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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Todesfeststellung am Telefon



RS-USER-DocMezzoMix
20.08.2003, 14:22
Ich arbeite ja beim ÄND in der Telefonzentrale und es ist so, das unsere Nummer sehr weit verbreitet ist(auch wenn es offiziell nicht als Notrufnummer gilt). Jedoch 99% der Alten und Pflegeheime und gerade viele alte Leute haben unsere Nummer als "Notarzt".
So kommt es auch regelmäßig vor, das bei uns Herzkreislaufstillstände gemeldet werden. Meist ist es ein Altenheim wo eine unqualifizierte Schwester (leider auch meist noch Zeitnah) anruft und sagt: Habe soeben den Bewohner X ohne Atmung und Puls aufgefunden. Frage nach "sicheren Todeszeichen" führt meist zu Sätzen wie:" Ja sach ich doch, nix Puls nix atme Patient"
folge: Unklarer Verdacht Herz Kreislaufstillstand, Einsatz für das NEF.

Weitere folge: Meine Ärzte sind sauer, weil ihnen ein Schein durch die Lappen geht, der RD ist sauer, weil der Pat. tatsächlich und sicher tot war.

Wie macht ihr das bei euch? Welche Kriterien wendet ihr an bei
Herz Kreislaufstillstand? Wann sendet ihr den Blaulichtarzt dringend, wann schickt ihr nen Arzt für einen Schein?

Hab auch leider schon die Erfahrung gemacht, das der L-Schein noch lebte als der Arzt ankam.
Würdet ihr immer ein Notarzt schicken?

Bin ja mal gespannt wo woanders auf anderen Leitstellen oder Notrufzentralen damit umgegangen wird! Gibt es da eigentlich unterschiede mit dem Ausland, weiß das jemand?

LG dMM

RS-USER-Defi Brillator
20.08.2003, 14:47
Bei uns stellt sich die Problematik nicht in dieser Form, da der ÄND von der RLst unter 19222 koordiniert wird, da kann dann der Disponent entscheiden, ob er den Wochenendarzt oder den RD schickt, und "leblose Person" ist halt erstmal ne NA-Indikation.

RS-USER-Feuerblick
20.08.2003, 14:51
Hi Mezzo!

Ich hab auch mal in einer ÄND-Zentrale gearbeitet und da im selben Ort ein Altenheim ist, kenne ich derartige Anrufe. Wobei einige Schwestern sich durchaus auskannten und gleich den Doc zur Leichenschau in ein oder zwei Stunden bestellt haben, weil Frau oder Herr X. gerade verstorben sei.
Wenns ein Anruf war mit den Worten "ich habe gerade aufgefunden", dann habe ich meist den RD hingeschickt. Zum Teil auch meinen Doc (je nachdem, ob ich dachte, er ist bei ner Rea nützlich oder eben nicht. Einer meiner Docs - inzwischen ohne Approbation - war dann auch prompt drei Stunden verschollen.... er mache Sterbebegleitung - Samstag nachmittags im NOTDIENST !!!!! *aaargghhh* Und bei mir saß die Hütte voll, weil der ÄND auch ne Sprechstunde hat!)

Ich fand es nicht sooo tragisch, den RD zu schicken, denn
1. sind die Anrufe am "richtigen" Notruftelefon meist auch etwas unklar und die Leitstelle schickt oft genug Fahrzeuge raus, die dann einen Fehleinsatz schreiben dürfen), ergo sind die RDler das schon gewohnt und zicken mich nicht an. Wenn doch, dann habe ich ihnen (die Telefonzentrale ist sehr eng an die Rettungswache angegliedert...) gerne mal empfohlen, sich selbst die Anrufe anzuhören. So als Kollegin durfte ich das schon mal sagen...;)
und
2. Wenn die Person nicht tot war, dann dürfen die vom RD ja arbeiten.
Ging es dem Pat, sogar eigentlich gut und er hat nur ein Nickerchen gemacht, dann gabs den Schein für den ÄND doch noch.
Und war er schon so richtig tot, dann gabs die L-Schau für den ÄND, weil das eigentlich erst nach ein paar Stunden gemacht werden darf...

Blickchen

RS-USER-rettungshamster
27.09.2003, 19:14
Jetzt spreche ich mal als Vertreterin der Altenheimfraktion ;)

In meiner ganzen Laufbahn ist es bislang nur einmal vorgekommen das ein exam ! Kollege einer nichtdeutschen Herkunft, den NAW zu einem präfinalen Bewohner gerufen hat.

Die meisten der Bewohner welche sich im sterben befinden wird keine notärztliche Maßnahme zugeführt.

Unverständlich das KollegInnen anrufen um sich sichere Todeszeichen zu erfragen...*kopfschüttel*

RS-USER-Rettungsente
30.09.2003, 10:19
Hallöchen Freunde,
ich kenne das Problem auch zur Genüge, leider sind bei uns in den Heimen sehr viele Angestellte unsicher und rufen den RD wenn sich der Tod einstellt, oder gerade eintritt.
Ich bin überhaupt kein Freund einer Reanimantion im Altenheim, zu welchem Nutzen auch?
Oftmals besteht eine riesige Latte an Diagnosen, die den armen alten Menschen schon ausreichend quälen oder es ist einfach an der Zeit...
Hierbei sollten meiner Ansicht nach die Angehörigen oder der alte Mensch vorsorgen und klarstellen, wie die Mitarbeiter des Heims verfahren sollen - eine Patientenverfügung z.B.
Gerade wenn der Tod abzusehen ist sollte der betreuende Hausarzt mit allen Beteiligten schon einmal sprechen und das Vorgehen für den Tag des Todes festlegen.

Wenn es aber doch vorkommt, dann versuchen wir mit dem Notarzt gemeinsam einen würdevollen Abschied zu ermöglichen. Dazu gehört auch oft genug junge oder übermotivierte Kollegen oder Ärzte von einer Maximaltherapie abzuhalten!

Viele Grüße:peace:
Rettungsente

RS-USER-rettungshamster
30.09.2003, 10:40
Leider finden Patientenverfügungen nicht immer Achtung vor den übereifernden Notärzten...zumal wirklich nur ganz ganz wenige Bewohner über eine solche verfügen.

Back to life machine
30.09.2003, 10:52
Leider sind die meisten Altenheimmitarbeiter (die ich bisher erlebt habe) immer etwas konfus, wenn ich nach irgendwelchen Patientenverfügungen oder Absprachen frage...
(Aber das sind natürliuch auch gerade die, die immer den RD rufen)

RS-USER-rettungshamster
30.09.2003, 11:08
Ja ich weiß...leider rennen in den Einrichtungen nicht wirkliche Leuchten herum :(

Reanimator
10.10.2003, 11:52
Und jetzt mal zu den §§§: So wie du gehandelt hast, bist du auf der sicheren Seite!
Mir wäre das sowas von egal, wenn da irgendeine Schwester mir sagt wir sollen das lassen, solange ich nicht die Verfügung gesehen habe.
Denn letztendlich bist immer du als letztes Glied dran, wenn es um Strafverfolgung geht.
Und alleine schon die Aussage 'Sach ich doch, nix puls, nix atmen' wäre für mich der GARANTIERTE Anlass gewesen (in deinem Fall) den Notarzt zu alarmieren. Soll er sich mit der rumärgern und sich dann entscheiden wie er will - aber du bist auf jeden Fall aus dem Schneider!

Reanimator
10.10.2003, 12:20
Und jetzt mal zu den §§§: So wie du gehandelt hast, bist du auf der sicheren Seite!
Mir wäre das sowas von egal, wenn da irgendeine Schwester mir sagt wir sollen das lassen, solange ich nicht die Verfügung gesehen habe.
Denn letztendlich bist immer du als letztes Glied dran, wenn es um Strafverfolgung geht.
Und alleine schon die Aussage 'Sach ich doch, nix puls, nix atmen' wäre für mich der GARANTIERTE Anlass gewesen (in deinem Fall) den Notarzt zu alarmieren. Soll er sich mit der rumärgern und sich dann entscheiden wie er will - aber du bist auf jeden Fall aus dem Schneider!