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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ärztemangel im Osten



RS-USER-Rippenspreizer
26.04.2005, 05:48
Folgenden Artikel habe ich bei www.volksstimme.de gefunden und möchte ihn gerne als Diskussion hier einstellen:

Zum Artikel (http://www.volksstimme.de/show_fullarticle.asp?AID=680900&Region=Welt&Template=FullArticle_kurz&Column=)

RS-USER-gnuff
26.04.2005, 08:30
Ich bin mal gespannt, was daraus wird, alles was da als Lösungsvorschlag gebracht wird, kostet Geld und davon ist ja bekanntlich wenig da. Als jemand der aus dem Westen in den Osten gegangen ist (und dafür das eine oder andere "hassusienochalle" kassiert hat) kann ich alles was in dem Artikel steht so bestätigen. Es gibt hier sehr wenig Kollegen aus dem Westen, wobei unsere Abteilung da fast eine Ausnahme ist. Ich denke das Hauptargument, das auch durch nichts zu widerlegen ist, ist die Kohle, es gibt im Osten weniger, Punkt. Alle anderen Argumente sind nach meiner Erfahrung Quatsch. Ob man als "Wessi" akzeptiert wird hängt einzig und allein davon ab wie man sich benimmt. Wer von oben herab den "Befreier" aus dem "goldenen Westen" mimt hat natürlich schlechte Karten und das zurecht. Wer sich völlig normal benimmt hat nicht mehr Probleme als jemand der von Hannover nach Stuttgart oder von Bottrop nach Regensburg geht. Für uns absolut spitze war die Tatsache, dass man hier in Thüringen einen Anspruch auf einen Kindergartenplatz hat wenn das Kind 2,5 Jahre alt ist, den Platz auch wirklich bekommt und er dann auch noch finanzierbar ist (ganztags!). Das ist in Bayern z.B. vielerorts völlig utopisch.
Ich denke nicht, dass es in Deutschland kurzfristig irgendein Politiker schafft den Finger aus dem Po zu ziehen und mit einer vernüftigen Lösung zu kommen, da lassen wir doch lieber die Hausärzte schuften bis sie 75 sind, tolle Wurst...

Mamue
26.04.2005, 12:49
Leider ist das hier bei uns Alltag. Offene Anzeigen im Ärzteblatt bringen meist nur "ausländiche" Bewerbungen. Bitte versteht mich nicht falsch, ich habe hier keine Vorurteile, aber es verwundert doch schon. Volle Anästhesiestelle im öffentlichen Dienst, BAT-O (noch mit allen Zuschlägen) in einem modern ausgestattetten 500 Betten-Haus nahe Leipzig, 5 OP's (Allgemeinchirurgie, Trauma, Gyn, HNO), interdiszipl. Intensivmedizin (11 Betten ITS, große IMC) beides anästhesiologisch betreut - 12 Bewerbungen, keiner aus Deutschland. Das verwundert doch schon ...

Leider ist dies nicht nur in der Anästhesie hier Land auf, Land ein so, auch die Innere klagt über zunehmenden Bewerbermangel. Ich denke, wenn sich hier nicht bald was tut - z. B. eine Angleichung der Löhne auf Westniveau werden wir hier weiter ausbluten. Ich vertehe jeden ortsungebundenen Uni-Abgänger, der in die alten Bundesländer geht - 500 € mehr für weniger Dienste - eine leichte Entscheidung.
Und nicht anders sieht es bei den niedergelassenen Ärzten aus.:confused:

RS-USER-Rettungsente
04.05.2005, 15:31
Das Problem mit dem Mangel an Ärzten im "Osten" ist nicht nur ein klinisches Problem. Die Altersstruktur der niedergelassenen Ärzte auf dem Lande ist erschreckend schlecht. Im Landkreis Oder - Spree in dem ich tätig bin fallen ca. 30% der Hausärzte in den nächsten 5 Jahren aus und die wenigsten haben einen Nachfolger. Das Problem wirkt sich bereits massiv auf den Rettungsdienst aus, denn in vielen Fällen, wo der KÄND ausreichend wäre wird jetzt der Rettungsdienst geschickt, weil die Ärzte im Notdienst immer größere Bereiche zu betreuen haben und somit die Wartezeiten in viele Stunden ausarten...
Klinisch ist das Problem hier bei uns auch genau wie in Leipzig geschildert, es fehlen massiv Fachärzte & wenn sich welche bewerben kommen sie fast alle aus Polen oder der ehemaligen UdSSR. Schlimm ist das!
Ich stelle mir nur die Frage was machen die polnischen oder russischen Kliniken, deren Ärzte zu uns überlaufen? Stellen die Chinesen oder Mongolen ein??

VG Rettungsente

RS-USER-Claudi
04.05.2005, 16:04
Dazu hab ich letztens erst einen Bericht im Fernsehen gesehen - da ging es um Landärzte in Westdeutschland. Da sieht es um keinen Deut besser aus. Viel Arbeit - mehr oder weniger rund um die Uhr Bereitschaft für Peanuts. Ein Job, für den man geboren sein muss und offensichtlich ist das kaum noch einer heute.

funky weirdo
05.05.2005, 00:17
oder: offentsichtlich muss das kaum noch jemand heute, denn bei einem generellen ärztemangel können sich die arbeitssuchenden die rosinen rauspicken.

2bus
07.05.2005, 22:34
Gebt euch mit dem Ärztemangel, keinen Illusionen hin. Dieser Mangel besteht seit Jahrzenten und wird auch weiterhin bestehen. Die Unattraktivität des Ostens liegt nicht allein an der Bezahlung, sondern auch an der dortigen Struktur (viele Alte, Arbeitslose). Dementsprechend wird auch eine bessere Bezahlung nichts verändern.

Das man sich die Stellen aussuchen kann, wird sich auch bald haben, wenn erst 400 KH geschlossen werden.

Schlechte Zeiten!

Mamue
08.05.2005, 15:25
Ich denke der Ärztemangel lässt sich nicht nur durch KH-Schließungen "beheben", da ja die Kranken - bei immer weiter steigendem Lebensalter - eher zunehmen und versorgt werden müssen.

@Rettungsente: Ich verbrachte im vergangenen Jahr meinen Urlaub in Ungarn, und hier haben die Kliniken die selben Probleme. Die Ärzte wandern nach Deutscheland und Östereich aus, die ungarischen Kliniken füllen dann die Ärzte mit Bewerbern aus Rumänien und weiter östlichen Ländern auf.
Man sieht, die Sprachprobleme sind kein deutsches Privileg. :-keule

Hörbird
09.05.2005, 11:13
[QUOTE]Original geschrieben von Mamue
[B]Ich denke der Ärztemangel lässt sich nicht nur durch KH-Schließungen "beheben", da ja die Kranken - bei immer weiter steigendem Lebensalter - eher zunehmen und versorgt werden müssen.

Tja...und trotzdem werden hier unten im wilden Süden in den nächsten Jahren KHs gschlossen !:(

Der Weg geht eindeutig zur ambulanten Versorgung - ob sich dann Landarztpraxen wieder lohnen werden ?