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RS-USER-rettungshamster
19.04.2003, 21:25
Habe vor einigen Jahren das RTW-Kutschieren mit dem Bettpfannenmangament getauscht um mir selbst ein Bild davon zu machen wie es wirklich in Altenheimen zugeht.
Die damaligen Einsätze in Altenheimen waren nicht gerade berauschend was den Zustand der Patienten sowie die Übergaben vom (zum Teil sehr inkompetenten) Personal betraf. Würde mich über eure Erfahrungsberichte freuen

RS-USER-Hoffi
19.04.2003, 21:59
bitte alle in die Luft sprengen !!!

Nein im Ernst, wir haben zwei grosse Heime bei uns im Kreis, da fahren wir ständig hin. Die hohlen den RD wenn der Hausarzt reichen würde. Bei dem einen hängt im Büro sogar nen Zettel "Ärztlicher Notdienst 19222", dann kommen natürlich immer wir.
Meist ist der Hausarzt nie dagewesen, somit haben wir auch keine Papiere und die Krankenhäuser wollen dann auch net aufnehmen - so ohne Einweisung...
Fachliche Kompetenz möcht ich nicht wirklich beurteilen, aber wenn ein Opi nachts um drei ausm Bett fällt, und der RTW wird um 13:00 Uhr gerufen, dann stimmt doch was nicht, oder?

Dann haben wir noch zwei drei kleinere Heime, da klappt die Zusammenarbeit eigendlich, Einweisungen sind vorhanden, Notfälle sind wirklich Notfälle, etc.

Zivisau
20.04.2003, 12:31
also wir haben ca 30Altenheime bei uns...

1. Katheter werden immer so gegen 20.00Uhr gezogen und man muss natürlich zum nächsten Uro fahren... (normalerweise muss das JEDER Hausarzt können)

2. Wann ist sie denn gestürzt? "heute morgen." Ach ist ja noch nicht lange her es ist ja erst 22.00Uhr.

3. Stichwort HI - Seit wann haben sie die Beschwerden? also vorgestern hats angefangen... (2.00Uhr)

4. Nee wir haben hier keinen Fahrstuhl wo ihre Trage reinpasst. *grummel*(wer hat die Erlaubnis gegeben das Heim zu öffnen??)

5. Papiere von Praxis XY abholen. - Oh eine Telefoneinweisung.

6. 23.00Uhr - Wann war denn der Doktor da? Heute morgen so gegen 10. - *grummel* und jetzt hat seine Tippse gesehen das da noch ein Transport bestellt werden musss...TOLL!

7. Nein sie Trinkt regelmäßig und viel. - NA: Sorry aber das ist eine Exikose! die Hat mindestens drei Tage nichts getrunken!


das sind nur Auszüge von dem was wir ständig erleben...

RS-USER-Cypher
20.04.2003, 12:46
Original geschrieben von Zivisau
1. Katheter werden immer so gegen 20.00Uhr gezogen und man muss natürlich zum nächsten Uro fahren... (normalerweise muss das JEDER Hausarzt können)Normalerweise sollte das auch jede Krankenpflege- / Altenpflegekraft können, da es Bestandteil der Ausbildung ist!


Letztens hatten auch wir wieder so einen "Klassiker": Karfreitag, ambulante Fahrt vom Altenheim (beim RD wohlbekannt) in die chirurgische Ambulanz unseres KHs zur Nekrosenabtragung. Das lustige an der Sache war, der Hausarzt hatte die Überweisung schon 2 Tage vorher ausgestellt. Transportschein war natürlich auch keiner mit dabei (und das bei einem ärztlichen Kollegen, der erst vor 2 Monaten unter die Niedergelassenen gegangen ist - von dem hätte ich echt mehr erwartet).

RS-USER-rettungshamster
20.04.2003, 14:00
Also gut zu wissen dass dies kein lokal begrenztes Problem darstellt. Ferner würde natürlich auch interessieren inwieweit die Kommunikation zwischen Pflegeheimen und Rettungswache bestehen.
Habe für meine Einrichtung mal einen "Auskotzabend" für beide Seiten organisiert. Ziemlich lehrreich was da alles zu Tage gebracht worden war - seitdem läuft es etwas besser. Wäre das auch für andere Wachen in Betracht zu ziehen?

