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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Tarifliche Entlohnung...



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DerBlinde
09.02.2005, 05:59
Gestolpert bin ich über ein Post aus dem Thread über das Pflegepraktikum...
Ich bin der Ansicht, daß gerade solch subversive Äusserungen aus den eigenen Reihen eine nicht unerhebliche Mitschuld an der Misere in bundesdeutschen Krankenhäusern tragen.


Original geschrieben von Dr.Benni-Baer
...Klar! Mehr Geld wäre prima, aber verhungern müssen wir doch nicht!

Es geht nicht um verhungern oder nicht. Ich stelle meinem Arbeitgeber meine Arbeitskraft zur Verfügung und erhalte dafür Lohn. Somit ist mein monatlicher Verdienst ein direkter Spiegel der Wertigkeit meiner Arbeit. Wieviel die ärztliche Arbeit in Deutschland wert ist, verdeutlicht sehr schön der Artikel (Leserbrief) des Kollegen Dr. C. Kempe im Deutschen Ärzteblatt.
Auch wenn es sich bei dem Kollegen "nur" um einen Anästhesisten handelt und er die "Feierabendforschung" grosser Häuser nicht in seine Berechnung einbezieht. Allein der Begriff "Feierabendforschung" sollte einem die Nackenhaare aufstellen. Aber anders ist sie nicht möglich. Frag sich nur, wie lange Deutschland damit im internationalen Wettbewer noch mithalten kann...
Doch hier der Artikel des Kollegen, der die Realität gut wiederspiegelt:


Original geschrieben von Dr. C. Kempe; DÄ Heft 5, Jg. 102, Feb. 2005, Seite B222
Wie soll sich Leistung wieder lohnen?
...Unsere werte Bundesregierung (auch die Opposition) hat sich seit nunmehr einem Jahrzehnt auf ihre Fahnen geschrieben, dass sich Leistung wieder lohnen müsse und wir alle den Gürtel enger zu schnallen haben, damit es wieder "aufwärts" gehe. Davon sehen wir in der Realität allerdings recht wenig. Außer, man nimmt einige Politiker beim Wort und eröffnet sich über einige lukrative Nebenjobs (siehe RWE etc.) zusätzliche Möglichkeiten, das BIP anzukurbeln. Dafür hat man aber als Normalarbeitnehmer im deutschen Klinikalltag weder die Möglichkeiten noch die Zeit. Ich möchte Ihnen in diesem Zusammenhang, werte Vorstandsmitglieder der BÄK, DKG und diverser Großunternehmen, eine kurze Rechenaufgabe vorstellen:
Investition:
- 6 Jahre Hochschulstudium
- 5 Jahre Facharztausbildung für Anästhesie
- 2 Jahre Subspezialisierung für Intensivmedizin
- zusätzliche Qualifikation auf internationaler Ebene: DEAA
- durchschnittliche Arbeitszeit: 280 bis 300 Stunden pro Monat; teilweise auch mehr, je nach Personallage
- selbstfinanzierte Fort- und Weiterbildung (ohne Sponsoring wie sonst bei Politikern üblich)
Ergebnis oder Dividende:
- circa 2800 bis 3000 Euro netto monatlich, was einem Stundenlohn von circa zehn Euro entspricht.
Ähnliches ist bei qualifizierten Fachschwestern, die ebenfalls eine fünfjährige Ausbildung durchlaufen haben, zu verzeichnen. Hier sind wir mit 3,25 Euro netto pro Stunde eines 24-Stunden-Dienstes schon in der realen Nähe der "lukrativen" 1-Euro-Jobs, die unsere Bundesregierung als Patentlösung unseres maroden Arbeitsmarktes anpreist. Jetzt frage ich Sie, wie dies mit dem eingangs erwähnten Slogan zusammenpasst - von der zunehmenden Selbstbedienungsmentalität unserer sogenannten Volksvertreter und Manager gar nicht zu reden. Wären Sie bereit, dafür Tag und Nacht für das Wohl Ihrer Klienten (in unserem Fall Patienten) zur Verfügung zu stehen? Ich glaube kaum. Auf der anderen Seite muss man sich auch noch in seiner von der eigenen Ständevertretung herausgegebenen Zeitschrift vormachen lassen, wie flexible und wirtschafltich doch privat geführte Klinikbetriebe sind (DÄ, Hefte 49/2004 und 50/2004) und wie gut sie doch an der Börse dotiert sind, sodaß sie als Vermögensanlage empfohlen werden. Ich bin wahrlich kein Vertreter einer sozialistischen Gleichmacherpolitik, aber empfinden Sie es nicht als unfair, wenn in derartigen Klinikkonzernen auf Kosten der Arbeitnehmer, die Familie und Gesundheit für ihren Beruf aufs Spiel setzen, Millionengehälter für Manager oder Vorstandsmitglieder gezahlt werden? Und dies hauptsächlich durch Lohndumping in Form so genannter "leistungsgerechter" Haustarife und infamer Umgehung bestehender gesetzlicher Regelungen (siehe Arbeitszeitgesetz) erreicht wird. Wie soll sich in solch einem Klima Leistung wieder lohnen?...

RS-USER-Rippenspreizer
09.02.2005, 07:57
Ja, so sieht´s aus. Ganz zu schweigen von nicht ausgezahlten Vergütungen für Überstunden bzw. dem inoffiziellen "Verbot", geleistete Überstunden als Freizeitausgleich zu nehmen, wie an manchen Häusern üblich...

Ich kann nur sagen: Finanziell lohnt sich das Medizinstudium schon lange nicht mehr. Und auch wenn wir zwar nicht am Hungertuch nagen, so ist ein Stundenlohn von 13 Euro (ohne Dienste + Dienstvergütung) im direkten Vergleich zu anderen Berufen unter Berücksichtigung der Ausbildung (6 Jahre kein Gehalt!) und der zu tragenden Verantwortung und den immer höheren Anforderungen an Zusatzqualifikationen lächerlich.

Meiner Meinung nach zumindest.
Gruß, Daniel

RS-USER-Bärentöter
09.02.2005, 08:59
dem ist nichts hinzuzufügen...

früher hatte man ja wenigstens noch die Aussicht auf eine lukrative Zeit in der Praxis, aber die Zeiten sind auch längst vorbei.

Xaxis1
09.02.2005, 09:29
Sicher ist die Entlohnung zu niedrig, aber:

Wie kann man das ändern ?

Mehr Geld, weniger Stunden - was wäöre EUCH lieber ?

Woher kommt das Geld dafür ?

RS-USER-Bärentöter
09.02.2005, 09:53
in diesem unserem Lande ist immer noch genug Geld vorhanden, es wird nur schlecht verteilt. Gerade die Verteilung nach oben funktioniert derzeit (trotz "rot"-grüner Bundesregierung) hervorragend, Ferrari verkauft jedes Jahr mehr Autos in Deutschland...
Für die Bundeswehrmacht ist ja auch genug Geld da. Wenn man mal den Einkaufspreis eines Leopardpanzers (ohne Unterhalt) mit den Jahreskosten eines mittelgroßen Krankenhauses vergleicht, wird's einem ganz schlecht. Aber jede Gesellschaft muß selber wissen, was ihr wichtiger ist.
Mir persönlich ist Geld ziemlich egal, ich brauche nicht viel, ich könnte auch mit sinnvollen Freizeitausgleichsregeln leben.

RS-USER-Obelix
09.02.2005, 12:18
Meint ihr lieben Doktores, eigentlich in anderen Berufen sieht's grad besser aus? Ok, ich hab nur 5 Jahr studiert, plus noch ca. 3 Jährchen Doktorarbeit. Da wird aber ganz bestimmt nicht mehr rüberkommen als bei den Ärzten. Wie schön, daß ihr wenigstens Eure planmäßigen Überstunden (Dienste) vergütet bekommt. :rolleyes:

RS-USER-Bärentöter
09.02.2005, 12:26
Original geschrieben von Obelix
Wie schön, daß ihr wenigstens Eure planmäßigen Überstunden (Dienste) vergütet bekommt. :rolleyes:

seit wann kriegen wir denn das?

RS-USER-gonzo
09.02.2005, 12:34
rein aus interesse wie ist eigendlich eure mon. soll arbeitszeit?

ich arbeite mit einem 165 std. vertrag in der pflege, rau kommen da so zwischen 160-182 std. monatlich.

meine sich ansammelnden überstunden kann ich nicht so sinvoll abbummeln wie es sein sollte, da giebt es hier mal ein tag frei und dann dort mal aber am stück nie.

wie ich das hier so lese ist das z.t. bei euch auf ärtzlicher seite weit aus übler.
was sagen den gewerkschaften und arbeitsgerichte dazu?

RS-USER-DocMezzoMix
09.02.2005, 12:37
Ich hab es ja im Pflegepraktikum schon geschrieben:

Der Bürger ist bereit 300€ dafür zu zahlen, das jemand kommt der seinen Fernseher repariert...der Arztbesuch zu Hause am Samstag abend zur besten Fußballzeit kostet gerad mal 70€...und dafür musste man dann gerad mal ne Stunde warten...ok, man hätte mit seinem seit 1Woche bestehenden grippalen Infekt auch einfach in die Praxis kommen können, aber hey, draussen ist kalt...

Da stimmt einfach die Verhältnismässigkeit der der Mittel nicht mehr... Die Leute müssen verstehen dass Medizin = Qualität (nämlich eigeneLebensqualität) ist. Sie erwarten ja auch, das die Antibiose innerhalb 24Stunden alle Symptome ihrer Grippe verschwinden lässt..dann müssen sie dafür auch zahlen!!!

RS-USER-Obelix
09.02.2005, 12:51
Original geschrieben von Bärentöter
seit wann kriegen wir denn das?
In der Klinik von meiner Freundin wird ein Dienst dann zur Hälfte in Freizeit und zur Hälfte finanziell entschädigt.

RS-USER-Bärentöter
09.02.2005, 13:16
die Freizeit ist oft nur auf dem Papier und die Entlohnung der Bereitschaft ist lächerlich.
@Gonzo: noch 38,5 Stunden, da die Bereitschaft nicht dazu zählt. Die Arbeitsgerichte naja da ist einiges in der Schwebe... siehe Arbeitszeitgesetz, EuGH-Urteil und und und

RS-USER-gnuff
09.02.2005, 19:01
Original geschrieben von gonzo
rein aus interesse wie ist eigendlich eure mon. soll arbeitszeit?


in meinem Arbeitsvertrag steht eine 40 Stunden Woche. gehe ich von fünf Diensten im Monat aus, für die ich jeweils den Folgetag frei habe komme ich auf 48,75 Stunden pro Woche. Zähle ich jetzt noch früher kommen (auf IC unumgänglich, sonst gibts keine Übergabe) und gelegentlich länger bleiben (glücklicherweise nicht sooft) dazu, komme ich auf 50-52 Stunden. In meiner aktuellen Situation liegt die Gemeinheit in den Diensten. Ich arbeite nach 8h 15h weiter, davon bekomme ich am nächsten Tag 8h (normaler Arbeitstag) frei, von den restlichen 7h bekomme ich 5,6 bezahlt. Den Rest arbeite ich für lulle, weil es ja Bereitschaftsdienst ist. Bereitschaftsdienst ist in meinen Vertrag so definiert "...Dienstzeit in der anzunehmen ist, dass keine Arbeit anfällt." Und genau darin liegt der Haken, im IC-Dienst arbeite ich durch, schöne Sch...

RS-USER-DocMezzoMix
09.02.2005, 19:08
Schon traurig, das an meinem Job den ich jetzt mache zu dem der Zukunft der Unterschied darin besteht, dass ich jede Sekunde bezahlt bekomme:rolleyes:

RS-USER-Rippenspreizer
09.02.2005, 19:08
Original geschrieben von gnuff
Bereitschaftszeit ist die Dienstzeit, in der anzunehmen ist, dass keine Arbeit anfällt."

Da kann ich echt nur laut lachen! Welcher Verwaltungspenner hat denn diese Definition in die Welt gesetzt?

Vorschlag an Dich, gnuff: Ausdrucken, Einrahmen, ins Dienstzimmer hängen. (Da siehste es zwar nicht so oft, es reaktiviert aber hoffentlich sofort Dein schlechtes Gewissen, wenn Du Dich mal hinlegen möchtest :D :D :D )

Gruß, Daniel

PS: Erinnert mich daran, dass ich unbedingt noch einen "Kofschüttel-Emoticon" brauche!

Xaxis1
09.02.2005, 19:58
Bei uns gibt es Nachtbereitschaften im Internat (nix ärztlich, halt falls der Nachtdienst net allein klar kommt):

von 21- 6:30 Uhr werden 2,25 Stunden Freizeitausgleich angerechnet, es gibt aber nur dann Nachtzuschläge, wenn mann nachts auch aufstehen und arbeiten muß - bis 3h sind durch die 2,25 h abgegolten (!?).

Das ginge ja noch, wenn man einen ABGESCHLOSSENEN oder ABSCHLIESSBAREN Raum hätte, irgendwas mit ner Tür zum zumachen--- aber ne, man pennt im eigenen Bettzeug im Gruppenzimmer und hört ALLEs - also okay, man schläft nicht...

RS-USER-gnuff
09.02.2005, 20:50
das Tolle ist, dass man immer wenn man sagt dass man die Situation nicht ganz so spitze findet, immer irgendsoein "ja früher war das aber viel schlimmer..."-Fuzzi zur Stelle ist und meint man müsse das heute super finden...

RS-USER-Rugger
09.02.2005, 23:58
Ganz ehrlich: wir sind auch selber schuld!
Wo blieb denn zB. der große Aufschrei, als das Land BaWü den Tarifvertrag der Uniangestellten (= Ärzte) gekündigt hat (Resultat= ~ 10% weniger Gehalt!!!; keine Nebentätigekeiten mehr erlaubt!)? Nun gut, es gab eine (kleine) Demo in Stuttgart (um das Gewissen der Gewerkschaft zu beruhigen...), jetzt gibt es Lippenbekenntnisse von den Chefs und der Verwaltung, aber das mal wirklich was gemacht wird (ergo: Streik!): Fehlanzeige. So wird in der Öffentlichkeit nichts wahrgenommen, so kommen wir nicht weiter.

R., desillusiniert von einer Ärzteschaft, die sich viel zu viel gefallen lässt!

RS-USER-gonzo
10.02.2005, 00:40
Original geschrieben von Xaxis1
Bei uns gibt es Nachtbereitschaften im Internat (nix ärztlich, halt falls der Nachtdienst net allein klar kommt):

von 21- 6:30 Uhr werden 2,25 Stunden Freizeitausgleich angerechnet, es gibt aber nur dann Nachtzuschläge, wenn mann nachts auch aufstehen und arbeiten muß - bis 3h sind durch die 2,25 h abgegolten (!?).

Das ginge ja noch, wenn man einen ABGESCHLOSSENEN oder ABSCHLIESSBAREN Raum hätte, irgendwas mit ner Tür zum zumachen--- aber ne, man pennt im eigenen Bettzeug im Gruppenzimmer und hört ALLEs - also okay, man schläft nicht... wie in was für ein gruppen zimmer?:eek:
und wenn der bereitschaftsdienst so ist das ich die einrichtung/haus nicht verlassen darf würde ich mir die ganze zeit die ich anwesend bin bezahlen lassen!!!

etweder ich habe frei oder ich arbeite.

bereitschaft wo man tel. abrufbereit ist so wie wir es bei uns evtl. einführen wollen wäre was anderes.

RS-USER-Bärentöter
10.02.2005, 01:37
Ärzte und Streik?... Gewerkschaft?... dafür ist unsere Berufsgruppe viel zu blöd
kommen halt noch aus einer anderen Generation... helfen ohne verdienen etc... und
immer asozial gegenüber den Kollegen... irgendwann werden wir halt auch oben sein und die anderen verarschen... oder auch nicht... nee die Ärzteschaft wird niemals sozial denken, dafür sind wir Idioten viel zu gut sozialisiert

Edit: aufgrund der fortgeschrittenen Uhrzeit arg polemisch, aber die Grundaussage lass ich so stehen

RS-USER-gonzo
10.02.2005, 01:51
Original geschrieben von Bärentöter
Ärzte und Streik?... Gewerkschaft?... dafür ist unsere Berufsgruppe viel zu blöd
kommen halt noch aus einer anderen Generation... helfen ohne verdienen etc... und
immer asozial gegenüber den Kollegen... irgendwann werden wir halt auch oben sein und die anderen verarschen... oder auch nicht... nee die Ärzteschaft wird niemals sozial denken, dafür sind wir Idioten viel zu gut sozialisiert oder auch nicht die oberen ärzte verdienen gut und geben nichts ab.
ich halte die obere ärzte schicht direkt unter der bäk eher für machtgierig und raffgierig.

sorry ist polemik

zu leiden habt ihr stationsärzte die krankenkassen und unser aller geldbeutel, gewinner sind die pharmaindustrie und einige wenige ärzte.