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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Medizin Ja oder Nein? Pro/Kontra



amigo89
27.10.2011, 02:14
Hallo zusammen,

ich habe vielleicht eine ungewöhnliche Frage, ich weiß nicht ob ich Medizin studieren soll, also Arzt werden soll, oder nicht. Ich bin unentschlossen und würde mal gern eure Meinung hören. Es gibt Tage, an dennen Wünsche ich mir am meisten diesen Beruf als Traumberuf in meinem Leben nachgehen , dann gibt es Tage an dennen ich es mir überhaupt nicht vorstellen kann.
Ich möchte gerne mal meine Gedanken äußern und eine Pro und Kontra Liste für oder gegen ein Medizinstudium erstellen, um mal eure Meinungen zu hören, wie ihr mit diesen Argumenten umgeht und euch trotzdem für ein Studium der Medizin entscheidet.
Die Kontraargument sind größer, das bringt mich so stark ins schwanken.

Kurz zu meiner Person, bisher Fachabitur mit nem 2,0 Schnitt, z.Zt. Student der Informatik im 2. Semester ohne großes Interesse am weitermachen.
Es würde also bedeuten, dass ich mein Abitur in 1-2 Jahren nachholen muss, natürlich auch mit nem 1,x Schnitt, sonst wäre es ja umsonst!! Also eine große Hürde, die ich aufnehmen müsste um den Weg zu gehen, deshalb sollte dieser gut überlegt sein.

Ebenfalls möchte ich noch anmerken, dass ich z.Zt. psychisch erkrankt und in Behandlung bin...

Pro:

- Heilen! Die Möglichkeit haben mit Menschen zu arbeiten, dennen helfen zu können
- Kein "sinnloser Beruf", also ein Beruf der Würde und Ehre hat, kein Versicherungsvertreter der Leuten irgend ein Scheiss andreht. Ein ehrlicher Beruf!
- Ein Ansprechpartner zu sein, für Leute die Hilfe benötigen... wirkliche Hilfe.
- Ein gewisser Status, höheres Ansehen wie bei anderen Berufen.
- Das Medizinische Wissen interessiert mich sehr, die Biologie des Menschen, sowie die Erkrankungen und Therapiemöglichkeiten. Ein für mich sehr interessantes Themengebiet


Kontra:

- sehr langer Weg -> 1-2 Jahre Abi nachholen mit der Vorgabe 1,x Schnitt -> 7 Jahre Universitätsstudium, 5-7 Jahre FA Ausbildung. Also locker nochma 15 Jahre bis man FA ist. Dann wäre ich 37 Jahre.
- Mit dem Thema Krankheit, Leid und Tod tagtäglich konfrontiert zu werden. Also die Schattenseiten im Leben jedentag mitzubekommen, Angst davon kaputt zu gehen. Wie oben erwähnt, bin ich psychisch etwas vorbelastet, könnte das vielleicht mein AUS in diesem Beruf heißen? Hat der Beruf des Arztes eine 100x stärkere psychische Belastung, wie manch andere Berufe? Lernt man damit umzugehen?
- Arbeitsverhältnisse, Verantwortung und Bezahlung. Ich weiß nicht genau, ob es ein Gerücht ist, dass Ärzte eine 70 Stunden Woche haben, aber man hört es immer wieder, wäre schön vielleicht eine Aussage eines Assitenzarztes hier zu bekommen. Stimmt das Gehalt? Was verdient ein Assitenzarzt und ein Facharzt i.d.R. ?
- Angst Fehler zu machen, Menschenleben damit zu gefährden oder sogar zu beenden, Fehler im Büro gibt es sicherlich viele, aber die sind nicht so fatal.
- Vielleicht auch einen gewissen Eckel gegenüber Gerüche, Flüssigkeiten, die aus so manchen Menschen herrauskommen. Vielleicht auch, dass man Schocks erlebt, was schlimme Fälle, wie z.B. zerfetze Körperteile oder ähnliches bei Unfällen angeht.
- Heftigere Hirachien, wie bei anderen Berufen? Wird dem Mediziner auch nachgesagt...
- Wenn man sich zu diesem Beruf entschieden hat und man erst recht spät merkt, dass es nichts ist, gibt es nicht viele Alternativen, um in einen ähnlichen Beruf auszuüben. Bsp: Informatik, wenn man nicht mehr programmieren möchte, wird man halt Netzwerkadministrator, oder Lehrer oder sonst was. Als Arzt, alternativen?


Das wären eig. so erstmal die Argumente die mir einfallen würden, ich würde mir gerne wünschen, darüber zu diskutieren. Wie seht ihr diese Argumente, wie könnt ihr es für euch vereinbaren? Vielleicht könnt ihr zu verschiedenen Kontraargumenten, eine andere Sicht beitragen. Ich freu mich auf eure Meinungen!

Mfg
amigo

konstantin
27.10.2011, 06:41
Solche Themen gibt es in diesem Forum wie Sand am Meer. Betaetige doch einmal die Suchfunktion, da findest du dann noch ganz viele Meinungen zu dem Thema.

Das Fazit liegt auf der Hand: Jeder ist seines Glueckes Schmied. Es kann dir niemand diese Entscheidung abnehmen. Und es kann dir auch niemand garantieren, dass du am Ende mit dieser Entscheidung nicht eventuell ungluecklich wirst.

Mach Praktika, unterhalte dich mit (angehenden) Aerzten und schau hier im Forum rum. So kannst du massig Informationen sammeln, an Hand derer du dir ueberlegen kannst, ob du den Schritt tatsaechlich wagen solltest oder nicht.


Wenn man sich zu diesem Beruf entschieden hat und man erst recht spät merkt, dass es nichts ist, gibt es nicht viele Alternativen

Ganz im Gegenteil! Das Medizinstudium ist sicherlich keine Einbahnstrasse, an dessen Ende man nur Arzt sein koennte und nichts anderes. Tatsaechlich gibt es kaum ein Studium, mit dem du letztendlich so vielfaeltige Moeglichkeiten hast wie mit dem der Medizin. Von der Grundlagenforschung bishin zum Versicherungsberater ist da eigentlich alles drin.

Kackbratze
27.10.2011, 06:55
Schöne Kombination bei Dir:
PRO: heilen
CONTRA: mit Krankheit und Tod konfrontiert werden.

Heilen ohne Krankheit gibts nur bei Handauflegern und Homöopathen...

LotF
27.10.2011, 12:32
Pro:

- Heilen! Die Möglichkeit haben mit Menschen zu arbeiten, dennen helfen zu können
Gibt genügend Krankheiten, die man nicht heilen kann und manchmal ist fraglich, ob es nicht einfach besser gewesen wäre die Menschen sterben zu lassen...

- Kein "sinnloser Beruf", also ein Beruf der Würde und Ehre hat, kein Versicherungsvertreter der Leuten irgend ein Scheiss andreht. Ein ehrlicher Beruf!
Würde und Ehre? Gibt genügend verlogene Ärzte, die OPs durchführen, die nicht von nöten wären, um sich zu bereichern oder nicht das beste Medikament verschreiben, weil sie von der Pharmalobby bestochen werden. Zudem ist die Ärzteschaft an sich auch keine kleine Lobby und tut nicht immer das Beste, was man sich erdenken könnte.
- Ein Ansprechpartner zu sein, für Leute die Hilfe benötigen... wirkliche Hilfe.
Du meinst die, die dich Nachts um 3 aus dem Bett holen, weil sie sich in den Finger geschnitten haben und das Pflaster durchgeblutet ist?
- Ein gewisser Status, höheres Ansehen wie bei anderen Berufen.
Gibt genügend andere Berufe, die ein höheres Ansehen mit sich bringen. Dazu gab es erst vor ein paar Tagen eine neue Statistik.
- Das Medizinische Wissen interessiert mich sehr, die Biologie des Menschen, sowie die Erkrankungen und Therapiemöglichkeiten. Ein für mich sehr interessantes Themengebiet.
und dann kommt man dazu Informatik anstatt Biologie/Humanbiologie zu studieren - interessant.


Kontra:

- sehr langer Weg -> 1-2 Jahre Abi nachholen mit der Vorgabe 1,x Schnitt -> 7 Jahre Universitätsstudium, 5-7 Jahre FA Ausbildung. Also locker nochma 15 Jahre bis man FA ist. Dann wäre ich 37 Jahre.
Kannst auch dein Studium jetzt durchziehen, wären auch nur noch 2 Jahre, hast einen höheren Abschluss und eine nicht ganz so krasse NC Vorgabe. Hinzu kommt: es sind etwas über 6 Jahre und die Facharztausbildung dauert 3-8 Jahre. Mit der kürzeren Variante wärest du dann eher 33.
- Mit dem Thema Krankheit, Leid und Tod tagtäglich konfrontiert zu werden. Also die Schattenseiten im Leben jedentag mitzubekommen, Angst davon kaputt zu gehen. Wie oben erwähnt, bin ich psychisch etwas vorbelastet, könnte das vielleicht mein AUS in diesem Beruf heißen? Hat der Beruf des Arztes eine 100x stärkere psychische Belastung, wie manch andere Berufe? Lernt man damit umzugehen?
Wäre traurig, wenn man es nicht lernen könnte. Aber klar, manche gehen damit besser um als andere.
- Arbeitsverhältnisse, Verantwortung und Bezahlung. Ich weiß nicht genau, ob es ein Gerücht ist, dass Ärzte eine 70 Stunden Woche haben, aber man hört es immer wieder, wäre schön vielleicht eine Aussage eines Assitenzarztes hier zu bekommen. Stimmt das Gehalt? Was verdient ein Assitenzarzt und ein Facharzt i.d.R. ?
Naja, es kommt immer darauf an, was man selbst draus macht und erreichen möchte. Gesetzl. darfst du regulär gar nicht mehr als 48h arbeiten. Einstiegsgehalt (Gesamteinkommen) als Assi liegt bei rund 50k, Facharzt in Oberarztposition bei rund 70k
- Angst Fehler zu machen, Menschenleben damit zu gefährden oder sogar zu beenden, Fehler im Büro gibt es sicherlich viele, aber die sind nicht so fatal.
kommt auf den Job darauf an, ob Fehler nun fatal sind oder nicht. Angst davor sollte man zumindest nicht haben, denn dann macht man i.d.R. erst Recht welche.
- Vielleicht auch einen gewissen Eckel gegenüber Gerüche, Flüssigkeiten, die aus so manchen Menschen herrauskommen. Vielleicht auch, dass man Schocks erlebt, was schlimme Fälle, wie z.B. zerfetze Körperteile oder ähnliches bei Unfällen angeht.
soll Leute geben, die letzteres sogar eher positiv sehen...
- Heftigere Hirachien, wie bei anderen Berufen? Wird dem Mediziner auch nachgesagt...
naja. Krankenhäuser hinken modernen Strukturen in etwa 10 Jahre hinterher, aber auch da ist Bewegung drin.
- Wenn man sich zu diesem Beruf entschieden hat und man erst recht spät merkt, dass es nichts ist, gibt es nicht viele Alternativen, um in einen ähnlichen Beruf auszuüben. Bsp: Informatik, wenn man nicht mehr programmieren möchte, wird man halt Netzwerkadministrator, oder Lehrer oder sonst was. Als Arzt, alternativen?
Politiker, (Unternehmens-)Beratung, Medizincontrolling, Forschung, ...


Allgemein finde ich ja, dass dein Post etwas blauäugig und unvorbereitet klingt. Viele Fragen hättest du dir bspw. auch mit einem Blick in aktuelle Statistiken selber beantworten können und wie schon bereits gesagt: dieses Thema wird alle paar Monate einmal irgendwo totdiskutiert.

PrinzessinAmygdala
27.10.2011, 16:02
Also man sollte sich schonmal einen guten Einblick verschafft haben. Ein Praktikum im Krankenhaus ist daher meiner Meinung nach Pflicht.
Jemand der nicht weiß wie er mit Krankheit und Tod umzugehen hat - mmh ja - wieso willst du dann Arzt werden? Ist doch klar, dass man sich mit Krankheit beschäftigen muss. Mal mit schweren, mal mit leichten. Da sollte man schon psychisch stabil sein. Genauso sollte man Stress abkönnen. Es wird - gerade als Assistenzarzt - viel abverlangt. Zeitdruck ist da nicht selten, genauso wenig wie Überstunden. Natürlich gibt es auch jede Menge positive Seiten. Wie gesagt reinschnuppern.
Und wenn man sich zu usnicher ist, sollte man es bleiben lassen. Das Fach ist viel zu sehr überlaufen, als dass man Studienplätze an Halbherzige verschwenden sollte. Ist zumindest meine Meinung. Andere sind schließlich 100% überzeugt und warten ewig, auch wenn das keine Durchhaltegarantie ist. Aber diejenigen beißen sich mehr durch, weil sies wirklich wollen.

Fazit: realistischen Eindruck verschaffen per Praktikum. Und wenn du dann noch überzeugt bist, kannst du dein 1er Abi wagen. Ohne 1er Abi kannst du locker nochmal 6-7Jahre Wartezeit draufrechnen. Da sollte man schon 100%ig wissen, ob man Arzt werden will.

Gesocks
27.10.2011, 19:12
[...] Jemand der nicht weiß wie er mit Krankheit und Tod umzugehen hat - mmh ja - wieso willst du dann Arzt werden? [...]Die Frage erschließt sich mir überhaupt nicht. Von keinem Studienanfänger kann man hinreichend Lebenserfahrung erwarten mit Krankheit und Tod umgehen zu können. Erst recht nicht in Dimensionen, mit denen man's als Arzt (je nach Fachrichtung) zu tun bekommen könnte.

Ach übrigens; die geforderten 100 % erreiche ich mitnichten. :-top

PrinzessinAmygdala
28.10.2011, 00:02
Muss ich dir auch klar wiedersprechen. Wenn man ein paar Wochen auf einer Station gearbeitet hat und mit Krankheiten konfrontiert wird, bekommt man schon ein Gefühl dafür, ob das einen stark belastet. Man viel mit nach hause nimmt und drüber nachdenkt oder ob man schnell abschalten kann. Klar sind die Grenzen bei jedem anders und man stößt im Laufe der Karriere auf die verschiedensten Situationen, die man nicht alle im Voraus kennenlernen kann, aber ein gewisses Maß an Umgang mit Nähe und Distanz erwarte ich schon von einem angehenden Mediziner. Und das sollte man vorher mal austesten. Wäre ja auch nicht das erste Mal, dass Leute im Pflegepraktikum gemerkt haben, dass es doch nicht so ihr Ding ist und sie sich das alles doch etwas anders vorgestellt haben.

LotF
28.10.2011, 00:14
also es kommt doch schon stark darauf an, wo man sein Praktikum macht und was man so sieht. Es ist eben schon etwas anderes, ob man auf der HNO Belegstation ansich fitte Menschen betüdelt oder auf der Kinderonkologie schwere Schicksale mit ansieht oder in der Notaufnahme vom Pitbull halb zerfleischte Personen empfängt.

PrinzessinAmygdala
28.10.2011, 00:30
Ja das stimmt schon. Nur die praktischen Anteile im Studium bestehen ja nicht nur aus HNO. Da muss man auch durch ein paar andere Sachen durch ;-) Wie gesagt, verkehrt ist es nie vorher schonmal in den Beruf reingeschnuppert zu haben und zu gucken, obs einem liegt. Auch wenn ein Praktikum nicht auf alles vorbereit - logisch.

LotF
28.10.2011, 00:34
ich wollte damit auch nur auf deine Aussage eingehen:

Wenn man ein paar Wochen auf einer Station gearbeitet hat und mit Krankheiten konfrontiert wird, bekommt man schon ein Gefühl dafür, ob das einen stark belastet.

PrinzessinAmygdala
28.10.2011, 00:48
- Wenn man sich zu diesem Beruf entschieden hat und man erst recht spät merkt, dass es nichts ist, gibt es nicht viele Alternativen, um in einen ähnlichen Beruf auszuüben. Bsp: Informatik, wenn man nicht mehr programmieren möchte, wird man halt Netzwerkadministrator, oder Lehrer oder sonst was. Als Arzt, alternativen?


Das wären eig. so erstmal die Argumente die mir einfallen würden, ich würde mir gerne wünschen, darüber zu diskutieren. Wie seht ihr diese Argumente, wie könnt ihr es für euch vereinbaren? Vielleicht könnt ihr zu verschiedenen Kontraargumenten, eine andere Sicht beitragen. Ich freu mich auf eure Meinungen!

Mfg
amigo

Jein. Es gibt auch Wissenschaftsjournalisten, Mediziner die in der Pharmaindustrie arbeiten. Letztens hab ich sogar ein Artikel in der Via medici gelesen, wo ein Arzt Unternehmensberatungen durchführt. Es gibt schon Alternativen zur Klinik. Müsste man sich mal schlau machen. Die meisten bleiben ja bei der üblichen Berufsausübung. :-stud

Kackbratze
28.10.2011, 06:08
Alle Jahre wieder die gleichen Themen.
Um erfolgreich ein Medizinstudium bestehen zu können muss man viel lesen.
Und wissen, wo es steht.

Als erste Übung empfehle ich deswegen die Boardsuche.
Wenn Du die beherrschst, schaffst Du auch das Studium! :-top

Herr Professor
28.10.2011, 19:34
Also zunächst mal denke ich auch en Praktikum könnte helfen....
Aber wenn du jetzt schon an manchen Tagen zweifelst, dann erst noch dein Abi (und dazu ein verdammt Gutes!!!) machen musst, ja dann bin ich mir nicht ganz so sicher, ob das was wird....
Was das ganze mit Ekel, Tod und so weiter betriftt:
im Studium kommst du da nicht drum rum, aber nachher kannst du ja was gan anderes machen! Du kannst in die Industrie, Forschung oder einfach einen klinisch-theoretischen Facharzt machen, also z.B. Virologie, Pharma und Txikologie usw.

Aber du solltest dir jetzt klar werden, was du willst und wenn du jetzt schon zweifelst, würde ich da mal wirlklich angestrengt nachdenken, ob ich das auch wirklich will...
Gruß