Ferner ist unbestritten dass die fachliche Komptenz zuweilen sehr stark zu wünschen übrig lässt - ist mir mit meinen exam. Kollegen ebenso ergangen.
Aber selbst da wäre wohl noch etwas zu machen.

RS-USER-Claudi
20.04.2003, 21:12
Original geschrieben von Cypher
Normalerweise sollte das auch jede Krankenpflege- / Altenpflegekraft können, da es Bestandteil der Ausbildung ist!

Wenn ausgebildetes Personal ausreichend vorhanden ist ;)
Gebt die Hoffnung nicht auf! Es gibt auch gute Heime! Bestimmt! Irgendwo.... hm..... leider fällt mir so spontan keins ein :-p

RS-USER-Sebastian1
20.04.2003, 22:14
Hmm, da darf ich mit meiner bisherigen "Karriere"
(Zivi Altenheim, KP-Ausbildung, jetzt Studium und KP auf ITS) mal ne Lanze brechen für die Altenheime (zumindest das, in dem ich gearbeitet habe):

Das Personal war stest sehr bemüht um die Bewphner. Und auch in ihrem Rahmen kompetent. Problematisch ist hier glaube ich der Blickwinkel: Im Altenheim sind die Leute oft ewig lange, Notfälle siund da weniger an der Tagesordnung. Sicher: oftmals muss dann ein Bew. halt ins Krankenhaus, aber der akute Notfall ist weniger das, was in der Ausbildung zum Altenpfleger gelehrt wird (bei KS/KP vielleicht schon eher, bei AP möchte ich mal sagen: kaum). Daher ist die Inkompetenz in solchen Fällen vielleicht eher dem eigenen Arbeitsalltag innewohnend. Im nachhinein muss ich auch oft die Hände vor meine eigene Stirn klatschen, was ich nicht schon so alles falsch gemacht habe - aber eben, weil ich es einfach nicht besser wusste.
Und genauso würde ich heute wohl, sobals man mich irgendwo in den RD schicken würde, erstmal jämmerlich da stehen....weil ich eben mit dem Berufsalltag und dem, was mir da begegnet, noch nicht umzugehen weiss - weil es mir noch niemand beigebracht hat. Ebenso wahrscheoinlich jemand im Berufalltag auf ITS oder einer anderen Station, der vorher iom AH oder RD gearbeitet hat...

Ist immer alles eine Frage der perspektive, und da gegenseitige "Au man, sind DIIIE doof" ist kontraproduktiv. Und ich habs leider oft genug erlebt: Im AH wurde das KH als unfähig betrachtet, im KH die AHs....wie auch immer...

Gruß,
Sebastian

Froschkönig
21.04.2003, 00:08
Ich schließ mich da Kommentarlos der "In die Luft sprengen" Forderung an....da ich sonst Romane schreiben könnte....:mad:

RS-USER-Claudi
21.04.2003, 08:35
Obwohl für das Disaster in den Heimen nicht unbedingt die dort schuftenden Mädels/Jungs verantwortlich sind ;) .
Es ist eben so, dass kaum ausgebildetes Personal in Heimen anzutreffen ist (in der häuslichen Pflege zeichnet sich dieser Trend übrigens auch immer drastischer ab...) - weil zu teuer. Statt dessen müssen Hilfskräfte/Anlernkräfte/6-Wochen-Kurs-Kräfte sehen, wie sie über die Runden kommen. Völlig klar, dass das nicht besonders professionell ablaufen kann.
Trotzdem habe ich auch die Leute im Heim in Gedanken oft mit wüsten Flüchen bedacht, wenn pünktlich zum Wochenende oder längeren Feiertagszeiten (Ostern/Weihnachten) die typischen Krankenhauseinweisungen kamen. Da hat sich eine verwirrte Omi nachts 1x übergeben, eine andere hat sich das Handgelenk verstaucht und kann sich jetzt leider nicht mehr selbst waschen..., und eine dritte (völlig pflegebedürftige) hustet plötzlich manchmal. Man hatte wirklich den Eindruck, das Heim versuchte so mit wenig Personal über die Runden zu kommen. Aber ich würde trotzdem nicht den Pflegenden dort die Schuld dafür geben. Würde diese Gesellschaft mehr Geld für Alte und Kranke investieren, gäbe es solche Probleme nicht. ;)

