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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Nierenersatzbehandlung bei chron Niereninsuffizienz



RS-USER-priv.doz.
08.06.2005, 12:03
hallo, allerseits.

welches nierenersatzverfahren ist bei einer chronischen Niereninsuffizienz am besten geeignet?

Es gibt da ja verschiedene systeme:

hamödialyse, peritonealdialyse, hämofiltration, hämodiafiltration, hämoperfusion etc....

ich befasse mich gerade damit im "herold"- innere medizin, kann aber irgendwie nicht herausfiltern, wo die vorteile und nachteile liegen (wahrscheinlich bin ich wieder zu dumm dafür).
bitte führt mich zum A-HAA!-Effekt!!

vielen Dank im voraus,
priv.doz.

Mamue
08.06.2005, 22:45
Hallo priv.doz.

ich denke das Thema Dialysen ist fast so umfassend wie das Thema Beatmung :-). Zumindest nimmt es in der Intensivmedizin ein immer größeres Feld ein. Wobei hier die kontinuierlichen Verfahren den Vorrang haben (Akuttherapie). Hier spielen die kontinuierliche venovenöse Hämodialyse (CVVHD (http://www.info-dialyse.de/behandlung/haemo_haemodialyse.php)), die kontinuierliche venovenöse Hämofiltration (CVVHF (http://www.info-dialyse.de/behandlung/haemo_haemofiltration.php)) und die venovenöse Hämödiafiltration (CVVHDF (http://www.info-dialyse.de/behandlung/haemo_haemodifiltration.php)) eine Rolle. Die Härmoperfusion spielt hierbei eine Sonderrolle. Sie ist ein Blutentgiftungsverfahren, das der Hämodialyse ähnelt, bei dem jedoch keine Membranfilter, sondern Aktivkohlefilter eingesetzt werden, um Giftstoffe zu binden.

Aber nun zu Deiner eigentlichen Frage, der nach den Dialyseverfahren in der Therapie der chronischen Niereninsuffizienz. Hier geht es darum, sowohl Wasser als auch harnpflichtige Substanzen aus dem Patienten zu entfernen. Hier gibt es die zwei Dialyseverfahren: diskontinuierliche Hämodialyse und die Peritonealdialyse. Beide haben entscheidende Vor- und aber auch Nachteile:

Die Peritonealdialyse führt der Patient alleine zu Hause durch und kann den Zeitplan nach seinen Bedürfnissen entsprechend flexibel gestalten. Bei der Peritonealdialyse sind die Patienten bezüglich der Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme weniger eingeschränkt als bei der Hämodialyse. Jedoch besteht durch den permanent in der Bauchhöhle liegenden Katheter das Risiko von Infektionen an der Austrittsstelle oder in der Bauchhöhle. Bei der Peritonealdialyse füllt der Patient selbst zwei bis drei Liter einer sterilen Dialyselösung über einen Katheter in die Bauchhöhle, die das Peritoneum damit umspült. Die Substanzen, die ausgeschieden werden sollen, wandern vom Blut durch das Peritoneum in die Dialyselösung. Eine weitere Aufgabe der Dialyse besteht darin, dem Körper überschüssiges Wasser zu entziehen. Deshalb enthalten die meisten Dialyselösungen Glukose. Durch Osmose wandert bei der Peritonealdialyse auch Wasser in die Dialyselösung und kann so entfernt werden. Zur Durchführung der Peritonealdialyse gibt es verschiedene Möglichkeiten: Bei der kontinuierlichen ambulanten Peritonealdialyse (CAPD) wechselt der Patient selbst etwa vier bis fünf Mal am Tag die Dialyselösung. Bei der automatischen Peritonealdialyse (APD) übernimmt ein Dialysegerät (Cycler) den automatischen Beutelwechsel über Nacht – so ist der Patient tagsüber noch unabhängiger und fühlt sich kaum eingeschränkt.
Wichtig ist hier eine hohe Compliance des Patienten, da er regelmäßig und vor allem Steril arbeiten muss!

Die Hämodialyse: In den meisten Fällen wird das Blut über einen Gefäßzugang (operativ angelegte Shuntfistel) am Unterarm aus dem Körper geleitet. Durch Schlauchsysteme gelangt das Blut in das Dialysegerät. Harnpflichtige Stoffe und überschüssiges Körperwasser werden dem Blut entnommen und die Elektrolyte ausgeglichen. Dies erfolgt an einer semipermeablen Membran an der in einer Richtung das Blut fließt und in der Gegenrichtung das Dialysat. Hier erfolgt wieder über Osmose der Austausch von harnpflichtigen Substanzen in das Dialysat und von Elektrolyten in das Blut. Anschließend gelangt das Blut über den Shunt wieder in den Körper. Hierzu muss der Patient während der Dialysezeit oftmals antikoaguliert werden, da das Blut an vielen Fremdoberflächen vorbei fließt.
Eine Hämodialyse wird normalerweise dreimal pro Woche durchgeführt und dauert jeweils etwa vier bis fünf Stunden. In den meisten Fällen erfolgt die Dialyse in Dialysezentren. Hier ist ein Nachteil für den Patienten - es geht ihm viel Zeit verloren ...
Da die Hämodialyse nicht kontinuierlich stattfindet, sammeln sich in der Zwischenzeit Wasser und Giftstoffe im Blut an. Um die Dialysepausen zu verlängern, muss der Patient eine Diät einhalten (höchstens ein Liter Flüssigkeit pro Tag). Möglichst keine viel Kalium enthaltende Nahrungsmittel (Obst, Obstsäfte, vergorener Obstsaft wie Wein, Sekt oder Most, Schokolade, Nüsse, Marzipan, Suppen sowie im Kochwasser von Gemüse...).

Ich hoffe ich habe Dich hiermit nicht erschlagen ... (trotzdem gibt es hier noch viele Vor- und Nachteile, die man eigendlich diskutieren müsste).