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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Leblose Person



Josanni
08.12.2003, 16:11
Einsatzstichwort: "Leblose Person"
Ihr fahrt mit NA zu einem 59jährigen Mann. Ihr findet ihn sitzend in seinem Badezimmer vor. Er ist zyanotisch, pulslos, hat weite Pupillen und ist ohne Eigenatmung. Sein Abdomen ist massiv gebläht.
Leitsymptom: Herz- und Atemstillstand
Der Patient wird intubiert, es wird ein EKG geschrieben das eine Asystolie zeigt. Über einen venösen Zugang erhällt er 3 mg Suprarenin unverdünnt. Auf zwischenzeitliches Nachfragen geben die Angehörigen an, das der Patient vor ein paar Tagen unter Atemnot und Müdigkeit gelitten hat. Das Abdomen erklärt sich aus den Wiederbelebungversuchen ihn zu Beatmen, was der Sohn versuchte. Im Rahmen der Reanimation bleiben die Pupillen weit und lichtstarr. Trotz Eigenrhythmus mit HF um 30/ min lässt sich keine Kreislauffunktion mehr aufbauen.
Reanimationsende nach 25 min Erfolgslosigkeit.
Auf Anraten des NA stimmen die Angehörigen einer Obduktion zu die am Folgetag ergab:
Hochgradige Arteriosklerose mit Beteiligung der Aorta und der Koronararterien an der Herzspitze. Außerdem wird ein 0,5 cm großer Einriss der Herzwand und eine Herzbeuteltamponade mit 500 ml frischem Blut im Herzbeutel festgestellt.

Woran ist der Patient verstorben? ( Fallbeispiel aus einem Buch des RD ). Die erfahrenen unter Euch können es bestimmt lösen. Dieses Fallbeispiel wurde uns im Unterricht mitgeteilt und wir sollten es auch lösen.

Viel Spass
Tipps und Anregungen werden gerne entgegen genommen!!D:-)

RS-USER-baxter
08.12.2003, 16:53
Nun bei der Vorerkrankung KHK, damit Verbunden wohl auch eine Hypertonie und der beschriebenen Symptomatik (Müdigkeit, Atemnot) ist der Patient bei seinem tätglichen Geschäft verstorben.

Die gesteigerte körperliche Leistung haben zu einer Erhöhung des RR geführt und somit zu einer Mehrleistung des Herzmuskels. Dieser war durch die KHK eh schon Hypoxisch (instabile AP Symptome der Vortage) und hat die Mehrleistung einfach nicht mehr verkraftet (Riss der Herzwand).

War der Patient auch Diabetiker?? Waren in der Obduktion frühere MCI erkennbar??

Aber im Endeffekt stirbt eh jeder an Herzversagen ;)

Josanni
08.12.2003, 18:51
Er ist nicht an seinem täglichen Geschäft verstorben, der Sohn hatte ihn lediglich hingesetzt um ihn zu beatmen. Klingt komisch, wird im Buch aber so beschrieben. Der Patient war kein Diabetiker und ein früherer Myokardinfarkt (MCI)waren erkennbar.
:confused: MCI ist Myokardinfarkt, oder???:confused: Klär mich auf, bin ja gerade am Anfang meiner Karriere als RA.
Außerdem lerne ich auch durch dieses Forum.
Wie gesagt: Tipps, Korrekturen und Anregungen werden gerne entgegen genommen.

RS-USER-baxter
08.12.2003, 19:06
nun da ging mein schuss aus der hüfte wohl daneben ;)

hat der sohn nur beatmet oder auch herzdruckmassage durchgeführt??

war eine einflußstauung/ödeme sichtbar??

welche vorerkrankungen und medikation waren noch bekannt?

ps.: Ja MCI = Myocardinfarkt

RS-USER-Defi Brillator
08.12.2003, 20:25
Hmm...vielleicht hat er sich ja vor ein paar Tagen (Dyspnoe!) nen stummen Infarkt gegeben und im Intervall hats ihm dann halt das ischämische Gebiet zerissen...

Josanni
08.12.2003, 21:10
Einen stummen Infarkt hatte es nicht gegeben. Die Verdachtsdiagnose nach der erfolglosen Reanimation ergab einen Herz- Atemstillstand nach Lungenödem.
Herzdruckmassage wurde vom Sohn bis zum Eintreffen des Rettungsteams durchgeführt, danach übernahm das Team die Herzdruckmassage; Vorerkrankungen bis auf die schon angekündigten Tatsachen ( Atemnot und Müdigkeit ) liegen nicht vor.
Ich gebe dieses Beispiel nur so wieder, wie man es uns erklärt hat.
Ach: Danke für die Bestätigung (Bin eben doch nicht so schusselig wie ich dachte:grins: :D Da habe ich gut im Unterricht aufgepasst:D )