RS-USER-rettungshamster
21.04.2003, 09:28
Ich kann mich Claudis Meinung in dieser Hinsicht anschließen, dass die Gesellschaft derzeit ein zu geriges Interesse an unseren und irgendwann auch ihren Alten hat. Obwohl die demographische Entwicklung der BRD ganz klar zeigt das wir bis 2030 die höchste Anzahl an lebenden Rentnern haben werden-daher wird man nicht darum herum kommen sich um dieses Problem zu kümmern.
Ferner trägt auch die sehr geringen Bemühungen der Altenpflegeverbände in der vergangenen Zeit mittlerweile ihre Früchte - ein(e) AltenpflegerIn hat in der Gesellschaft nicht wirklich einen hohen Stellenwert. Immer noch sehr Klischeebehaftet, leider.
Die Tatsache dass die Heime versuchen mit einem geringen personellen Aufwand versuchen das System am laufen zu halten scheint mir in vielerlei Hinsicht schon wieder antiquiert - das war früher mal.
Dank der immer mehr eingreifenden Qualitätssicherung und des Pflegeschlüssels wäre das Personal schon ausreichend. Die Fachkraftquote in den Häusern muss erreicht werden - sonst hagelt es seitens der Heimaufsicht mit Kritiken, Auflagen und Zwangsgeldern.
Es bleibt die Frage zu beantworten, was ist der Einrichtungsträger bereit für sein Personal zu tun ?
Mangelnde Motivation lässt das Personal so schlecht werden wie es in der Gesellschaft dargestellt wird.
Auch das verbessern der Kompetenzen der AP´s in der Ausbildung hat sich deutlich zu den Ausbildungen von früher unterschieden. Grund dafür die Reformierung des AP-Gesetzes welches ab dieses Jahr im August in Kraft tritt.
Ich bin mir ziemlich sicher das meine Kollegen und ich einen wunderbaren und herausfordernden Beruf haben, welcher sich in den nächsten Anfangen wird ins positive zu ändern

RS-USER-rettungshamster
21.04.2003, 09:32
Zusatz:

Bevor man etwas in die Luft sprengen möchte, sollte man sich mal ernsthaft damit auseinandersetzen - weil so können nur Unwissende schreiben.
Damit meine ich nicht nur ein paar mal in eine Einrichtung wegen eines Transportes zu fahren und sich daher ein Urteil erlauben zu können.
So dachte ich nämlich auch mal - daher dieser doch schon krasse Wechsel. Und ich sehe immer mehr das ich im RD zu vorurteilig gehandelt und gesprochen habe.

RS-USER-Hoffi
21.04.2003, 09:50
Naja, aber man verzweifelt schon, wenn man zwei mal pro Schicht dort auftaucht, immer ist der "notfall" schon ein paar Stunden her, immer fehlt die Einweisung und immer ist kein Transportschein da. Man könnte doch erwarten, das wenn man das nen paar mal erklärt hat, das auch mal der Hausarzt gerufen wird, oder?

RS-USER-Sani
21.04.2003, 09:55
hm...des mit der Einweisung ohne Papiere vor Ort liegt aber net an den AP's...sondern an den HA's, die net vorbeischauen...und halt nur telefonisch einweisen....

RS-USER-Hoffi
21.04.2003, 09:59
Das liegt schon auch an den Heimen, die nicht darauf bestehen das der HA rauskommt. Bei uns gibt es noch ein kleines Heim, wo soetwas klappt. Da besteht halt die Besitzerin darauf das der HA oder der ÄND rauskommt, manchmal auch mit der Klage wegen unterlassener Hilfeleistung. Man muß sich halt nur Mühe geben.

RS-USER-Claudi
21.04.2003, 11:43
Original geschrieben von rettungshamster

Ich bin mir ziemlich sicher das meine Kollegen und ich einen wunderbaren und herausfordernden Beruf haben, welcher sich in den nächsten Anfangen wird ins positive zu ändern
Glückwunsch zu deinem Optimismus ;) . Hoffen wir das Beste.

RS-USER-Feife
21.04.2003, 18:17
Aus dem Krankenhaus kenne ich dieses Problem anders herum. Wenn wir stationäre Patienten in die Heimpflege (o.ä.) entlassen interessiert sich seltenst eine KTW Besatzung (zum Teil gestandene RettAss von denen mann so etwas erwarten kann) für die Vorerkrankungen oder den Zustand des Patienten. Die einzige Frage die ich meistens zu hören bekomme ist "Da brauch ich jetzt aber nicht noch die Sauerstofflasche zu holen, oder?" Zudem lässt die Patientenorientierung auch oft zu wünschen übrig. Das fängt damit an, dass der Betreuer statt beim Patienten zu sein lieber vorne mit fährt und hört damit auf, dass der Patient (Z.n. Pneumonie!) bei -6°C Aussentemp. im Krankenhaushemdchen ohne Decke zum KTW gebracht wird. Begründung: "Och das kurze Stück! Und unser Auto ist ja geheizt..."
Bedaurnswert finde ich dann aber auch noch die Einstellung einiger Kollegen: "Sobald der von unserer Station runter ist, ist das nicht mehr dein Problem."

Ich kenne einige beeindruckende Gegenbeispiele zu diesen Begegnungen auf Seiten der KTW Dienste wie auch der Pflege, so dass ich hier nicht alle Hoffnung verlieren will.
Doch ich denke viele medizinische Fachkräfte sollten sich (noch) einmal wirklich klar machen, dass sie in ihrem Beruf mit Menschen zu tun haben und demzufolge entsprechend gewissenhaft und anspruchsvoll vorgehen sollten (bzw. müssen)...


(So und nun zurück an die Bücher, nächste Woche ist Zwischenprüfung...)

RS-USER-Claudi
21.04.2003, 18:24
Original geschrieben von Feife

(So und nun zurück an die Bücher, nächste Woche ist Zwischenprüfung...)
... wird nicht so schlimm... :-p
Vor'm Examen hat man uns gesagt: "In ein paar Tagen lacht ihr drüber" - und irgendwie kann ich da heute noch nicht drüber lachen... :D
Ansonsten kann ich zu deinem Bericht nur zustimmend nicken!

RS-USER-Cypher
22.04.2003, 16:15
Original geschrieben von Feife
(So und nun zurück an die Bücher, nächste Woche ist Zwischenprüfung...) ... ich hab' Mitte nächsten Monats (mündliche) ...

RS-USER-Claudi
22.04.2003, 16:40
Original geschrieben von Cypher
... ich hab' Mitte nächsten Monats (mündliche) ...
Mündliche ist nett (meine ich ernst ;) ), zumindest wenn du nicht unter irgendwelchen Prüfungsängsten leidest... :-p
Eine Mitschülerin war so super aufgeregt, dass sie geistreicher Weise morgens 'ne Valium genommen hatte. Da wir immer in Gruppen zu dritt geprüft wurden, haben dann zwei Leute die gut sedierte Schülerin in die Mitte genommen und in den Prüfungsraum "getragen". :D

Der Pfleger
26.04.2003, 15:19
Ich habe ein paar Jahre in einer akutgeriathrischen Klinik gearbeitet, da bekommt man mit, welche Altenheime unter aller Sau sind und welche nicht. Es hiess, erst zum Spaß, das Altenheim xy reniviert, die schicken alle ihre Pat., bis heraus gekomment ist, das die wirklich renoviert haben.

Oder mind. 60% der Pat. haben die Einweisungsdiagnose: Nahrungsverweigerung. Wenn die Pat bei uns waren, haben sie geschaufelt wie ein Bagger. Das Problem war "nur", das das Essen hätte angereicht werden müssen.

Info' s über Pat zu bekommen war auch schwierig, weil kaum einer des Pflegepersonal Deutsch konnte.

Es ist nicht die Ausbildung die Krankt, sondern die Leute die dort arbeiten. Die schlecht bis nicht ausgebildet sind, Deutsch nicht verstehen.

Die Einweisungen stellenweise mehrere Tage alt usw., man kann da ein ganze Bücher mit füllen. :mad: