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Reanimator
18.12.2003, 16:12
Tja, wie nun? wo muss Freiheit enden und wo beginnt Intoleranz? Ich zerbreche mir da schon lange den Kopf darüber, aber ich bin noch zu keiner Lösung gekommen, die mich richtig zufriedenstellt.
Warum kann man Schülern keine Lehrerin zumuten, die ein Kopftuch trägt?
Was ist dann mit dem Inder und seinem Turban, oder dem Juden und seiner Mizva (wenn man die so schreibt :))?
Und warum dürfen die Schülerinnen Kopftuch tragen, die Lehrerin aber nicht?
Wird Artikel 4 GG jetzt abgeschafft?

Das einzige worüber ich mir sicher bin, ist die Tatsache, daß der Koran so etwas nicht verlangt - dies entstand in einem tyrannischen, fundamentalistischen Patriarchat.
Auch wenn es schlicht und ergreifend Erziehungssache ist und sonst nichts - warum soll sie es nicht tragen dürfen?
In meiner Schulzeit hing in der Schule auch in jedem verdammten Raum ein Kreuz - da war es komischerweise kein Problem, obwohl es auch das Symbol einer einzigen Religion ist - und ich kein Christ gewesen bin!!!
Und ich bin mir sogar sicher, daß es die Schüler nicht beeinträchtigen würde wenn sie auf den ersten Blick sehen könnten, "Aha, der Lehrer glaubt an dieses und jenes" - ganz im Gegenteil.

RS-USER-Hoffi
18.12.2003, 16:30
Ich finde das Kopftuchverbot für sehr sinnvoll, ich bin allerdings für ein Verbot von allen religiösen Symbolen in der Schule der Staat hat neutral zu sein, die Schule ist eine Institution des Staates. Ich finde das Gesetz, welches in Frankreich verabschiedet werden soll, sehr gut, da die religiöse Symbole in der Öffentlichkeit eigendlich nichts zu suchen haben. Religion ist Privatsache und Sie sollte auch nur im privaten betrieben werden.

RS-USER-Feuerblick
18.12.2003, 16:58
Ich sehe das ähnlich wie Hoffi. Auch für mich sind die religiösen Symbole jeglicher Glaubensrichtung im Klassenzimmer völlig fehl am Platze...
Aber es gibt noch einen anderen Grund, warum ich gegen kopftuchtragende Lehrerinnen bin: In jedem Land, in dem man Gast ist oder in dem man sogar einen staatlichen Beruf ausübt, muß man sich in Kleidung und Gepflogenheiten anpassen. Soll heißen, daß man in diversen Ländern der moslemischen Glaubensrichtung als Frau gefälligst ein Kopftuch zu tragen hat, nicht in knallengen Jeans und offenherzigem Oberteil rumspringen darf und sich damit abfinden muß, daß Frauen dort eher zweite Klasse sind.
Warum also kann sich eine Lehrerin, die in Deutschland deutsche Kinder unterrichtet - oder in Frankreich französische Kinder usw. - (muß sie dafür eigentlich die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen) nicht auch soweit anpassen, daß sie das Symbol ihres Staates (nicht ihrer Religion, wie Trekker klar erkannt hat) nicht in Ausübung ihres Berufes trägt? Was sie privat tut oder läßt, ist mir völlig schnuppe!

Reanimator
18.12.2003, 20:42
Na dann sind wir uns ja soweit einig...
:peace:

Das Kopftuch ist aber eigentlich kein religiöses Symbol! Es wurde halt irgendwann mal eingeführt, daß Frauen sich in der Öffentlichkeit zu bedecken haben - ob das nun gut ist oder nicht brauchen wir denke ich nicht zu diskutieren und das ist auch ein eigenes Thema...
Aber wenn eine Frau sagt, ich WILL es aber, dann soll sie halt!
Da hilft Psychotherapie und Aufklärung sicher viel mehr als Verbote. :knuddel:

RS-USER-Rettungshund
18.12.2003, 21:12
Wenn es in der Türkei an Staatlichen Schulen verboten ist warum sollten wir es dann hier in Deutschland erlauben? Und den Vergleich die die geklagt hat gebracht hat das sie sich wie im Holocaust fühlt find ich total fehl am platz.

RS-USER-Feuerblick
18.12.2003, 21:25
Solche Vergleiche sind IMMER fehl am Platze und leider immer noch wirksam, weil viele Deutsche (besonders die hochbezahlten Damen Herrn Politiker) bei derartigen Erwähnungen den ..... einziehen! Wenn du vom deutschen Staat was haben willst, dann vergleiche mit Adolf und Spielgefährten und du wirst es bekommen...(Vorsicht! Reizthema!!!) *grrrrrrrrrrrrrrrrrrrr*

@Trekker: Jepp, beim Nachlesen hab ich gemerkt, daß ich mich mal wieder verworren ausgedrückt habe... Also, sagen wir ein unter dem Deckmantel der Religion verstecktes Symbol der Macht des Mannes über die Frau...
Von mir aus kann die Dame Zuhause Tag und Nacht Kopftuch tragen, aber in einem Beruf, der ja nun mal dem Staate untersteht, hat das Kopftuch nichts zu suchen! Denn wenn ich in einem Land für den Staat arbeite, dann muß ich eigentlich mit dem politischen System zumindest in den Grundlagen konform gehen. Dieser Voraussetzung widerspricht das Tragen eines Kopftuches allerdings komplett.
Ehrlich gesagt glaube ich, daß die Dame keinen Job bekommen hat, weil sie vielleicht rein fachlich nicht den Erwartungen entsprach. Also dachte sie sich, klage ich mal wegen irgendwas, dann müssen sie mich einstellen, um keine schlechte Publicity zu bekommen. Die Rechnung ist nicht ganz aufgegangen....:D :rolleyes:
Ich glaube auch nicht, daß Aufklärung da was bringt! Gibt genug Frauen, die einen Moslem heiraten und dann "aus Überzeugung" ( ihres Mannes?????) auch Kopftuch tragen...

Reanimator
19.12.2003, 12:42
Dann müsste es meiner Meinung nach aber für ALLE verbieten, weil gleiches Recht und so...

Dies wiederum wäre ja auch kein Problem, den §Vermummungsverbot haben wir ja schon!
Den Vergleich mit dem Holocaust habe ich hier extra nicht zur Sprache gebracht - natürlich ist die Tussi voll daneben. Aber es gibt ja noch soviele andere!

RS-USER-DocMezzoMix
19.12.2003, 15:11
Mein Problem ist, das sich das Thema "Integration" in Deutschland leider immer in der direkten Konkurenz zu "Fremdenhass" oder noch weiter befindet.
Es gab letztens eine Reportage im TV über eine Schule in der pro Klasse 1 deutsches Kind ist. Hauptproblem: Integration islamischer Mitschüler, besonders Mädchen. Stichworte Schwimmuntericht, Klassenfahrt etc. Dazu die aussage zweier moslemischer Geistlicher: "Deutschland ist das muslimischste Land auf dieser Erde, in unserer Heimat (in diesem Fall Türkei) dürfen unsere Kinder kein Kopftuch tragen, aber wir werden unsere Rechte nach den deutschen Gesetzen weiter ausbauen..." (Gedächtniszitat)
Von mir aus soll jeder seiner Religion nachgehen wie er will, wenn es nicht zur beeinträchtigung des eigenen oder Leben anderer führt.
Wie meine ich das? Ihr kennt alle das Problem aus dem RD, Patientin, ende 40 seit über 20Jahren in D, und spricht kein Wort deutsch, weil es religiös und kulturell nicht gewünscht ist, das sich die Frau integriert (Aussage einer türkischen Mutter in dieser ARD Reportage:"Ich lebe in D also muss auch der Staat dafür sorgen das ich deutsch lerne" ??? Warum, wenn ich in Spanien nicht verhungern wll, muss ich auch selber spanisch lernen, damit ich meine Brötchen kaufen kann?!)
Ich bin übrigens gegen jede Form von Religion die andere irgendwie beeinträchtigt, also auch gegen das Kirchengebimmel zu den unmöglichsten Zeiten. (bin evangelisch)

RS-USER-schmutz
23.12.2003, 09:14
Original geschrieben von DocMezzoMix
Ich bin übrigens gegen jede Form von Religion die andere irgendwie beeinträchtigt, also auch gegen das Kirchengebimmel zu den unmöglichsten Zeiten. (bin evangelisch)

Dem kann ich nur zustimmen
Ich gehe sogar so weit zu sagen, dass wenn Vertreter einer Ordensgemeinschaft unterrichten, diese sich ebenfalls den Gepflogenheiten der Allgemeinheit anzugleichen haben. Wen juckt es ob die Jean unter der Kutte versteckt wird oder nicht ??

Ich finde das dieses Thema nicht alleine bei einer Kopftuchdebatte bleiben darf, es hat alle Konfesionen und die dazugehörigen so genannten "Bekleidungsvorschriften" bzw. deren religiösen Symboliken zu enthalten.

Ich kenne zwar das Gesezt, das in Frankreich verabschiedet werden soll nicht, finde es aber sehr gut das mit den alten eingefahrenen religiösen Ansichten aufgeräumt wird.
Entweder es ist für alle gleich, dann dürfen alle Symbole überall angebracht werden (man stelle sich mal so eine Klasse vor..) oder viel wahrscheinlicher weil leichter durchführbar, es werden keine Symbole an/in öffentlichen Gebäuden angebracht.

nefgeländefahrer
23.12.2003, 09:21
bin ich auch für alle religionssymbole haben inden gebäuden nichts verloren, entweder alle symbole oder gar keins....

RS-USER-Hoffi
23.12.2003, 10:14
dann lieber gar nichts

ToolKing
09.02.2004, 23:22
Ich bin auch dafür, keinerlei religiöse Symbole in öffentlichen Gebäuden zuzulassen. Staat und Religion, das bitte immer fein trennen...

ToolKing
10.02.2004, 21:40
Paßt ja! Die Franzosen machen es uns vor...

RS-USER-Hoffi
10.02.2004, 21:44
jepp und zwar konsequent. sie haben alle religiösen symbole verbannt

ToolKing
10.02.2004, 23:06
Konsequent, und pasta! In Deutschland möchte ja niemand mehr einem anderen auf den Schlips treten, deshalb gibts ja bei uns auch keine Ergebnisse mehr, es wird ja nur noch bis zum Erbrechen herumdiskutiert... und wenn mal etwas erlassen wird, wird es einen Monat später wieder zurückgenommen...

Xaxis1
26.02.2004, 09:46
Ich bin gegen das Kopftuch, aus mehreren Gründen.

Aber: Das Kreuz kann von mir aus in den Schulen hängen bleiben, es gehört - zumindest in Bayern - mit zur "gewachsenen Kultur".

Und auch demgegenüber sollten "antireligiöse" Menschen Toleranz zeigen :rolleyes:

RS-USER-schmoelzi
26.02.2004, 10:02
Also entweder verschwinden alle religiösen Symbole oder es sind alle erlaubt, alles andere wirkt IMHO wie Doppelmoral.

Xaxis1
26.02.2004, 10:08
Original geschrieben von schmoelzi
Also entweder verschwinden alle religiösen Symbole oder es sind alle erlaubt, alles andere wirkt IMHO wie Doppelmoral.

ACH ?

Und warum ist es eine Doppelmoral ?
Hat Demokratie nicht auch was mit Mehrheit zu tun ?

Wenn hier nunmal 80 % Christen sind, 5 % Moslems, 15 % *wasweißich*, werden die 20 % das Kreuz dulden müssen...

(Zahlen geschätzt !!!)

Ich hab es sowas von satt, auf andre Kulturen in D Rücksicht nehmen zu müssen - es kann gern jeder hier leben, aber dann MIT ANPASSUNG !

Und für mich ist es sehr wohl ein Argument, daß z.B. Deutsche in moslemischen Ländern sich stark einschränken müssen - ich weiß von Frauen, die ihre Männer z.B. in den Iran begleitet haben und net mal Auto fahren durften !

ICH möchte NICHT, daß MEIN KIND von jmd mit Kopftuch unterrichtet wird.

Eine Lehrerin, die deshalb klagt, ist für mich UNFÄHIG, ein Kind zur Toleranz etc. zu erziehen...

und nein, ich bin es nicht, weil ich in der Türkei sicher nicht meine Tochter mit kurzen Hosen inne Moschee schicken würd und dann noch auf das Recht darauf klagen...

Es steht hier in D jedem frei, auszuwandern, und in vielen moslemischen Ländern Arbeit....

Intensivling
26.02.2004, 10:11
Klag doch mal in der Türkei wegen sowas ... die sperren dich ein und schmeißen den Schlüssel weg .... !

RS-USER-schmoelzi
26.02.2004, 10:22
Jeder soll leben dürfen wie er will und dazu gehört auch Religionsfreiheit. Nur weil jemand in einem anderen Land lebt in dem sein Glaube nicht vorherrschend ist, soll er ihn nicht ausleben/zeigen dürfen? Beides ist meiner Ansicht nach falsch - deutschen Frauen in moslimischen Länderen das Autofahren zu verbieten, genauso wie das Muslime in D keine Kopftücher tragen dürfen. Also wenn schon religiöse Symbole verboten werden, dann bitte schon für alle.

Meiner Meinung nach fördert es wohl eher die Toleranz wenn Kinder möglichst früh mit anderen Religionen konfrontiert werden!