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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Volumengabe bei akuter Linksherz- und Niereninsiffizienz



RS-USER-SchwesterM
28.07.2004, 21:17
Hallo zusammen,

ich bin Krankenpflegeschülerin mitten im Examen und wollte mal Eure Meinung zu einer Patientin hören, weil ich unsere Doc's nicht ganz verstehe:

am Donnerstag haben wir eine 92- jährige Patientin auf die internistische Station bekommen, Einweisung aufgrund akuter Linksherzinsuff mit Pneumonie, außerdem Niereninsuff, KHK, arterielle Hypertonie. Kommentar bei Einweisung: präfinal.

Patientin hatte schwere Atemnot, (Sättigung ?), ein Kalium von 6,3 und ein Krea von 7,8.

Vitalzeichen mäßig.

Nachdem die Pat. nach 24 Stunden noch keinerlei Ausscheidung hatte, hat sie von uns einen Blasenkatheter bekommen. Nach 4 Versuchen haben wir den Schlauch dann einfach mal auf gut Glück liegen gelassen, es kam aber trotzdem nix.

Am nächsten Morgen hat die diensthabende Ärztin dann eine Sono von Blase und Nieren gemacht und konnte aber keine Flüssigkeit finden. Wir sollten Volumen substituieren.

Sie hat dann drei Tage lang 3 l Infusionen täglich bekommen, mal Jono, mal NaCl und hat ungefähr 10 ml (!!) in der Zeit ausgeschieden, hat keine Diuretika bekommen.

Als ich heute wieder zum Dienst kam, hab ich gehört, daß die Dame verstorben ist.

Jetzt meine Frage: hättet Ihr was anders gemacht ?

Bin gespannt auf Eure Antworten !!

So long !
:confused:

RS-USER-Sahra
29.07.2004, 00:10
[QUOTE]Original geschrieben von SchwesterM

am Donnerstag haben wir eine 92- jährige Patientin auf die internistische Station bekommen, Einweisung aufgrund akuter Linksherzinsuff mit Pneumonie, außerdem Niereninsuff, KHK, arterielle Hypertonie. Kommentar bei Einweisung: präfinal.

Patientin hatte schwere Atemnot, (Sättigung ?), ein Kalium von 6,3 und ein Krea von 7,8.

Hmmm,ich denke es ist in diesem Fall wie Du selbst schon geschrieben hats das man auf grund des Alters und des des schlechte AZ keine wirklich Therapie mehr machen wollte.
Ansonsten hätte man natürlich einiges machen können und machen müssen.

Also ich denke einen Jüngeren Pat. hätte man warscheinlich auf einen Üerwachungsstation oder auf eine Innere Intensivstation
gelegt.
Dann hätte man halt versuchen können ob die Diurese unter Furosemid oder Etacrynsäure wieder anspringt und wenn nicht wäre man um einen Dialyse oder Hämofiltration nicht herumgekommen um Kalium,Harnstoff ,Krea zu senken
und Flüssigkeit zu entziehen.
Deutliche Negativbilanzierung zur verbesserung der Lungensituaton.Na ja Jono bei so nem Kalium würde es dann warscheinlich auch nicht geben.
Aber das sind alles Dinge die keinen Sinn machen bei einer über 90 Jahre alten Patientin.
Denn welche Lebensqualtät willst Du ihr daduch geben.Und ich bin der meinung das man bei einer Patientin die ein so stolzes alter erreicht hat auch mal aufgeben muß und die Therapie dann einstellen sollte,nur noch Flüssigkeit und Ernährung und ansonsten denn Dingen ihren lauf lassen.
Man muß nicht alles machen nur weil man es kann.
Das ist meine Meinung dazu.

DerBlinde
29.07.2004, 00:39
Die gute Dame wird als Haupterkrankung sicher eine Kardiomyopathie (auf dem Boden der KHK - ischämische CMP) und als deren Folge eine Linksherzinsuffizienz gehabt haben. Deswegen auch die Pneumonie, die sich als Stauungspneumonie drauf gesetzt hat. Auch die Niereninsuffizenz ist multifaktoriell. Einerseits kann die Dame natürlich nicht ausscheiden, wenn der Cardiac Index (HZV / Körperoberfläche) zu niedrig ist, andererseits war auch eine Hypertonie bekannt und der Gefäßstatus war sicher auch nicht mehr der Beste.
Die Frage ist, ob man mit einer aortokoronaren Bypass-Operation der Patientin geholfen hätte (das Alter per se sehe ich noch nicht unbedingt als Kontraindikation an). Sicher aber ist ein Überwässern der Patientin mit 3l/d nicht lege artis. Ein Filter (CVVHD) wäre angebracht gewesen, da Diuretika keinen Erfolg gezeigt haben. Für die Linksherzinsuffizenz je nach Pumpfunktion u.U. auch eine Katecholamintherapie.
Aber das ist auf dem "Papier" alles recht akademisch, da die Gesamtsituation der Patientin über das Forum nicht zu beurteilen ist.

RS-USER-Bärentöter
29.07.2004, 01:43
ACVB ist sicher nicht die Therapie der Wahl bei akutem Nierenversagen... also Therapie in einem Provinzkrankenhaus: trotz Alter IPS, Flüssigkeit, Furosemid, Etacrynsäure, evtl. Anruf in einer Dialyse (soll man oder soll man nicht) aus rechtlichen Erwägungen (da macht man schlechte Erfahrungen...). Dann muß man sich Gedanken machen, ob überwindbare Ursache des Nierenversagens; wenn auf Flüssigkeit, Diuretika keine Ausscheidung, dann sollte man auch mal der Natur ihren Lauf lassen. Bißchen Dopamin (cave Studienlage!) schadet nicht. In dem Alter sollte man eher eine prärenale Ursache annehmen, die sich nach Flüssigkeitsgabe und "forcierter" Diurese geben sollte. Dialyse nur bei gutem AZ. Manche Dialysezentren dialysieren allerdings alles, was keine Totenflecken hat. Scheint lukrativ zu sein.
Die Pneumonie ist sekundär, man muß die niedrigere Dosierung der gängigen Antibiotika beachten. Letztendlich ein Fall, wo man wahrscheinlich dem Schicksal wenig entgegen setzen kann.
Das war jetzt aus der Praxis gesprochen, Juristen und Anästhesisten setzen vielleicht ihre Schwerpunkte anders. Ob zum Wohle der Patientin?

RS-USER-SchwesterM
30.07.2004, 17:51
Hallo zusammen,

erstmal danke für Eure Antworten

Ergänzend lässt sich vielleicht nochmal erwähnen, daß die Dame nie ( !! ) irgendein Diuretikum bekommen hat, bei 3 l Infusion + i.v. - Antibiose + trinken und null Ausscheidung finde ich das einfach fragwürdig,
vor allem, da die geistig noch ziemlich rede war und schon mitbekommen hat, was mit ihr abgeht.

Das soll jetzt hier keine Diskussion über sterben oder nicht sterben lassen werden, aber wenn man schon keine adäquate Therapie machen kann /will, könnte man sie dann nicht in ihre vertraute Umgebung nach Hause ( ins Heim) schicken?

Auch weiß ich nicht, inwiefern sie von den Doc's mal über ihre Situation wirklich aufgeklärt wurde oder ob mal ein Gespräch mit der Betreuerin statt gefunden hat.

Schade!

So long!

M.