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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Cardia 4



Rettungstiger
13.02.2004, 21:01
Möchte jetzt nochmals einen Einsatz beschreiben und dann würde mich interessieren, was da am Ende passiert ist!

Also, Notfallmeldung war: Cardia 4, Notarzteinsatz

Zeitgleich treffen Nef und RTW ein.
In einem Hotel im Restaurantbereich liegt ein alter Mann in Schocklage am Boden.Laut der daneben knienden Betreuerin ist der Patient nach dem Essen für ca. 2 min Bewusstlos geworden. Der taube Patient, männlich, ist 98 Jahre alt. Er ist jetzt wieder bei Bewusstsein und ziemlich verschwitzt (bei angenehmer Zimmertemperatur im Januar).
Also, los gehts!

RS-USER-Defi Brillator
13.02.2004, 22:59
Was zum Teufel ist "Cardia 4"? ;) Der Code sagt mir gar nix...
Erstmal würd ich den "jungen Mann" aus der Schocklage befreien wollen, da ich ein kardiales Geschehen noch nicht ausschließen kann... befragen wir doch mal die anwesende Betreuerin zum Akutgeschehen und zur Krankheitsgeschichte (anders dürfte das bei dem tauben Patienten schwierig werden... ;) ). Dann zügig:

- EKG
- RR, Puls
- SPO2
- Zugang wäre auch gut

snipebabe
13.02.2004, 23:26
Original geschrieben von Defi Brillator
Was zum Teufel ist "Cardia 4"? ;) Der Code sagt mir gar nix...


Also, zumindest in München ist Cardia 4 der Code für eine bewusstlose Person.

Also, ich würde dem Patienten Oberkörper hoch (natürlich zuerst die Schocklage aufheben), enge Kleidung öffnen, O2, Pulsoxy, Vitalparameter (RR, Puls), EKG, Zugang (nicht in chronologischer Reihenfolge ;-) ). Wenn er hören würde, dann wäre beruhigen und so auch nicht schlecht und die Krankengeschichte wäre auch interessant.

Ansonsten hab ich ja noch einen Druiden dabei, der dem Patienten Medikamente geben könnte.

Und ansonsten heißt es noch "Harry hol die Trage und fahr den Wagen vor". ;-)

Als Diagnose würde ich sagen der Patient hat eine Herzerkrankung, dazu würde die ganze Situation passen (Alter, Schweiß, Bewusstlosigkeit). Gab es da nicht irgendwas, was bevorzugt nach dem Essen auftritt? Ich glaube mich da irgendwie dunkel zu erinnern ...

ToolKing
13.02.2004, 23:45
Und sobald der Zugang liegt, möchte ich auch noch einen BZ-Wert haben...

Intensivling
14.02.2004, 09:03
98 Jahre alt ???
Lohnt sich da noch der Transport in die Klinik ??? :D:D:D

Nun gut wenn Cardia 4 bei euch lediglich bewusstlose Person heisst, dann bedeutet das für mich ... erstmal VZ Kontrolle und besonders BZ.
OK Hochlage, EKG und SpO2...

Viele ältere Pat. können auch ohne Diabetis nach dem Essen akute kurzfristige Unterzuckerung bekommen, deswegen tippe ich darauf mal zuerst, da er nun wieder bei Bewusstsein ist.

Eine cardiale Geschichte ist in dem Alter natürlich auch primär vorstellbar.

Was zeigt denn EKG und SpO2 ???

Rettungstiger
14.02.2004, 09:08
Jawohl, anscheinend gibts da Unterschiede zwischen Bayern und anderen Bundesländern. Es ist ja hier in Bayern fast alles codiert (was man sich am besten merken kann ist das sehr unschöne Ereignis Vergewaltigung =Ärger 6). Cardia 4 wird auch regelmäßig am Funk verwendet.

Ja, ihr habt alle recht. Es ist ja eine ziemlich standardmäßige, häufig auftretende Notfallsituation. Mich interessiert, wie schon gesagt, was da am ende passiert ist, aber machen wir mal weiter:

-Patient wird aus Schocklage befreit.
-Trotz seiner 98 Jahre ist er noch sehr rüstig. Die Betreuerin sagt sie kommen jeden Samstag zum Essen in dieses Hotel, dass sei sein Luxus den er sich leiste. Im übrigen ist sein größter Wunsch 100 zu werden. Na, dem wollten wir dann auch nicht im Wege stehn und ham uns an die Arbeit gemacht.

- Laut Betreuerin sind beim Patienten keine Erkrankungen, bis auf eine kompensierte Herzinsuffizienz bekannt. Er hatte sich bis jetzt immer bester Gesundheit erfreut und nimmt bis auf Aspirin und irgendetwas Homöopathisches, keine regelmäßigen Medikamente

- Patient hat keine Atemnot und keine Scmerzen

- Der Blutdruck liegt bei 150 systolisch (palpatorisch, da der Patient relativ dick angezogen war) und der Puls liegt bei ca. 50 und ist deutlich arrhytmisch.

