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RS-USER-titan_cb
14.09.2004, 00:03
Hallo!

Eine Frage, die mich beschäftigt, nicht so ganz medizinischer Natur ist ... aber Mediziner sollten sich in der Psychologie ja auch etwas auskennen:

Wieviel des Verhaltens sowie des Wissens eines Menschen ist in etwa erlernt/anerzogen/geerbt?

Wenn hier igend jemand Zahlen hat: BITTE HER DAMIT - BRAUCH ICH DRINGEND!!!

RS-USER-Bärentöter
14.09.2004, 01:26
darüber haben sich philosophische Schulen über Jahrzehnte gestritten... Google mal nach Behaviorismus.
Unter 20 Zeilen kann man das nicht erörtern, und das laß ich jetzt (besser) bleiben.

RS-USER-titan_cb
14.09.2004, 14:35
Hm.... naja ... ich hab da nur von einer bestimmten Quelle (Kindergartenpädagogin) gehört, es seien ca. 50% geerbt, 30% anerzogen 20% erlernt ... und das kann und will ich nicht so recht glauben

RS-USER-Claudi
14.09.2004, 15:12
Original geschrieben von titan_cb
... und das kann und will ich nicht so recht glauben
wie wär's dir denn lieber? :D

Bärentöter hat Recht. Über diese Frage gibt es sehr viele verschiedene Ansichten und wissenschaftlich eindeutig geklärt ist es wohl noch immer nicht.

Was auf jeden Fall feststeht ist, daß nicht alles angeboren, nicht alles anerzogen und nicht alles erlernt ist. :-p
Ich weiß nicht, ob sich das prozentual bei jedem Menschen überhaupt sagen läßt. Ich könnte mir vorstellen, daß dies sogar von Person zu Person unterschiedlich ist.
Ich hab mal die wichtigsten Thesen hergegoogelt:
Der Biologe Francis Galton (1822 - 1911), ein Cousin von Charles Darwin, war der erste, der Zwillinge beobachtete und daraus den Schluss zog, die Erbanlagen seien stärker als die Umwelt.
Dann betonte die Psychoanalyse die wichtige Rolle der Erziehung. Behavioristen wie der amerikanische Forscher John Watson (1878 1958) behaupteten sogar, jedes Kind ohne Rücksicht auf dessen Anlagen zu einem Rechtsanwalt oder Arzt erziehen zu können.
Als Reaktion auf dieses Zuchtprinzip entstand die antiautoritäre Erziehung des Summerhill-Gründers Alexander Sutherland Neill: Selbstbestimmung sollte die vorhandenen Anlagen am besten fördern können.
1979 begann der amerikanische Psychologe Thomas Bouchard systematisch nach getrennt aufgewachsenen Zwillingen zu fahnden. Seine verblüffende Feststellung an Tausenden von Versuchspersonen: Sie glichen nicht nur äußerlich, sondern auch in ihrem Wesen ihren leiblichen Eltern, obwohl sie diese nicht kannten.
In den 90er Jahren wurden im Zuge der Entschlüsselung des menschlichen Gen-Codes immer mehr Eigenschaften identifiziert, darunter für Intelligenz, Homosexualität und Aggression. Sie reichen jedoch nicht aus, um Verhalten zuerklären.
Das Imprinting wird entdeckt: Manche Gene werden nur abhängig vom Geschlecht des vererbenden Elternteils aktiviert.
Die amerikanische Autorin Judith Rich Harris schreibt einen Besteller darüber, dass Erziehung sinnlos ist, weil sich die Kinder an ihren Cliquen orientieren.
Medizinische Forschungen zeigen, dass die Lebensbedingungen sich auf das Erbgut auswirken und innerhalb weniger Generationen vererbt werden können.

Quelle: www.eltern.de

Turnusknecht
14.09.2004, 18:34
PFFFFFFFFFFffft..................frag was leichteres, ehrlich!

RS-USER-Bärentöter
14.09.2004, 20:24
vor 20 Jahren fand ich den Behaviorismus bestechend. Paßte gut zu meinem damaligen atheistisch-sozialistischen Weltbild.
Inzwischen bin ich ein kleines bißchen erwachsen geworden...

Reanimator
16.09.2004, 11:23
Also wenn ich mir ansehe, wie häufig und heftig ich mich mit meinem Vater streiten kann über die Ansichten über's Leben und das Zusammenleben und so weiter und so fort - über die Art wie man sein Leben gestaltet (das was ich mache findet er total bescheuert, beim letzten Telefonat meinte er doch glatt, daß er jemanden finden müsse der mich entmündigt...)

Also 'geerbt' habe ich meine Augen und Haarfarbe, den Schnitt des Gesichts (dem Himmel sei dank alles von meiner Mutter)
Und 'anerzogen' ist bei mir (von meinen Eltern zumindest) aber auch gar nichts, dann schon viel eher von der Clique.
Ich glaube in dieser Hinsicht bin ich wirklich Autodidakt...

nullifaz
16.09.2004, 14:17
******************
Und 'anerzogen' ist bei mir (von meinen Eltern zumindest) aber auch gar nichts, dann schon viel eher von der Clique.
Ich glaube in dieser Hinsicht bin ich wirklich Autodidakt...
******************

.....dann warte mal bis Du selber Kinder hast.....dann kann (muss aber nicht) es Dir ganz plötzlich passieren das einer Deiner Eltern aus Dir spricht *g*



;)

RS-USER-Claudi
17.09.2004, 17:34
Original geschrieben von nullifaz
******************
Und 'anerzogen' ist bei mir (von meinen Eltern zumindest) aber auch gar nichts, dann schon viel eher von der Clique.
Ich glaube in dieser Hinsicht bin ich wirklich Autodidakt...
******************
;)
kommt drauf an, was man unter Erziehung versteht. Es ist in erster Linie ja auch "Nachahmung" von Verhaltensmustern. Das geht ganz unbewußt. Drum werden manche Dinge automatisch von Generation zu Generation weitergereicht.

Im Ernst: Ich glaub schon, dass die Entwicklung von Kindern vom Elternhaus beeinflußt wird. Bei einem mehr und beim anderen weniger - negativ oder positiv. Wobei man natürlich das beste draus machen kann.

Reanimator
23.09.2004, 14:59
Original geschrieben von Claudi
Wobei man natürlich das beste draus machen kann.

Das habe ich dann wohl auch gemacht. Nach dem Motto - von dem übernehmen wir mal gar nichts, machen alles genau anders.
Hat wohl funktioniert. Ich habe mal eine Zeitlang einen Psychiater konsultiert, und der hat zu mir gesagt (eben auf meine Befürchtung hin, ich würde es genauso machen wie ich erzogen worden bin) "Nein, sie haben es reflektiert (massive Schläge wegen Nichtigkeiten) und für nicht gut befunden, darum werden sie das bei ihren Kindern auch nicht machen!"
*strike*
*beckerfaust*

nullifaz
23.09.2004, 15:35
Original geschrieben von Reanimator
"Nein, sie haben es reflektiert (massive Schläge wegen Nichtigkeiten) und für nicht gut befunden, darum werden sie das bei ihren Kindern auch nicht machen!"
*strike*
*beckerfaust*


Sorry, ich wusste nicht das es So massive Dinge waren :(

Ich meinte eher so "banale" Kleinigkeiten; Sprüche, Redensarten, (harmlosere) Verhaltensmuster usw. die man als Kind aber doch eher blöd fand.....

Reanimator
23.09.2004, 17:46
Na, das ist was ganz anderes *g*
Was du als Kind blöd fandest, kann man vielleicht erst als Erwachsener bzw. mit der nötigen
-Lebenserfahrung
-Menschenkenntnis
-Bildung
verstehen. Dann kannst du natürlich deine Kinder auch so erziehen, wenn du nun verstehst warum das nötig ist, auch wenn es dann deine Kinder auch wieder "blöd" finden. :D

RS-USER-Claudi
24.09.2004, 09:29
Wobei ich immer noch der Meinung bin, dass Erziehung, bzw. die Übernahme von Verhaltensmustern eher unbewußt stattfindet. Klar kann man darüber nachdenken und sagen: "Dies und jenes würde ich anders machen" - schlagen o.ä., aber es gibt sicher ganz viel (z. B. Umgang mit Problemen, Streitigkeiten, dem anderen Geschlecht) was man von Geburt an nun einmal zuerst im Elternhaus erlebt. Jahrelang - bevor man raus in die weite Welt zur "Clique" kommt.
Vermutlich kommt es dann eben drauf an, wie weit jemand charakterlich beeinflußbar ist. Ob man "Fehler", die man in den ersten Lebensjahren angenommen hat (und die oft im tiefsten Unterbewußtsein stecken) so ohne Hilfe selbst ausmerzen kann, ist sicher auch unterschiedlich.
Im Übrigen: Wenn ein Kind zu Hause geschlagen wurde und sich daraufhin vornimmt, seinen eigenen Nachwuchs niemals zu prügeln ist das auch eine Prägung - oder wenn man stets kontroverse Ansichten vertritt - und zwar vehement, kann es daran liegen, dass man sein Leben lang mit einem Vater diskutiert hat, der so niemals die gleich Meinung hatte. :D Oder wenn ein Elternteil säuft wie ein Loch und das Kind daraufhin schwört, niemals Alkohol zu trinken - eine Prägung... oder wenn ein Mensch dauernd auf Mitleid und Streicheleinheiten aus ist, weil ihn als Kind keiner lieb hatte - das alles sind für mich ganz deutlich Prägungen aus dem Elternhaus.

Reanimator
24.09.2004, 10:43
Hmmm - ich hab das Ganze bisher nur auf der Schiene "übernehmen" betrachtet - wenn man das Gegenteil von seinem Elternhaus macht und das auch als Prägung zu betrachten ist, hast du natürlich Recht. Und den Umgang mit dem anderen Geschlecht habe ich tatsächlich ein wenig von meinem Vater übernommen, stelle ich gerade beim Nachdenken fest...
Ein Klatscher auf einem strammen Hintern macht mein Vater genauso gerne wie ich. :cool:

Wobei meine Mutter seine erste war mit der er Sex hatte und das auch dabei geblieben ist seit 35 Jahren - wiederum ein großer Unterschied. :D
Wobei ich jetzt gar nicht sagen kann wer von beiden es da nun besser gemacht hat... :rolleyes:

nullifaz
24.09.2004, 15:22
Original geschrieben von Reanimator
Ein Klatscher auf einem strammen Hintern macht mein Vater genauso gerne wie ich. :cool:

Also doch was übernommen......erinnert mich an eine Szene neulich beim einkaufen. Stehe an der Kasse und döse vor mich hin als mir plötzlich jemand auf den Hintern patscht; begleitet von einem erschreckten "NICO!!!!" Ich drehe mich um, da grinst mich so ein kleiner Keks an, vielleicht 4 Jahre alt, kniet im Einkaufswagen und grinst fett. Der dazugehörige Papa war peinlichst berührt und stammelte rum. Darauf hin meinte ich nur grinsend "Tja, von wem hat er das wohl???"
Btw.; warst Du auch öfter mit Deinem Vater einkaufen? *g*



Original geschrieben von Reanimator

Wobei meine Mutter seine erste war mit der er Sex hatte und das auch dabei geblieben ist seit 35 Jahren - wiederum ein großer Unterschied. :D
Wobei ich jetzt gar nicht sagen kann wer von beiden es da nun besser gemacht hat... :rolleyes:

......das kannst wohl nur Du allein beurteilen ;)


grinsende Grüße
nullifaz

RS-USER-Claudi
24.09.2004, 15:37
Original geschrieben von Reanimator
Also wenn ich mir ansehe, wie häufig und heftig ich mich mit meinem Vater streiten kann über die Ansichten über's Leben und das Zusammenleben und so weiter und so fort - über die Art wie man sein Leben gestaltet (das was ich mache findet er total bescheuert, beim letzten Telefonat meinte er doch glatt, daß er jemanden finden müsse der mich entmündigt...)

... schon wieder eine Prägung :D
Eine typische psychologische Frage auf dieses Statement wäre jetzt: "Denken Sie mal darüber nach, warum Sie sich in Ihrem Alter noch Gedanken darüber machen, was Ihr Vater denkt." :-p

Ansonsten habe ich ja schon gesagt, was für mich alles zur Prägung gehört. Eben alles, was sich ggf. unter anderen Bedingungen anders entwickelt hätte.

Zum Hintern klatschen: Eine Frau ist kein Pferd und der psychologische Hintergrund ist, daß Männer die so etwas tun, ihre Macht zum Ausdruck bringen und die Frau als ihr Eigentum betrachten. Mädels mit etwas Grips im Kopf können auf so etwas äußerst ungehalten reagieren (rein instinktiv). Also solltest du dir diese "Prägung" besser abgewöhnen.
... wobei - mag sein, dass da in Bayern die Uhren anders gehen... :rolleyes:

Reanimator
24.09.2004, 20:36
Original geschrieben von Claudi
Also solltest du dir diese "Prägung" besser abgewöhnen.
... wobei - mag sein, dass da in Bayern die Uhren anders gehen... :rolleyes:

Also Ärger habe ich deswegen noch nie bekommen, aus 2 Gründen:
1) ich mache das nicht bei irgendeiner, sondern nur bei meiner Freundin. Und es gab schon genügend die darauf standen und so erst recht "scharf" geworden sind. Und das ist kein Machtanspruch, zumindest hier in Bayern nicht, da hast du schon recht. Das bedeutet hier eher "sie gehört zu mir und ich passe auf sie auf"
2) weil Frauen das sehr wohl merken, was dahinter steckt, wenn du so etwas machst. Ergo - irgendeine auf den Hintern zu hauen gibt gerade hier in Bayern mächtigen Ärger - und meistens nicht nur mit der Frau. :grins:

Reanimator
24.09.2004, 20:42
Weil's mir jetzt gerade wieder einfällt - genau das hatte ich mal, aber umgekehrt. Da hat irgendso ein Typ meiner Begleitung auf dem Oktoberfest vor 4 Jahren kräftig (!) auf den Hintern gehauen - weil er wohl gesehen hat, daß ich nicht 'ihr' Freund bin.
Darauf habe ich zu ihm gesagt "Na, hats Spass gemacht?"
Und als er das grinsend bejaht hat, hatte er schon meine Faust in der Visage - als er dann ziemlich bedröppelt auf dem
Boden lag hab ich mich zu ihm runtergebeugt und ganz freundlich mit einem ebensolchen Grinsen gesagt "Mir auch!".
Daraufhin sind wir dann von einer jubelnden Menge auf eine Mass eingeladen worden und hatten an dem Tag neue Freunde gefunden.
Also - an Bayern ist nicht alles schlecht, nur die schwarze Einheitsregierung eigentlich... :D :rolleyes: :knuddel:

RS-USER-Claudi
25.09.2004, 11:24
womit wir wieder beim Thema Prägung wären:
Geschlagene Kinder werden gewaltbereite Erwachsene. :-p

Trotzdem Danke, dass du mir die Frauen erklärt hast. :grins:

Übrigens ist auch ein (kräftiger - wohlgemerkt) Schlag auf den Po nichts anderes als ein Schlag. Auch wenn manche Frauen auf Schläge abfahren - ich jedenfalls nicht. :rolleyes:

---


Also umso länger ich darüber nachdenke, desto logischer finde ich es, dass bei der Entwicklung eines Menschen viele verschiedene Dinge eine Rolle spielen. Veranlagung ebenso wie Elternhaus, Freundeskreis, Erlebnisse, Erfolge, Niederlagen. Es ist von jedem etwas. Auffällig ist z. B. auch, dass sich Kinder, die im gleichen Elternhaus aufwachsen, völlig unterschiedlich entwickeln und Menschen auf gleiche Schicksalsschläge unterschiedlich reagieren. Wahrscheinlich liegt es daran, dass Menschen mit ihren angeborenen Ressourcen eben so oder so auf ihre Umwelt reagieren. Ganz kluge Leute sagen ja auch, dass genau das den Reiz der Erziehung ausmacht: Kinder je nach ihren Anlagen zu fördern. Positives zu verstärken und negatives auszumerzen.

Reanimator
25.09.2004, 12:58
Original geschrieben von Claudi
womit wir wieder beim Thema Prägung wären:
Geschlagene Kinder werden gewaltbereite Erwachsene. :-p

Trotzdem Danke, dass du mir die Frauen erklärt hast. :grins:

Übrigens ist auch ein (kräftiger - wohlgemerkt) Schlag auf den Po nichts anderes als ein Schlag. Auch wenn manche Frauen auf Schläge abfahren - ich jedenfalls nicht. :rolleyes:

---


Also umso länger ich darüber nachdenke, desto logischer finde ich es, dass bei der Entwicklung eines Menschen viele verschiedene Dinge eine Rolle spielen. Veranlagung ebenso wie Elternhaus, Freundeskreis, Erlebnisse, Erfolge, Niederlagen. Es ist von jedem etwas. Auffällig ist z. B. auch, dass sich Kinder, die im gleichen Elternhaus aufwachsen, völlig unterschiedlich entwickeln und Menschen auf gleiche Schicksalsschläge unterschiedlich reagieren. Wahrscheinlich liegt es daran, dass Menschen mit ihren angeborenen Ressourcen eben so oder so auf ihre Umwelt reagieren. Ganz kluge Leute sagen ja auch, dass genau das den Reiz der Erziehung ausmacht: Kinder je nach ihren Anlagen zu fördern. Positives zu verstärken und negatives auszumerzen.

Nun gut, dann nennen wir eben das was ich meinte absofort "tätscheln" und nicht schlagen. :rolleyes:
positives verstärken, negatives ausmerzen.... Wer entscheidet da jetzt, was was ist? Du? Das was du als negativ empfindest, finde ich vielleicht ausgesprochen positiv! Ich denke, daß man ab einem gewissen Alter (ich sag jetzt einfach mal 12) darüber auch mit ihnen reden kann, ihnen die vor- und nachteile aufzeigen und sie selbst entscheiden lassen kann.
Und als "gewaltbereit" empfinde ich mich z.B. gar nicht - ich habe nur gewisse Dinge, die ich zu tolerieren nicht bereit bin. Ich bin durch mein ganzes bisheriges Leben ohne wüste Prügeleien gekommen und werde das auch so beibehalten.
:peace: