Vindu
10.02.2004, 11:52
Ich habe hier einen Tatsachenbericht, den eine Person die ich nur unter dem Namen AnnaLiviaPlurabelle kenne an anderer Stelle im Netz veröffentlicht hat.
Viel Spaß beim Lesen.
der Vindu
Tach, Post
"Zur Freimachung (Frankatur) von Briefen und Postkarten dürfen
nur gültige Postwertzeichen verwendet werden. (...) Darüber
hinaus dürfen Sendungen auch nicht mit Postwertzeichen ohne
Stempelabdruck freigemacht werden, die aufgedruckt oder bereits
verklebt waren und dann aus Briefumschlägen oder Postkarten
ausgeschnitten wurden."
.
.
.
Es ist Samstag vormittag und wie unzählige andere
Bundesbürger habe auch ich ein paar Dinge bei der Post zu
erledigen. Heute nur drei Büchersendungen, Ebay-Verkäufe. Ich
habe Glück (wie ich zunächst fälschlicherweise vermute), denn vor
mir ist lediglich ein Mann in der Schlange. Nach extrem kurzer
Wartezeit schiebe ich lässig die drei Umschläge rüber und zücke
schon schwungvoll mein Portemonnaie. Ich habe meine
Rechnung ohne die ambitionierte, eigensinnige Postbeamtin
gemacht.
"Als was wollen Sie das denn schicken?", fängt es harmlos an.
"Als Büchersendung", antworte ich wahrheitsgemäß.
Sie wiegt und schiebt und klebt diverse Briefmarken, hält jedoch
inne und beginnt, die Umschläge hin- und her zu wenden. An
dieser Stelle erwacht mein Misstrauen.
Nachdem alles fein frankiert ist, legen sich dunkle Falten auf die
Stirn der ältlichen und offensichtlich schlecht gelaunten,
rundlichen Dame hinter dem Schalter. Hinter mir hat sich
mittlerweile eine kleine Schlange gebildet.
"Eine Büchersendung dürfen Sie nicht verschließen", schleudert
sie mir vorwurfsvoll entgegen.
"Das ist ein Adhäsionsverschluss", wage ich entgegen zu setzen.
"Den kann man öffnen und wieder verschließen. Lustlos zieht sie
an einigen unpassenden Stellen der Umschläge herum und
behauptet: "So geht das aber nicht." "Ach, " sage ich nur, "das ging
aber bisher." Meine letzte Bemerkung scheint keinen großen
Eindruck auf sie zu machen, denn sie guckt mich nun richtig böse
an und raunzt. "Und Warensendungen auch nicht."
An diesem Punkt muss ich erstmals einen Anflug von Ungeduld
unterdrücken, ebenso die circa 10 Menschen hinter mir. Ich
erdreiste mich, der fleißigen Postbeamtin mein traumatisches
Erlebnis mit Büchersendungen zu schildern. Ich hatte kurz davor
einen Erziehungsratgeber als Büchersendung mit einer Klammer
verschlossen losgeschickt und angekommen war 5Tage später
ein zerlesener Band Pitje Puck. "Das kommt schon mal vor, " erklärt
sie mir lapidar, und beginnt, die Briefmarken wieder von den
Umschlägen zu lösen.
"Moment mal", rufe ich da schon etwas lauter. "Ich habe grad
weder Zeit noch Lust mit Ihnen über das Tarif- und
Abwicklungssystem der Deutschen Post zu diskutieren! Wenn Sie
es kompliziert machen müssen, dann bitte nicht mit mir. Dann
seien Sie doch bitte so nett und geben mir die Umschläge wieder,
ich werde sie bei einer anderen Post abgeben, da geht das
wesentlich einfacher." Mir ist klar, dass das einer Niederlage
gleich kommt und ich überdenke kurz meine pazifistische
Grundhaltung. Schlussendlich möchte ich aber nur meine
Umschläge loswerden. Offenbar hat meine Wortwahl ihren
rezeptorischen Apparat überfordert, denn nun ist sie in eine Art
apathische Starre verfallen. Dann bricht es aus ihr heraus. "Zu
welcher Post bringen Sie das denn? Bestimmt zu der Postagentur,
nicht? Wie? Was?". Die Gehässigkeit ist nicht zu überhören und
ich frage mich, ob es eine therapeutische Betreuung für die
Belegschaft gibt.
Der Lärmpegel im Hintergrund lässt mich ahnen, dass der kleine
Postraum mittlerweile reichlich gefüllt ist. Bei einem zaghaften
Seitenblick stelle ich fest, dass die Schlange nun schon bis auf die
Straße reicht. Um die Dinge nicht weiter eskalieren zu lassen,
greife ich zu einer Notlüge und behaupte, ich würde meine
Sendungen meist in Hamburg abgeben. Das scheint einen
gewissen Eindruck zu machen, denn nun kramt sie einen
zerbogenen Prittstift aus einer Schublade und beginnt, die
abgelösten Briefmarken wieder auf den Umschlägen zu
befestigen. "Wie Sie wollen", grummelt Sie düster. "Ich kann Ihnen
aber nicht versprechen, dass Sie das nicht zurück geschickt
bekommen." Ich nehme das in Kauf und halte die Sache nun
endgültig für erledigt, krame in geradezu euphorischer Stimmung
in meinen Euros, da kracht es erneut auf mich hernieder.
