sie auf der Strasse Gitarre und verdient so ihren Lebensunterhalt. Aber sie ist glücklich dabei...

Das Problem bei solchen Lebensläufen ist, dass wir schockiert sind, dass wir Mühe haben, wenn andere nicht den sonst so üblichen Weg beschreiten, nicht ins Schema X passen...

LasseReinböng
25.10.2011, 22:47
Ich finde Sparks Beitrag nicht abwertend, eher naiv, als ginge es im Leben vordringlich darum, beruflich das Maximum aus sich herauszuholen.

Beispiele findet man ja schon im Studium:

Warum wird z.B. Mitstudent Y Allgemeinarzt, er war doch schließlich im Studium so gut und hätte an der Uniklinik Karriere machen können.

Warum arbeitet Mitstudentin X jetzt beim Gesundheitsamt - sie hatte doch so eine gute Diss. und hätte eine Starchirurgin werden können...:-) etc. pp.

Vielleicht, weil es ihnen einfach gefällt ?

Karriere hat immer auch ihren Preis ( höhere Verantwortung, weniger Zeit für Freunde, Familie usw.) den nicht jeder bereit ist zu zahlen.
Außerdem hält das Leben noch andere Herausforderungen für einen parat - familiäre Verpflichtungen, gesundheitliche, psychische Tiefschläge usw., die dafür sorgen, daß das Leben nicht so planbar ist, wie es scheint.