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Anna Phylaxie
18.07.2004, 21:10
Hallo Ihr Lieben....

Möchte von meinem Einsatz am Wochenende berichten....
war echt krass....

Einsatzmeldung: INT_NA, Asthmaanfall

Situation:

Patientin, etwa Ende 20, Anfang 30 liegt im Bett. Relativ adipös, sehr gross gebaut. Blass und schwer atmend.
Sagt, sie sei am Morgen beim Notdienst gewesen, sie habe allergisches Asthma und hätte 100mg Cortison bekommen.
Aber es wird nicht besser. Gegen was sie genau allergisch ist, weiss sie nicht, aber sie hätte es schon seit längerer Zeit immer mal wieder gehabt.

Was macht Ihr?

LG, Heiki

PS.: Bin morgen (also Montag) im Büro von 8-16 Uhr und währenddessen kann ich sofort antworten! Wenn Ihr Euch bis dahin gedulden könnt...gehe nun nämlich schlafen.

RS-USER-schmoelzi
18.07.2004, 21:13
OK hochlagern (wenn nicht von Hausaus geschehen), EKG, Puls, SpO2, RR messen, rein aus psychologischen Gründen O2 verabreichen, grad soviel dass sie das zischen hört.

Anna Phylaxie
18.07.2004, 21:52
OK, Werte schreib ich schon mal eben:

RR weiss ich nicht mehr genau, ich meine so um die 150 syst.
HF: 165!!
SPO2: 95
BZ: 230 (keine Diabetikerin, aber wie gesagt recht adipös)

Sie wollte nicht aufrecht sitzen, nur flach liegen.
Das Sitzen machte ihr noch mehr Beschwerden...

RS-USER-Bärentöter
18.07.2004, 22:03
der Blutdruck spricht eher gegen ein "Asthma cardiale", an das ich primär denken würde. Trotzdem HF ist zu hoch, kann Ursache oder Folge sein. Absolute Arrhythmie oder Sinus? Abhören, ggf. Lasix 40mg. Bei V.a. Asthma Vorsicht mit Sauerstoff!
NB: spätestens jetzt ist sie Diabetikerin...

RS-USER-schmoelzi
18.07.2004, 22:15
Original geschrieben von Bärentöter
dBei V.a. Asthma Vorsicht mit Sauerstoff!
Darum auch nur rein psychologisch - wär schlecht, wenn man ihr das ganze CO2 abatmen lässt.

RS-USER-apoplex
19.07.2004, 07:18
Der erhöhte BZ kann auch eine Folge des Cortisons sein.

Maßnahmen:
psycholog. Betreuung, Notarztruf, falls nicht mitarlamiert, kontinuierliche EKG und Pulsoxymetriekontrolle, Bei der Größe und Gewicht frühzeitig an Tragehilfe denken (ggfl. Feuerwehr-DL, je wo sie liegt), Periphär-venöser Zugang, Auskultation, PEAK-Flow Gerät vorhanden ?, Wenn ja umbedingt machen, Anamnese, die HF kann auch durch Eigenmedikation mit inhalativen Bronchodilatatoren so hoch sein, EKG-Beurteilung, 12 Kanal vorhanden ?, wenn ja schreiben, Wenn noch keine Therapie mit Bronchodilatatoren geschehen ist, dann wäre jetzt ein guter Zeitpunkt, Sauerstoff ist Pflicht, schon mal Medikamente (Supra, Cortison, Theophyllin, Intubationsmedis) bereitlegen und Intubationsbesteck checken.
Ist der NA schon da?

RS-USER-Bärentöter
19.07.2004, 08:23
habe mich wohl mißverständlich ausgedrückt; natürlich Sauerstoff, aber halt genau aufs Pulsoxy schauen. Bei 'ner Überdosis Bronchodilatatoren erwarte ich eher eine Sinustachykardie, deswegen fragte ich nach dem Rhythmus. Zum BZ: nach einmaliger Gabe von 100mg vor Stunden sollte der BZ nicht > 200 sein...
Dennoch riecht das ganze für mich kardial...
Kommt erst mal auf die Auskultation an. Zeichen einer zusätzlichen Rechtsherzdekompensation? Zeichen einer Thrombose? Auch eine Lungenembolie kommt in Betracht, obwohl die Sättigung ganz ordentlich ist.
Vom Theophyllin halte ich nicht soviel bei der HF
Ach ja: warum traurig?

