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Blutprober
28.02.2004, 16:14
Das folgende (reale) Szenario enthält meiner Ansicht nach viel Stoff zur medizinischen und einsatztaktischen Auseinandersetzung, eine rege Beteiligung wäre erfreulich!!
:D



Äußere Bedingungen: Dezember, Temperatur +2Grad, leichter Schneeregen, Uhrzeit 20.14


Alarmierung: RTW/NEF über FME, Einsatzstichwort :"Person angeschoßen oder erschoßen, Polizei ebenfalls auf Anfahrt, Eigensicherung beachten"


Anfahrt mit Sonder-/Wegerechten ohne Probleme, RTW und NEF treffen zeitgleich ein.

Situation vor Ort: Vollständig umbauter Innenhof mit einem Zugang zur Strasse, dieser wird von Polizeibeamten gesichert, aus dem Innenhof lautes Rufen und schuß-ähnliche Geräusche.

Der Innenhof wird im Verlauf von Polizei gestürmt, kurz darauf aufgeregtes Rufen durch Polizeibeamte nach dem Notarzt.

Verlauf: Betreten des Innenhofes nach Rücksprache und unter fortlaufender Sicherung der Polizei.


Äußere Bedingungen: Meteo wie oben, ansonsten fast völlige Dunkelheit, Beleuchtung durch eine Gartenlampe(?) und mehrere Taschenlampen. Im Innenhof mehrere Durchgänge Richtung Garten etc, ein Treppenaufgang zu einer weiteren Wohnung, auf diesem Treppenaufgang 2 Polizeibeamte sowie eine leblose Person.

Patientendaten:
- Pat weiblich, etwa 20 bis 30 Jahre alt
-keine Reaktion auf Ansprache und Schmerzreize
-keine Eigenatmung feststellbar
-Carotiden bds. pulslos
-Pupillen bds.weit, keine Lichtreaktion, nicht entrundet!!!
-augenscheinlich keine Verletzungen feststellbar
-Info durch Polizei: Stattgehabte Schießerei, keine weiteren Informationen

RS-USER-Rettungshund
28.02.2004, 16:22
Erst mal Willkommen hier.
Intressantes Fallbeispiel find ich.

Ich würde die Person erst mal auf ebenen Boden bringen da laut deinen Schilderungen sie auf der Treppe liegt.

EKG, Intubation, Zugang.

Entkleiden ob irgendwo Schussverletzung oder ähnliches. (Bodycheck)

RS-USER-Hoffi
28.02.2004, 16:25
Original geschrieben von Rettungshund
Erst mal Willkommen hier.
Intressantes Fallbeispiel find ich.

Ich würde die Person erst mal auf ebenen Boden bringen da laut deinen Schilderungen sie auf der Treppe liegt.

EKG, Intubation, Zugang.

Entkleiden ob irgendwo Schussverletzung oder ähnliches. (Bodycheck)

dabei aber eigenschutz (deckung) beachten, ich finde es ist noch nicht klar ob aus einem fenster noch auf dich geschossen werden kann

RS-USER-Rettungshund
28.02.2004, 16:27
Original geschrieben von Hoffi
dabei aber eigenschutz (deckung) beachten, ich finde es ist noch nicht klar ob aus einem fenster noch auf dich geschossen werden kann

Eigentlich wär es mir am liebsten. Auf die Trage drauf und ab in den RTW. Und Polizei "Sichert" den RTW

RS-USER-Feuerblick
28.02.2004, 17:11
So hätt ichs auch gerne gehabt! Erst mal buchstäblich aus der Schußlinie raus!

Finden wir denn beim Bodycheck irgendeinen Grund für den desolaten Zustand der Dame?

RS-USER-Medizinarr
28.02.2004, 17:24
Vielleicht wurde sie ja mit so einem Elektroschockdings angeschossen, deswegen keine offenen Wunden erkennbar.
(Naja)

Blutprober
28.02.2004, 17:34
Hmm..also erst mal danke für die vielen Antworten..

Also Erstmaßnahme ist ja klar, weg vom Treppenabsatz, auf die harte Unterlage und Beginn der CPR!

Zunächst Maske/Beutel Beatmung mit 100% O2, Max Flow, dazu durch einen RA zeitgleich HDM.

