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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ein Geräusch



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RS-USER-DerDings
02.06.2004, 16:38
Ich hatte heute ein Seminar zum Thema "Problem Based learning". Dabei wurde uns einige Sypmtome eines Patienten beschrieben und wir studenten müssen diskutieren, nachschlage usw. im vordergrund liegt eben die "Nachforschung als team" und weniger Fachwissen. In zwei Tagen gehts in die nächste Runde und bis dahin sollten wir ein wenig in büchern blättern und uns vorbereiten. jetzt erstmal das Szenario

Herr Karl, ein 60-jähriger, etwas jähzorniger Wirt, ist seit einiger Zeit nicht mehr der Alte. Er sieht blass aus und fühlt sich seiner Arbeit kaum mehr gewachsen. Beim treppen steigen gerät er leicht außer Atem und bekommt herzklopfen. Auch seine nächtliche Ruhe ist in letzter Zeit getrübt, denn all zu oft muß er die Toilette aufsuchen; seine Frau sagt, daß er auch öfter hustet als früher.
Der Arzt stellt bei der Untersuchug u.a. einen Ppuls von 150/min fest; bei der Auskultation im halsbereich hört er ein Geräusch


so, daß wars - mehr Info's gibt's nicht. und da kommt ihr ins spiel: was könnte herrn Karl so zu schaffen machen ?

ich könnte mir aus KHK und Diabetes was zusammenreimen, aber wie sieht eure meinung aus ?

RS-USER-Influenza
02.06.2004, 16:40
Eine Fortleitung eines Geräusches in die Karotiden deutet auf eine Aortenklappenstenose hin.

Somit lassen sich auch nahezu alle anderen Symptome erklären.

RS-USER-Medizinarr
02.06.2004, 17:17
Dem kann ich nur zustimmen.
Geräusch / Schwirren i. d. Karotiden ist charakteristisch für Aortenklappenstenose D:-)

RS-USER-Kermit
03.06.2004, 09:23
Auf die Stenose würde ich auch tippen, aber könnt ihr mir erklären, woher der erhöhte Harndrang kommt?

RS-USER-Influenza
03.06.2004, 09:31
Original geschrieben von Kermit
Auf die Stenose würde ich auch tippen, aber könnt ihr mir erklären, woher der erhöhte Harndrang kommt?


Klar, Du hast doch damit einen Rückstau. Der macht Ödeme und die wollen rausgepinkelt werden ;)

DerBlinde
06.06.2004, 17:02
Das Geräusch alleine kann auch von einer Carotis-Stenose kommen ;)
Aber die Klinik läßt generell auf eine Herzinsuffizienz schliessen (wobei man natürlich Läuse und Flöhe haben kann ;) :grins: )
Doch klingt die Aortenklappenstenose wahrscheinlich, wobei auch eine Insuffizienz möglich wäre ;) Immerhin gibt es keine Angaben, ob es sich um ein Systolikum oder Diastolikum handelt ;) :D.
Sinnvoll wäre ein EKG, sowie eine Echokardiographie. Dabei sollte man nicht nur die planimetrische Öffnungsfläche ausmessen, sondern mit dem CW-Doppler auch die funktionelle bestimmen. Wer mag, kann auch noch den Druckgradienten messen. Allerdings ist der kein Kriterium für die OP-Indikation, sondern nur die Öffnungsfläche. Hat der Patient eine nachgewiesene operationsbedürftige Aortenklappenstenose, sollte man anschliessend noch eine Koronarangiographie durchführen.
Danach kommt die restliche OP-Vorbereitung. Zu klären bleibt dann, ob eine Rekonstruktion, eine Sprengung oder ein Ersatz in Frage kommt. Hierbei muß auch abgewogen werden, ob eine Kunstklappenprothese oder eine biologische Herzklappe verwendet werden sollte.

RS-USER-DerDings
06.06.2004, 17:05
Original geschrieben von DerBlinde
Sprengung

dein fach ist gerade sehr, sehr interessant geworden ;) :grins:

erklär mal, bitte !

RS-USER-fruehgriller
06.06.2004, 20:53
Also von der Klinik her tippe ich ebenfalls auf eine (Links)herzinsuffizienz, mit beginnendem Lungenödem.

Schön, das der Blinde auch meiner Meinung ist..:D :D

RS-USER-fruehgriller
06.06.2004, 20:56
Original geschrieben von DerDings
dein fach ist gerade sehr, sehr interessant geworden ;) :grins:

erklär mal, bitte !

Das Gebäude wird "Entkernt", dann die schwachstellen angenagt, der Sprengstoff plaziert, das TV gerufen, einer Tutet 3x in ne Tröte, zählt von 10 - 0 drückt nen Knopf und..


BUMMM!!!!!! :D :D :D

Noch Fragen, Kienzle????:-p

MatthiasKlemens
06.06.2004, 21:30
Original geschrieben von fruehgriller
Also von der Klinik her tippe ich ebenfalls auf eine (Links)herzinsuffizienz, mit beginnendem Lungenödem.

Schön, das der Blinde auch meiner Meinung ist..:D :D

darauf hätte ich jetzt auch mal getippt.....

RS-USER-Influenza
07.06.2004, 07:31
Original geschrieben von DerBlinde
Das Geräusch alleine kann auch von einer Carotis-Stenose kommen ;)


Es kann auch ein Schwirren über der Schilddrüse sein....

