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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Das Wunder von Pfälzer Wald



RS-USER-fruehgriller
17.10.2004, 21:26
Hallo Gemeinde.

hier mal eine kleine Geschichte, die sich hier jetzt ereignet hat.

Vorgeschichte:

Am Mittwoch Abend verläßt ein ca 70j. Mann ein im Wald gelegenes Wanderheim, in dem er in der dortigen Wirtschaft ein bis zwei Bier getrunken hatte. Dem Wirt, dem er gut bekannt ist, erklärt er, welchen Weg durch den Wald er nehmen wolle. Dieser dauert im Regelfall ca 2 Std.

Der Mann kommt daheim nicht an. Am Donnestagmorgen erfolgt durch die Familie Vermisstenanzeige. Am Donnerstagmittag erste Suchaktionen mit FFW und Hundestaffel, sowie Pol im dortigen Waldgebiet, ohne ergebnis wird bei strömendem Regen gegen 19 Uhr abgerochen.

Fortsetzung der Suche mit Pol-Heli, THW, FFw, Hundestaffel, und Pol Hunden am Freitag Morgen. Abbruch durch Pol gegen 17 Uhr, da nicht mehr von einem überleben ausgegangen werden kann.

Am Samstag erfolgt Private Suche durch Familie und Helfer. Auffinden von Kleidung des Vermisten (Mütze) in bereits abesuchtem Gebiet.

Alarm für Pol Hundeführer, FFW & THW. Erneute Suchaktion, ab 16 Uhr mit FFW, vorher nur Suchhunde.
Wetterlage seit Mittwoch: Naßkalt, Regen, Tags max 15 Grad, Nacht bis max 5 Grad.

Gegen 18 Uhr wird von der Suchkette der vermisste aufgefunden.

Im Funk bekomme ich nur zu hören "Wir haben Ihn er lebt noch, komm rasch"

Sofortige Alarmierung RTW / NEF von den RW aus.

Ein Kollege des THW (RA) und ich spurten ca 200 m zum Pat, der auf einem Hang hinter Bäumen liegt.

Bei Eintreffen finde ich einen männlichen Pat, 70 Jahre, tief bewußtlos, nicht erweckbar, selbst atmend mit Schnarchgeräusch, in seitlicher Lage quer zum Hang liegend vor.

Erste Wärmeerhaltung mit FFW Jacken, dann mit Wolldecken und Rettungsdecken. Pat wird sowenig wie möglich bewegt.

Mein Notfallrucksack ist die ersten 3 Min nicht verfügbar, da er erst zugeführt wird.

Bodycheck: Pat Extremitäten kühl, Körperstamm Warm, vollständig bekleidet, durchnäßt, Puls bei 70 gut tastbar.

Nach Zuführung des Notfallrucksacks beginnen der 2. Ra und ich mit Versorgung. 2 ven. Zugänge (zuerst rosa am Handrücken, dann orange in Ellenbeuge) 2x RL, werden nach eintreffen des RTW durch warme RL ausgetauscht.

RR 120 Syst. Initial 2x G 40 in die Infusion, da Pat seit > 48 Std ohne Nahrung. BZ später im RTW ca 160.

Nach eintreffen RTW EKG und Spo² im Normbereich. Verbringung in RTW, Einlieferung auf Intensivstation des KreisKH mit NA.

Gemessene Temp im RTW beim Pat ca 37,8 Grad. Pat klart nicht auf.

Weiteres bisher nicht bekannt.

Einhellige Meinung der beteiligten Kräfte: Ein Wunder, das der Pat noch am Leben war. 3 Nächte im Wald ohne ausreichende Kleidung, bei Kälte und Nässe.

Unklar ist, wieso der Pat orientierungslos im Wald umherlief, da er sich dort hervorragend auskennt

Eure Meinung dazu???

No one is dead, untill he is warm and dead!!!!!!!!!

RS-USER-Bärentöter
17.10.2004, 23:16
der BZ sagt nach Glukosegabe nichts aus...
neurologisch unauffälliger Patient? Man denkt an TIA/TGA. Die zwei Bier (ich kenne Pfälzer Bier nicht...) dürften eigentlich keine Rolle spielen.
oGTT, neurol. Konsil, 24h-EKG und Carotis-Doppler sind angezeigt. Bitte um Aufklärung!

