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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ärzte als Notfallmelder



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RS-USER-Katja
26.04.2003, 10:30
Mir hat jemand erzählt, daß die schlimmsten Notfallmeldungen durch Ärzte abgesetzt werden, da die immer so viele Abkürzungen benutzten. Da ich noch nie in einer Leitstelle gearbeitet habe, kann ich das nicht so recht beurteilen - meine Idee war immer, daß die schlimsten Meldungen die von aufgeregten Angehörigen (logisch) sind a la "Meiner Mutter geht es schlecht!" - "Wo sind sie denn?" - "Na, zu bei ihr Hause!"
Andererseits ist ja auch schon mindestens ein Patient der ärztlichen Abkürzeritis zum Opfer gefallen, da seine Aufnahmepapiere einen HWI als Diagnose aufwiesen, er dann auf HarnWegsInfekt behandelt wurde, aber am HinterWandInfarkt gestorben ist. Wie sind Eure Erfahrungen mit Meldern aus den med. Fachgebieten?

RS-USER-Sani
26.04.2003, 10:33
hm....

V.a. auf Herz-Kreislaufstillstand, Reanimation empfohlen....

Dok verschwand und bestellte nen KTW....

RS-USER-Katja
26.04.2003, 10:39
*AUA*

Augenarzt? Zahnarzt? Labormediziner?
Traurig, was so auf den Straßen herumläuft. Aber auch für Ärzte ist leider keine Teilnahme an Rettungskursen vorgeschrieben (aber an sinnenleerten Strahlenschutzkursen, sowas kriegen die Ärztekammern geregelt), da wird angenommen, man könnte das aus dem Studium - wäre ja die erste praktische Tätigkeit, die man im Studium vermittelt gekriegt hätte... :(

RS-USER-Sani
26.04.2003, 10:41
war ein alter Allgemeinmediziner....Hausarzt....war aber net dabei

RS-USER-Sebastian1
26.04.2003, 10:55
neulich von einem Kommilitonen, der im RD arbeitet, gehört:

"Verdacht auf Diagnose"

Selten so gelacht :D

RS-USER-Feuerblick
26.04.2003, 11:33
Die Story mit der indizierten Rea kenn ich aus erster Hand... Der Doc darf jetzt auch nicht mehr Doktor spielen!

Ansonsten sind die Diagnosen mancher ÄND-Docs sehr fragwürdig: Auf der Einweisung stand V.a. Nierenkolik links... Die zum Krankentransport herbeigerufenen Retter befragten den Pat. keine Minute um herauszufinden, daß er links gar keine Niere mehr hatte. Der arme Mensch ist dann auch seinem rupturierten Aortenaneurysma erlegen.....

*seufz*

Blickchen

RS-USER-Cypher
26.04.2003, 11:40
Auf vielen RTWs steht ja der Slogan "Schlaganfall - ein Notfall!".

Wie wäre es mal mit "Hausarzt vor Ort - ein Notfall!" ... ? :D

Froschkönig
26.04.2003, 11:42
Original geschrieben von Sebastian1
neulich von einem Kommilitonen, der im RD arbeitet, gehört:

"Verdacht auf Diagnose"

Selten so gelacht :D

Sowas kenn ich...


Verdacht auf APNOE

wie jetzt ? :D :D :D

RS-USER-Hoffi
26.04.2003, 12:08
O-Ton Hausarzt: Ich hab auch keine Ahnung was der schon wieder habt, schiebt ihn mal zur Intensiv...

RS-USER-Schädelspalter
26.04.2003, 12:40
Original geschrieben von Sani
V.a. auf Herz-Kreislaufstillstand, Reanimation empfohlen...
Dok verschwand und bestellte nen KTW....
* argh
Da hätte sich doch jeder denken können: "hm, Herz-Kreislauf-Stillstand; besteht da nicht eigentlich dringender Handlungsbedarf?"
Man vergißt halt viel, aber man sollte doch versuchen, einigermaßen auf der Höhe zu bleiben oder wenigstens etwas mitzudenken :mad:
Aus meiner Erfahrung scheinen es vor allem niedergelassene Hausärzte zu sein, die meinen, spätestens mit ihrer Niederlassung sei das Lernen zuende - Zitat aus einem Allgemeinmedizinkurs: "ACE-Hemmer? So`n neumodisches Zeug verordne ich nicht!" - der Mann unerrichtet übrigens jetzt keine Studenten mehr.
Andererseits gibt es auch (zumindest einen) Anästhesisten, dem die Schwester in den Arm fallen mußte, damit er einem Kleinkind mit Herzfrequenz 100 keinen Betablocker spritzt. Torfnasen gibt es überall, aber besonders übel finde ich es, wenn Hausärzte (fast) nur einen Rezeptblock als Arbeitsgerät haben...

RS-USER-Hoffi
26.04.2003, 12:43
Hausärzte haben nicht nur den Rezeptblock als Arbeitsmittel, für Notfälle noch den Einweisungsbogen und Transportschein...

RS-USER-Claudi
26.04.2003, 14:11
Original geschrieben von Cypher

Wie wäre es mal mit "Hausarzt vor Ort - ein Notfall!" ... ? :D
der Vater meiner Nachbarin ist mal zum Hausarzt, wegen Herz-/Kreislaufproblemen und der hat gesagt: "Hm - ja - das ist ja nicht schön... Gehen Sie mal nach Hause und legen sich was hin und wenn es ihnen besser geht, dann kommen Sie wieder" :D .
Der Mann ist dann von da aus direkt ins Krankenhaus gefahren und die haben ihn gleich dabehalten. V. a. Herzinfarkt. Weiß aber nicht, was aus ihm inzwischen geworden ist...

RS-USER-Katja
26.04.2003, 14:25
Jaja... Kommilitone von mir geht zum Kassenärztlichen Notdienst mit richtig dicker Grippe und Fieber. Der Doc: "Da legen Sie sich mal ins Bett und Trinken viel" -soweit okay- "und dann nehmen Sie ein paar Paracetalmol. Ruhig mehr als draufsteht, dann hilft's auch besser. Und dann trinken Sie noch einen Wein zum Einschlafen und morgen ist alles besser..."
Jipp, wenn er das so gemacht hätte, wäre den nächsten Morgen seine Leber wahrscheinlich ziemlich hinüber gewesen :eek:
Unser damaliger Pharma-Prof hat auch nur etwa dieses Gesicht gemacht :confused: und ist in einen längeren Monolog zum Thema "Beipackzettel" ausgebrochen.

RS-USER-Claudi
26.04.2003, 15:01
erinnert mich an meine Mononukleose... (hatte ich bis gerade erfolgreich verdrängt :D ) Da hat der Hausarzt in Hals geguckt und "ach ja - da nehmen sie mal 'ne Aspirin und legen sich ein paar Tage ins Bett" gesagt. Ich war damals noch dumm genug das auch zu tun. Irgendwann hab ich mich dann zum HNO geschleppt und der meinte nur: "Na das sieht ja schon fast chronisch aus - sind sie ausreichend antibiotisch abgedeckt" "Hä ?" :-p Naja. Ist ja nochmal gut gegangen...
Und seit dem ist mein Motto: Bist du richtig krank - dann geh' zum Facharzt. Nur sicherheitshalber ;)

DerBlinde
26.04.2003, 15:51
Und Frau Schmidt möchte, daß die Hausärzte in Zukunft vorselektieren und somit eine Schlüsselfunktion in der Gesundheitsversorgung übernehmen...
Ich hatte wegen solcher Erfahrungen (den Schein mit V.a.Diagnose habe ich auch schon in meiner Ambulanz gesehen ;))nicht so positiv im Hausärzte-Thread gepostet. Und wenn ich mir vor Augen halte, was die Niedergelassenen bei den Fortbildungsveranstaltungen (abends, 2-3 h) für Fragen stellen... *AUA* Da ist nicht nur das Lernen ad acta gelegt worden, sondern gleich der gesunde Menschenverstand dazu!
Eine nette Einweisungsdiagnosewar auch mal: "Microangiopathie - Bypass empfohlen!" Dem hätte ich am liebsten auch einen Bypass reingerammt. Und Du hast dann den Ärger, das dem Patienten, der sich sehr viele Hoffnungen gemacht hat, zu erklären. Oder die Scherze à la "Gehen Sie mal zu denen in die Ambulanz, damit sie dann sofort morgen als Erster operiert werden können!" :(
Zu dem Paracetamol gibt es eine nette Geschichte. Ist vor ca. 4-5 Jahren in Baden-Baden passiert (war aber mal nicht die Schuld des HA). Kleinkind mit dem üblichen Infekt. Die Eltern hatten ein Rezept für Ben-u-ron supp. und haben das Kind mit insgesamt 20 GRAMM Paracetamol ins akute Leberversagen gedrückt. Wenn man mal bedenkt, daß die Kinder-Ben-u-ron 200mg haben, muß man IMHO schon sehr, sehr analfixiert sein, um auf 20 GRAMM zu kommen :rolleyes: Das Kind ist natürlich verreckt (ich glaube, in dem Fall ist das genau der richtige Ausdruck :rolleyes: )

RS-USER-Hoffi
26.04.2003, 15:55
Haben die das dem Kind intravenös gegeben? Wie kommt man sonst auf so eine hohe Dosis?

RS-USER-Schädelspalter
26.04.2003, 16:40
Ein 19 Jahre alter Patient stellt sich beim niedergelassenen Dermatologen vor. Er hat überall rötliche, juckende scharf begrenzte Flecken - ein Blick: Pityriasis rosea ("Röschenflechte" unbekannte Ätiologie, wenn man die Haut nicht "ärgert" in ein paar Tagen wieder weg, völlig harmlos).
"Tja, meine Hausärztin hat mir vorgestern gesagt das ist ein Pilz (überall?? Pilzsepsis :confused: ? *argh) und hat mir das verschrieben" und reicht uns eine Großpackung Nystatin.
Also: 1. falsche (völlig abwegige) Diagnose (sah echt nicht so aus)
2. Zu stolz, den Dermatologen zu bemühen (mach ich selbst!)
3. Falsches Medikament: Nystatin ist zwar fungizid, wird enteral aber so gut wie nicht resorbiert und wird zur "selektiven Darmdekontamination" verwendet. (so als ob man sich Antibiotikasalbe auf den Kopf schmiert - gegen Meningitis)
Also hat der "Lotse im Gesundheitswesen" unnötig Kosten verursacht, ein (nicht billiges) Medikament ohne Indikation mit Nebenwirkungen verschrieben - was aber beunruhigender ist:
was wäre, wenn er tatsächlich ernsthaft krank gewesen wäre?

Mehr Beispiele? Vielleicht später.
In meinem Bekanntenkreis habe ich mal an der Kaffeetafel aufgeschnappt: Dr.X ist gut, super, echt - aber wenn Du mehr als eine Krankschreibung brauchst, geh`lieber zum Dr.Y.

RS-USER-Claudi
26.04.2003, 17:20
oder wie man hier sagt: Der Hausarzt reicht, wenn man nur einen Totenschein ausgefüllt haben will ... :-p

RS-USER-fruehgriller
27.04.2003, 14:01
Hatten vor ca 5 Jahren hier aufm Dorf Nachts nen VU aus Interner Ursache (GI Blutung), Pat war natürlich Rea pflichtig. Kollege und ich mit MZF vor Ort gerufen, Passanten hatten noch einen HA aus dem Dorf gerufen, der war auf dem Weg, und wir unseren NAW dazu nachgefordert. Nach ca 30 Min Rea haben wir aufgehört. Beim Zusammenpacken haben die Docs abgeklärt, das der HA den Schein ausstellen soll. Der dreht sich um, sagt zu mir, ok, das mach ich dann Morgen oder am Montag (war Samstagnacht) im Leichenschauhaus, und geht. Der NA fragt wo sein Kollege sei, ich habs Ihm gesagt. Darauf Schreiiiiiiiiiiiiiiii das gibts doch nicht???
Unklarer EX auf Straße usw.........

Naja, den Schein hatt dann unser NA geschrieben

Wieviel Morde in Deutschland bleiben unentdeckt????

RS-USER-Katja
27.04.2003, 14:09
Original geschrieben von fruehgriller
Wieviel Morde in Deutschland bleiben unentdeckt????

Verdammt viele. Kennst Du das Buch "Tote haben keine Lobby" von einer Frau Rückert? Lesenswert, auch wenn es einem schon die (Wut)Tränen in die Augen treibt...