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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : RD & Medizin im Krieg



RS-USER-Finn
24.05.2003, 17:38
Hallo.

Dieses Bild stand schon vor Wochen in der ZEIT, aber trotzdem (oder gerade weil) es schon wieder einige Wochen her ist, würde mich eure ganz persönliche Meinung zu diesem Foto interessieren.

Rettungsdienst & Medizin im Krieg - Eine Kontroverse?

Gruss, Finn.

RS-USER-Hoffi
24.05.2003, 17:50
Ich würde sagen es ist die Pflicht eines jeden auch im Krieg gemäß den Genfer Koventionen Zivilisten eine medizinische Versorgung zukommen zu lassen. Was die Amerikaner ja leider zu oft nicht getan haben, sei es direkt oder indirekt durch zulassen der Plünderungen der Krankenhäuser.

RS-USER-rettungshamster
24.05.2003, 23:50
Ich finde es schwierig (meist gestellte) Pressefotos mit meiner persönlichen Meinung zu komentieren.

RS-USER-Finn
25.05.2003, 00:02
Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieses Bild gestellt ist. Der Gesichtsausdruck des Arztes/Sanitäters drückt sehr viel Mitleid und Verzweifelung aus - einerseits der militärische Overkill auf US-Seite, andererseits seine ganz persönliche Unfähigkeit, etwas gegen das Schicksal dieses Kindes unternehmen zu können. (Soweit ich mich entsinne war die Mutter des Kindes unmittelbar vorher getötet worden)
Ich denke, in diesem Bild offenbart sich die generelle Grausamkeit des Krieges.

RS-USER-Gasmann
25.05.2003, 00:09
Grausam ist ohne Zweifel jeder Krieg!
aber wo liegt hier genau die Diskussion im Vergleich zu Medizin und Rettungsdienst?
Sind doch getrennte Sachen, außer man knüpft genau Zusammenhänge, wie Rettungsdienst beim Militär oder ...?
soll hier über die schlimmen auswirkungen des Krieges diskuttiert werden? Oder in welchem zusammenhang soll die Medizin einfließen?

RS-USER-Finn
25.05.2003, 00:21
Du hast Recht, ich hab mich emotional etwas verleiten lassen... Die Frage ist also - kann ich als Arzt ruhigen Gewissens einen Krieg mit meinen Fähigkeiten unterstützen? Hauptaufgabe liegt ja u.a. darin, verletzte Soldaten wieder kampffähig zu machen und somit den Krieg bzw. die Kampfhandlungen aktiv unterstützen?

RS-USER-Gasmann
25.05.2003, 00:35
Original geschrieben von Finn
Du hast Recht, ich hab mich emotional etwas verleiten lassen... Die Frage ist also - kann ich als Arzt ruhigen Gewissens einen Krieg mit meinen Fähigkeiten unterstützen?

Also erstens unterstützt du nicht den Krieg, weil Du zweitens einfach nur Deine Arbeit machst, nämlich den Menschen die Hilfe zu geben, die sie brauchen! egal, aus welchem Grund sie (oft unverschuldet) in diese Lage gekommen sind.


Hauptaufgabe liegt ja u.a. darin, verletzte Soldaten wieder kampffähig zu machen und somit den Krieg bzw. die Kampfhandlungen aktiv unterstützen?

Das ist eben nicht die Aufgabe. weder des zivilen Arztes, noch des Mediziners in den Streitkräften.
Selbst für die verwundetetn Soldaten gilt nicht, sie in erster Linie wieder kampffähig zu machen (wir sind nicht mehr im zweiten Weltkrieg), sondern sie einfach so gesund zu machen, wie man es mit der heutigen medizinischen Kunst einfach machen kann. erstens aus rein humanitären Gründen, weil man das bei jedem so nach seinen Möglichkeiten machen würde - und zweitens ist das natürlich das Mindeste, das der Staat für denjenigen machen kann, der Leben und Gesundheit für die politischen Ziele riskiert und geopfert hat.
Das die Wiederherstellung der Kampffähigkeit heute kein primäres Ziel ist, dazu kann man ja folgenede Überlegungen anstellen:
Wie schnell kann ich einen Soldaten kampffähig machen, der eine schwerere Verletziung (Schuß-, Splitter-, sonstwas) erlitten hat? Das dauert Monate, bis er wieder uneingeschränkt Dienst tun kann. Bis dahin sind die heutigen kurzen kriege meist vorbei.
nd kleine Blessuren wie eine Kopfplatzwunde - die hast du ja vorhin nicht gemeint, oder?

RS-USER-Claudi
25.05.2003, 01:38
Original geschrieben von Finn
Der Gesichtsausdruck des Arztes/Sanitäters drückt sehr viel Mitleid und Verzweifelung aus...
Ich denke, in diesem Bild offenbart sich die generelle Grausamkeit des Krieges.
womit du es schon auf den Punkt gebracht hast. Ich finde in diesem Bild wird deutlich, dass es doch auch Kinder und die Schwächsten der Schwachen sind, die einen Krieg ausbaden müssen. Und das Leid der zivilen Bevölkerung zu sehen, die Verletzungen von diesen Personen versorgen zu müssen (die ohne Krieg nie entstanden wären) stell ich mir für Sanis und Ärzte besonders belastend vor.

Froschkönig
25.05.2003, 02:23
Ich kommentiere jetzt auch nicht das Foto...aber wo ist die Kontroverse ?
Medizin im Krieg ist notwendiger als überall anders, ganz einfach, weil die Zahl der Leidenden viel höher ist. Schizophren wäre höchstens, wenn diejenigen, die den Krieg persönlich erklären hinterher zum Pflasterkleben hinfahren würden aber ansonsten : Gut daß es Leute gibt, die da "Schadensbegrenzung" (Ein sehr häßliches Wort in diesem Zusammenhang) betreiben.

DerBlinde
25.05.2003, 03:13
Das Foto kann durchaus gestellt sein, egal wie der Gesichtsausdruck ist (zumal der Soldat nur aufgrund der Handschuhe und der Schere in der Splitterweste als Sani zu identifizieren wäre...), aber ich will jetzt keine Spekulationen anfangen.

Ansonsten muß ich dem Gasmann vollkommen beipflichten! (Das mir das nochmal passiert :rolleyes: :D)

Um auf den Stein des Anstoßes zurück zu kommen: Die Amis haben das Problem, daß die Intervention im Irak ohne UNO-Mandat geschehen ist und deswegen weltweit größtenteils abgelehnt worden ist. Dann gab es die "zivilen" Probleme, bei denen sie nicht eingegriffen haben, aber jeder es erwartete (Plünderungen von Krankenhäusern, Museen, etc.). Zusätzlich haben die Amerikaner immernoch die Last des Vietnam-Krieges auf ihren Schultern, ein Grund, warum sie sich schnell aus Ländern weitgehend wieder zurück ziehen, sobald die ersten Zinksärge nach Hause kommen.
Das macht unter dem Strich einen ungeheuren Bedarf an positiver Propaganda. Und das wurde mit dem Foto voll und ganz erreicht ;)

Abendstern
25.05.2003, 03:37
Was soll man da noch sagen....
Die Menschen in diesem Land (auch in anderen Ländern) hatten ja schon vor dem Krieg nicht die beste Lebensgrundlagen...

Welch ein Glück für die Menschen dort das Amerika auch die ganzen Wiederaufbau-Maßnahmen durchführt...:mad: :mad:

RS-USER-DerDings
25.05.2003, 03:42
ich denke eine kontroverse existiert in dem sinne, ob es vor ort möglich ist neutral zu handeln, was ich mir u.U. ziemlich schwierig vorstellen kann - ob durch eigene vorbehalte gegen eine kriegsführende partei oder durch zwang einer solchen sei dahingestellt. ich denke schon das solche einschränkungen existieren und freiwillige Helfer wie Ärzte, Pfleger oder Sanitäter in den wirren eines solchen krieges leicht zu spielbällen der kriegstreibenden parteien gemacht und für die eigenen interessen ausgenützt werden. objektiv betrachtet müßte dies dem medizinischen personal natürlich "egal" sein: Patient ist Patient. aber der mensch ist nun mal emotional und die verwundeten einer kriegstreibenden partei zu versorgen während unweit zivilisten mangels medizinischer versorgung sterben stelle ich mir als eine ungeheure emotionale belastung dar...


in dem zusammenhang würde mich interessieren ob jemand von euch hier schon mal einen einsatz in einem krisengebiet, z.B. mit MSF, dem Rk oder einer anderen Hilfsorganisation hinter sich hat.
Wie sind eure erfahrungen ? Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit anderen Organisationen und inwiefern erfolgen solche einsätze flächendeckend.
Ich habe erst vor kurzem das buch "Notversorgung" von J. Kaplan gelesen und würde gerne noch die eindrücke anderer beteiligter hören.

DerBlinde
25.05.2003, 06:00
Ich habe 93 einen Hilfsgüter-Transport nach Sarajevo begleitet.
Wir sind ein Kinderkrankenhaus dort angefahren. Aber die Fahrt war primär nicht durch medizinische Hilfe gekennzeichnet, mehr durch leicht abenteuerliche LKW-Fahrten...