- SpO2 schwnkt zwischen 95 un d98%

- EKG (Dreipunktableitung, 12 Punkt hatten wir damals noch nicht)zeigt ein ungenaues Bild. SChmale Kammerkomplexe und jede Menge Wellen und Zacken dazwischen, bei denen aber auch der Doc aufgrund der schlechten Bildqualität nicht sicher bestimmen konnte, ob es sich um Flimmerwellen, also Vorhofflimmern handelte oder nicht.

- Zugang wird gelegt Blut abgenommen und einenlangsam tropfende Sterofundin angehängt.

- Der BZ liegt bei 116 mg/dl

- Weiteres Procedere, Verdachtsdiagnosen, Differentialdiagnosen

RS-USER-Defi Brillator
14.02.2004, 10:41
Hmmm HF 50/min bei (ich schätze mal) VHF --> Bradyarrythmia absoluta.
Infolge Futteraufnahme --> V.a. vagale Synkope

Auskultationsbefund der Lunge wäre ganz nett, mal gucken, ob er gestaut ist? Er hat zwar keine Atemnot, aber horchen schadet ja nix...;)

Rettungstiger
14.02.2004, 15:33
Also, dann mal weiter:
Gestaut ist nichts (ausser meine Blase, da ich aufs Klo mussteD:-) )
und Auskultation war ohne Befund.


Der geistig ja noch total fitte Patient wird in den RTW verfrachtet. Gegen die Bradykardie möchte der NA nichts tun, erst wie er sagte, falls er in den 40er Bereich fallen oder instabil werden sollte. Beides war nicht der Fall.

Damit die Basics komplett sind, bekommt er aber noch 4l Sauren Stoff über Nasenbrille.

Da beim Patienten noch keine Rhytmusstörungen bekannt sind, insbesondere VHF, wird der RLST als Verdachtsdiagnose z.n. cardialer Synkope bei absoluter Bradyarrhytmie gemeldet.

Der etwa 20 minütige Transport erfolgt gemütlich mit NA Begleitung. Der RR pendelt sich bei 130-140 Systolisch ein, der Rhytmus bleibt bei bestehender Arrhytmie weiter um 50

Auf der Trage im KH als wir in den Lift fahren passiert dann plötlich etwas, dass ich bis dato auch noch nie gesehen habe.
Wer will raten?

RS-USER-Defi Brillator
14.02.2004, 15:55
Dem Patienten krabbelt ein Baby-Alien aus dem Bauchnabel und singt "Babe, I'm back again" ?? :D D:-)

Rettungstiger
14.02.2004, 22:51
Na, des wär ja mal was!

Also, der Patient, ohne Vorwarnung, versucht sich zu artikulieren. Der Puls geht auf ca. 40 runter, er streckt seine Hand nach der Nierenschale aus, aber In dem Moment musste das Hemd des Kollegen auch schon dran glauben. Der NA konnte sich noch geschickt wegdrehen und meinte etwas blöd grinsend dass etwas Paspertin vorher vielleicht doch nicht so schlecht gewesen wäre.
Aber das besondere daran war:
Als wir uns wieder dem Patienten und dem EKG gewidmet hatten, sah man auf dem Display einen wunderschönenen regelmäßigen Sinusrhytmus von 80/min, mit jetzt ebenso schön zu erkennenden P-Wellen.
Kann mir jemand von den angehenden und tasächlichen Ärzten kurz erklären, was da genau abgelaufen ist?

grisuline
15.02.2004, 13:36
Hat er vielleicht größere "Teile" erbrochen? Ich könnte mir vorstellen, dass er vielleicht etwas im Ösophagus stecken hatte, und das einen Vagusreiz ausgelöst hat? (Bin jetzt nicht sooo bewandert, aber hört sich gut an oder?);) :D

DerBlinde
17.02.2004, 17:14
Der ist einfach spontan umgesprungen. Das hat mit dem Erbrechen aber nichts zu tun.
Der Patient sollte dringend Marcumar bekommen! Bei intermittierendem VHF ist das dringend angeraten. Zudem sollte er wahrscheinlich einen Defi bekommen. Bei kompensierter cardialer Insuff... Auch wenn er 98 ist! ;) Im Rahmen der DRGs wird spätestens jetzt jeder Opa zweimal umgedreht! ;) :grins: (Vielleicht können wir ihm dann auch noch eine Klapperkiste einbauen und HU melden??!! :D :D)

Rettungstiger
18.02.2004, 17:36
Hat er vielleicht größere "Teile" erbrochen? Ich könnte mir vorstellen, dass er vielleicht etwas im Ösophagus stecken hatte, und das einen Vagusreiz ausgelöst hat?

Glaub ich eher nicht, da1. der PAtient, soweit wir das aus ihm rauskriegen konnten, keine Beschwerden angab (Und ein Druckgefühl hätte sowas doch mindestens verursacht)
und 2. die ganze Sauerei:-keks doch eher feinerer Natur war.