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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Nicht ansprechbare Person No. XX



RS-USER-Katja
02.01.2005, 19:33
Letzen Monat (und letztes Jahr ;) ) so geschehen:

Alarmmeldeung "Nicht ansprechbare Person, Hausärztin vor Ort"
Bei Eintreffen der NÄ zeigte sich eine ältere Dame, Jahrgang 1924, die auf Ansprache reagierte, aber nicht adäquat erschien. Sie klarte im Verlauf weniger Minuten deutlich auf.
Angehörige versicherten glaubhaft (so auch der Sani, der schon vor uns dagewesen war), daß sie über die letzte Stunde eingetrübt sei, nicht reagiert habe und nun wieder klar wird.
Die alte Dame ist wie zu erwarten nicht wirklich gesund, hat eine cardiale Medikation (Beloc, Xanef, Marcumar, Digimerck) und einen Schrittmacher, hat eine Asthmamedikation mit Junic und Salbutamol und einen suprapubischen Blasenkatheter bei Inkontinenz.
Es ist (im Rahmen meiner Möglichkeiten ;) ) keine fokale Neurologie festzustellen, sie klart wie gesagt während unseres Dortseins auf, kann korrekte Angaben zur Person machen, erinnert sich nicht an die letzte Stunde. Es ist ein Hämatom am rechten Auge zu sehen, das sei von einem Sturz vor einer Woche.
Sie will nicht ins Krankenhaus, ihre Angehörigen (es ist eine Geburtstagskaffeetrinken) sind auch nur mäßig dafür, weil es doch schon wieder besser wird.
So...
was wollt Ihr noch wissen?
Mitnehmen oder da lassen?
Verdachtsdiagnose?

RS-USER-blacksheep
02.01.2005, 19:37
Ich würd gerne wissen:

RR, Puls, BZ, evtl Sättigung (wenn sie dran war). Wie sah die Patientin denn aus? Eher blass? Feucht (Schweiß), Atemfrequenz? Wie sah der Urin aus? Wieviel hat sie getrunken?

RS-USER-Blaulichtgöttin
02.01.2005, 19:42
is sie wesensverändert ? also irgendwie anders als sonst ?

Ich würde den Sturz näher erfragen. Neben den Standardvitalparametern möchte ich gerne die Pupillen mal anschauen.

Meine Vermutung:

V.a. subdurale Blutung

Ich würde die Dame auf jeden Fall mitnehmen, um eine solche Blutung auszuschliessen

RS-USER-blacksheep
02.01.2005, 19:45
Original geschrieben von Blaulichtgöttin
is sie wesensverändert ? also irgendwie anders als sonst ?

Ich würde den Sturz näher erfragen. Neben den Standardvitalparametern möchte ich gerne die Pupillen mal anschauen.

Meine Vermutung:

V.a. subdurale Blutung

Ich würde die Dame auf jeden Fall mitnehmen, um eine solche Blutung auszuschliessen

Ja mitnehmen würd ich sie auch auf jedem Fall. Zumindest versuchen sie mitzunehmen.

Aber bei ner Blutung würde sie ja nicht mehr aufklaren oder? Ich dachte alle Neurologisch gemachten Untersuchungen waren unauffällig. Deshalb hab ich auch nicht nach Pupillen gefragt.

RS-USER-Katja
02.01.2005, 19:49
RR: 170/80 mmHg
Hf: 74 bpm
SaO2 96%

Nicht schweißig, nicht auffällig blaß, nicht rotgesichtig.
Atemfrequenz etwa 14/min
Urin etwas konzentriert wie bei allen alten Damen ;)

Nicht wesensverändert.
Die Pupillen sind seitengleich, mittelweit, lichtreagibel. Der Sturz ist 7 Tage her, sie ist beim Aufstehen aus dem Bett auf die Nachttischkante gefallen, weil ihr ein bißchen schwindelig war. Das hat sie öfters beim Aufstehen.

RS-USER-Blaulichtgöttin
02.01.2005, 19:49
(kleiner Tipp, man kann die Zitate auch kürzen)

Regel Nr. 1:
es gibt nichts, was es nicht gibt

RS-USER-blacksheep
02.01.2005, 19:54
danke weis ich auch :p

Hm .. okay .. drauf reingefallen .. deswegen bin ich ja auch erst RAiP ...

edit: ich dachte die 1. Regel sei das GOMERS nicht sterben :p

RS-USER-Bärentöter
02.01.2005, 19:55
Original geschrieben von blacksheep
Aber bei ner Blutung würde sie ja nicht mehr aufklaren oder?

falsch!
symptomfreies Intervall, "talk and die"

RS-USER-Katja
02.01.2005, 19:57
Der Sohn erzählt dauernd von dem Schrittmacher, das sei gar nicht der, der in dem Ausweis stünde, da wäre nämlich der falsche eingebaut worden. Das erzählt er etwa 5 mal in 3 Minuten (erwähnte ich, daß die Dame besch*** schlechte Venen hatte? :rolleyes: )

RS-USER-blacksheep
02.01.2005, 19:57
Original geschrieben von Bärentöter
falsch!
symptomfreies Intervall, "talk and die"

So meinte ich das nicht. Klar das sie ein symptomfreies Intervall haben könnte. Nur die kamen ja nicht bei dem Sturz sondern eine Woche später. Ich dachte das es dann berg ab geht und das sie dann nicht mehr aufklart. Aber stimmt schon das es nichts gibt was es nicht gibt.

RS-USER-Bärentöter
02.01.2005, 20:01
mitnahmen auf jeden Fall..
internistische Abteilung wegen SM-Kontrolle, CCT nativ. Blutung möglich, aber kann auch TIA/TGA sein. Hat das mit dem falschen SM Relevanz?

RS-USER-Bärentöter
02.01.2005, 20:04
Btw... Beloc und Asthma... :eek:

RS-USER-Katja
02.01.2005, 20:18
Beloc und Asthma jaja... zumal meine Erfahrung ist, daß Patienten über 70 kein Asthma bronchiale mehr bekommen, sondern meist ein Asthma cardiale haben, wenn in diesem Alter ein Asthma "neu festgestellt" wird.

Okay, wir nehmen sie mit. Blutdruck und Frequenz bleiben stabil. Sie wird eher noch wacher.

Fahren wir Neuro oder Innere an? Welche Verdachtsdiagnose kommt auf den roten Zettel? (Blaulichtgöttin bietet subdurales Hämatom)

RS-USER-Bärentöter
02.01.2005, 20:24
Innere natürlich, ein CT muß verfügbar sein. Und der SM gehört nachgeschaut von wegen symptomatische Bradykardie.
Sinusrhythmus?

RS-USER-Katja
02.01.2005, 20:41
Nein. Vorhofflimmern.

Andere Vorschläge?

Gut. Ich habe sie auf der Notaufnahme abgeliefert, die Neurologen waren beschäftigt, also wollte ich sie an die Innere abgeben. "Unklare Bewußtlosigkeit, nein, das ist neurologisch!" :rolleyes: Gut, ich erzähle es gerne nochmal der Neurologin, die dann doch Zeit findet.
CCT wird gemacht, epidurales Hämatom und chronisch subdurales Hämatom. Die Dame wird den Neurochirurgen vorgestellt, wird dabei atem- und kreislaufinstabil und verstirbt binnen weniger Minuten (da war ich nicht dabei, kann ich nur aus Erzählung berichten). Hat mich auch erstaunt, muß ich gestehen...

Ich hatte noch auf die Carotiden gehorcht, weil ich an TIA dachte, aber da war nichts außer einem fortgeleiteten Systolikum. Ach ja, Herztöne: 3/6 Systolicum über der Aortenklappe. Die Aortenstenose hat die Reanimation sicher nicht besser gemacht.
Nein, der SM hatte keine Relevanz, aber Angehörige sind manchmal richtig gut darin, einen abzulenken...

Also: Das EPIdurale Hämatom ist eigentlich fast immer Folge eines Traumas - vielleicht ist sie nochmal gefallen, es kann bei einem innerklinisch gesehenen Quick von 16 aber auch ein sehr kleines Trauma gewesen sein. Typisch für das epidurale Hämatom ist dieses Wiederaufklaren mit einem dann oft fatalen zweiten Einbruch.

Das subdurale Hämatom kann traumatisch auftreten, kann auch chronisch sein, tritt teils auch erst Stunden bis Tage nach einem Trauma auf. Besonders Marcumarpatienten sind in beiden Fällen mit Vorsicht zu genießen.

RS-USER-Rippenspreizer
20.01.2005, 21:20
Sehr spannendes Fallbeispiel, Katja. Kann man viel draus lernen und ich hab auch im Hintergrund fleissig mitgerätselt.
Leider ein tragischer Verlauf. Oftmals kann man ja präklinisch noch so gut arbeiten - innerklinisch wird leider nur zu häufig der Fall "verbockt"! :(

Vielen Dank für diesen praktischen Einblick!
Gruß und gute Nacht,

Daniel

RS-USER-Blaulichtgöttin
20.01.2005, 21:23
Original geschrieben von Katja
CCT wird gemacht, epidurales Hämatom und chronisch subdurales Hämatom.
also lag ich ja doch nicht so falsch.

RS-USER-Bärentöter
20.01.2005, 21:48
war ja nicht direkt verbockt... sogenannter schicksalshafter Verlauf...