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RS-USER-rettungshamster
15.11.2003, 11:41
Von allen geliebt - die Pflegeplanung

In Zeiten der (meist) vorhandenen Pflegestandards, ist die Planung eines Bewohners/Patienten meistens nur noch eine Angelegenheit von Abkürzungen die auf den Standard des eigenen Hauses zurückgreifen lassen.

Aber dennoch gibt es immer wieder Häuser, die noch nicht über ein solches Werk verfügen. ;)

Anhand des folgenden Fallbeispiel, würd ich gerne mit euch die Pflegeplanung erarbeiten, ohne dass wir hierbei einen Standard hinzuziehen.

Mal sehen ob was von den vermittelten schulischen Wissen hängen geblieben ist :D

Fallbeispiel

Herr Schulze, 60 Jahre alt, wurde mit Verdacht auf Sigmatumor auf unsere Station eingewiesen. Die Einweisung in das Krankenhaus erfolgte durch den Hausarzt.

Herr Schulze war noch nie im Krankenhaus und wirkt bei der Einweisung etwas nervös. Seine Ehefrau, die ihn begleitet, unterstützt ihn zugewandt. Sie ist ihm beim Verstauen seiner Dinge behilflich, besorgt ihm eine Telefonkarte und bleibt noch einige Zeit bei ihm.

Herr Schulze wohnt mit seiner Ehefrau in einem Einfamilienhaus, 30km außerhalb der Stadt. Seit einem Jahr kümmert sich seine Ehefrau um ihre pflegebedürftige Mutter, die im gleichen Haus lebt. Sie hat deshalb ihre Halbtagsbeschäftigung als Kassiererin aufgegeben.
Das Ehepaar hat zwei erwachsene Kinder, die beide im selben Ort leben. Herr Schulze hat ein besonders intensives Verhältnis zu seinen beiden Enkelkindern.
Von Beruf ist Herr Schulze Fernfahrer, dies macht ihm sehr viel Spaß.
Herr Schulze bastelt gerne in seinem Hobbykeller. Besonders viel Spaß hat er beim verarbeiten von Holz. Für seine Enkelkinder bastelt er unterschiedliche Spielsachen, z.B. Holzpferde.
Herr Schulze sieht gerne TV, besonders die 20.00 Uhr Nachrichten und die Sportschau.
Ansonsten hört er gerne klassische Musik und geht zweimal die Woche zum schwimmen. Herr Schulze besucht regelmäßig den evangelischen Gottesdienst und ist aktiv im Gemeinderat.

Er ist ein leidenschaftlicher Kaffeetrinker und hat eine Vorliebe für Fleisch. Zum Frühstück ißt er regelmäßig Rühreier mit Speck und Bratkartoffeln. Er mag überhaupt keinen Pfefferminztee und Fisch. Zur abendlichen Entspannung trinkt Herr Schulze ein Bier. Er raucht täglich eine Schachtel Zigaretten ohne Filter. Er ist 1.74cm groß und wiegt 80kg. Sein Hautzustand ist normal, die Hände sind etwas trocken. Er legt großen Wert auf die 2mal wöchtliche dusche und auf das tägliche rasieren.
Herr Schulze gibt an, dass er in letzter Zeit sehr unregelmäßigen Stuhlgang hat, zum Teil mehrere Tage keinen (zeitintervall 3 bis 4 Tage). Nachts muss Herr Schulze meist zweimal auf die Toilette und wasserlassen. Seit 2 Jahren hat Herr Schulze Probleme beim einschlafen. Schlafmittel nimmt er keine. Er sieht dann immer TV oder liest noch ein wenig.
Herr Schulze ist nach einer umfangreichen Diagnostik über den malignen Tumor im Dickdarm aufgeklärt. Ihm wurde die Anlage eines Colostomas erklärt.
Herr Schulze äußert am Nachmittag vor der Operation Ängste im Umgang mit dem künstlichen Darmausgang. Die OP von Herrn Schulze ist für morgen vorgesehen.

Tragen wir erstmal seine Probleme und Ressourcen zusammen ;)

Heinzin
15.11.2003, 13:31
Original geschrieben von rettungshamster

wurde mit Verdacht auf Sigmatumor auf unsere Station eingewiesen.
[...]
Herr Schulze äußert am Nachmittag vor der Operation Ängste im Umgang mit dem künstlichen Darmausgang. Die OP von Herrn Schulze ist für morgen vorgesehen.



also steht die Diagnose Sigmatumor doch fest...oder nicht!?

RS-USER-rettungshamster
15.11.2003, 13:51
Wir nehmen an, dass die Verdachtsdiagnose sich im Zuge des klinischen Aufenthaltes bestätigt hat und es letzten Endes zu einer Stoma-Anlage kommt.

