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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Lagetyp bestimmen



RS-USER-Kermit
15.06.2005, 14:29
Hallöchen!
Wie bestimmt ihr den Herzlagetyp? Hab's in "EKG-Kurs für Isabell" nicht so wirklich verstanden...:(
Also kann das mal jemand für dumme Krankentaxibeifahrer erklären? Danke!

rettungsküken
15.06.2005, 14:36
Wie, Lagetyp? Ich dachte es liegt da wo es liegt, faustgroß, hinter der unteren Hälfte des Brustbeins, und die Herzspitze zeigt nach links unten. Ein Drittel reicht in die rechte Brustkorbhälfte, 2 drittel in die linke.

RS-USER-Elektro-Dengel
15.06.2005, 15:57
ja da gibts aber noch eine weitere Unterscheidung, ich zum Beispiel bin ein Steiltyp (hat der schlaue Kardiologe, der meinen bösen, bösen Herzfehler, welchen der hochqualifizierte Onkel Bundeswehr-Dr. diagnostiziert hat, untersucht hat, rausgefunden).
Dabei gehts aber, glaub ich hauptsächl, um die elektrische Herzachse, die ja normalerweise nach unten vorne (bzw. seite) links zeigt.

Mit diesem sog. Cabrera-Kreis wird das veranschaulicht.
Das Dreieck in der Mitte steht für die Einthoven-Ableitungen.
Ich hab das immer so verstanden, dass man sich in den Goldberger und Einthoven-Abl. die Ableitung mit dem stärksten Asschlag sucht und dann mit dem Cabrera-Kreis vergleicht. Da wo die entsprechende Abl. steht, ist dann der Lagetyp abzulesen.

Bitte korrigiert mich wenn ich das falsch verstanden habe.

rettungsküken
15.06.2005, 16:02
aha. *staun* Ich lern immer was dazu. :-p

RS-USER-apoplex
15.06.2005, 19:11
Der Lagetyp beschreibt ja nicht die topographische, sondern die elektrische Lageachse des Herzens.

Vom Prinzip her hat man im 12 Kanal EKG sechs Extremitäten- und sechs Brustwandableitungen. Für den Lagetyp sind erst mal die ersten sechs interessant.

Es wird mittlels der vier vorhandenen Ableitungen versucht, sechs verschiedene Winkel durch das Herz auf der Frontalebene abzubilden.

Drei Ableitungen lassen sich ganz einfach zwischen den drei farbigen Elektroden abgreifen I, II, III (siehe Kreis) --> bipolare Ableitung nach Einthoven
Die anderen lassen sich schon schwerer ableiten, hierfür müssen zwei Elektroden zusammengeschaltet werden, so dass man Quasi einen elektrischen Pol erhält, der zwischen diesen beiden liegt, dieser wird gegen eine andere Elektrode abgeleitet, man erhält so aVL, aVR und aVF --> unilaterale Ableitung nach Goldberger

David Seemayer
15.06.2005, 19:53
Am schnellsten kann man's mit den Einthoven-Ableitungen mit gleichnamigen Dreieck bestimmen.
In der Mitte der Strecke zwischen zwei Ecken wird die entsprechende Länge der R-Zacke senkrecht dazu eingetragen. Das macht man mit mindestens zwei Ableitungen.
Beim Ende der R-Zacke macht man nun eine senkrechte Linie. Der Schnittpunkt von zwei Linien verbunden mit der Dreiecksmitte ergibt nun den Lagetyp.

So alle Klarheiten beseitigt?;)

Falls man in einer Prüfungssituation schnell entscheiden muss, was welcher lagetyp man ist:
I pos, II kaum Ausschlag, III stark neg: überdrehter Linkstyp
I pos, II pos, III leicht neg: Linkstyp
I leicht pos, II pos, III kaum Ausschlag: Indifferenztyp
I kaum Ausschlag, II stark pos, III pos: Steiltyp
I leicht neg, II leicht pos, III pos: Rechtstyp

RS-USER-Elektro-Dengel
15.06.2005, 20:10
ÄÄHHHHHHHHHHH jetzt bin ich verwirrt. Kannst du dazu mal ne Skizze machen !! BITTE :rolleyes:

David Seemayer
15.06.2005, 20:37
OK, hier mein Versuch:
Die roten Linien stellen die Längen der R-Zacken dar, die grauen sind dann die Senkrechten dazu und der gelbe Pfeil ist dann der Vektor der elektrischen Herzachse.

Ist alles nicht perfekt - soll nur zur Veranschaulichung dienen.

PS: So um welchen Typen handelt es sich hier?:D

edit: falsche Konstruktion, richtige weiter unten!

RS-USER-blacksheep
15.06.2005, 20:49
Indifferenztyp

RS-USER-apoplex
15.06.2005, 20:53
diese dreieckskonstruktion kennt man eigentlcih aus dem Physikunterricht noch unter dem Namen "Kräfteparallelogramm".
Dort wird auch mittels einer Hilfskonstruktion aus zwei Vektoren die resultierende Kraft konstruiert.
Was anderes macht man beim EKG auch nicht, man hat seinen Vektor, der aus einer Richtung und einer "Kraft" im Sinne der Amplitudenhöhe besteht.

Hörbird
15.06.2005, 20:56
...... überdrehter Linkstyp

Wäre doch ne nette Cartoon-idee ?!;)

RS-USER-apoplex
15.06.2005, 21:12
Original geschrieben von Hörbird
Wäre doch ne nette Cartoon-idee ?!;)
Ja, so ein Alt-68, Lehrer mit Batiktasche und T-Shirt von einer Punk-Band, ziemlich hibbelig.
Wer ist das denn?
Keine Angst, nur so ein überdrehter Links-Typ!

Hätte tatsächlich was :cool:

David Seemayer
15.06.2005, 21:56
Sorry, aber die Zeichnung war falsch! :-blush Hier nochmal die richtige Konstruktion!

Ja, ja, das passiert wenn sich ein Medizinstudent mit einfacher Geometrie beschäftigt!

RS-USER-Kermit
16.06.2005, 09:32
Danke schon mal für die Tipps. Wie das mit den Vektoren funktioniert ist mir weitestgehend klar (zwei Jahre Physik-LK ;) ).

Nur fängt doch keiner von euch im RTW mit dem Geo-Dreieck an, oder? :)

rettungsküken
16.06.2005, 09:46
Ist bei uns Standart auf dem Notfallkoffer, das Geodreieck. Damit messen wir den Schweregrad der Krankheit. :) :-p :D

Turnusknecht
17.06.2005, 08:45
Also, die Bestimmung des Lagetyps hat nur selten relevante Bedeutung (d.h. aber nicht das es wurscht ist).

Trick eines Kardiologen, der uns das EKG näherbrachte (einfach, aber mir etwas ungenau):

Schaut Euch bei den Ableitungen des Einthoven-Dreiecks an, welcher Ausschlag am höchsten ist:

avL überdrehter Linkstyp

I Linkstyp

II Normaltyp

avF Steiltyp

III Rechtstyp

(avR überdreht rechts....aber mit avR ist das immer so´ne Sache)



Wie gesagt, ist nur ein grobes Instrument.

RS-USER-Kermit
17.06.2005, 10:51
Hab mir gerade was (hoffentlich total schlaues) überlegt :D
Klar, erstmal die Ableitung mit dem höchsten positiven Ausschlag raussuchen.
Dann guck ich mir die Nachbarn dieser Ableitungen im Cabrera-Kreis an. Diejenige der beiden Ableitungen, die den höheren Ausschlag hat, in deren Richtung zeigt auch die elektrische Herzachse...

Oder hab ich da nen Denkfehler?

BTW Das die Relevanz im Rettungsdienst eher sekundär ist, ist mir bewusst. Aber mein Hang zum Klugscheißen will ja auch befriedigt werden ;)

Turnusknecht
18.06.2005, 08:32
Das ist sogar ziemlich schlau. Das macht man, wenn man z.b. mit oben genannten Rezept nicht weiter kommt, oder man es ganz "genau" wissen willen (z.b. EKG Befundung durch den Internisten).



Wichtig für die (akute) Praxis ist, daß man die überdrehten Links/Rechts Typen erkennt, bzw. Sagitattaltypen (SIQIII, SI-SII-SIII). Oder eine eventuelle Dynamik, will heißen, daß sich der Lagetyp eines Patienten im Vergleich zum alten EKG geändert hat.

Trotzdem immer wichtig: Treat the patient, not the ECG!!!!

e.kageh
21.06.2005, 16:56
den ausdruck der eindhovenableitungen vor sich nehmen, sofern die 3 kurven untereinander liegen...
einmal nach links gedreht um 90° - das links die I und rechts die III ist... dort wo die grösste kurve zu sehen ist ist der lagetyp ...
bsp. linker daumen grösster ausschlag - linkstyp
rechter daumen grösster ausschlag - rechtstyp

gibt da nen nettes büchlein, da steht diese faustregel u.a. auch drin - quasi EKG für dummies:
heisst ElektroKomikoGraphie, von kaindl und kühn,
isbn nr 3 85175 309 7... falls es wen interessiert