Problemlose endotracheale Intubation der Patientin mit HI/LO 8,0 CH, dabei kein Blut oder sonstiges Sekret in den Atemwegen, nach Intubation auskult. seitengleiches Atemgeräusch, keine Rgs, Absaugen Negativ.

Beatmung mit Fio2 100%, MV 9,0 l, f 12, Peep 5

Zeitgleich Viggo 1,4 durch RA, eine weiter durch NA, infundieren vonn 500 ml NaCL 0,9 sowie 500 ml Haes 10%, zeitgleich Supra 1:10 Erstgabe.

Der weiterführende Bodycheck bring zunächst keine ergebnisse, auch eine Kontrolle der Rückseite bleibt zunächst ohne richtungsweißenden Befund.

Im EKG weiterhin asystol.

Ein Wort hierbei Zur Eigensicherung sowie Stay and play vs load and go:


Zu diesem Zeitpunkt stand lediglich die völlig ungesicherte Verdachtsdiagnose "Schußverletzung im Raum"
Weiteres war nicht zu erfahren.

Jedoch lag eine Mitteilung der Polizei vor, dass der Schütze sich in Gewahrsam befände....

Der Entschluß für Stay and Play war hier meiner Ansicht nach richtig, da

a) eine Verbringung in den RTW die Reanimation zumindestens verzögert, wenn nicht sogar unterbrochen hätte
b)nichts über das weitere Verletzungsmuster bekannt war (Patientenorientierte Rettung???)


Nichts desto trotz ist dies mit der erste Knackpunkt dieses Szenarios, der durchauß kontrovers gesehen werden kann!

Blutprober
28.02.2004, 18:29
Anmerkung: es ergeben sich keinerlei Hinweise auf die Verwendung einer Elektro-Schock Waffe!!

Rettungstiger
28.02.2004, 21:04
Ihr reanimiert im Freien bei SChneeregen und 2° C bei Dunkelheit?
Naja, zumindest jetzt schon mal einen die Trage holen lassen und dann unter Reanimation in den RTW. Vorher zur Sicherheit Stiffneck.
Supra und Atropin (aber die Entscheidung über Medis, überlasse ich den Drs und Hauptamtlichen) .
Und natürlich mal die Pol fragen, was überhaupt los ist/war.
Im RTW noch mal gründlicher Bodycheck (Pat. vieleicht aus Fenster gestürzt?:confused: )
Halsvenen gestaut? Irgendwelche anderen Verletzungszeichen?

Blutprober
28.02.2004, 23:41
Nun ja..zur Entscheidung Reanimation vor Ort/Zügiger Transport siehe meine Ausführungen oben.

Bitte hierzu auch bedenken, dass bis zu diesem Zeitpunkt erst etwa 3-5 Minuten Realeinsatzzeit verstrichen sind.

Sicherlich jedoch sollte man jetzt schon die Transportproblematik ins Auge fassen.

Immobilisation HWS ist in diesem Fall sicherlich eine gute Idee!

Bodycheck ist bis wie gesagt bis jetzt negativ, für einen Sturtz aus dem Fenster gibt es keinerlei Hinweise.

Keine Halsvenenstauung!

Supragabe erfolgt weiterhin in genannter Dosis,
von der Atropinapplikation wäre m.E. hier bei bestehender Asystolie und erfolgter Supra-Gabe kein weiterer Erfolg zu erwarten.

Abklären mit Polizei war zu diesem Zeitpunkt auch nicht möglich, da bei den Herren in Grün selbst noch völlige Konfusion herrscht.

Rettungstiger
29.02.2004, 09:35
Aber wollt ihr jetzt nicht mal langsam unter Reanimation in den RTW?Da ist doch das Licht viel besser und außerdem ists schön mollig warm:-p
Wie siehts mit der Körpertemperatur der Patientin aus?
Ansonsten würd ich als EA RDH auf weitere Kommandos warten und nachdem wohl Minimum vier Leute vorhanden sind (RTW und NEF), zu dritt weitereanimieren und einen (am besten den Doc;) ) zur Pol schicken und endlich versuchen was aus denen rauszuquetschen.
Unter Reanimation ins Krankenhaus würde glaub ich nichts bringen, außer die Patientin wäre stark unterkühlt, oder das KH wäre höchstens fünf Minuten Fahrzeit entfernt. Aber ansonsten siehts für Patienten die primär mit Asystolie gefunden werden eh ziemlich düster aus (vor allem was das outcome betrifft)
Bin gespannt wies weitergeht!D:-)

RS-USER-Feuerblick
29.02.2004, 10:52
Hmmm, du verwechselst glaub ich, Load and Go mit unserem Vorschlag, im RTW unter besseren Bedingungen (aber trotzdem noch vor Ort) zu reanimieren....

Naja, egal, habt ihr etwas herausbekommen?

silver tabby
29.02.2004, 12:49
Eine Frage zwischendurch: Ihr habt alles parat, warum nicht zuerst paddles drauf und ggf. schocken? Du hast Frühdefi net erwähnt, sondern erst CPRbasics und dann Intubation. Eigentlcih sollte zumindest erst der Rhythmuscheck erfolgen, da mit jeder Minute das Kammerflimmern weniger wird, falls es existierte und die Überlebenswahrscheinlichkeit absinkt. HAbt ihr erst geschaut?

RS-USER-Feuerblick
29.02.2004, 12:54
War da nicht die Rede von einer Asystolie???

silver tabby
29.02.2004, 13:06
Zu anfang hies es nur kein Puls! Und eine Asystolie hast du schneller wenn du die Paddels draufhältst diagnostiziert als wenn du anfängst das EKG zu kleben...

RS-USER-Defi Brillator
29.02.2004, 13:15
Wenn dann gibts die Defi-Klebeelektroden, ich find das Paddle-Draufhalten ziemlich fummelig... zumal bei uns immer das Defi-Kabel eingestöpselt ist und ich die Paddles erst extra anschließen müßte. ;)

RS-USER-Feuerblick
29.02.2004, 13:21
Ist bei uns genauso und gehört zum Rea-Algorhythmus zwingend dazu, daß man nicht nur rumdrückt sondern die Kleberchen draufpappt.... CPR-Basismaßnahmen und Aufkleben der Paddelelektroden schließen sich ja nicht aus...diese Dinge laufen bei der Rea eigentlich parallel. Einer hat doch immer die Hand frei dafür und das Rausholen des Beutels etc. dauern ja auch ein paar Sekunden.

silver tabby
29.02.2004, 13:26
*seufz*
keine Frage, dass es kein Problem ist. Ich wollte ja nur wissen, ob überhaupt an eine Frühdefi gedacht worden ist wo sie schon so schön gelehrt wird... Wollte keinem auf den Schlips treten!

Rettungstiger
29.02.2004, 13:42
Also Erstmaßnahme ist ja klar, weg vom Treppenabsatz, auf die harte Unterlage und Beginn der CPR!

Zunächst Maske/Beutel Beatmung mit 100% O2, Max Flow, dazu durch einen RA zeitgleich HDM.

Problemlose endotracheale Intubation der Patientin mit HI/LO 8,0 CH, dabei kein Blut oder sonstiges Sekret in den Atemwegen, nach Intubation auskult. seitengleiches Atemgeräusch, keine Rgs, Absaugen Negativ.

Beatmung mit Fio2 100%, MV 9,0 l, f 12, Peep 5

Zeitgleich Viggo 1,4 durch RA, eine weiter durch NA, infundieren vonn 500 ml NaCL 0,9 sowie 500 ml Haes 10%, zeitgleich Supra 1:10 Erstgabe.

Der weiterführende Bodycheck bring zunächst keine ergebnisse, auch eine Kontrolle der Rückseite bleibt zunächst ohne richtungsweißenden Befund.

Im EKG weiterhin asystol.

Also, nachdem er "im EKG weiterhin asystol." geschrieben hat, nehme ich an, er hat die Ableitung zuvor vergessen zu erwähnen.
Ansonsten hat silver schon recht, ich finde auch Ableitung und evtl. Schock sollte vor der Intubation kommen. Schnellableitung über die Paddels ist so fummelig auch wieder nicht, da ist das Aufkleben um einiges fummeliger. Finde ich jedenfalls.

RS-USER-Defi Brillator
29.02.2004, 13:49
Original geschrieben von silver tabby
*seufz* [...]
Wollte keinem auf den Schlips treten!
Hast du glaub ich auch nicht! Zumindest mir nicht ;) .