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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Marlon Brando stirbt an 'Lungenversagen'



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Reanimator
06.07.2004, 19:23
Ich muß mich mal wieder an die Ärzteschaft hier wenden, weil ich in meinen Büchern dazu nichts finde.
Also: Herzversagen - ja sicher
Nierenversagen - auch
Leberversagen - naja, mit einer Zirrhose kein Wunder, oder?

Aber: Lungenversagen???
Also, ich habe meine Atemhilfsmuskulatur, damit kann ich O² einatmen, das ausatmen von CO² geht durch den Luftdruck von gank allein!
Also was bitte soll ich mir darunter vorstellen???

Schon im voraus vielen dank!

RS-USER-schmoelzi
06.07.2004, 21:01
Lt. anderen Meldungen soll es eine Lungenembolie bzw. ein Lungeninfarkt gewesen sein. Thrombus verstopft Blutgefäß in Lunge, Gasaustausch findet nciht mehr statt - Lungenfunktion versagt - daraus wird dann das Lungenversagen. So seh ich das zumind. hergeleitet.

David Seemayer
06.07.2004, 21:48
Ich würd' auch auf einen Lungeninfarkt tippen, was ja auch einfach gedacht ein Versagen ist. Ich auch V.a. Übersetzungsfehler sagen.

Ach ja, unser Bundespräsident hatte gestern zweimal einen Herzstillstand und befindet sich im künstlichen Tiefschlaf. Heute gibt die ärzteschaft zu, dass sie mehr oder weniger machtlos ist und alles Richtung Multi-Organversagen geht. Unser BP ist 71 und sein AZ ist seit 1996 nach einer atypischen Pneumonie immer schlechter geworden. Am Donnerstag sollte die Amtsübergabe an seinen Nachfolger durchgeführt werden.

RS-USER-Hoffi
06.07.2004, 22:03
naja, ihr ösis versteht es ja was just in time ist :grins:

RS-USER-Rippenspreizer
06.07.2004, 22:11
Was Marlon Brando genau hatte, werden wir vermutlich nie im Detail erfahren. Schön aber, das aktuelle News immer wieder zu Weiterbildung und Fachdiskussionen führen (Siehe auch den Siegfried&Roy-Thread)

Ich denke, das meiste ist bereits zu "Lungenversagen"gesagt. Ist eben der gobale Begriff für eine sog. Globalinsuffizienz, also der Unfähigkeit, vernünftig O2 auf- und CO2 abzuatmen.
Ursachen können Lungenembolien, COPD´s, ARDS oder auch Rechtsherzversagen -> kardiales Lungenödem sein.
All diese Erkrankungen sind bei Brando nicht unwahrscheinlich, da sie gerade nach längeren OP-Eingriffen oder Intensivtherapien auftreten können.

Ich persönlich hab nichts näheres über die Umstände seines Todes mitbekommen, kann daher also auch nicht sagen, was er an Vorerkrankungen hatte. Aber an "Lungenversagen" als finales Symptom zahlreicher schwerwiegender Fehlfunktionen versterben auf Intensivstationen die Patienten recht häufig...

Gruss, Daniel

silver tabby
07.07.2004, 06:28
Original geschrieben von Rippenspreizer
Aber an "Lungenversagen" als finales Symptom zahlreicher schwerwiegender Fehlfunktionen versterben auf Intensivstationen die Patienten recht häufig...

Gruss, Daniel

Dem habe ich von der chirurgischen Intensiv aus nix hinzuzuf¨¹gen!

Aber die versterben eher bei den Anästhesisten als bei den Chirurgen! *GG*

*duckundwech*

Nich` Hauen Daniel!

RS-USER-Katja
07.07.2004, 07:58
Original geschrieben von silver tabby

Aber die versterben eher bei den Anästhesisten als bei den Chirurgen! *GG*


Neinein, bei unseren Chirurgen versterben Patienten aus ganz anderen Gründen... bis zum Lungenversagen überlebt da kaum einer :rolleyes: (und wenn wäre es ggf. gut, die Respiratoreinstellung zu überprüfen, bevor man aufgibt....) :grins:

Back to life machine
07.07.2004, 08:01
Original geschrieben von Rippenspreizer
Ursachen können Lungenembolien, COPD´s, ARDS oder auch Rechtsherzversagen -> kardiales Lungenödem sein.


