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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Notfallmeldung unklare Blutung



Rettungstiger
12.02.2004, 17:09
Einsatzmeldung um halb acht Morgens:
"fahrns ma mal in die x-Straße, Hausnr.X bei X. unklare Blutung, Notfalleinsatz


Drei Minuten Später Ankunft.
Ältere Frau etwa 70 Jahre, empfängt uns an der Haustür, total panisch und aufgeregt, kann vor Aufregung keine Angaben geben und führt uns in den ersten Stock.

Notfallsituation:
Pat. männlich ca. 80 Jahre Beinamputiert links (war aber nicht die Verletzung) sitzt in Pflegestuhl zusammengesackt GCS 3 .
Große Blutlache(zum Teil geronnen) am Teppichboden und hellrote, bei Eintreffen nur noch mäßige Blutung aus rechtem Unterschenkel. Laut Ehefrau hat er an der Stelle einen Bypass, die Stelle sei schlecht zugeheilt. Außerdem nimmt der Patient Marcumar.:eek:

Maßnahmen (liefen zum Teil parallel ab; Wir waren zu dritt, ich war quasi „zweiter Beifahrer“) :

- Nachalarmierung NA über Telefon

- Pat aus Stuhl auf Boden gelegt, Druckverband, Überprüfung der Vitalfunktionen (Atmung und Puls vorhanden), Pulsoxymetrie à kein Wert wg. Zentralisation, EKG (à tachykarder Sinusrhytmus von 120/min), Blutdruckmessung (à nicht messbar)

- Nach einem Fehlversuch, Zugang 1,2mm Ellenbeuge durch RA, Sterofundin im Schuss, Sauerstoff 10l/min über Maske; während diesen Maßnahmen klart Pat. zusehends auf

- NA trifft ein, Sterofundin wird durch Haes ersetzt

- Mehrere Erfolglose Punktionsversuche durch NA und begleitenden Aip.

- Pat. wird zunehemend unruhiger und beginnt über starke Rückenschmerzen zu klagen (nein, wir haben ihn nirgendwo drauf gelegt:rolleyes: ), deshalb auf NA Anweisung Gabe von 10mg Paspertin und langsame Gabe von 1500 mg Novalgin.

- Blutdruck noch immer nicht messbar

- Lagerung auf Schaufeltrage und Transport in RTW

- Nach mehreren Versuchen geling ein weiterer Zugang 1,7mm in der Jugularis Externa und Abnahme von Kreuzblutà weitere Haes- Infusion

- Aufgrund nicht nachlassender Schmerzen und längerer bevorstehender Transportstrecke Gabe von insgesamt 4mg Morphin verdünnt mit NaCl

- Patient klart etwas weiter auf, Blutdruck nun bei 100 Systolisch, Sauerstoffgabe mittlerweile auf 4l/min reduziert, SpO2 jetzt bei 96%

- Vorabtransport des Kreuzblutes mit NEF ins aufzunehmende Schwerpunkkrankenhaus in dem der Patient bekannt ist.

- Während des etwa 25 minütigen Transportes erhält der Patient bis zum Krankenhaus insgesamt 1500 ml Sterofundin uns 1000ml Haes, der Blutdruck bleibt bei 100 systolisch konstant

- Über das Outcome ist mir leider nichts bekannt

Viel Spass beim lesen und schreibt eure Meinungen was ihr bei dem Einsatz bemängelt, gut findet oder anders gemacht hättet!
:eek: :rolleyes:

DerBlinde
17.02.2004, 17:21
Draussen kann man nichts weiter machen, als die Vitalparameter so gut wie möglich zu stabilisieren. Der Patient hat sicher wegen schlechtem Abfluß Marcumar bekommen, damit der Bypass nicht thrombosiert (oder möglichst spät ;) ). In diesem Falle vermute ich, daß der Patient einen PTFE-Bypass hatte (anderes Bein amputiert - vielleicht ebenfalls wegen pAVK - u.U. noch andere Bypässe oder nicht verwendbares Graftmaterial). Und da fürchtet man genau wegen dieser Komplikation eine Wundheilungsstörung. Die Bakterien haben den Kunststoff erreicht und den Bypass arrodiert (die Bombe ist geplatzt). Folge: Akute Blutung. Problem: Schlecht zu beherrschen und schlechte Prognose.

RS-USER-Obelix
18.02.2004, 08:10
Original geschrieben von DerBlinde
daß der Patient einen PTFE-Bypass hatte
Teflon(R)? Oder steht dioe Abkürzung PTFE für was anderes?

DerBlinde
18.02.2004, 10:57
Es hätte auch ein Gore sein können ;) Das macht aber nichts, denn wichtig ist hier nur, es ist ein Kunststoffbypass...

RS-USER-Obelix
18.02.2004, 12:50
Original geschrieben von DerBlinde
Es hätte auch ein Gore sein können ;) Das macht aber nichts, denn wichtig ist hier nur, es ist ein Kunststoffbypass...
Naja, Kunststoffoberfläche ist nicht gleich Kunststoffoberfläche. Aber das lies dann bitte in 3 Jahren in meiner Diss nach *g*.
Ich war mir nur nicht sicher, ob es eine zufällige Übereinstimmung der Abk. von Polytetrafluorethylen mit irgendeiner Abk. aus dem Medizinbereich gibt. Deswegen mene Nachfrage.