Heinzin
15.11.2003, 14:09
Ressourcen :

- guter familiärer Kontakt (Ehefrau, Enkel)
- Pat ist berufstätig
- Pat hat gute soziale Kontakte außerhalb der Familie
- Pat ist sportlich aktiv und betreibt Hobbys (Hobbykeller)


Probleme :

1)Pat ist nervös (ist der erste KH-Aufenthalt überhaupt)
2)Pat hat Angst vor der Op
3)Pat hat Angst mit dem Umgang eines Colostomas
4)Pat hat Probleme mit der Ausscheidung ist obstipationsgefährdet
5)Pat kann nicht einschlafen
6)Pat hat trockene Haut
7)Pat hat eingeschränkte Möglichkeit, seinen Hobbys nachzugehen
8)Pat hat eine konsumierende Erkrankung
9)Pat ist pneumoniegefährdet
10)Pat ist thrombosegefährdet

RS-USER-rettungshamster
15.11.2003, 14:14
7)Pat hat eingeschränkte Möglichkeit, seinen Hobbys nachzugehen

....das würde sich aber dann aber mit der 4. Ressource beißen - oder ;) :)

Die Einschränkung hat er im Moment derzeit wg. seines KH-Aufenthaltes, aber eine Stomaanlage behindert ihn doch nicht wirklich in der Ausübung seiner Hobbies nach dem KH-Aufenthalt.

Heinzin
15.11.2003, 14:18
wie gesagt: er eingeschränkt in seinen Hobbys

so kann er zB TV schauen und Musik hören, auf seinen Schwimmbadbesuch muß er aber vorerst leider verzichten

RS-USER-rettungshamster
15.11.2003, 14:27
Diese Einschränkung müsste man dann im voraus schon ganz genau definieren

Abendstern
16.11.2003, 11:21
ui....ich setzt mich mal die Woche ganz in Ruhe an die PP und werd sie dann , wenn sie fertig ist , hier posten ......dann könnt ihr drüber herfallen :D:D;)

RS-USER-rettungshamster
16.11.2003, 20:09
Aber gerne doch ;)

Intensivling
16.11.2003, 20:11
Original geschrieben von Abendstern
ui....ich setzt mich mal die Woche ganz in Ruhe an die PP und werd sie dann , wenn sie fertig ist , hier posten ......kann könnt ihr drüber herfallen :D:D;)

Ja super gerne doch !!

Guedeltubus
16.11.2003, 20:29
ich werds auch mal amchen. Hatten grade in der shcule und muss noch übern ;)


Sein Hautzustand ist normal, die Hände sind etwas trocken.

Heinzin, dann stimmt bei dir die Nr. 6 nur im Bezug auf die Hände....D:-)

RS-USER-rettungshamster
16.11.2003, 20:33
Korrekt ;)

RS-USER-Frollein
20.11.2003, 19:07
mir ist die Pflegeanamnese zu unvollständig. Thema kommunizieren: Er hat zwar eine intakte Familie und soziale Kontakte, aber wie ist er im Umgang mit dem Pflegepersonal? Überläßt er beispielsweise seiner Frau alle Entscheidungen? :-p
Ist er selbständig in seiner Denk- und Handlungsweise? Hat er Vertrauen in Ärzte und Pflegepersonal oder ist er eher skeptisch? Ist er "mit allem einverstanden" oder ist seine Haltung eher ablehnend?
Wie sieht es mit der Atmung aus, da er nicht unerheblich raucht. Gibt es jetzt schon Probleme, so dass präoperativ bereits verstärktes Atemtraining stattfinden muß? Hat er möglicherweise eine chronische Bronchitis?
Im Grunde genommen kann man erst die Planung für die präoperative Pflege machen, da der Eingriff noch nicht statt gefunden hat. ;) Gefahr der Pneumonie, Thrombose und wahrscheinlich auch Dekubitusgefahr sehe ich erst postop.

als Ressource würde ich noch "Patient ist aufgeklärt" dazu nehmen und als Problem der näheren Zukunft, dass mit reichlich Kaffee und deftigem Frühstück erst mal Essig ist.

Ich denke aber noch einmal drüber nach... Peinlich - eigentlich sollte eine gute Pflegeplanung in 20-30 Minuten fertig sein. :rolleyes: ;)

RS-USER-rettungshamster
20.11.2003, 23:42
Sicherlich ist Herr Schule in seiner Denk -und Handlungsweise selbstständig, aber aufgrund der bevorstehenden Operation, ist er schon dahingehend dankbar, dass seine Ehefrau kleinere Dinge für ihn besorgt und erledigt.
Im Umgang mit dem Pflegepersonal zeigt er sich zwar freundlich aber dennoch zurückhaltend. Angst (was man verstehen kann) begleitet ihn, aber er erkennt auch die Dringlichkeit dieses Eingriffes.
Was die Sache mit dem rauchen betrifft, so kann man davon ausgehen, dass eine Schachtel Zigaretten täglich, mit Sicherheit ihre Wirkung nicht verfehlt ( Chron. Bronchitis / COLD);)

Pflegeliesl
02.12.2003, 14:58
Hm. Ich würde auch erst die reine präoperative PP machen. Wenn man zu weit im voraus plant, ist die Arbeit meist umsonst. ;)

Also ich mach mal

Ressourcen:
- gute psychosoziale Situation
- Pat. hat Hobbies
- Pat. geht einem Beruf nach
- Pat. ist über Diagnose und Op aufgeklärt
- Pat. ist gläubig ;)
- Pat. ist z. Zt. mobil und versorgt sich selbst

akute Probleme:
- Pat. hat Angst vor der Op und vor der Anlage eines Anus praeter. Er ist das erste Mal im Krankenhaus
(Maßnahme: Gesprächsbereitschaft signalisieren, Ängste ansprechen und auf den Pat. eingehen. Informationen über die zukünftigen Pflegemaßnahmen bzw. Ablauf der nächsten Tage schon im Vorfeld.)

- Pat. hat Einschlafstörungen
(am Abend vor der Op würde ich ein Lavendelbad empfehlen. Gute Prämedikation! Entsprechende Info an die Anästhesie)

- Pat. hat trockene Hände
(nun - eine gute Fettcreme zur Verfügung stellen. ;) )

- Pat. hat unregelmäßigen Stuhl
(Maßnahmen auf die postop. Phase verschieben)

- Pat. muss nachts 2 x zum Wasserlassen raus. Dadurch gestörte Nachtruhe
(Ursachenforschung! Trinkt er kurz vor dem Schlafengehen einfach zu viel?)

- Pat. ernährt sich ungesund
(Ernährungsberatung postoperativ veranlassen)

potentielle postoperative Probleme:
- Entwicklung von Sekundärerkrankungen: Thrombose oder Pneumonie.
Probleme bei der Atmung? Pat. ist Raucher!
= ob er allerdings schon Atemwegserkrankungen hat, würde ich nicht beurteilen, da wir nicht wissen, wie lange er schon stark raucht. Vielleicht erst seit kurzem. Wir wissen es nicht. Präoperativ sollte zumindest einmalig etwas Atemtraining statt finden.

- Kreislaufprobleme (engmaschige Überwachung von PF, RR und Atmung)

- Pat. ekelt sich vor seinem Beutel (natürlichen Umgang vermitteln, ihn an der Versorgung von Anfang an beteiligen!)

- Pat. isoliert sich, wird evt. depressiv (Verhaltensauffälligkeiten beobachten! Familie mit einbeziehen!)

- Haut entzündet sich um den Anus praeter (Hautpflege, Kontrolle)

- Ausscheidungsstörungen (Ernährungsberatung, für normale Ausscheidung sorgen)

- Pat. lehnt weitere Therapie ab.

naja - wie schon gesagt, es sind potentielle Probleme. Die postop. PP sollte auch erst postop. gemacht werden. Sonst müßte man x Eventualitäten einkalkulieren ;) - oder Standards machen. ;)

so - dann zerpflückt mal. :D

RS-USER-Frollein
03.12.2003, 16:34
hört sich bis hierher gut an. ;)
... aber ich bin nicht gerade ein Spezialist auf diesem Gebiet. Dafür haben wir in der Praxis nicht intensiv genug damit gearbeitet.
Ich könnte mir jedoch vorstellen, dass es hier noch einige Examinierte gibt, die mehr Ahnung haben, als ich.
Vielleicht kann man die ganze PP mal auflösen oder aufbröseln oder fortsetzen? :)

Pflegeliesl
04.12.2003, 13:55
Original geschrieben von Frollein

Ich könnte mir jedoch vorstellen, dass es hier noch einige Examinierte gibt, die mehr Ahnung haben, als ich.

Claudi zum Beispiel. Von der habe ich so einige fachlich gute Beiträge gelesen. :)
Ansonsten scheint mir, die Pflegeplanung ist hier genau wie in der Praxis nicht sehr beliebt.
Obwohl es doch im Grunde nur darum geht, das schriftlich festzuhalten, was man sich in den Pflegebesprechungen erzählt.

RS-USER-Frollein
06.12.2003, 08:12
und wann gibt es jetzt die Auflösung???
Oder war dieser Thread nur eine Beschäftigungstherapie

RS-USER-rettungshamster
06.12.2003, 09:08
Ne - keine Beschäftigungstherapie.....die Auflösung gibt es demnächst...Ein oder zwei Wochen, wenn ich wieder etwas mehr Luft hab ;)

Pflegeliesl
06.12.2003, 09:32
na die viertel Stunde wirst du für uns user doch wohl erübrigen können, oder? ;)