"Aber das hier?" - Sie wedelt mit dem großformatigen Umschlag,
der ein Kunstmagazin enthält. "Das geht nun aber wirklich nicht".
Ich sinke in mir zusammen. Umgehend zieht sie ein fleckiges,
ehemals vermutlich weißes Lineal aus einer Schublade. Zum
Beweise legt sie es in der Diagonalen an und setzt einen
triumphierenden Gesichtsausdruck auf. "Eine Büchersendung darf
maximal 358 mm betragen, dies hier sind aber 380mm!"
Nach einem kurzen Blick auf das Gedränge im Eingangsbereich
nehme ich davon Abstand, dies mit ihr auszudiskutieren und bitte
sie in möglichst schlichtem Tonfall um konstruktive Anregungen.
Unbeeindruckt von den Menschenmassen, die sicher in Kürze
aufgrund ungenehmigter Versammlungsaktivitäten von der
örtlichen Polizei festgenommen werden, hält sie mir aus dem
Stegreif ein Kurzreferat über die Möglichkeiten des Versandes
dieser Zeitschrift. "Als Päckchen ginge es zu 4, 10 €. Oder
versichert als Paket für 6, 70 €. Sie können es auch als Maxibrief
Plus schicken, dann kostet es 3, 10 €."
Einen kurzen Moment erwäge ich, die Sendung persönlich nach
Hessen zu bringen, bitte sie dann jedoch nur kopfschüttelnd, mir
den Umschlag wieder auszuhändigen, was sie äußerst beleidigt
und nur sehr widerstrebend tut. Erstaunlicherweise verkauft sie mir
dann ohne weitere Einwände 1, 28 € in Briefmarken, mit denen ich
noch vor Ort den Umschlag als Büchersendung frankiere.
Nachdem ich meinen Rückweg durch die brodelnde, unwirsche
Masse gebahnt habe, reiche ich den Umschlag auf dem
Nachhauseweg bei der kleinen Postagentur rein, die ihn
freundlich lächelnd entgegen nimmt. Zu Hause brauche ich eine
große Kanne Yogitee und eine Tastatur, um dies traumatische
Erlebnis zu verarbeiten.
Viel Spaß beim Lesen.
der Vindu
Tach, Post
"Zur Freimachung (Frankatur) von Briefen und Postkarten dürfen
nur gültige Postwertzeichen verwendet werden. (...) Darüber
hinaus dürfen Sendungen auch nicht mit Postwertzeichen ohne
Stempelabdruck freigemacht werden, die aufgedruckt oder bereits
verklebt waren und dann aus Briefumschlägen oder Postkarten
ausgeschnitten wurden."
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Es ist Samstag vormittag und wie unzählige andere
Bundesbürger habe auch ich ein paar Dinge bei der Post zu
erledigen. Heute nur drei Büchersendungen, Ebay-Verkäufe. Ich
habe Glück (wie ich zunächst fälschlicherweise vermute), denn vor
mir ist lediglich ein Mann in der Schlange. Nach extrem kurzer
Wartezeit schiebe ich lässig die drei Umschläge rüber und zücke
schon schwungvoll mein Portemonnaie. Ich habe meine
Rechnung ohne die ambitionierte, eigensinnige Postbeamtin
gemacht.
"Als was wollen Sie das denn schicken?", fängt es harmlos an.
"Als Büchersendung", antworte ich wahrheitsgemäß.
Sie wiegt und schiebt und klebt diverse Briefmarken, hält jedoch
inne und beginnt, die Umschläge hin- und her zu wenden. An
dieser Stelle erwacht mein Misstrauen.
Nachdem alles fein frankiert ist, legen sich dunkle Falten auf die
Stirn der ältlichen und offensichtlich schlecht gelaunten,
rundlichen Dame hinter dem Schalter. Hinter mir hat sich
mittlerweile eine kleine Schlange gebildet.
"Eine Büchersendung dürfen Sie nicht verschließen", schleudert
sie mir vorwurfsvoll entgegen.
"Das ist ein Adhäsionsverschluss", wage ich entgegen zu setzen.
"Den kann man öffnen und wieder verschließen. Lustlos zieht sie
an einigen unpassenden Stellen der Umschläge herum und
behauptet: "So geht das aber nicht." "Ach, " sage ich nur, "das ging
aber bisher." Meine letzte Bemerkung scheint keinen großen
Eindruck auf sie zu machen, denn sie guckt mich nun richtig böse
an und raunzt. "Und Warensendungen auch nicht."
An diesem Punkt muss ich erstmals einen Anflug von Ungeduld
unterdrücken, ebenso die circa 10 Menschen hinter mir. Ich
erdreiste mich, der fleißigen Postbeamtin mein traumatisches
Erlebnis mit Büchersendungen zu schildern. Ich hatte kurz davor
einen Erziehungsratgeber als Büchersendung mit einer Klammer
verschlossen losgeschickt und angekommen war 5Tage später
ein zerlesener Band Pitje Puck. "Das kommt schon mal vor, " erklärt
sie mir lapidar, und beginnt, die Briefmarken wieder von den
Umschlägen zu lösen.
"Moment mal", rufe ich da schon etwas lauter. "Ich habe grad
weder Zeit noch Lust mit Ihnen über das Tarif- und
Abwicklungssystem der Deutschen Post zu diskutieren! Wenn Sie
es kompliziert machen müssen, dann bitte nicht mit mir. Dann
seien Sie doch bitte so nett und geben mir die Umschläge wieder,
ich werde sie bei einer anderen Post abgeben, da geht das
wesentlich einfacher." Mir ist klar, dass das einer Niederlage
gleich kommt und ich überdenke kurz meine pazifistische
Grundhaltung. Schlussendlich möchte ich aber nur meine
Umschläge loswerden. Offenbar hat meine Wortwahl ihren
rezeptorischen Apparat überfordert, denn nun ist sie in eine Art
apathische Starre verfallen. Dann bricht es aus ihr heraus. "Zu
welcher Post bringen Sie das denn? Bestimmt zu der Postagentur,
nicht? Wie? Was?". Die Gehässigkeit ist nicht zu überhören und
ich frage mich, ob es eine therapeutische Betreuung für die
Belegschaft gibt.
Der Lärmpegel im Hintergrund lässt mich ahnen, dass der kleine
Postraum mittlerweile reichlich gefüllt ist. Bei einem zaghaften
Seitenblick stelle ich fest, dass die Schlange nun schon bis auf die
Straße reicht. Um die Dinge nicht weiter eskalieren zu lassen,
greife ich zu einer Notlüge und behaupte, ich würde meine
Sendungen meist in Hamburg abgeben. Das scheint einen
gewissen Eindruck zu machen, denn nun kramt sie einen
zerbogenen Prittstift aus einer Schublade und beginnt, die
abgelösten Briefmarken wieder auf den Umschlägen zu
befestigen. "Wie Sie wollen", grummelt Sie düster. "Ich kann Ihnen
aber nicht versprechen, dass Sie das nicht zurück geschickt
bekommen." Ich nehme das in Kauf und halte die Sache nun
endgültig für erledigt, krame in geradezu euphorischer Stimmung
in meinen Euros, da kracht es erneut auf mich hernieder.
"Aber das hier?" - Sie wedelt mit dem großformatigen Umschlag,
der ein Kunstmagazin enthält. "Das geht nun aber wirklich nicht".
Ich sinke in mir zusammen. Umgehend zieht sie ein fleckiges,
ehemals vermutlich weißes Lineal aus einer Schublade. Zum
Beweise legt sie es in der Diagonalen an und setzt einen
triumphierenden Gesichtsausdruck auf. "Eine Büchersendung darf
maximal 358 mm betragen, dies hier sind aber 380mm!"
Nach einem kurzen Blick auf das Gedränge im Eingangsbereich
nehme ich davon Abstand, dies mit ihr auszudiskutieren und bitte
sie in möglichst schlichtem Tonfall um konstruktive Anregungen.
Unbeeindruckt von den Menschenmassen, die sicher in Kürze
aufgrund ungenehmigter Versammlungsaktivitäten von der
örtlichen Polizei festgenommen werden, hält sie mir aus dem
Stegreif ein Kurzreferat über die Möglichkeiten des Versandes
dieser Zeitschrift. "Als Päckchen ginge es zu 4, 10 €. Oder
versichert als Paket für 6, 70 €. Sie können es auch als Maxibrief
Plus schicken, dann kostet es 3, 10 €."
Einen kurzen Moment erwäge ich, die Sendung persönlich nach
Hessen zu bringen, bitte sie dann jedoch nur kopfschüttelnd, mir
den Umschlag wieder auszuhändigen, was sie äußerst beleidigt
und nur sehr widerstrebend tut. Erstaunlicherweise verkauft sie mir
dann ohne weitere Einwände 1, 28 € in Briefmarken, mit denen ich
noch vor Ort den Umschlag als Büchersendung frankiere.
Nachdem ich meinen Rückweg durch die brodelnde, unwirsche
Masse gebahnt habe, reiche ich den Umschlag auf dem
Nachhauseweg bei der kleinen Postagentur rein, die ihn
freundlich lächelnd entgegen nimmt. Zu Hause brauche ich eine
große Kanne Yogitee und eine Tastatur, um dies traumatische
Erlebnis zu verarbeiten.