RS-USER-Schädelspalter
08.12.2003, 21:25
Da schließe ich mich der Meinung unseres Defi Brillator (übrigens: Moinsen, DB! :D D:-) ) an.
500 ml Blut im Herzbeutel sind, wenn die Blutung plötzlich eintritt, höchstwahrscheinlich die Todesursache. Einige Tage nach einem Infarkt, ist das Risiko nicht nur für Re-Infarkte erhöht, sondern auch für Herzwandrupturen (Infarkt -> toter Herzmuskel -> Abbau und Umbau von Gewebe -> verringerte Belastbarkeit, erhöhtes Risiko der Ruptur). Außerdem könnte er aufgrund der KHK ein Aneurysma der Herzwand ausgebildet haben, das dann geplatzt ist (wäre aber bei der Sektion entdeckt worden).
Bei langsam zunehmenden Flüssigkeitsansammlungen im Perikard (z.B. bei Metastasen) kann der Erguß unter Umständen einige 100 ml betragen, tritt das aber plötzlich auf (z.B. Blutung), führt der erhöhte Druck in dem kaum dehnbaren Herzbeutel dazu, dass sich die Kammern in der Diastole nicht mehr mit Blut füllen können und daher auch kein Blut mehr in die Kreisläufe kommt.
Die Tamponade führt also zu einer Pulslosigkeit trotz elektrischer Herzaktivität.
Bei einem Patienten, der bei der Defäkation verstirbt, ist die Lungenembolie als Todesursache häufig. Übrigens: häufigste Todesursache bei KHK sind soviel ich weiß Rhythmusstörungen.

Aber trotzdem frage ich mich: was hat der Sohn mit ihm angestellt :confused: ??? Endweder verstehe ich unter "massiv geblähtes Abdomen" etwas anderes als der Autor oder hat ihn der Sohn an Preßluft angeschlossen :eek: ;) :D ?

RS-USER-baxter
08.12.2003, 21:43
Also einen stummen Infarkt hat es nicht gegeben aber ein früherer MCI war in der Sektio zu erkennen??

Aus St.p. MCI und KHK folgere ich jetzt einfach mal Linksherzinsuffizienz (dazu passend Atemnot und Müdigkeit), welche dekompensierte ->Lungenödem

Naja, Hypoxie und Vorwärtsversagen..da hat sich der Herzmuskel einfach verabschiedet....weiterer Verlauf (Ruptur) wie von Schädelspalter beschrieben.

RS-USER-Schädelspalter
08.12.2003, 21:55
Jaja... habe Josannis Post zu spät gesehen, weil ich etwas länger zum Schreiben gebraucht habe und dann nicht mehr alles ändern wollte.

Original geschrieben von baxter
Also einen stummen Infarkt hat es nicht gegeben aber ein früherer MCI war in der Sektio zu erkennen??
Würde mich auch interessieren, ob das nur ein Tippfehler war. Aber Menschen mit lange bestehender KHK haben fast immer auch kleine bindegewebige Veränderungen im Myokard als Zeichen alter winziger Durchblutungsstörungen.

Aus St.p. MCI und KHK folgere ich jetzt einfach mal Linksherzinsuffizienz (dazu passend Atemnot und Müdigkeit), welche dekompensierte ->Lungenödem

Naja, Hypoxie und Vorwärtsversagen..da hat sich der Herzmuskel einfach verabschiedet....weiterer Verlauf (Ruptur) wie von Schädelspalter beschrieben.
Ja, erst recht wenn die Koronararterien so sklerotisch sind, dass sie bei Abfall der Sättigung und/oder des HZV ihre Aufgabe nicht mehr richtig erfüllen können. Wenn dieser Zustand aber nicht tagelang anhält (hätte er gemerkt), ist das als alleinige Ursache für eine Ruptur m.E. etwas dürftig.

:confused:

Josanni
09.12.2003, 16:44
Ihr habt ja alle Recht, aber wie gesagt, dieses Fallbeispiel ist aus einem Buch des RD und wurde uns auch so erzählt. Ich kann nur so viel sagen wie es auch beschrieben wurde. Ich danke auch dafür das man sich meiner Fallbeispiele annimmt und versucht zu einem gemeinsamen Ergebnis zu kommen. Schließlich leben wir doch von der Teamarbeit im RD. Und die ist eben enorm wichtig. Man lernt ja nie aus.:grins:

RS-USER-Defi Brillator
09.12.2003, 21:20
Nur auf die Gefahr hin, daß ich mal wieder mit Blindheit und / oder Begriffsstutzigkeit geschlagen bin: ;)
Was war enn nun die "offizielle" Auflösung der Geschichte? Oder müssen wir uns noch was aus den Fingern saugen? :D

Josanni
09.12.2003, 22:15
Ihr habt alles gesagt, was gesagt werden konnte. Die "offizielle" Auflösung der Geschichte beläuft sich auf die eindeutige Diagnose: Myokardinfarkt mit Herzwandruptur! Ich sehe wir verstehen uns; auch wenn ich mich in manchen Dingen undeutlich ausdrücke;) :D :grins:
Hat Spass gemacht
Ich versuche auch schon in einigen Fallbeispielen die hier genannt werden eine Diagnose zu stellen; aber erstmal für mich zum üben; später werde ich dann auch zu einigen Fallbeispilelen etwas sagen, d. h. ich werde, wie Ihr, meine Verdachtsdiagnose "öffendlich" kund tun und werde dann hoffendlich auch richtig liegen!