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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Anästhesie: Starke Dosis der Medikamente?



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saddamski
21.11.2004, 20:38
Hallo zusammen,

ich komme gerade vom 24 Stunden Dienst RTW.
Wir hatten diese Nacht einen Fall, wo eine betrunkene Person durch eine Glasstür gefallen ist oder diese zerschlagen hat.

Der Mann war alkoholisiert und hatte mehrere Verletzungen am rechten unterarm. Darunter war eine arterielle Schnittwunde.

Das eigentliche erschwernde war dass der Pat. anscheinend ein Psychisches Problem hatte und sehr agressiv war, so dass wir mit der POL im RTW zum Krankenhaus fahren musste.
Der Pat. verkrampfte sich immer wieder, klammerte sich an alles und lies es nicht mit den Hängen los. Der hatte eine ungeheure Kraft.

Im Krankenhaus mussten wir den Pat. mit 8 Leuten im Bett fixieren weil er immer wieder aufstehen wollte, sehr agressiv war und die Leute angreifen wollte(zumindest sah es so danach aus) und so.

Der Arzt gab dem Pat. später 10mg Diazepam, worauf er völlig Paradox reagierte. Er wurde aggresiv, wollte wieder aufstehen und hatte eine höllen Kraft. Nach kurzer Zeit rief der Arzt jemand von der Anästhesie damit Sie den Pat. schlafen legte weil er einfach nicht ruhig werden wollte. Das Diazepam hatte irgendwie keine Wirkung.

Die Anähstesistin gab dem Kerl darauf 10mg Docmicum, 5ml(wie viel mg weis ich nicht), Propofol und danach bestimmt noch mal 8mg Dormicum.
Aber das reichte irgendwie immer noch nicht, er Kerl schlief nicht ein und hatte immer noch eine mortz Power, so dass wir nach wie vor 8 Leute brauchten um Ihn im Bett zu halten.
Erst nach knapp 15min. wurde er ein wenig schwächer und schlieff letztendlich ein.

Was mich mal interessieren würde ist, ob die Medikation einfach so schwach war oder ob der Kerl einfach so resistent dagegen war?!
Ich denke mal dass der Alkohol dabei eine grosse Spielt oder?

Ich weis nämlich nicht wie diese Medikamente wirken oder welche Dosierungen da üblich sind.

Ich weis nur dass die ganzen Ärzte eigentlich ziemlich überrascht waren dass der Pat. so viel abkonnte und meine Kollegen meinte dass die Dosis eigentlich schon recht hoch war, so dass er zumindest eigentlich nicht mehr so fit hätte sein sollen.

Der Pat. war männlich, ca. 75-80Kg und um die 180cm gross.

Der Einsatz dauerte 2 Stunden die sehr stressig waren...ich glaube den Fall vergess ich mein lebenlang nicht.

Gruss, Tobias

RS-USER-Bärentöter
21.11.2004, 20:44
Alkoholiker vertragen häufig Megadosen. Wenn er wirklich paradox auf Diazepam reagiert hat (gerade bei geriatrischen pat. recht häufig), bringt das Dormicum einen auch nicht weiter. Das gute alte Apomorphin ist bei Randalinskis gar nicht so schlecht.

RS-USER-gnuff
22.11.2004, 12:42
Wie Bärentöter schon sagte, Alkoholiker sind gut im Training und vertragen manchmal ganz schön viel. Haldol wäre hier evtl. eine Möglichkeit gewesen...

RS-USER-Bärentöter
22.11.2004, 13:59
Haldol bei Alkis mit Vorsicht wegen Krampfschwelle und Leber! Wobei ersteres bei der Vormedikation hier ja wegfällt.

