PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Opiate



RS-USER-Claudi
07.10.2004, 16:43
Original geschrieben von Bärentöter
Opiate werden über die Leber verstoffwechselt, aber von Leberschäden durch Opiate ist mir nichts bekannt.

Wenn das wahr ist, fragt man sich wirklich warum chronisch Schmerzkranke nicht viel öfter Opiate verschrieben bekommen.

Ich habe vor einer Weile selbst einmal für ca. 12 Monate Valoron N ret. bekommen und zu den Nebenwirkungen Übelkeit, Schwindel etc. kann ich sagen, dass sie nur in den ersten 7 Tagen aufgetreten sind (dafür aber besonders heftig. Kam mir vor wie Seekrank. Stehen war kaum möglich und so bin ich fast die ganze Zeit auf dem Fußboden rumgerutscht - immer mit einem ziemlich grenzwertigen Gefühl, daß der Mageninhalt gleich ans Tageslicht will :D )
Aber das wurde von Tag zu Tag weniger und dann wars verschwunden. Bin trotzdem froh, dass ich z. Zt. ohne auskomme.
Man fragt sich, ob so stark wirkende Medikamente wirklich ohne Langzeitschäden bleiben aber ich glaub euch mal. ;)

RS-USER-Bärentöter
07.10.2004, 16:46
Original geschrieben von Claudi
Wenn das wahr ist, fragt man sich wirklich warum chronisch Schmerzkranke nicht viel öfter Opiate verschrieben bekommen.


die alte Angst vieler Ärzte vor den Opiaten

RS-USER-Claudi
07.10.2004, 17:02
Original geschrieben von Bärentöter
die alte Angst vieler Ärzte vor den Opiaten
und wohl leider nicht nur der Ärzte. Wahrscheinlich haben die üblichen Vorurteile auch damit zu tun. Kann mich erinnern, dass man ruckzuck als "Drogenabhängiger" dagestellt wird, wenn man erwähnt, dass man Opiate nimmt.

Hörbird
07.10.2004, 17:11
Original geschrieben von Claudi
und wohl leider nicht nur der Ärzte. Wahrscheinlich haben die üblichen Vorurteile auch damit zu tun. Kann mich erinnern, dass man ruckzuck als "Drogenabhängiger" dagestellt wird, wenn man erwähnt, dass man Opiate nimmt.

Naja, ist bei den Opiaten nicht ein gewisses Suchtpotential vorhanden ? *ungläubigindieRundefrag*

RS-USER-Katja
07.10.2004, 18:46
Original geschrieben von Hörbird
Naja, ist bei den Opiaten nicht ein gewisses Suchtpotential vorhanden ? *ungläubigindieRundefrag*
Ja. Das gilt aber (vereinfacht ausgedrückt) nicht, wenn man Schmerzen hat und dagegen Opiate nimmt.

... und irgendwie haben bei chronischen Schmerzen alle Schmerzmittel, die helfen, ein gewisses Suchtpotential... ;)

Hörbird
07.10.2004, 19:00
Alles klar, danke Katja !:-p

RS-USER-Claudi
08.10.2004, 09:19
wie ein Neurologe mal sagte: Selbst eine Aspirin macht eine kleine Euphorie und kann somit zur Abhängigkeit führen.

Ansonsten hab ich mir sagen lassen, dass Suchtpotential immer dann besteht, wenn man durch die Medis in irgendeiner Form "high" wird. D. h. Die Dosis muß stimmen. Bei retardierten Opiaten wird der Wirkstoff langsam und kontinuierlich freigesetzt. Die Menge reicht nicht aus um psychisch relevante Reaktionen hervorzukitzeln. Das klappt auch nicht, wenn man ganz viele dieser Tabletten nimmt, da ein "Gegenspieler" mit eingebaut ist. Ab einer gewissen Menge, wirkt der Hauptwirkstoff dann eben nicht mehr. ...wenn ich denn richtig verstanden habe, was mir der Schmerzarzt damals sagte. :-p
Im Übrigen habe ich Valoron N ret. 2x 100 mg nach 12 Monaten von jetzt auf gleich abgesetzt, ohne auch nur den Ansatz einer Entzugssymptomatik o.ä. zu haben. Spricht auch eher gegen eine Suchtentwicklung. ;)

RS-USER-Defi Brillator
08.10.2004, 09:54
Original geschrieben von Claudi
Bei retardierten Opiaten wird der Wirkstoff langsam und kontinuierlich freigesetzt. Die Menge reicht nicht aus um psychisch relevante Reaktionen hervorzukitzeln. Das klappt auch nicht, wenn man ganz viele dieser Tabletten nimmt, da ein "Gegenspieler" mit eingebaut ist. Ab einer gewissen Menge, wirkt der Hauptwirkstoff dann eben nicht mehr. ...wenn ich denn richtig verstanden habe, was mir der Schmerzarzt damals sagte. :-p

Nicht jedes retardierte Opiat enthält gleichzeitig einen Antagonisten, Morphin-Retardpräparate enthalten halt einfach nur Morphin. ;)
Valoron N ist das einzige Präparat, das ich kenne, wo Naloxon mit "eingebaut" ist. Diese Kombination kann und soll nur einen parenteralen Mißbrauch der Substanz verhindern, da AFAIK Naloxon nach oraler Gabe nicht wirksam ist.
Dann gibt es noch sog. Partialagonisten( Temgesic(R), Fortral (R) ), die, vereinfacht gesprochen, gleichzeitig Agonist und Antagonist sind. Da ist es tatsächlich so, daß ab einer bestimmten Dosis nicht mehr mit einer Wirkungsverstärkung zu rechnen ist, weil ab dann eher die "Gegenspieler"-Eigenschaften im Vordergrund stehen. Vorteil ist, daß mit diesen Präparaten prinzipiell kein Atemstillstand auslösbar sein soll...

RS-USER-Bärentöter
08.10.2004, 10:07
Original geschrieben von Defi Brillator
da AFAIK Naloxon nach oraler Gabe nicht wirksam ist.


ist es wohl, hat aber einen hohen First-Pass-Effekt (Abbau durch die Leber bei deren erster Passage). Bei Einnahme von überhöhten Dosen nimmt dieser relativ ab, sodaß der Antagonismuseffekt zum Tragen kommt. So meine ich es mal gelernt zu haben.

RS-USER-Schädelspalter
08.10.2004, 14:23
Original geschrieben von Bärentöter
ist es wohl, hat aber einen hohen First-Pass-Effekt (Abbau durch die Leber bei deren erster Passage). Bei Einnahme von überhöhten Dosen nimmt dieser relativ ab, sodaß der Antagonismuseffekt zum Tragen kommt. So meine ich es mal gelernt zu haben.

Ja, ein wirklich pfiffiger pharmakologischer Effekt:
Naloxon (Opioid-Antagonist), das aus dem Darm aufgenommen wird, gelangt über die Pfortader zur Leber und wird dort bei der ersten Passage abgebaut (First-Pass-Effekt), der mit enthaltene Opioid-Agonist wirkt aber systemisch.
Wenn jemand jetzt mißbräuchlich die Dosis steigert, dann flutet so viel Naloxon an, dass nicht alles in der Leber abgebaut wird. Dann wirkt auch Naloxon systemisch, bindet an Opioidrezeptoren und "besetzt" sie, so dass Vergiftungen, Rausch etc. weitgehend ausbleiben.
Deshalb ist Valoron N soviel ich weiß auch nicht BTM-pflichtig.

Insgesamt haben Opioide wohl aus historischen Gründen einen schlechten Ruf, wohl zu Unrecht, aber das teilt diese Medikamentengruppe mit anderen Medis.

"Kann ich was pflanzliches gegen meine Tumorschmerzen haben, Herr Doktor?"
"Jau, Morphin!" ;) :grins:

"Ich schreibe Ihnen da mal eine Salbe mit einem körpereigenen Stoff auf."
"Oh, Gott sei Dank! Ich habe schon befürchtet, ich kriege Cortison oder sowas!" :jump:

RS-USER-Medizinarr
08.10.2004, 14:27
Original geschrieben von Schädelspalter

"Kann ich was pflanzliches gegen meine Tumorschmerzen haben, Herr Doktor?"
"Jau, Morphin!" ;) :grins:

"Ich schreibe Ihnen da mal eine Salbe mit einem körpereigenen Stoff auf."
"Oh, Gott sei Dank! Ich habe schon befürchtet, ich kriege Cortison oder sowas!" :jump:

So kann man auch mit pflanzlichen Sachen,
Patienten große Freude machen :D :jump:

RS-USER-Bärentöter
08.10.2004, 14:31
Original geschrieben von Schädelspalter
Deshalb ist Valoron N soviel ich weiß auch nicht BTM-pflichtig.



das alte Valoron ohne Naloxon (als gtt) war eine beliebte Ersatzdroge. Um der BtM-Pflicht zu entgehen, hat sich die Firma meines Wissens den Trick einfallen lassen.

RS-USER-Claudi
08.10.2004, 15:29
also Valoron N ret. war nicht btm pflichtig - nur ziemlich teuer... :-p

Ich würde jetzt nicht schwören, aber ich meine die "normalen" Valoron waren auch nicht btm pflichtig (nur Tilidin zur Injektion) - ebenso wenig wie Tramal.

Übrigens kenne ich einen Hausarzt, der grundsätzlich nichts aufschreibt, was btm-pflichtig ist, weil ihm das Ausfüllen der Rezepte zu aufwendig ist. :rolleyes:

Reanimator
12.10.2004, 16:43
Also Tramal ist ein besseres Brechmittel als Apomorphin, die schmerzstillende Wirkung steht weit hinten an.
Das ist genau der Grund, warum ich Tramal seit Jahren nicht mehr aus dem Koffer genommen habe - da gibt es weit besseres...

RS-USER-Bärentöter
12.10.2004, 16:47
wir reden ja auch nicht von Tramal im RD, da ist es m.E. sinnlos, da zuwenig potent. Aber das retardierte Tramal ist für chronische Schmerzpatienten ganz brauchbar. Und bei der Retardform ist brechreiz nicht so häufig. Pat. die noch autofahren, dürfen es natürlich nicht nehmen.