RS-USER-Claudi
11.03.2003, 20:24
Eigentlich hatte der Frühdienst für Schwester Ulla recht vielversprechend angefangen. Einen Kaffee mit diesem unverbrauchten Studenten, der Frauenherzen höher schlagen ließ, ein vielsagender Blick...
Der Zeitpunkt hätte also ungünstiger nicht sein können, um hektisch die Tür zur Stationsküche aufzureißen. Die Unterkursschülerin - am heutigen Morgen eigentlich für die Grundpflege zugeteilt - stammelt, mit Frau Jordan auf 107 stimme etwas nicht. Du meine Güte! Wenn eine Schülerin im 1. Lehrjahr so etwas sagte, konnte das nur eins bedeuten.
Theoretisch hätte man seinen Kaffee also noch getrost austrinken können, aber von alleine würde die blasse Gestalt im Türrahmen sicher nicht verschwinden. Also ging man gemeinsam nachschauen. So ist es halt, wenn die Verantwortung auf den schmalen Schultern der einzigen examinierten Kraft in dieser Schicht ruhte. Kaum hatten sie das Zimmer 107 betreten, meldete sich auch schon lautstark die Bettnachbarin: "Dass die tot ist, hätte ich Ihnen gleich sagen können! Ich dachte nur, es sei Schülerin Ankes Aufgabe, die Verstorbene zu waschen."
Genau das hatte sie tatsächlich hingebungsvoll getan und sich nur darüber gewundert, dass ihre freundliche immerwährende Ansprache so ganz ohne jede Resonanz geblieben war. Nun gut - so hatte man mehr oder weniger einen Arbeitsschritt gespart und Anke konnte dann ja später einen Abstecher in die Leichenhalle machen, wenn Dr. Dolor den Totenschein ausgefüllt hatte. Schließlich weiß jeder, dass nur der Arzt den Tod feststellen kann -egal wie steif sich der Patient schon anfühlte.
Bis dahin könnte man die Verlegung der vorlauten Bettnachbarin
in die Innere Abteilung vorziehen, bevor sich die Geschichte in
allen Zimmern herumgesprochen hatte. Um alles musste man sich
selbst kümmern und das, wo sie doch selbst ein bisschen Zuwendung(vorzugsweise männlicher Art) so bitter nötig gehabt hätte!
Das Badezimmer würde im Fall des Falles wahrscheinlich eher
einen ruhigen Ort abgeben, als die Stationsküche, dachte Schwester Ulla, als sie ihre Birkenstocklatschen in die Ultrasolwanne fallen ließ. Eine Patientin hatte ihr bei der Mobilisation schwallartig auf die Füße gekotzt, weil Anke beim Halten der Nierenschale den Bogen einfach noch nicht raus hatte. Gut, dass ihr anderes Paar Schuhe, mit dem sie am Sonntagmorgen auf einer Urinpfütze einen bühnenreifen Spagat hingelegt hatte, inzwischen getrocknet war.
Tagsüber musste man sie füttern, aber nachts pullerten sie ins
Waschbecken oder auf den Fußboden!
Mittlerweile war auch Dr. Dolor aufgetaucht und hatte Frau
Jordan auf Zimmer 107 - Gott habe sie selig - 10 Minuten lang
mit guten Besserungswünschen vollgequatscht, bis er endlich
merkte, dass sie ab heute auf seine morgendlichen Visiten
verzichten würde. Das kommt davon, wenn man vor eigenmächtigen Patientenkonsultationen keine Rücksprache mit der diensthabenden Schwester hielt. Andererseits sollte sie der Schülerin klar machen, dass zur abschließenden Totenversorgung das vollständige Abdecken mit einem Laken gehört...
Der Zeitpunkt hätte also ungünstiger nicht sein können, um hektisch die Tür zur Stationsküche aufzureißen. Die Unterkursschülerin - am heutigen Morgen eigentlich für die Grundpflege zugeteilt - stammelt, mit Frau Jordan auf 107 stimme etwas nicht. Du meine Güte! Wenn eine Schülerin im 1. Lehrjahr so etwas sagte, konnte das nur eins bedeuten.
Theoretisch hätte man seinen Kaffee also noch getrost austrinken können, aber von alleine würde die blasse Gestalt im Türrahmen sicher nicht verschwinden. Also ging man gemeinsam nachschauen. So ist es halt, wenn die Verantwortung auf den schmalen Schultern der einzigen examinierten Kraft in dieser Schicht ruhte. Kaum hatten sie das Zimmer 107 betreten, meldete sich auch schon lautstark die Bettnachbarin: "Dass die tot ist, hätte ich Ihnen gleich sagen können! Ich dachte nur, es sei Schülerin Ankes Aufgabe, die Verstorbene zu waschen."
Genau das hatte sie tatsächlich hingebungsvoll getan und sich nur darüber gewundert, dass ihre freundliche immerwährende Ansprache so ganz ohne jede Resonanz geblieben war. Nun gut - so hatte man mehr oder weniger einen Arbeitsschritt gespart und Anke konnte dann ja später einen Abstecher in die Leichenhalle machen, wenn Dr. Dolor den Totenschein ausgefüllt hatte. Schließlich weiß jeder, dass nur der Arzt den Tod feststellen kann -egal wie steif sich der Patient schon anfühlte.
Bis dahin könnte man die Verlegung der vorlauten Bettnachbarin
in die Innere Abteilung vorziehen, bevor sich die Geschichte in
allen Zimmern herumgesprochen hatte. Um alles musste man sich
selbst kümmern und das, wo sie doch selbst ein bisschen Zuwendung(vorzugsweise männlicher Art) so bitter nötig gehabt hätte!
Das Badezimmer würde im Fall des Falles wahrscheinlich eher
einen ruhigen Ort abgeben, als die Stationsküche, dachte Schwester Ulla, als sie ihre Birkenstocklatschen in die Ultrasolwanne fallen ließ. Eine Patientin hatte ihr bei der Mobilisation schwallartig auf die Füße gekotzt, weil Anke beim Halten der Nierenschale den Bogen einfach noch nicht raus hatte. Gut, dass ihr anderes Paar Schuhe, mit dem sie am Sonntagmorgen auf einer Urinpfütze einen bühnenreifen Spagat hingelegt hatte, inzwischen getrocknet war.
Tagsüber musste man sie füttern, aber nachts pullerten sie ins
Waschbecken oder auf den Fußboden!
Mittlerweile war auch Dr. Dolor aufgetaucht und hatte Frau
Jordan auf Zimmer 107 - Gott habe sie selig - 10 Minuten lang
mit guten Besserungswünschen vollgequatscht, bis er endlich
merkte, dass sie ab heute auf seine morgendlichen Visiten
verzichten würde. Das kommt davon, wenn man vor eigenmächtigen Patientenkonsultationen keine Rücksprache mit der diensthabenden Schwester hielt. Andererseits sollte sie der Schülerin klar machen, dass zur abschließenden Totenversorgung das vollständige Abdecken mit einem Laken gehört...