RS-USER-fruehgriller
18.10.2004, 05:49
TIA und Apoplex sind nicht auszuschließen gewesen, auch als Grund für sein verlaufen.

War aer tief bewußtlos bei auffinden und transport.

Sobald ich neues weiß sage ich bescheid.

Ich finde es nur ein schönes Beispiel für "Niemals aufgeben"!!!!!

RS-USER-fruehgriller
18.10.2004, 17:48
Ich hätte ganz gerne gewußt, ob jemand hier auch schon mal Erfahrungen mit solchen Fällen hatte, oder ob es andere Erfahrungswerte mit lang vermißten gibt.

nefgeländefahrer
18.10.2004, 19:06
oder war doch eine hütte oder freundin in der nähe......;)

RS-USER-Rugger
18.10.2004, 19:58
Original geschrieben von fruehgriller
Gemessene Temp im RTW beim Pat ca 37,8 Grad. Also DAS kann ich mir selbst nach den initial erfolgten Aufwärmversuchen und den äußeren Bedingungen (falls er denn tatsächlich die ganze Zeit draußen war!) beim besten Willen nicht vorstellen.

Rugger

Hörbird
18.10.2004, 20:01
Bekamen auf Int auch mal einen Pat.
Wurde im Wald zwischen lauter Schnapsflaschen und Tabletten gefunden.
War zwei Tage lang als vermißt gemeldet .

An den Tagen war es kühl, nachts unter 10 Grad, leichter Nieselregen.
Als er zu uns kam, war er total verwirrt, unruhig, nuschelte irgendwas vor sich hin, hatte offensichtlich Halluzinationen.
Dazu mehrere Schürfwunden, sonst keine Verletzungen

Er mußte im Wald so verwirrt gewesen sein, das er die Erde gegessen hatte. Hatte wohl auch aspiriert, bekam später eine Pneumonie. (wen wunderts ?)

Nun, was war wirklich ?
Schon ein Tag später wurde er wieder total klar, und erzählte nach und nach was war:
Er war Depressionspatient aus der nahegelegenen Psychiatrie.War wohl entlassen worden, bekam aber gelich Streit mit der Frau.
Das war zuviel für ihn, also ging er in den Wald, nahm 48 tabl Stangyl und spülte das mit Schnaps runter.

Zwei mehr und er hätte es wohl nicht überlebt. Er hat aber überlebt, wohl ohne Folgen, wurde schnell zurückverlegt, trotz das bei schlechtem Wetter verwirrt im wald lag

RS-USER-fruehgriller
18.10.2004, 20:02
ne, eher nicht.

Habe eben mit einem Kollegen gesprochen, der neuere Erkenntnisse hat.

Es wurde im CT ein "Blutgerinsel" festgestellt, worauf der Pat sofort in die nächste NChir verlegt wurde, dort wurde dieses offenbar entfernt.

Im moment wäre der Pat weiter stabil, ber nicht ansprechbar.


Lt dem behandelnden Doc soll es sich um eine seit mehreren Tagen bestehende "Sickerblutung" gehandelt haben, welche den plötzlichen Orientierungsverlust erklären würde.

Ebenfalls ist klar, das der Pat die ganze Zeit über mehr ode weniger in Bewegung war.

Xaxis1
19.10.2004, 09:16
Mal ne blöde Frage...
kann der da draußen Fieber entwickelt haben ?

RS-USER-fruehgriller
19.10.2004, 10:12
Nach neuesten Vermutungen ist der Pat die ganze Zeit gelaufen.

Anders ist es nicht zu erklären, das er in einem von Mannschaften und Hunden 3x abgesuchten Gebiet gefunden wurde.

Liegezeit an der Fundstelle vermutlich < 3 Std.

Als ich Ihn orientierend untersuchte, fiel mir auf, das er überraschend warm am Körperstamm (Thorax) war. Die im RTW gemessene Temp habe ich auch nur über 2 Ecken erfahren, soll aber doch in dem genannten Bereich gelegen haben.


Hmmm..... mal an die Docs bei Euch:

Kann jemand aufgrund einer Gehirnblutung eine gewisse Hyperthermie entwickeln????

Dumm gefragt.

RS-USER-Bärentöter
19.10.2004, 10:20
das umstrittene "zentrale Fieber"...
ein Erfahrungswert: Pat. mit ausgeprägteren Hirnschäden entwickeln oft Fieber ohne Entzündungszeichen, das kaum zu senken ist. Denke mal, ein Problem mit den gehirnabschnitten, die die Thermoregulation steuern.

RS-USER-Rugger
19.10.2004, 11:31
Original geschrieben von fruehgriller
Nach neuesten Vermutungen ist der Pat die ganze Zeit gelaufen.
Anders ist es nicht zu erklären, das er in einem von Mannschaften und Hunden 3x abgesuchten Gebiet gefunden wurde. Sorry, aber ich kann mir einfach immer noch nicht vorstellen, daß der Patient >70 Stunden bei den Wetterbedingungen draußen unterwegs war und dann immer noch diese Temperatur hatte. Selbst wenn er "zentrales Fieber" hatte. Immerhin ist er 70Jahre alt und irgendwann ist die Energie einfach alle, zumal er ja auch nicht unwesentlich erkrankt ist!

R.

RS-USER-fruehgriller
19.10.2004, 13:39
Original geschrieben von Rugger
Sorry, aber ich kann mir einfach immer noch nicht vorstellen, daß der Patient >70 Stunden bei den Wetterbedingungen draußen unterwegs war und dann immer noch diese Temperatur hatte. Selbst wenn er "zentrales Fieber" hatte. Immerhin ist er 70Jahre alt und irgendwann ist die Energie einfach alle, zumal er ja auch nicht unwesentlich erkrankt ist!

R.

Tja, aber so wie es von mir geschrieben wurde wars!!!
Unter anderem das macht den Fall ja so interressant!!!!!

RS-USER-Rugger
19.10.2004, 15:46
Original geschrieben von fruehgriller
Tja, aber so wie es von mir geschrieben wurde wars!!!
Versteh' mich nicht falsch, ich will gar nicht behaupten, daß Deine Geschichte so nicht stimmt, aber vielleicht steckt doch was anderes dahinter (Hütte, Geliebte oder dergleichen).

R.

RS-USER-fruehgriller
20.10.2004, 20:20
Ne Rugger, definitiv nicht. Es kann zwar sein, das er über nacht in Felshöhlen lag (Meine Vermutung), aber das ist sehr unwahrscheinlich, da er total desorientiert war, aufgrund der Hirnblutung. Da ist ne Geliebte doch eher unwahrscheinlich

Evtl ist ja dieses umstrittene Zentrale Fieber sein Glück gewesen.

@ Bärentöter, Danke für die Antwort. Ich war mir nicht mehr sicher, ob ich da noch was richtig in Erinnerung hatte.

RS-USER-Hypnos
20.10.2004, 20:36
Original geschrieben von fruehgriller
Ne Rugger, definitiv nicht. Es kann zwar sein, das er über nacht in Felshöhlen lag (Meine Vermutung), aber das ist sehr unwahrscheinlich, da er total desorientiert war, aufgrund der Hirnblutung. Da ist ne Geliebte doch eher unwahrscheinlich



:D :D :D
Im Gegenteil...gerade die Hirnblutung macht die Geliebte ja wahrscheinlich...:grins:
Wie sagte doch einst unser werter Herr Prof. Brinkmann, seineszeichens Lehrstuhlinhaber der Rechtsmedizin in Münster: "Richtig, liebe Kolleginnen und Kollegen, gerade der Orgasmus birgt nicht selten die Gefahr einer ICB...oder, sagen wir es so, daß es auch der am einfachsten strukturierte Westfale versteht:
Man kommt und geht im gleichen Augenblick!":D :D :D

RS-USER-Defi Brillator
20.10.2004, 20:38
Original geschrieben von Hypnos
"Richtig, liebe Kolleginnen und Kollegen, gerade der Orgasmus birgt nicht selten die Gefahr einer ICB...oder, sagen wir es so, daß es auch der am einfachsten strukturierte Westfale versteht:
Man kommt und geht im gleichen Augenblick!":D :D :D
*ROFL* DEN merk' ich mir :D :D :D D:-) D:-) D:-)

RS-USER-Hypnos
20.10.2004, 20:45
Original geschrieben von Defi Brillator
*ROFL* DEN merk' ich mir :D :D :D D:-) D:-) D:-)

Soll noch mal einer jemand sagen, ich hätte überdurchschnittlich häufig die Vorlesungen geschwänzt:D ;) :D