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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Hausärzte - Fluch oder Segen für den Notfallpatienten?



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RS-USER-Hoffi
10.04.2003, 10:46
Welche erfahrungen habt ihr mit den alteingessenen Druiden bei euch in der Gegend gemacht. Wie fit sind die, wie gut oder schlecht klappt sie Zusammenarbeit?

MrBart
10.04.2003, 11:45
Hi!
Also, wie ich auch schon im anderen Beitrag gepostet hab, finde ich, daas HA zur Erstversorgung zum Einsatz fahren gut, da grade aufm "Land", der NA schon mal länger zum Einsatzort braucht und so der HA die erstem Medikamente geben bzw. Erstmaßnahmen machen kann.
Es gibt zwar immer irgendwo schwarze Schafe, die ihre Patienten "im Stich lassen" und so keine ordentliche Übergabe an den RD gemacht werden kann (lernt man sogar in der EH-Ausbildung).:mad:
Naja...Gruß

RS-USER-Sani
10.04.2003, 12:55
Kann man leider net so pauschalisieren...

es gibt durchaus HA, die auch in Notfallmedizin fit sind...

aber genauso gibt es auch diejenigen, die halt NA-Dienste fahren, weil se vor zig-Jahrzehnten mal so nen komischen Schein gemacht haben und als NA fahren dürfen....aber net wirklich allzuviel Ahnung von Notfallmedizin haben....

ich habs am Sonntag erst wieder erlebt....Pat. war kollabiert und etwas kaltschweißig, von der KVB-Zentrale wurde ein HA hingeschickt....der wiederum weist den Pat in die Medizin (Innere) ein...mit V.a. Herzinfarkt....als ich Anamnese beim Pat mache (der übrigens ins Auto gelaufen ist), weist nichts auf ein kardiales Geschehen hin....auf Nachfrage sagt mir der Pat, das er nur zum Frühstück etwas gegessen habe und dann nichts mehr....er esse sonst mind. 3 Mahlzeiten am Tag....allerdigs war er heute mal mit seiner Frau auf einem langen Sparziergang....
Bevor er kollabiert sei, wäre ihm schwindlig gewesen...und etwas kaltschweißig....

hm....was hatte der Pat.???

ich tippe auf ne Hypoglykömie....denn bis ich des alles erfahren hatte, waren wir auch schon in der Klinik....

naja....war noch ein junger HA.....

RS-USER-Hoffi
10.04.2003, 13:26
ich wollt auch nich alle HAs in einen Topf schmeißen. Es ist mir klar das es sone und solche gibt. Leider haben wir bei uns mehr schlechte...

RS-USER-fruehgriller
11.04.2003, 14:09
So einem " Patienten im Stich lasser" hab ich meine erste Rea zu verdanken.(anno 1984)
Nachts um 11 aufm Dorf,(ca 12 Km weiter) Einweisung Vd.a.HI, RTW ohne.

In der Dorfmitte kam uns schon die Ehefrau aufgeregt entgegen gelaufen, Ihr Mann sei bewußtlos.....

Im Schlafzimmer der Pat, ca 45 Jahre (!!) der HA sagte bei einem RR von 60 / 40 das er doch mal in KH müsse, sprachs und ging.
Kaum ausm Zimmer kollabierte der Pat, die Frau sah nur noch die Rücklichter vom Auto des HA um die Ecke verschwinden.

Resultat: Rea durch (damals noch Norm) 2 RS, ohne NA zuerst, da der erst mal aus der Kreisstadt kam, übrigens ein HA mit NA Erfahrung, der gerufen werden konnte, solange es noch kein NEF gab. Und dann eine Witwe mehr:mad:

Tja, so war das Früher!!

Und da wird Sani gefragt, wo er mit unter 40 seine grauen Haare her hat:) :)

War sicher nicht das nonplusultra, aber auch damals haben die Sanis für Ihre Verhältnisse gute Arbeit abgeliefert!

Ihr seht, die Kompetenz schwankt von HA zu HA, mann sollte da nix über einen Kamm scheren.

Alles Gute

RS-USER-Speedy
21.04.2003, 20:44
Ich hoffe doch das auch die Hausärzte irgendwann mal schlau werden. Ich bezweifle nicht, daß es auch gute gibt. Leider lernen wir im Einsatz meistens die schwarzen Schafe kennen...

SanMax
02.05.2003, 12:50
Ja, oder der HA, der eine KH-Einweisung geschrieben und mit einem Zettel: "Anaphylaktischer Schock, achtung RR sinkt rapide" neben den Pat. gelegt hat. Am nächsten Morgen hat er dann einen KTW bestellt...trötlich: Die Obduktion bestätigte die Diagnose: Anaphylaktischer schock...

MrBart
02.05.2003, 20:56
Darf der HA noch arbeiten ?:confused:

SanMax
02.05.2003, 21:24
Keine Ahnung,
wenn er aber schlau war, hat er bei der
Leichenschau den Zettel ganz schnell verschwinden lasse...

RS-USER-Defi Brillator
03.05.2003, 10:05
Jaja, die HAs...

Was, würdet ihr fürn Gesicht machen, wenn ihr mit dem KTW zu einer Pat. kommt ("...fahrt da mal zuerst hin, die hat wohl ne Pneumonie und die soll ziemlich krank sein! HA vor Ort.), und das erste was der HA sagt als ihr rein kommt ist:

"Gut das sie kommen, die Pat. hat seit 5 min keinen Puls!"

Die Pat lag zu dem Zeitpunkt noch vollständig bekleidet auf der Couch & der Doc hat den Einweisungszettel geschrieben...

Rausgestellt hat sich später, das es sich dort mitnichten um Pneumonie, sondern um ne anständige LE gehandelt hat, HA hat mit irgendnem Penicillin i.m. behandelt, wogegen die Pat aber laut des Allergieausweises, den wir dann später noch gefunden haben, allergisch gewesen ist... RTW & NEF nachbestellen, CPR, natürlich primär erfolglos...
WAS da noch später für den Doc von gekommen ist, weiß ich allerdings nicht...

RS-USER-Hoffi
03.05.2003, 10:22
Im Zweifel gar nichts. :mad: , da sich viele HAs einfach rausreden und das auch entsprechend gut begründen können, und die Angehörigen glauben eher dem HA, den sie schon jahrelang kennen und vertrauen. :confused:

SanMax
04.05.2003, 08:25
Kl. Anm. a. Rande:
Pneumonie und LE ist das gleiche...
Ansonsten war der HA wohl doch ziemlich dämlich!

RS-USER-Katja
04.05.2003, 09:21
Mh? Lungenembolie ist nicht das gleiche wie Pneumonie! Eine Lungenentzündung (Pneumonie) kann zwar auch mal auf einer Lungenembolie fußen, aber an sich ist die LE ein Verschluß bei einem Lungengefäß.
Aber daß der HA mit dem Antibiotikum ausgeprägt dämlich war, da sind wr uns einig :(

Wobei man zur Lungenembolie sagen muß, daß das eine Diagnose ist, die meist erst der Pathologe richtig stellt. Ist halt schlecht zu diagnostizieren, wenn man nicht Verdachtsmomente (Klassisch und immer wieder gern Z.n. HüftTEP) hat.

RS-USER-Defi Brillator
04.05.2003, 10:44
Ja, klar, ich meinte natürlich "Lungenembolie", daß die Abkürzung auch für L-Entzündung stehen könnte, ist mir zu spät eingefallen... das klassische Problem mit dem AbKüFi...;)

DerBlinde
04.05.2003, 23:36
Nun, ist sicher schwer zu beurteilen... Atemabhaengige Schmerzen, u.U. Pleurareiben (wegen Belgeitpleuritis). Wenn der keinen Verdacht hat, kein EKG und keinen Roentgen-Thorax, wird es eng....
Allerdings ist die nicht vorhandene "Notfallkompetenz" unter aller Sau. Und ich denke nicht, dass man damit ungeschoren davon kommt, wenn der Pat. seit 5 Minuten drucklos ist und man nichts unternommen hat.
Doch, wie gesagt, wo kein Klaeger, da kein Richter...

RS-USER-Defi Brillator
05.05.2003, 12:33
Hm, daß die Diagnose "L.-Embolie" manchmal ziemlich schwierig zu stellen ist, ist klar, würde nie behaupten, daß mir das nicht passieren würde...
Mein Problem (neben der unterlassenen Hilfeleistung) war eigentlich, daß man systemische Antibiose gibt obwohl im herumliegenden Allergiepaß auf eine mögliche unverträglichkeit hingewiesen wurde.
Man hat ja schon Schwierigkeiten ne anständige LE zu überleben, aber dann noch eine mögliche Anaphylaxie dazu...na Mahlzeit

DerBlinde
05.05.2003, 15:18
"Ha, gut, daß sie da sind! Der Patient ist seit 5 Minuten ohne Druck!" (btw: Kleinhirn an Großhirn! Kleinhirn an Großhirn! Frage: Lebt bei Euch noch Jemand?... :D :D)
"Hmmm, haben Sie schon was gegeben?"
"Ja, Penicillin!.... Vor 5 Minuten!" ;)
:D :D

RS-USER-rettungshamster
31.05.2003, 13:04
Ich persönlich finde es erschreckend wenn hier zu Lande beim KVB-Dienst alle sämtliche Ärzte diverser Fachrichtungen zu einem Patienten gerufen werden...wie z.B. ein Urologen oder Gynäkologen der noch nicht einmal einen Apoplex eindeutig diagnostizieren geschweige therapieren können.
Aber Ausnahmen bestätigen Gott sei Dank die Regel - sind ja glücklicherweise nicht nur Flachköppe unterwegs.

RS-USER-Hoffi
31.05.2003, 13:08
Man kennt ja seine Pappenheimer meist, letzte Woche kam auch ein Krankentransport rein, HA XY weißt Patient seint 30m mit Brustscherz der in den linken Arm zieht. Die Leitstelle hat uns gleich mit Alarm hingeschickt und wir haben dann den Druiden nachgefordert.

RS-USER-rettungshamster
31.05.2003, 13:37
In meiner Einrichtung war folgende Situation gewesen. Eine 96jährige mit Bilderbuch-Apoplex-Symptomatik - es kam der diensthabende Gynäkologe vorbei und diagnostizierte eine Durchblutungsstörung. Er ordnete Diazepam an, damit die Bewohnerin sich beruhigte. Symptome besserten sich nicht - exam. Kraft im Dienst, traute sich nicht den NA nachzufordern um diese Frau ins Krankenhaus zu bringen. Sie wurde dann in diesem Zustand dem Nachtdienst übergeben. Der Nachtdienst (ebenfalls mit exam. Kraft) fand eine Krankenhauseinweisung auch nicht für nötig. Kam am nächsten Morgen in den Frühdienst und fand diese Bewohnerin völlig am Ende im Bett vor. Für eine NAW-Alarmierung war es deutlich zu spät - also ging sie mit dem KTW ins KH an diesem morgen. Ende der Geschichte - kam als Pflegestufe III zurück und verstarb innerhalb von 5 Wochen infolge an nekrotisierenden Dekubitis - Sepsis. Das traurige an der Geschichte, dass diese Bewohnerin bis zuletzt bei vollem Bewusstsein war.
In diesen Fällen schäme ich mich schon für meine Berufskollegen.