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RS-USER-Rippenspreizer
07.01.2004, 20:00
Momentan tut sich ja einiges in der Medizinerausbildung. Und somit wird auch unser altehrwürdiges "Megacode-Praktikum" bzw. unser "Praktikum der Notfallmedizin" derzeit gewaltig umstrukturiert.
Zukünftig wird der Schwerpunkt mehr auf Anästhesie/Narkose/Prämedikation/Techniken (Intubation, Defibrillation, ZVK, Arterie etc.) liegen und im Anschluss ein ACLS-Algorithmus praktisch simuliert.

Ich finde das eigentlich ganz sinnvoll, kam die Anästhesie im Studium doch bislang immer etwas zu kurz. Keine Ahnung, ob dadurch ein Grossteil der Studenten zu besseren Medizinern in Notfallsituationen werden, aber schaden tut´s auch nicht.

Wie sieht es denn bei euch aus? Gab/gibt es ähnliche Konzepte bzw. Anästhesiepraktika? Oder wird bei euch sogar die Notfallmedizin von Chirurgen gelehrt?

Gruss, Daniel

RS-USER-Feuerblick
07.01.2004, 20:13
Hi Daniel!

Hmmm, also wenn dieses Seminar gehalten wird auf Kosten eines vernünftigen Mega-Codes, dann finde ich es absolut nicht gut. Denn es müssen nicht alle Ärzte wissen, wie man eine Arterie, einen ZVK legt oder gar eine Narkose fährt. Hingegen fände ich es schon wünschenswert, mal einem Allgemeinmediziner zu begegnen, der sich bei einer Rea nicht selbst verletzt, nicht mit dem Ambu-Beutel seine Haare ventiliert und der mehr tun kann, als einfach brav zurückzutreten...

Bei uns findet dieses Praktikum unter Regie der Anästhesisten statt und ist vom Prinzip her für "Anfänger" eigentlich gut gemacht. Man lernt beuteln, intubieren, welche EKG-Bilder zu defibrillieren sind und welche Medis standardmäßig gegeben werden. Je nach Dozenten (ich kanns nicht beurteilen, ich war in einer Gruppe mit einigen anderen RDlern und wir hatten begreiflicherweise keinen Nerv, an der Puppe zu spielen) darf man das anschließend schön gemütlich nachspielen. Allerdings ist die Zeit recht knapp bemessen und nicht jeder Dozent gibt sich Mühe.

Soll heißen: Anästhesie kommt tatsächlich immer ein wenig zu kurz, aber das darf auf keinen Fall zu Lasten der Notfallmedizin bzw. des MegaCode-Training gehen... Denn die Wahrscheinlichkeit, mal an eine Rea zu geraten und erst mal handeln zu müssen ist doch größer als die, eine Narkose machen zu müssen.

Das Funkelauge

RS-USER-Katja
04.02.2004, 14:16
Original geschrieben von Rippenspreizer

Zukünftig wird der Schwerpunkt mehr auf Anästhesie/Narkose/Prämedikation/Techniken (Intubation, Defibrillation, ZVK, Arterie etc.) liegen und im Anschluss ein ACLS-Algorithmus praktisch simuliert.
Bei uns wird sich auch einiges ändern, aber es weiß noch keiner, woher wir die Leute für den Unterricht nehmen sollen (oder he, wir machen mal für eine Woche den ZentralOP zu :rolleyes: ).
Es soll aber auch dazu kommen, daß jeder im OP jeden Tag dieses Praktikums zwei Studis bekommt, die für eine 3/4-Stunde dabeistehen sollen. Was das bringen soll, bleibt mir bisher verborgen, zumal die Jungs und Mädels mittags um 12 kommen sollen, weil morgens die Pharmakologen ihre Vorlesung haben und die da schon seit Jahren liegt und das nicht anders geht :confused:
Wie hoch stehen deren Chancen, mal eine Einleitung zu sehen in dieser Zeit oder gar selbst auch nur zum Braunülenlegen zu kommen? Dann kommen im schlimmsten Fall noch zwei Studis dazu, die gerade chirurgisches Praktikum machen und dafür auch immer auf die Anästhesieseite geschoben werden ("Da können Sie besser gucken!"). Wenn da vier Leute rumstehen, die im schlimmsten Fall noch nie im OP waren, ist die Patientensicherheit irgendwie schon gefährdet... bitte nicht auf diesen Zieharmonikaschlauch treten, das ist die Beatmung...
Naja, wir werden mal sehen, wie es sich entwickelt.



Wie sieht es denn bei euch aus? Gab/gibt es ähnliche Konzepte bzw. Anästhesiepraktika? Oder wird bei euch sogar die Notfallmedizin von Chirurgen gelehrt?

Es ist erstaunlich: Am Modul "Notfallmedizin" wollten ALLE Teil haben, sogar die Dermatologen! Aber Notfallmedizin wird bei uns weiterhin von denen gelehrt, die da was von verstehen :D

DerBlinde
04.02.2004, 17:54
:D :D :D

Was ist der einzige dermatologische Notfall???






















































Wenn das Cortison alle ist!! :grins:
Und dann hat man immernoch 7 Tage Zeit... ;) :grins:

Knecht
05.02.2004, 07:29
*prust* :D

Intensivling
05.02.2004, 09:19
Original geschrieben von Katja
Es ist erstaunlich: Am Modul "Notfallmedizin" wollten ALLE Teil haben, sogar die Dermatologen! Aber Notfallmedizin wird bei uns weiterhin von denen gelehrt, die da was von verstehen :D

Gibt es denn dermatologische oder radiologische Notfälle ??? :D:D:D

Wenn das Röntgen mal ausfällt kann man es sicher mit Defibrillation versuchen :D

RS-USER-DoktorW
05.02.2004, 09:24
Der einzige dermatologische ist doch, wenn das Cortison alle ist ;)


steht doch schon da oben!

Intensivling
05.02.2004, 09:29
Ein Anästhesie Seminar für Pflegekräfte würde ich auch sehr sinnvoll finden, alleine schon damit die postoperativen Patienten besser auf Station versorgt werden könnten.

DerBlinde
05.02.2004, 12:44
Original geschrieben von Intensivling
Ein Anästhesie Seminar für Pflegekräfte würde ich auch sehr sinnvoll finden, alleine schon damit die postoperativen Patienten besser auf Station versorgt werden könnten.

Dafür gibt es doch den AWR... wo ist das Problem?

RS-USER-Claudi
05.02.2004, 13:32
Original geschrieben von DerBlinde
Dafür gibt es doch den AWR... wo ist das Problem?
oder man organisiert selbst ein Seminar mit geeigneten Leuten, wenn Nachfrage besteht. Die Anästhesisten waren jedenfall immer für so was zu haben.

RS-USER-Schädelspalter
05.02.2004, 15:22
Original geschrieben von Intensivling
Gibt es denn dermatologische oder radiologische Notfälle ??? :D:D:D
Naja, ein schiefgelaufener (bzw. RICHTIG positiver) Allergietest (Provokation) ist schon weniger schön... :eek:
Und ich habe sogar einmal einen Patienten gehabt, den die Radiologen umgebracht haben bzw. dazu beigetragen haben: Bariumbreischluck, aber eine unbekannte Ösaphago-tracheale Fistel - und beim Breischluck zeichnete sich der Bronchialbaum ab (astrein, muß man schon sagen) und da er sowieso eine Pneumonie hatte...

Aber zurück zum Thema:
Anästhesie kommt bei uns auch etwas zu kurz, allerdings nicht die Notfallmedizin. Vor dem eigentlichen Megacode-Training hatten wir noch 4 Stunden, in denen uns erklärt wurde, wie man im Notfall die wichtigste Diagnostik macht und wertet (EKG, Pulsoxy, Basiskrams) und ein wenig zu Akuttherapie erklärt wurde. Eine Puppe durfte man auch mal intubieren, beatmen und so weiter. Nach dem Megacode-Training gab es ein zweistündiges Testat an der Puppe. Das Testat bestand aus mehreren Fallbeispielen und wir sollten alle Maßnahmen möglichst wirklichkeitsnah an der Puppe vornehmen, wobei die Tutoren und Assistenten uns gerne mal etwas nervös machen wollten... Danach gab es noch eine Klausur.
Insgesamt hat der Kurs Spaß gemacht und war lehrreich, durch das Anwenden des Gelernten in einer Prüfungssituation war auch die Lernkontrolle sinnvoll und angemessen (in der Klausur wurde dann aber wieder reichlich Detailwissen abgefragt)

Dr. Magill
03.03.2004, 21:59
Bei uns (Uniklinik Erlangen) wird Notfallmedizin von der Klinik für Anästhesiologie unterrichtet. Dazu gehört neben Hauptvorlesung und Mega-Code-Training auch das Notfallmedizinische Praktikum im NEF und eine ganztägige Ausbildung an unserem Anästhesiesimulator (der übrigens der erste in Deutschland war). Beim Ranking durch die Medizinstudenten liegt deshalb die Klinik für Anästhesiologie traditionell auf Platz 1.

Chirurgen haben m.E. in der Notfallmedizin so viel zu suchen wie Pathologen.

RS-USER-Rippenspreizer
03.03.2004, 23:53
Ja, wir haben jetzt auch so ein "Super-Simulator" gesponsort bekommen. Heute war Einweisung auf die Soft- & Hardware. Ganz schön kompliziert. Damit soll dann ab kommendem Semester das neue Anästhesie-Seminar eröffnet werden.

In diesem Zusammenhang hat man sich überlegt, dass MedStudenten schon alleine aus versicherungstechn. Gründen nicht mit auf den NAW darf. Jetzt also nur noch exkl. für Ärzte/Ärztinnen, die ihre 10 lebensrettenden Einsätze für den Fachkundenachweis Notfallmedizin benötigen :-(

RS-USER-Defi Brillator
04.03.2004, 04:40
Original geschrieben von Rippenspreizer
In diesem Zusammenhang hat man sich überlegt, dass MedStudenten schon alleine aus versicherungstechn. Gründen nicht mit auf den NAW darf. Jetzt also nur noch exkl. für Ärzte/Ärztinnen, die ihre 10 lebensrettenden Einsätze für den Fachkundenachweis Notfallmedizin benötigen :-(
Nicht mal im Rahmen des PJ?
Hier kann man so 'nen (hier übrigens darf man ein Apostroph/Apostrof verwenden ;) ) Zettel unterschreiben, daß man bei NEF-Einsätzen auf eigene Gefahr mitfährt...

RS-USER-Sani
04.03.2004, 08:25
Original geschrieben von Dr. Magill
Bei uns (Uniklinik Erlangen) wird Notfallmedizin von der Klinik für Anästhesiologie unterrichtet.
erstmal willkommen hier im Forum !! Endlich mal ein Dok aus ER !!

RS-USER-Kräuterhexe
04.03.2004, 10:44
Original geschrieben von Rippenspreizer


In diesem Zusammenhang hat man sich überlegt, dass MedStudenten schon alleine aus versicherungstechn. Gründen nicht mit auf den NAW darf. Jetzt also nur noch exkl. für Ärzte/Ärztinnen, die ihre 10 lebensrettenden Einsätze für den Fachkundenachweis Notfallmedizin benötigen :-(

Versucht doch, das Studiendekanat so lange zu nerven, bis sie die notwendige Versicherung abschließen ( um mehr geht es nämlich nicht :D ) .
Es dauert zwar, aber klappt bei Beharrlichkeit. Es sind anderthalb Jahre lang jedes Semester zwei Mal / Halbjahr dem Studiendekanat auf die Pelle gerückt, wie wichtig das für die Ausbildung ist... und seit zwei Jahren geht es.
Anfangs hatte ich bei meiner HiOrg um Erlaubnis gebeten, Studis als Gäste auf dem RTW mitzunehmen. Da wir bei uns im ehrenamtlichen Bereich zu dritt fahren sind sog. Gäste möglich/ versichert. Hat relativ gut geklappt.
Wäre vielleicht ja auch einer Überlegung wert, oder?

RS-USER-DerDings
04.03.2004, 10:52
hmm... also ich glaub in Österreich ist es nur in wien möglich auf dem NAW zu famulieren.

in graz wirds im neuen curriculum eben das SSM notfallmedizin geben - die jungs & mädels die das absolvieren(8wenn denn genug kanditaten zusammenkommen :rolleyes:) werden dann als Rettungsmediziner auf den Jumbos eingesetzt...

ich bin mir nicht sicher, aber ich denke das auch wien im studium ziemlich gut mit notfallmedizin umgeht - immerhin ist die notaufnahme im AKH fast schon einzigartig im deutschen sprachraum - konzipiert wie die emergency departments im amiland...

RS-USER-Rippenspreizer
04.03.2004, 16:42
Original geschrieben von Defi Brillator
Hier kann man so 'nen Zettel unterschreiben, daß man bei NEF-Einsätzen auf eigene Gefahr mitfährt... Oho... DAS hingegen würde ich eher nicht machen. Das Risiko, mit Sonderrechten einen Unfall zu verursachen liegt 8x höher als in einem normalen PKW. Und stell Dir mal vor, Du liegst da mit diversen Verletzungen, evtl. Folgeschäden?
Sehr riskant und von der Uni - ehrlich gesagt - eine Frechheit!
:(

Gruss, Daniel

RS-USER-Hypnos
04.03.2004, 21:02
Die Frage, die man sich ja generell mal stellen sollte, ist, ob es denn so sonderlich sinnvoll ist, im Notarzt-Dienst zu famulieren... Sicher, man macht bei Freunden und Freundinnen oft mehr Eindruck, wenn man von sonderrechtigen Einsätzen berichten kann, dennoch ist der Notarzt Dienst nur eine minimale Facette der ärztlichen Tätigkeit, Grundlagen dafür (und dafür ist, finde ich, die Famulatur ja auch da), sollten im Klinikalltag und nicht auf der Straße erlernt werden...

Leider bin ich ja in einem Haus im Ruhrgebiet tätig, indem es, bedingt durch den vielbesprochenen Strukturwandel dazu kommt, daß immer mehr Mitarbeiter aus dem Bergbau in den Rettungsdienst umschulen...dies ist aus irgendwelchen mir nicht ganz erfindlichen Gründen politisch so gewollt und auch gefördert. Was ja weiter auch kein Problem wäre, wenn nicht 70-80% der Umschüler durch
1) grobe Unkenntnis
2) grobe Faulheit
3) grobe Überforderung
auffallen würden...
Da gab es zum einen beispielsweise den türkischen Kollegen, der einer Anästhesieschwester zugeteilt wurde, die ihn wiederum am Ende des OP-Tages zur Mitarbeit bei der Säuberung aufforderte, was er wiederum mit den Worten kommentierte:
(Zitat):
Putzen? Das ist Frauensache...
:( :( :(

Auch sonst glänzt ein Großteil der Umschüler durch ein schier unglaubliches Autistentum...lediglich wenn sich die Einleitung der Intubation nähert, kommt dann bisweilen ein wenig schmeichelhaftes:
Ej, lässte mich getz auch ma intubiern???
über die wenig ansehnlichen LippenD:-) D:-) D:-)

Ich für mich habe mich jetzt dazu entschlossen, die Kollegen durchaus intubieren zu lassen, allerdings erst dann, wenn sie meines Erachtens auch die gesamte Einleitung vom Einschleusen bis zum Einschlafen des Patienten (incl. richtiger Medikamentendosierung [dort stehe ich als Ansprechpartner zu Verfügung]) beherrschen...
Da nun aber im Zeitalter von Boxenludern und Gurkenlaster-umfahrenden führerscheinlosen Bisexuellen mit schwerer Psychosetendenz kaum einer der Umschüler in der Lage ist, selbständig einen Dreisatz zu berechnen, mache ich weiterhin meine Einleitungen selber und die Umschüler fröhnen ihrem Autistentum...

RS-USER-Rippenspreizer
04.03.2004, 23:23
Ich weiss genau was Du meinst!

Ruhrgebiet: "Jung, komm mal bei mich bei! Fängt gleich am regnen an!" Die Bergbau-Assistenten kenne ich auch zu genüge. Manchmal echt grenzwertig. In welcher Stadt treibst Du denn Dein anästhesiologisches Unheil?

Gruss, Daniel