Anna Phylaxie
19.07.2004, 09:36
1) sinusrhythmus
2) NA ist jetzt da:
gabe von soludecortin und einer ampulle fenistil
3) 12 kanal haben wir nicht gemacht
4) sauerstoff will sie nur kurz vors gesicht gehalten haben, danach nicht, weil sie dann "noch weniger luft bekommt"
5) auskultation: ergebnis weiss ich nicht genau, ich glaube, ihm fiel nichts auf (sonst hätte er es mir gesagt)
6) bz: er meinte: hang zum diabetes, weil bei dem gewicht und der anuznehmenden lebensweise eine stoffwechselveränderung
stattfinden würde auf dauer...
7) traurig? das werdet Ihr noch hören nachher von mir...
8) sättigung bleibt auf 94/95..

tragetuch wird vorbereitet

RS-USER-DocMezzoMix
19.07.2004, 09:43
Auskultation ist Pflicht, mal auf die Medikation schauen, Anamnestisch evtl. ne Bettlägrigkeit? Schmerzen i.d. Beinen, etc.?

Anna Phylaxie
19.07.2004, 09:49
ich bin ja "nur" praktikantin...

aber soweit ich weiss, nimmt sie salbutamol bei einem anfall.

ansonsten keine vorerkrankungen sagte sie.

auskultation ist ja arztsache... hat er auch gemacht, aber ich meine, es wäre unauffällig gewesen.

5 minuten später ist immer noch alles gleich, HF= 170, sättigung= 94 oder ein wenig tiefer.

(warum will er keinesfalls intubieren? weil sie so adipös ist? hab mir sagen lassen, das führe desöfteren zu komplikationen?!)

wir versuchen sie, hinzusetzen, aber sie meint, das halte sie nicht aus, will liegen.

ach so: bettlägrigkeit - nein! sie ist ja auch noch total jung, etwa ende 20 anfang 30

RS-USER-DoktorW
19.07.2004, 09:51
Original geschrieben von Anna Phylaxie
ich bin ja "nur" praktikantin...

heh, verkauf dich hier mal nicht unter Wert ;)

Ich finde Dein Beispiel echt klasse!! D:-)

RS-USER-schmoelzi
19.07.2004, 09:57
Original geschrieben von Anna Phylaxie
ach so: bettlägrigkeit - nein! sie ist ja auch noch total jung, etwa ende 20 anfang 30
Raucht sie und nimmt sie die Pille? Irgendwie könnt es schon Richtung Lungenembolie gehen.

Hab das bei einer Kollegin von mir gesehen (21 Jahre), die ich selbst ins KH gebracht hab, zum Glück rechtzeitig und bei einer 40jährigen Pat. die es dann leider nicht mehr geschafft hat. Die Anzeichen waren bisschen anders, wollte nur sagen, dass es auch bei jungen Leuten möglich ist.

Anna Phylaxie
19.07.2004, 10:00
natürlich, altersbedingt sollte man nie sachen ausschließen, nur eventuell in der wahrscheinlichkeit etwas nach hinten anstellen...

ich verrate erstmal noch nichts, sondern erzähle, was weiter passiert, in ordnung?

wir bringen die frau in den rtw und ich kümmere mich um sie, während der NA beginnt, das protokoll zu schreiben.
wir fahren "normal" richtung KH....

werte weiterhin gleich, nur die sättigung sinkt etwas weiter.
jetzt etwa 91....

ach so: ich versuche immer, sie zum ruhigeren atmen zu überzeugen und zu beruhigen, sie hyperventiliert fast schon und ist natürlich total unruhig....

Xaxis1
19.07.2004, 10:23
Ist sie schwanger ?
Hatte sie Schmerzen bevor die Atemnot losging ?
Stüzr o.ä. ?

Anna Phylaxie
19.07.2004, 10:29
nein, nicht schwanger ( oh gott, das wäre noch schlimmer gewesen... ;(!)

über schmerzen hat sie eigentlich erst nicht geklagt...

sturz oder so auch nicht, zumindest hat sie nichts erwähnt,
aber danach hat der NA auch nciht gefragt

Xaxis1
19.07.2004, 10:32
Vorerkrankungen ? Medikation außer Solu... bei "Asthmaanfällen" ?

Angehörige mit da ?

Anna Phylaxie
19.07.2004, 10:46
Medikation außer Solu... bei "Asthmaanfällen"???
wie meinst Du das?

er hat fenistil gegeben. oder meinst Du, was ich denke, was man da geben kann?

vorerkrankungen keine, sagte sie.

angehörige waren da

Xaxis1
19.07.2004, 10:57
Nein, nahm sie z.B. Reductil oder ähnliches, evtl "grauzonenzeugs" zum Abnehmen, oder Psychopharmaka...

Wie verhielten sich denn die Angehörigen ?

Anna Phylaxie
19.07.2004, 11:45
sie hat nichts davon gesagt.
nur salbutamol, soweit ich weiss.

die angehörigen verhielten sich sehr nett und hilfsbereit, soweit ich es noch in erinnerung hab.... aber nicht total hektisch oder so.

Xaxis1
19.07.2004, 12:09
Hm... ih vermute, da steckt ne heftige Raumforderung dahinter...
oder war sie recht blass, die Patientin ?