Im Sinne der Fachdiskussion:

Lungenembolie macht kein Lungenversagen sondern ein Rechtsherzversagen, höchstens über den weiten Umweg einer schweren Infarktpneumonie mit konsekutivem ARDS oder im Rahmen des Multiorganversagens nach schwerem (rechts-)kardiogenen Schocks)

Ein Rechtsherzversagen macht kein Lungenödem (zu wenig Druck im kleinen Kreislauf)

Viele Grüße vom diensthabenden KardiologenD:-)

RS-USER-Katja
07.07.2004, 08:02
Original geschrieben von David Seemayer

Ach ja, unser Bundespräsident hatte gestern zweimal einen Herzstillstand und befindet sich im künstlichen Tiefschlaf.

Jetzt ist er tot, habe ich der Zeitung entnommen. Arme Socke :(

Wo immer dieser "künstliche Tiefschlaf" (oder mein Favorit: "in künstlichem Koma" :rolleyes: :rolleyes: :rolleyes: ) herkommt, das wüßte ich schon gern. Bei uns gibt es nur Narkose ;)

Back to life machine
07.07.2004, 08:03
Original geschrieben von Katja
Neinein, bei unseren Chirurgen versterben Patienten aus ganz anderen Gründen... bis zum Lungenversagen überlebt da kaum einer :rolleyes: (und wenn wäre es ggf. gut, die Respiratoreinstellung zu überprüfen, bevor man aufgibt....) :grins:

Lasst Ihr die Chirurgen denn überhaupt noch an die Respiratoren? Oder sprichst Du über zwei Ebenen höher??;) :D

Back to life machine
07.07.2004, 08:04
Original geschrieben von Katja
Bei uns gibt es nur Narkose ;)

Und sonst nix??:confused: :D

RS-USER-Katja
07.07.2004, 08:06
Original geschrieben von Back to life machine

Lungenembolie macht kein Lungenversagen sondern ein Rechtsherzversagen, höchstens über den weiten Umweg einer schweren Infarktpneumonie mit konsekutivem ARDS oder im Rahmen des Multiorganversagens nach schwerem (rechts-)kardiogenen Schocks)

Ein Rechtsherzversagen macht kein Lungenödem (zu wenig Druck im kleinen Kreislauf)


Da warst Du mit dem Rechtsherzversagen schneller als ich, ich war noch am Scharmützeln :)

Obwohl ich schon denke, daß man sagen kann, daß eine fulminante Lungenembolie ein Lungenversagen ist, denn ein Gutteil der Lunge nimmt wegen der mangelnden arteriellen Durchblutung nicht mehr am Gasaustausch teil.

RS-USER-Katja
07.07.2004, 08:09
Original geschrieben von Back to life machine
Und sonst nix??:confused: :D

Der Rest ist Deko :D

Back to life machine
07.07.2004, 08:35
Original geschrieben von Katja

Obwohl ich schon denke, daß man sagen kann, daß eine fulminante Lungenembolie ein Lungenversagen ist, denn ein Gutteil der Lunge nimmt wegen der mangelnden arteriellen Durchblutung nicht mehr am Gasaustausch teil.

Naja, aber alles Blut, das durch die Lunge fließt wird oxygeniert: Also z.B. rechte Lungenarterie zu, alles geht nach links, da kann das prima oxygeniert werden (Ja, eine Lunge kann auch den doppelten Blutfluß oxygenieren, sonst könnten wir nicht Joggen) Die Totraumventilation (das halbe Zugvolumen geht in die nicht perfundierte Lunge) können wir ebenfalls locker durch Hyperventilation kompensieren.
Wie kommt es dann überhaupt zu Blutgasveränderungen bei einer LE? Zunächst muß einem klar sei, daß bei ca. 40% der hämodynamisch relevanten LE die BGA normal ist. Oxygenierungsstörungen (und dann ggf. auch komp. Hyperventilation) sollen durch die Eröffnung sog. praeformierter Shunts entstehen. Diese Shunts hat mir aber noch niemand gezeigt. Viel eher scheinen die aktivierten Thromben PAF und andere Mediatoren freizusetzen und dann zu Bronchiokonstriktion und damit zu Perf/Vent.-Störungen zu führen.

Langer Rede kurzter Sinn: Ein Pat, der an einer akuten LE verstirbt, verstirbt immer am Kreislaufversagen (Es fleißt einfach zuwenig Blut duch die Lunge) nicht am Lungenversagn.
Deswegen geben selbst wir Kardiologen in dieser Situation viiiiiel Volumen.

*Klugscheissmodus aus*

Back to life machine
07.07.2004, 08:36
Original geschrieben von Katja
Der Rest ist Deko :D

Meinst Du die blonden Narkoseärztinnen oder die vielen blinkenden Perfusoren...:D

Jaja, die Chauvi-Kasse;)

RS-USER-Katja
07.07.2004, 09:01
Das ist alles ja immer stark vom Ausmaß der LE abhängig. Zwei dicke Thromben in den Pulmonalarterien und es ist vorbei mit jeglicher Oxygenierung. "Zu spät, Du rettest den Freund nicht mehr..."


Original geschrieben von Back to life machine

Langer Rede kurzter Sinn: Ein Pat, der an einer akuten LE verstirbt, verstirbt immer am Kreislaufversagen (Es fleißt einfach zuwenig Blut duch die Lunge) nicht am Lungenversagn.
Deswegen geben selbst wir Kardiologen in dieser Situation viiiiiel Volumen.
*Klugscheissmodus aus*
Wer will denn hier joggen ;)

Der Patient mit der akuten LE verstirbt immer am Rechstherzversagen, klar. Auch wenn die Lunge es trotzdem nicht tut. (s.o. ;) ) Zu wenig Blut, das links ankommt, und im Zweifelsfall auch noch schlecht oxygeniert ist, macht es für den Körper und das Hirn nicht besser. Da das rechte Herz bekanntermaßen in geringerem Maß als der linke Teil über Möglichkeiten der kurzzeitigen Kompensation verfügt, hier keine Möglichkeit der langsamen Hypertrophie hat, bleibt ihm mangels Muskelmasse und Ausweichmöglichkeiten bei hohem Volumenanfall im Sinne des Rückstaus in erster Linie die Dilatation, die ihn dann in einen sehr ungünstigen Teil der Frank-Starling-Kurve bringt. Ballonierte Ventrikel pumpen einfach schlecht... (hat Konstantinides Euch den Pat. nach Perikardektomie vorgestellt mit den Atrien, die viermal so groß waren wie die Ventrikel?)

Ich hoffe, Ihr gebt nicht nur Volumen, sondern macht auch eine anständige Lyse ;)



P.S.: Die blinkenden Perfusoren mit den bunten Aufklebern und Flüssigkeiten natürlich :D In Wahrheit vernebeln wir nur Homöopathika in der Raumluft, kleben die Katheter auf und lassen die Patienten von drittklassigen Schauspielern darstellen ;)
Kennst Du den Unterschied zwischen Schwarzwaldklinik und Uniklinik? - In der Schwarzwaldklinik werden falsche Patienten von echten Schaupielern operiert...

Back to life machine
07.07.2004, 10:09
Original geschrieben von Katja
Ich hoffe, Ihr gebt nicht nur Volumen, sondern macht auch eine anständige Lyse ;)


Klar, Du weißt ja, ein anständiger kardiologischer Pat. hat keine plasmatische Gerinnung mehr, keine funktionierenden Thrombozyten und 33°C Körpertemperatur...:D

Back to life machine
07.07.2004, 10:11
Original geschrieben von Katja

P.S.: Die blinkenden Perfusoren mit den bunten Aufklebern und Flüssigkeiten natürlich :D In Wahrheit vernebeln wir nur Homöopathika in der Raumluft, kleben die Katheter auf und lassen die Patienten von drittklassigen Schauspielern darstellen ;)


Und dafür braucht Ihr 80 Assistenten?

RS-USER-Katja
07.07.2004, 11:10
Original geschrieben von Back to life machine
Klar, Du weißt ja, ein anständiger kardiologischer Pat. hat keine plasmatische Gerinnung mehr, keine funktionierenden Thrombozyten und 33°C Körpertemperatur...:D

... und ist intravasal staubtrocken :D :D :D


Und dafür braucht Ihr 80 Assistenten?

Nee, wir sind da, um draußen herumzuspielen und im strömenden Regen vor Reinhausen Leute aus Autos zu zerren, und dafür Samstags morgens das Tageblatt zu zieren ;)

silver tabby
07.07.2004, 12:43
Original geschrieben von Katja
Jetzt ist er tot, habe ich der Zeitung entnommen. Arme Socke :(

Wo immer dieser "künstliche Tiefschlaf" (oder mein Favorit: "in künstlichem Koma" :rolleyes: :rolleyes: :rolleyes: ) herkommt, das wüßte ich schon gern. Bei uns gibt es nur Narkose ;)

Dann erklär mal einem Laien den Unterschied zwischen Narkose, Sedierung und Schlafen! Da kriegen die doch alle Angst!:D