Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : EKG-Diagnostik Fall1
DerBlinde
26.03.2003, 20:19
Ich mach den Thread mal hier auf, da er sicher im Anästhesistenforum überschlafen... äh... übersehen wird ;)
Ich stelle mir das so vor, daß man eine kleine Aufgabe/Frage wie in einem Quiz stellt. Damit es halbwegs geordnet abläuft, darf immer nur der eine neue Frage posten, der als erster die richtige Antwort gefunden hat.
OK? Rdy?
Go!.... :)
Was ist das (s. Grafik)?
Ursache, Klinik, Therapie... (wäre schon nicht schlecht ;))
RS-USER-Jonas
26.03.2003, 21:47
Oha... Cooler Threat, schwierige Frage.
Ventrikuläre Tachykardie? Vielleicht mit Torsade de Pointes? Klinisch Unruhe, Angstgefühle, schlimmstenfalls Synkopen. Therapie: Cordarex? Lidocain, evtl. mittelfristig ein ß-Blocker?
Gruß
Jonas
DerBlinde
26.03.2003, 22:02
Torsade de Pointe ist richtig.
Haste Lust noch ein wenig genauer zu posten?
Und dann mal die nächste Frage bitte ;)
DerBlinde
28.03.2003, 16:28
OK, ich gebe mal einen kurzen Überblick über die Torsaden.
Torsade de pointe Tachykardie
Definition
Die Torsade de pointe-Tachykardie ist eine selbstlimitierende Kammertachykardie mit ständig wechselndem QRS-Vektor bei einer Frequenz von 180–280/min.
Ätiologie
Hypokaliämie, Hypomagnesiämie oder Abnahme der Herzfrequenz begünstigen das Auftreten einer TdP. Ebenso Medikamente, die zu einer Verlängerung der QT-Zeit führen:
Antiarrhythmika der Klasse IA: Chinidin, Disopyramid
Antiarrhythmika der Klasse III: Sotalol (gerade für den RD wichtig zu wissen!), seltener Amiodaron
Tri- und tetrazyklische Antidepressiva
Makrolide
Andere Pharmaka: Terfenadin (Antihistaminikum), Sumatriptan (Migränemittel), Halofantrin (Antimalarikum)
Pathogenese
Die TdP beginnt nach einer längeren Pause als sog. „long-short-cycle-sequence“. Der genaue Entstehungsmechanismus unklar, kann aber mit kreisenden Erregungen durch frühe Nachdepolarisationen bei verlängerter QT-Zeit erklärt werden. Durch die hohe Kammerfrequenz kann es zu einem funktionellen Kreislaufstillstand kommen.
Klinik
Medikamenteneinnahme
Schwächegefühl, Schwindel, Synkope
Schnelle, unregelmäßige, selbstlimitierende Tachykardie
Diagnostik
EKG: „Blickdiagnose“.Ständige Undulation des QRS-Vektors um die isoelektrische Linie herum.
Differentialdiagnose
Polymorphe Kammertachykardien bei angeborener QT-Verlängerung (Jervell-Lange-Nielsen-Syndrom: Tachykardie, Taubheit; Romano-Ward-Syndrom: Tachykardie).
Monomorphe Kammertachykardie: Die QRS-Morphologie ändert sich nicht (kein undulierender Vektor)
Therapie
Ausschaltung begünstigender Faktoren (Medikamente absetzen, Korrektur einer Hypokaliämie oder Hypomagnesiämie, etc.)
Vermeidung erneuter Anfälle
Magnesium-Sulfat 2 g i. v. zur Vorbeugung neuer Anfälle. Evtl. Wiederholung nach 10 min
Gabe von Orciprenalin oder Elektrostimulation zur Anhebung der Herzfrequenz (>90 Schläge/min), selten erfoderlich
Komplikationen
Übergang in Kammerflimmern, Synkope
Prognose
Langzeitprognose gut bei Ausschalten der prädisponierenden Faktoren.
@Jonas und alle anderen: Bitte! Wie man hier sieht, können ß-Blocker und Cordarex oder Lido das Problem auslösen. Also nicht für die Therapie verwenden ;) Mg ist das Mittel der Wahl!
Trotzdem wäre eine neue Frage nicht schlecht ;)
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