Haha! Also wenn das mal nicht das klassische Fallbeispiel einer Aortenstenose ist...

DerBlinde
07.06.2004, 10:02
Original geschrieben von DerDings
dein fach ist gerade sehr, sehr interessant geworden ;) :grins:

erklär mal, bitte !

Bei moderaten Formen der Klappenstenose kann man eine sog. Sprengung versuchen. Es gibt zwei Arten: Die digitale Sprengung oder mit Ballon. Dabei wird versucht, die verschmolzenen Kommissuren zu lösen. Allerdings sind die Langzeitprognosen nicht die besten. IdR werden die Patienten spätestens nach 10 Jahren doch "richtig" operiert...

DerBlinde
07.06.2004, 10:03
Original geschrieben von Influenza
....

Haha! Also wenn das mal nicht das klassische Fallbeispiel einer Aortenstenose ist...

Genauso gut aber auch eine Insuffizienz! :-p

RS-USER-Influenza
07.06.2004, 10:24
Original geschrieben von DerBlinde
Genauso gut aber auch eine Insuffizienz! :-p


oder drittgradig offene Schnürsenkel :rolleyes:

silver tabby
07.06.2004, 12:36
Original geschrieben von DerDings
Herr Karl, ein 60-jähriger, etwas jähzorniger Wirt, ist seit einiger Zeit nicht mehr der Alte. Er sieht blass aus und fühlt sich seiner Arbeit kaum mehr gewachsen. Beim treppen steigen gerät er leicht außer Atem und bekommt herzklopfen. Auch seine nächtliche Ruhe ist in letzter Zeit getrübt, denn all zu oft muß er die Toilette aufsuchen; seine Frau sagt, daß er auch öfter hustet als früher.
Der Arzt stellt bei der Untersuchug u.a. einen Ppuls von 150/min fest; bei der Auskultation im halsbereich hört er ein Geräusch


Ähm... @Griller... kann mich jetzt auch mächtig täuschen, aber für mich hört sich das eher an wie eine Globalinsuffizienz... Die Nykturie kommt durch die Rechtsherzbelastung, die atemnot durch die linke... Oder Blinder?

Hört sich doch schon recht dekompensiert an, insofern baldige OP-Indikation, oder seh ich das mal wieder falsch?

Dr.Benni-Baer
07.06.2004, 12:42
*Tabbyzustimm*...was mir bestimmt nicht leichtgefallen ist, das zuzugeben...;)

RS-USER-schmoelzi
07.06.2004, 12:44
Also ohne mich da groß einmischen zu wollen, aber Tabby, das mit der Atemnot stimmt schon.

Atemnot bis hin zum Lungenödem kommt von einer Linksherzinsuffizienz, da sich, ganz laienhaft ausgedrückt, das Blut in die Lunge zurückstaut.

Dr.Benni-Baer
07.06.2004, 12:46
Ach Schmoelzi... wer lesen kann ist klar im vorteil! genau DAS steht da doch... nur die Nykturie bezieht sich viel mehr auf die Rechtsherzinsuffizienz...
Soll ich Dir von der Katze so rüberfauchen...

RS-USER-schmoelzi
07.06.2004, 12:48
Für mich hat sich das mit der Atemnot so fragend angehört.

Lass sie ruhig fauchen, ist wie mit den Hunden.



Ach das gibts ja nicht, grad hier wollte ich nicht herumspammen.

DerBlinde
08.06.2004, 07:56
Nun, wir gehen hier von einer Herzinsuffizienz aufgrund eines Aortenklappenvitiums aus. Da wir noch keine Detailangaben zum Geräusch haben und auch Echobefunde vorerst vorenthalten werden, läßt sich nicht sagen, ob es sich um eine Stenose oder eine Insuffizienz handelt. Auch wenn die Grippe lieber Schnürsenkel um den Hals tragen würde...
Therapie ist schwierig. Es gibt mehrere Möglichkeiten. Hat der Patient vielleicht als Grunderkrankung eine Herzinsuffizienz mit einem konsequtiven funktionellem Herzgeräscuh, kann eine lege artis durchgeführte Insuffizienztherapie durchaus helfen. Auch könnten weitere invasive Therapien zum Tragen kommen (Pacer, Defi bis hin zum Assist Device als intermittierende Therapie, bridge to transplant oder vielleicht auch als destination therapy oder eben die Transplantation).
Sollte es sich um eine Insuffizienz der Aortenklappe handeln, mit nachfolgender Herzinsuffizienz, kommen natürlich die Rekonstruktion als auch der Klappenersatz in Frage. Wenn die Insuffizenz durch ein Ascendens-Aneurysma bedingt ist, sollte man ebenfalls die Implantation eines klappentragenden Conduits erwägen. Zu den Möglichkeiten bei einer Aortenklappenstenose habe ich mich bereits geäussert.
Ob man wirklich operiert, hängt aber noch von anderen Faktoren ab. Alter des Patienten (gut, hier mit 60 relativ jung), Comorbiditäten, etc...
Wie man sieht, gibt es wie immer in der Medizin nicht nur Schwarz und Weiß, auch wenn Manche das gerne hätten... :rolleyes: