Case-Report "Laryngospasmus"

[RS-USER-Morpheus]

Hallo liebe Gemeinde,

ich habe hier einen kleinen "Case-Report". Ursachen, Vorgehen und Alternativen stelle ich hiermit gerne zur Diskussion.


ein 54jähriger Patient mit 75 kg ohne wesentliche Vorerkrankungen wird zur elektiven Knie-Arthroskopie mit 250 mg Propofol, 0,2 mg Fentanyl und einer Larynxmaske Gr.5 versorgt. Vitalwerte normal, Beatmung mit PCV, AF 12, AMV 6,8 und Isofluran 0,7. In der 20. intraoperativen Minute kommt es plötzlich zum Anstieg des Beatmungsdruckes von 15 auf 50 mbar, der Patient liess sich nicht mehr maschinell beatmen.

Eine manuelle Beatmung war ebenfalls nicht möglich, eine Ent- und Nachblockung der Laryngmaske sowie Positionsveränderung führten zu keiner Veränderung.
Verdachtsdiagnose "Laryngospasmus" bzw. starker Bronchospasmus. Nach Entfernen der Larynxmaske erwies sich eine manuelle Maskenbeatmung als ebenfalls unmöglich.
Sättigung inzwischen bei 70%. Luftgemisch auf 100% O2!

Erster Laryngoskopversuch zeigte bei Cormack II deutlich verschlossene Stimmbänder, die Intubation wurde zeitgleich vorbereitet, der Tubus konnte aber selbst mit erhöhtem Druck nicht eingeführt werden. Sättigung auf 60%
Erst nach unmittelbarer Gabe von 100 mg Succi und einigen Sekunden schweißtreibender Wartezeit war eine Intubation möglich. Sättigung zu diesem Zeitpunkt 40%.
Nach Intubation erfolgte kurzzeitige Hyperventilation, So2 und exCO2 waren nach 2 Minuten im Normbereich, der Patient konnte problemlos extubiert werden.

[RS-USER-Rippenspreizer]

Und? Gleich ´n deutschsprachigen Oberarzt gefunden? :D Blöde Werbung, ich geb´s zu!
Spannende Sache, so ein Laryngospasmus. Bei SO2 von ca. 30% wären die Stimmbänder vermutlich sowieso auseinandergegangen. Okay, und die Pupillen auch :grins:

Frage wäre nun, was diesen Spasmus ausgelöst hätte und was man hätte machen können, wenn man Nachts alleine im Dienst gewesen wäre? Bei immer unangenehmer werdenden akustischen Sättigungstönen, unzähligen Alarmen und frustranen Beatmungsversuchen noch Succi aufziehen und einen Tubus vorbereiten ist was für ganz harte Jungs!
Ich persönlich habe ohnehin ein schlechtes Verhältnis zu LM´s, inzwischen weiss ich auch warum!

Gruß und Danke für Deinen CaseReport,
Daniel

[Gasmann1]

Laryngospasmus ist m.E. die richtige Diagnose.

Zur Therapie (mein ganz persönlicher Algorhythmus):
1. Ruhe bewahren!
2. Narkose vertiefen - da müssten bei 250 Prop doch noch mindestens 50 Rest rumliegen
3. Abwarten
4. bei Erfolglosigkeit relaxieren (niedirg dosiert
5. erst wenns dann nicht geht LaMa raus -> Tubus rein

Cheffe:
Bei SO2 von ca. 30% wären die Stimmbänder vermutlich sowieso auseinandergegangen.

Ist wohl war - aber bei einem dann quietscheblauen Patienten muß man erstmal ruhig bleiben lernen.

Fürs nächste Mal:
Tiefere Narkose machen- Iso auf 0,7 ist ohne N2O vermutlich zu niedrig dosiert

Aber immer fleissig weiter betäuben ...
Gruß
Guido

[RS-USER-Hypnos]

Moin zusammen...
...ich überlege gerade, ob ich nicht bei noch liegender Larynxmaske das Succinlycholin verabreicht hätte...

...nach Vertiefung der Narkose...

Ansonsten bin ich persönlich auch eher ein Freund des Tubus, bei Arthroskopien jedoch haben LaMas durchaus ihre Berechtigung.
Wir relaxieren manchmal etwas mit Mivacurium an...hält nicht lang an, und in der Regel lassen sich die Pat. problemlos beatmen.

So long,
Hypnos

[RS-USER-titan_cb]

hab als RS nicht allzuviel Erfahrung im OP ... aber ich kenn Knie-Arthroskopien nur mit Spinal-A. ... (hab ich 2x gesehen) ... was haltet ihr davon?

[RS-USER-Hypnos]

Original geschrieben von titan_cb
hab als RS nicht allzuviel Erfahrung im OP ... aber ich kenn Knie-Arthroskopien nur mit Spinal-A. ... (hab ich 2x gesehen) ... was haltet ihr davon?


Kann man machen...muß man aber nicht...

Insbesondere bei ambulanten OP's neige ich eher zur Risikominimierung...und daher gibts da bei mir, es sei denn, der Patient wünscht explizit ein RA-Verfahren, die gute Standard-Gas-Narkose;)

So long,

Hypnos

[RS-USER-DoktorW]

danke für diesen interessanten und lehrreichen Case Report

[RS-USER-Katja]

Original geschrieben von Gasmann1

Fürs nächste Mal:
Tiefere Narkose machen- Iso auf 0,7 ist ohne N2O vermutlich zu niedrig dosiert.
Das ist wohl die wahrscheinlichste Ursache: Zu flache Narkose in dem Moment.
Und nicht aus den Augen lassen, das Iso durchaus die Atemwege reizt!!! LM kann man natürlich trotzdem mit Iso machen (gleiches gilt für Desfluran), hübscher ist es aber eigentlich mit Sevo.

Ich mag LM sehr gern, aber da hat jeder so seine Neigungen. :) Besonders die Intubationslarynxmaske, die wir seit einer Weile auf dem NEF haben, hat schon bei einigen Kollegen so manche vervögelte Situation gerettet.


Original geschrieben von Gasmann1
Ist wohl war - aber bei einem dann quietscheblauen Patienten muß man erstmal ruhig bleiben lernen.
Bei den Säuglingen geht das recht fix :o :eek: Der Mensch verträgt viel Arzt...

Danke für das interessante Fallbeispiel!

[RS-USER-Rippenspreizer]

Original geschrieben von Katja
...so manche vervögelte Situation

Hallo?! :D
Was genau meinste denn jetzt damit?! :eek:

Ich kenne ja verwarzte, verzwickte, schräge oder meinetwegen auch vertrackte Situationen, aber "vervögelt"?! :-p

[RS-USER-Kermit]

Ich glaube sie nutzte das als Synonym. Weitere Beispiele aus der gleichen Wirkstoffgruppe:
verpoppt
verbumst

und schließlich das beliebte verfi***.
Wird erst ab 23.00 Uhr unzensiert dargestellt :D

[RS-USER-Katja]

Original geschrieben von Rippenspreizer
Hallo?! :D
Was genau meinste denn jetzt damit?! :eek:

Ich kenne ja verwarzte, verzwickte, schräge oder meinetwegen auch vertrackte Situationen, aber "vervögelt"?! :-p
Genau die :D

(wobei mir "verpoppt" neu ist :eek: )

[RS-USER-Phil]

Original geschrieben von Rippenspreizer
Ich kenne ja verwarzte, verzwickte, schräge oder meinetwegen auch vertrackte Situationen, aber "vervögelt"?! :-p

Was es nicht alles im OP gibt ... :D