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folken_vanehl
23.03.2005, 18:54
Hallo!
Ich verfolge nun schon seit geraumer Zeit in der Presse den Streit und das Urteil im Fall der Wachkomapatientin in den USA. Jetzt ist es soweit das man am Freitag die Ernährung und die Gabe von Flüssigkeit eingestellt hat. Ich finde das nicht richtig! Sie wird nicht durch eine intensivmedizinische Therapie am Leben erhalten. Die Ernährung ist das einzige was sie braucht um weiter zu leben. Ich finde einem Menschen die Nahrung zu entziehen ist gegen jede Ethik.
Wohin soll das führen wenn dieser Fall Schule macht? Es gibt mehr als genug Menschen die über eine PEG ernährt werden müssen, bedenken wir doch nur einige demente Patienten, oder Patienten mit Schluckstörungen nach einem Schlaganfall, oder Patienten mit einer Krebserkrankung. Stellen wir dann in der Zukunft bei denen auch die Ernährung ein?
Ich habe meine eigene Theorie warum diese Frau auf so unmenschliche Art sterben muß "Bis das der Tod uns scheidet".
Auf bald... :confused:

RS-USER-Cookie
23.03.2005, 19:08
Das ist sicher ein ganz schwieriger Fall, den ich auch nicht entscheiden möchte. Ich kann grundsätzlich Verständnis dafür aufbringen, diese arme Frau nun endlich sterben zu lassen. 15 Jahre im Wachkoma ist etwas, was ich mir wirklich nicht vorstellen möchte. Aber daß man sie nun quasi verhungern läßt, daß sich das Sterben nun gut eine Woche oder zwei hinziehen kann... ich weiß nicht, das klingt ziemlich grausam. :( Aber aktiv eingreifen, also ihr ein Mittel geben, das ist ja noch viel umstrittener...

RS-USER-Hoffi
23.03.2005, 19:16
hallo folken_vanehl, wenn ich die diskussion um den fall shiavo richtig mitbekommen habe ist die frau in einem wachkoma, aus dem sie nicht mehr erwachen kann. soweit die pressemitteilungen stimmen ist der grösste teil des großhirns abgestorben und nur noch die vegetativen "einrichtungen" des gehirns am arbeiten. nach den medizinischen erkenntnissen bekommt die frau also gar nichts mehr mit, weder, dass sie jetzt keine nahrung mehr bekommt, noch das sie evtl noch weitere 50 jahre am leben gehalten wird. du magst recht haben, dass es keine künstliche lebenserhaltung mit maschinen ist, aber trotzdem wird sie künstlich am leben gehalten und das in einem, wie es scheint, hoffnungslosen zustand.
niemand spricht hier davon dementen oder anderen patienten, die wirklich "nur" mittels peg ernährt werden müssen, die nahrung abzustellen. jeder fall von sterbehilfe ist ein einzelfall, der nicht verallgemeinert werden kann.
ich glaube nicht, dass der ehemann die ernährung nur einstellen lässt, weil er sich scheiden lassen will. diese unterstellung steht denke ich auch keinem aussenstehenden zu. ich würde wahrscheinlich, sofern man das als nichtbetroffener sagen kann, ähnlich entscheiden wie der ehemann und würde mir auch wünschen das man, sofern keine medizinische hoffnung auf besserung besteht, bei mir genauso entscheidet.
meiner meinung nach geht es in den usa auch gar nicht mehr um diese patientin direkt, sondern wir sehen einen 1a politkrimi, so beschissen dies auch klingt.

RS-USER-Bärentöter
23.03.2005, 21:16
wundert mich, daß das Thema erst jetzt aufkommt...
Habe es nicht wirklich verfolgt, da derzeit ohne TV. Aber: wenn es sich wirklich um ein Wachkoma handelt (also apallisches Syndrom), dann ist die Frau nicht hirntot, oder tot in einer der gebräuchlichen Verständnisweisen. Das apallische Syndrom ist der allgemeiner Meinung nach irreversible Verlust der Großhirnfunktionen, also von allem, das mit Bewußtsein zu tun hat. Aber die Hirnfunktion per definitionem ist erhalten, wenn auch nur auf Amphibienniveau. Also kommt Sterbehilfe, aktiv oder passiv, definitiv nicht in Frage.
Über die menschlichen Aspekte, also was ist ein Leben auf Funktionsniveau ohne Bewußtsein dem Betroffenen wert ist, möchte ich nicht viel sagen, zumal es Einzelfälle gibt, die aus diesem Zustand wieder aufgewacht sind, gibt. Aber: dieser Zustand ist deutlich zu unterscheiden, von dem , was man hirntot nennt. Apalliker leben ohne maschinelle Unterstützung, da Atmung und Kreislauf weiter funktionieren, nur eine Nahrungszufuhr ist natürlich selbständig nicht durchführbar.
Den menschlichen Konflikt, jemanden nach 15 Jahren in diesem Zustand den Tod gönnen zu wollen, verstehe ich natürlich.
Was ich absolut nicht verstehe, ist die Denkweise des Führers der westlichen Welt, der ungeborenes und unbewußtes Leben offenbar höher einschätzt als das Leben von Menschen, die nur die falsche Religion oder Staatsangehörigkeit haben. bei denen kommt bei ihm scheinbar kein Mitgefühl auf. Bei dieser in meinen Augen perversen Denkweise könnte er sich um ein Amt im Vatikan bewerben...
Sorry für diesen emotionalen Einwurf, aber manchmal verstehe ich die Welt nicht mehr

RS-USER-gonzo
23.03.2005, 21:30
stimme da dem bärenzöter zu, zu dem ja oder nein des falles kann ich auch nichts sagen aber die doppelmoral der christlichen rechte der usa verstehe ich nicht!:rolleyes:

einerseitz schützen sie alles was lebt, außer es ist anderer religion oder ist gynäkologe oder sitzt in der todeszelle.:mad:

RS-USER-Rippenspreizer
24.03.2005, 05:34
Original geschrieben von Bärentöter
Was ich absolut nicht verstehe, ist die Denkweise des Führers der westlichen Welt, der ungeborenes und unbewußtes Leben offenbar höher einschätzt als das Leben von Menschen, die nur die falsche Religion oder Staatsangehörigkeit haben. bei denen kommt bei ihm scheinbar kein Mitgefühl auf. Bei dieser in meinen Augen perversen Denkweise könnte er sich um ein Amt im Vatikan bewerben...
Sorry für diesen

Völlig d`accor. Eine ethisch hochinteressante Frage und leider inzwischen tatsächlich ein Politikum. Tragisch nur, wie Amerika mit seiner unerträglichen Doppelmoral damit umgeht :(
Meine ganz persönliche Meinung (und blöderweise ist diese Entscheidung immer eine persönliche und kann nie eine politische sein): Laßt die arme Frau gehen. Wieviel Leben ist das noch?

Seltsam, dass man sich bei jugendlichen Straftätern nach 20 Jahren Todeszelle weniger Gedanken über eine Veränderung der Umstände macht. Bush will aktuell sogar Schutzhaft für Terri Schiavo anordnen (hier der Link (http://www.sat1.de/nachrichten/politik/feed/n/2/0/0/5/0/3/2/3/2/2/2/2/1/6/0/0/0/0/2/))

Sehr traurig das alles...

DerBlinde
24.03.2005, 05:40
Naja, sogar im deutschen Ärzteblatt steht mittlerweile, daß US-Mediziner den Politikern mangelhafte medizinische Kenntnisse im Fall Schiavo vorwerfen...

Nein, was für eine durchbrechende Erkenntnis! So unerwartet... :rolleyes:
;) :grins:

RS-USER-fruehgriller
24.03.2005, 07:39
Als ich die ersten Meldungen las, bzw hörte, dachte ich auch, ok, maschinell beatmet, Magensonde, das ganze Pipapo, hier wäre es auf jeden Fall in Ordnung, sie gehen zu lassen.

Jetzt habe ich gesehen, das diese Frau "normale" Lebensfunktionen hat, aber ohne jedes Bewußtsein, und Wahrnehmung, und nur noch Lebt, weil sie künstlich ernährt wird.

Und jetzt habe ich mit der Beantwortung der Frage "Ernährung Ja oder Nein" ein echtes Problem.

Einerseits wünsche ich dieser Frau Erlösung, und ein friedliches, würdevolles Ableben.

Andererseits läßt mann hier einen Behinderten, schwerst Pflegebedürftigen Menschen einfach verhungern.

Wo ist hier das Mitgefühl???

Bei der Eutanasie lässt mann kein Menschliches Wesen verhungern & verdursten. Hier wird mit Medikamenten gehandelt.

Rein persönlich würde ich sagen, ok, lasst sie friedlich und würdevoll gehen.

Der zweite, nur kurz in einem Kommentar in den Tagesthemen angeschnittene Hintergrund:

Der Ehemann hat angeblich einen Millionenprozeß für seine Frau gewonnen, und ist mittlerweile wieder mit einer neuen Partnerin zusammen. Hier fängt das ganze schon an, ein wenig zu müffeln.

Wenn jetzt dieser Fall so durchgezogen wird, ist es, gerade in den USA, ein Freibrief für andere schwerstpflegefälle loszuwerden.

Das ganze Theater der Bush-Brothers finde ich massiv gefährlich, dopplemoralisch, und verwerflich!!!!:mad:

Meine Schlußmeinung dazu:

Mann sollte hier durchaus die Möglichkeit eines friedlichen und würdevollen Ablebens geben. Das heißt, Frau Shiavo (hoffe mann schreibt den Namen so) mit Medikamenten friedlich Sterben lassen.
Aber bei den Amis gibt es eben nur Extreme, deswegen muß ein Mensch verhungern, statt friedlich einzuschlafen.

Griller

RS-USER-Claudi
24.03.2005, 07:51
Original geschrieben von fruehgriller


Meine Schlußmeinung dazu:

Mann sollte hier durchaus die Möglichkeit eines friedlichen und würdevollen Ablebens geben. Das heißt, Frau Shivaro (hoffe mann schreibt den Namen so) mit Medikamenten friedlich Sterben lassen.

das sehe ich ganz genau so. Jedes Tier wird eingeschläfert. Niemand käme auf den Gedanken, es einfach nicht mehr zu füttern (obwohl es doch viel billiger wäre :rolleyes: ). Aber bei einem Apalliker geht das....
Auch wenn ich sonst immer dafür bin, Sterbeprozesse nicht unnötig in die Länge zu ziehen - diese Frau befindet sich definitiv nicht im Sterbeprozess. Ich halte es für sehr bedenklich, ihr einfach die Nahrung zu entziehen, nur damit sich niemand "die Finger schmutzig macht".

RS-USER-Cookie
24.03.2005, 07:52
Habe gehört, daß diese angeblichen Gelder aber schon längst für die Pflege der Frau draufgegangen sind. Weiß ich nicht, was stimmt, aber vorstellbar wäre es. Oder bezahlt das in den USA ne Krankenversicherung? 15 Jahre lang?

RS-USER-fruehgriller
24.03.2005, 08:01
Ne KV bestimmt nicht, aber es gibt ja 2 verschiedene Prozeßarten:

1x den, der die Gelder zur Versorgung sicherstellt

1x den, der das Schmerzensgeld festlegt

es kann also durchaus beides möglich sein. Das die Gelder aufgebraucht sind, und das der Prozeßgegner weiter zahlen muß, während der Ehemann das Schmerzensgeld hat.

RS-USER-Cookie
24.03.2005, 08:10
Naja, es ist wohl nicht unwahrscheinlich, daß die Frau stirbt, bis die Eltern durch alle Instanzen durch sind...


Aber wie traurig ist es, daß sich die Politiker auf Kosten dieser Patientin profilieren wollen.

RS-USER-Rettungsente
24.03.2005, 08:27
Es ist eine Zwickmühle,
einerseits ist es für die Frau eine Erlösung von ihrem Leid, aber nicht so! Verhungern und Verdursten das ist nicht richtig!
Ich bin sehr dafür das Leiden nicht unnöig zu verlängern und halte auch nichts von so häufig angewendeten übermäßig invasiven Maßnahmen bei Patienten, die im Sterben liegen.


VG Rettungsente

folken_vanehl
24.03.2005, 09:33
Ich kenne es von meiner Station nur so das wir ein Leiden nicht verlängern, sondern alles tun um das Leiden zu lindern, wenn wir sehen das keine Hoffnung mehr besteht. Dafür bin ich in meinem beruflichem Alltag sehr dankbar. Ich selbst habe eine Patientenverfügung, das nimmt meinen Angehörigen den Druck eine Entscheidung treffen zu müssen. Ich glaube auch das diese Patientin das Gerichtsurteil nicht mehr erleben wird. Ich sehe aber auch die Gefahr das man dies als Paradefall zitieren wird wenn es darum geht andere Menschen von ihrem "Leiden" zu erlösen.
Wie hier schon jemand erwähnte: "niemand würde auf die Idee kommen sein Haustier verhungern zu lassen..."

RS-USER-Hoffi
25.03.2005, 08:23
jetzt dürfte das drama ja endlich bald vorbei sein. der rechtliche weg ist ausgeschöpft, sie ist eine woche ohne nahrung. ich hoffe für die beteiligten, dass es nun schnell geht.

RS-USER-Cookie
25.03.2005, 08:45
Ja, das hab ich auch gedacht, als ich die Nachrichten gehört habe. Hoffentlich zieht es sich nun nicht noch so lange hin. :(

Rescuerambo
25.03.2005, 10:07
Auch wenn's hart klingt: Hoffentlich geht's schnell zu ende, dass die Frau von ihren Leiden erlöst ist

RS-USER-Claudi
25.03.2005, 10:24
Wenn sie "Pech" hat, kann sich das ganze noch eine Woche hinziehen. Dann hätte sie jetzt gerade mal die Hälfte der Zeit hinter sich. :rolleyes:

Xaxis1
25.03.2005, 11:43
Sie braucht ja wohl nimmer viele kcal und kann zehren ...

ich hoff nur, daß sie was egegn Schmerzen bekommt, ich stelle mir Verhungern NICHT schmerzfrei vor...

RS-USER-Claudi
26.03.2005, 06:53
ich denke mal, sie wird eher verdursten. Verhungern allein dauert wesentlich länger als 10-14 Tage.
Ein Mensch bei Bewusstsein würde wahrscheinlich irgendwann Wahnvorstellungen etc. haben. Die Schleimhäute trocknen aus, die Symptome sollen einem "Kater" ähnlich sein. Kein schöner Tod.