RS-USER-gnuff
22.11.2004, 15:29
Original geschrieben von Bärentöter
Haldol bei Alkis mit Vorsicht wegen Krampfschwelle und Leber! Wobei ersteres bei der Vormedikation hier ja wegfällt.

richtig, aber bevor mir jemand die ganze Notaufnahme inkl. Personal zusammenschlägt... und soweit ich weiss ist es nicht ganz so atemdepressiv wie der andere Kram

was hättet ihr den so genommen? Benzos und Alkohol sind ja auch nicht die Spitzenmischung, Distra kann man meines Wissens nach nicht spritzen, Propofol wäre noch ein Idee, allerdings müsste man wahrscheinlich bei der Vormedikation schonmal ein paar andere Sachen zurechtlegen...

RS-USER-Bärentöter
22.11.2004, 15:50
Distra gibt's (oder gab's?) i.v., hat aber seine Tücken (massive Verschleimung etc.). Außerdem ist das ja eher für die Entzugsphase.
Btw. ein gutes Schlafmittel für geriatrische Patienten, die auf benzos aufdrehen.

RS-USER-Defi Brillator
22.11.2004, 16:13
Täte Atosil was taugen?

RS-USER-gnuff
22.11.2004, 16:34
Original geschrieben von Bärentöter
Distra gibt's (oder gab's?) i.v., hat aber seine Tücken (massive Verschleimung etc.). Außerdem ist das ja eher für die Entzugsphase.
Btw. ein gutes Schlafmittel für geriatrische Patienten, die auf benzos aufdrehen.

also laut Arzneimittelpocket 2003 gibts das nur noch als Kapseln und Saft, anders kenne ich es auch nicht.
Gut wirken tut das nicht nur bei geriatrischen Patienten, ich gebe lieber Distra als Radedorm oder Eunerpan oder igendwelchen Mist der sowieso nicht wirkt. Das mit der Verschleimung habe ich zwar gelesen aber noch nie beobachtet.

RS-USER-Bärentöter
22.11.2004, 18:27
ich kenne Distra i.v. auch nur vom Hörensagen, ein eigentlich stationär führbarer Patient würde dann intensivpflichtig, und schlucken kann er ja auch. und wenn er dann eh auf IPS ist gibt's auch andere Dinge wie Diso, Fenta etc.
@Defi: Atosil hätte Vorteile, wenn eine stärker sedierende und weniger antipsychotische Wirkung erwünscht ist. Meine Erfahrung: voooorsichtig dosieren, lieber mehrfach nachdosieren.

RS-USER-Defi Brillator
22.11.2004, 18:47
OK, vorsichtige Dosisfindung wußte ich noch, hab aber keinerlei Erfahrung mit dem Zeugs, daher die Frage, ob man es als Alternative in dem Fall in Erwägung ziehen könnte. ;)

DerBlinde
22.11.2004, 18:49
Wir haben manchmal ;) auch randalierende Patienten postoperativ. Das wohlbekannte Durchgangssyndrom. Wenn es sich um Alkis handelt, kann man oft durch das Anbieten von Alkohol dem schön entgegenwirken.
Desweiteren ist gerade beim Durchgang Haldol ein sehr probates Mittel (auch perioperativ! Senkt signifikant das Risiko - gibt es schöne Studien zu).
Wenn garnichts mehr hilft, bekommen die Patienten auch mal den magischen "H-N-Perfusor" :grins: 4 Ampullen Haldol, 2 Ampullen Neurocil, das ganze auf 2,0 ml/h (bei Bedarf auch mehr ;) )

RS-USER-Bärentöter
22.11.2004, 19:03
Original geschrieben von DerBlinde
Wir haben manchmal ;) auch randalierende Patienten postoperativ. Das wohlbekannte Durchgangssyndrom. Wenn es sich um Alkis handelt, kann man oft durch das Anbieten von Alkohol dem schön entgegenwirken.
Desweiteren ist gerade beim Durchgang Haldol ein sehr probates Mittel (auch perioperativ! Senkt signifikant das Risiko - gibt es schöne Studien zu).


ersteres erlebe ich auch öfters, kann man diskutieren.
Haldol beim Durchgang ist sicher o.k., oder im Entzug/Entgiftung mit z.B. Aponal, Benzo und evtl. Dociton. Aber als Notfallmed. beim randalierenden Betrunkenen in der Notaufnahme oder auf (Normal-) Station) mag ich es nicht so gern, und das war ja das Fallbeispiel.

RS-USER-gnuff
22.11.2004, 21:43
Original geschrieben von Bärentöter
ersteres erlebe ich auch öfters, kann man diskutieren.
Haldol beim Durchgang ist sicher o.k., oder im Entzug/Entgiftung mit z.B. Aponal, Benzo und evtl. Dociton. Aber als Notfallmed. beim randalierenden Betrunkenen in der Notaufnahme oder auf (Normal-) Station) mag ich es nicht so gern, und das war ja das Fallbeispiel.

gut, ich spiele das Distra/Haldol-Spiel abends mit meinen HOPSigen Patienten auf Intermediate Care, die hängen alle am Monitor und sind schön unter Kontrolle und wie gesagt mit den harmlosen Benzos komme ich da nicht besonders weit.
Aber um nochmal auf das Fallbeispiel zurückzukommen, was ist denn nun die Empfehlung für eben diesen randalierenden Betrunkenen, ich bin ja trotzdem für Haldol, lasse mich aber gerne eines Besseren belehren...

saddamski
22.11.2004, 21:59
hm...also war die Dosierung, für einen alkoholisierten, eigentlich noch normal?

Wie hätte denn jemand, der keinen Alkohol intus hätte, auf diese Mengen reagiert?

RS-USER-Katja
23.11.2004, 18:38
.... ich wäre intubationspflichtig gewesen, aber schon nach dem Diazepam ;)
Haldol find' ich fein, kann man auch i.m. geben. Und die selten *huuuuust* nach HLM im Durchgang seienden Patienten profitieren meist, wie der Blinde sagt, immens. Wenn gar nichts anderes wirkt, ist auch Somsanit ein guter Versuch.
Wer auf Diazepam paradox reagiert, wird von Dormicum, Rohypnol etc. meist nicht profitieren. Und 5ml Propofol (also 50 oder 100mg), das hätte man sicher mit gleichem Effekt in der Raumluft vernebeln können...
Wenn's gar nicht anders geht und jemand kurzzeitig aus dem Verkehr gezogen werden muß, würde ich Trapanal empfehlen, das ist normal niemand gewohnt. Ketanest wäre auch ein Gedanke, ist aber bei jemandem, der eh auf Trip ist, sicher nicht nett. :o

Wenn ein Patient Alk und/oder Psychopharmaka gewohnt ist, schluckt der aufgrund der Enzyminduktion Mengen weg, die normale Leute einfach umbringen. Ein Freund von mir hat als Psychiater auf einer Entzugstation im Landeskrankenhaus gearbeitet. Da gibt es Leute, die morgens, um ruhig über den Tag zu kommen, 120mg Diazepam (!!!) nehmen. Damit kannst Du ein eigentlich Mehrfamilienhaus ruhig stellen...

silver tabby
23.11.2004, 19:17
Wie wäre es denn mit Clonidin... Catapressan? Geben wir gerne wenn einer im Durchgang ist und auch bei Entzug post-OP...

Allerdings hatten wir neulich einen, der erst unter Diso + Sufenta + Catapressan + Haldol ruhig war... Der war allerdings auch intubiert und am Monitor *GG*

RS-USER-Katja
23.11.2004, 20:38
Clonidin ist fein, dämpft auch, ist aber allein für einen richtig psychotischen/hochagitierten Patienten meist zu wenig. Und bei THG-Patienten hast Du nicht so die Zeit, wenn die durchschiggern, weilnach den Rödelolympiaden das gedrahtete Brustbein dann in der Regel im Oasch ist :rolleyes: und der Folgeeingriff droht :(

RS-USER-Bärentöter
24.11.2004, 09:16
Original geschrieben von Katja
THG-Patienten

:confused:
wasndas?

RS-USER-Katja
24.11.2004, 09:52
Thorax-Herz-Gefäß

RS-USER-Bärentöter
24.11.2004, 10:16
o.k., kannte bislang nur THC :rolleyes: