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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Hypothermie in der Postreanimation



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RS-USER-Paracelsus
03.10.2005, 22:44
Hallo liebe Kolleginnen und Kollegen!

Wieder einmal lese ich von der HACA Studie ( Hypothermia After Cardiac Arrest Study ) aus dem Jahr 2000. Leider gibt der Artikel Inhaltlich nicht ganz so viel her. Daher hier einige Fragen:
1. Wer macht seine Patienten nach dem Kammerflimmern in der postreanimationsphase kalt? ;-))

2. Wie wird gekühlt und womit? Einmalig auf 34°C, oder tatsächlich über 24 Stunden?

3. Gibt es bei 34° schon Probleme, Stichwort HRST?

Vielleicht hat ja jemand Erfahrung, oder kennt Literaturhinweise / Internetverweise.
Fragende Grüße


Und immer dran denken:
QUIDQUID EST, VENEUM EST.
SINE VENENO NULLA EST RES.
NON NISI GRADUS FACIT VENENUM MAIUS AUT MINUS.

RS-USER-Rugger
04.10.2005, 13:46
Ich weiß nicht, ob Du in der Nähe wohnst, aber am morgigen Mittwoch lautet das Thema im AK Notfallmedizin in Heidelberg:
Therapeutische Hypothermie nach Reanimation:
Beginn bereits präklinisch ?
Prof. Dr. B.W. Böttiger (Klinik für Anaesthesiologie, Universitätsklinikum Heidelberg )
Da bekommst Du sicherlich die eine oder andere Antwort auf Deine Fragen.

Mehr Infos zum AK Notfallmedizin übrigens hier. (http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/index.php?id=8236#16389)

R.

RS-USER-Katja
04.10.2005, 19:47
(ich dachte, die Heidelberger haben sich alle bei uns eingekauft Kleiner Scherz :D )
Solltest Du in der Gegend um das schöne Göttingen wohnen, kannst Du Dir den Hierschreiber Back to live machine am 25.10. zu diesem Thema in Hörsaal 455 des UKG auch anhören (und, so Gott will, auch meine Wenigkeit da treffen, aber ich habe NEF-Dienst...). Da gäbe es dann erschöpfende Antworten. Irgendwo gibt's hier auch schon den Thread, aber zum Suchen bin ich aktuell zu faul.... ;)

RS-USER-Paracelsus
06.10.2005, 15:38
Hai,
danke für die Infos zur Fortbildung. Aber aus NRW ist es doch zu weit!
@ Katja, Du musst ja nicht selber suchen, aber vielleicht verräts Du mir wo ich zu dem Thema suchen kann.
Vielen lieben Dank.
Gruß

RS-USER-Rugger
06.10.2005, 17:09
Um kurz die Essenz der gestrigen Fortbildung zu berichten:

es gibt nur wenige Studien mit relativ geringen Patientenzahlen zum Thema.
diese Studien zeigen jedoch einen eindeutigen Benefit der Hypothermie.
zur Metode und Zeit zum Erreichen der Hypothermie gibt es keine eindeutige Datenlage.
Es wird fest damit gerechnet, daß die Post- CPR- Hypothermie eine eindeutige Empfehlung in den nächsten ILCOR- Richtlinien (werden für November / Dezember erwartet) erhält.
in Heidelberg werden in näherer Zukunft die "Heidelberger Hypothermie Richtlinien" herausgegeben.


Hoffe, ein wenig weitergeholfen zu haben.

R.

Moonlay
07.10.2005, 14:48
Wir hatten beim letzten Dienstabend einen Vortrag zum Thema Hypothermie.

Ganz interessant muss ich sagen und uns wurde auch angekündigt das die Richtlinen was die Behandlung nach einer Reanimation betrifft zum Jahreswechsel geändert werden sollten.

Haben auch ein Übersichtsblatt mitbekommen, was meiner Meinung nach recht informativ ist.

Wer Interesse daran hat, dem kann ich es ja zumailen.

Gruss Moonlay

RS-USER-Katja
08.10.2005, 17:31
Guck mal da:
http://www.rippenspreizer.de/forum/showthread.php?s=&threadid=3270

RS-USER-Rippenspreizer
09.10.2005, 20:07
Die Frage bleibt allerdings, ob & wie eine solche Empfehlung in der Präklinik umgesetzt werden kann.
Neben dem Infusions-Wärmeschrank noch ´n Kühlschrank?! Exorbitanter Verbrauch von Coolpacks ab 2006?

Man weiß es nicht... :confused:

Moonlay
09.10.2005, 20:17
ich dachte coolpacks sind immer etwas riskant wegen erfrierungen?
wurde bei uns am dienstabend gesagt...

weiss nich, ich denke das es schon ein aufwand sein wird die rtw´s und co mit kühlschränken noch auszustatten...

bei uns wurde was gesagt mit eisgekühlten ringern?

krumel
09.10.2005, 21:00
Naja, prinzipiell bin ich ja schon lange Freund von ner Kühlbox am RTW wg. der Lagerung von Medis.. (Supra, evtl. Succi, usw.).Aber wegen sowas?

Die Frage ist, wie du das mit dem Strom machst und dem Platz (wobei der in den neuren Modellen a la W.A.S Bayern-Retter das kleinere Problem ist)
Grüße,
Philipp

RS-USER-titan_cb
09.10.2005, 22:31
Original geschrieben von krumel
Naja, prinzipiell bin ich ja schon lange Freund von ner Kühlbox am RTW wg. der Lagerung von Medis.. (Supra, evtl. Succi, usw.).Aber wegen sowas?


wegen sowas nicht - ABER:

Naja, prinzipiell bin ich ja schon lange Freund von ner Kühlbox am RTW wg. der Lagerung von Getränken.. (Bier, evtl. Wodka, usw.)

;) :) :D :rolleyes:

Back to life machine
10.10.2005, 15:14
Nachdem ich hier wohl der coolste bin;) nochmal ein paar facts:

1) Die Hypothermie nach praeklinischem Kreislaufstillstand wird bereits seit 2003 von der ILCOR empfohlen (Resuscitation 93 231-235): Bewußtlose Pat. nach out-of-hospital-Arrest für 12-24h bei 32-34°C
2) Es liegen zwei prospektive randomisierte Studien vor, 1x Australien (77Pat. Neurol. Outcome besser), 1x Europa (136Pat. Überleben und Neuol. besser)
3) In den Studien wurde klinisch extern gekühlt (Australien mit Eis, Europa mit teurem Bett)

Unsere Erfahrungen:
Wir kühlen seit 2002 innerklinisch , im Jahr ca. 50 Pat.
Da wir auch Studien machen, haben wir verschiedene Verfahren.
Meiner Ansicht nach Ideal:
Tiefe Narkose mit Relaxation,
-dann 2-3l 4°C kalte Kochsalzlösung in max. 30min i.v. (nein, es gibt kein Lungenödem)
-paralell Kühlungskateter (CoolGuard), aber der richtige (nicht Euer Spielzeug, Katja ;) )
-Paralell wenn noch nötig (meistens nicht) Eis (Wassereis aus der Maschine in Mülltüten) großflächig mit Handtuch dazwischen

Meine besten Zeiten liegen damit bei >40min bis >34°C nach Eintreffen auf Intensiv.

Wenn ein Kühlungskatheter verwendet wird, kann nach Erreichen der Zieltemperatur (bei uns 33°, Zeit genommen wird aber ab 34°) die externe Kühlung beendet und die Narkose deutlich reduziert werden (ca. 60% der Thermorezeptoren liegen in der Haut, externe Kühlung ist daher ein überproportionaler Kältereiz).
Mit dem "Idealen Kühlungskatheter (Hatten wir in einer Studie bei kardiogenem Schock) haben wir sogar mit ein paar Tricks wache Patienten gekühlt!
Wir kühlen für 24h.

Aus diesen Gründen halte ich von der externen Kühlung via teures Bett (bekommen wir demnächst probegestellt) nicht soviel.

Kardiale Nebenwirkungen sind nicht zu erwarten, im Gegenteil konnten wir zeigen, dass Hypothermie die Kontraktilität steigert!

Meine Empfehlung für die Praeklinik: 4°C kalte Kochsalzlösung, im Winter Fenster auf, alles andere ist wenig praktikabel.


Grüsse BTLM

RS-USER-Paracelsus
10.10.2005, 21:16
Hai,

vielen Dank für die ausfürlichen Hinweise. Da kann man ja schon mal mit arbeiten und hat eine Diskusionsgrundlage.

Aber was sind den wohl die Kühlungskatheter???
Hast Du mal einen Hersteller und eine Artikel Bezeichnung?

Und noch einmal zum Verständnis, Ihr haltet die Patienten 24 Stunden bei 34°?

Fragende Grüße

RS-USER-Rugger
11.10.2005, 19:25
Original geschrieben von Rippenspreizer
Die Frage bleibt allerdings, ob & wie eine solche Empfehlung in der Präklinik umgesetzt werden kann.
Neben dem Infusions-Wärmeschrank noch ´n Kühlschrank?! Exorbitanter Verbrauch von Coolpacks ab 2006?
Präklinisch wird es wohl kompliziert, obwohl: auf der FoBi wurde ein Bild gezeigt, wo eine Person im Supermarkt reanimiert wurde und dick verpackt unter Tiefkühlpommes ins KH transportiert wurde. :D
Letztlich wird es aber problematisch werden, präklinisch für eine adäquate Kühlung zu sorgen. Aber immerhin kann man es zumindestens im kommenden Winter schonmal so handeln, daß man die Patienten durchaus auch länger draußen reanimiert (außer bei massiver Hypothermie natürlich) und nicht unbedingt den RTW auf 50Grad vorheizt, wenn der Transport ansteht.

R.

RS-USER-Katja
12.10.2005, 07:23
Ganz simpel betrachtet: In der Regel ist man ja keine halbe Stunde bis in die Klinik unterwegs. Und die meisten Patienten kühlen "von sich aus" zügig ab, wenn sie Narkose haben, einen Teil ihrer Kleidungsstücke eingebüßt haben und man aktive Wärmung unterläßt. Klappt in jedem unfallchirurgischen Saal :D
Mit normalen statt warmen Infusionen - wenn man denn keine kalten aus dem Kühlschrank hat -, Ausschalten der Heizung im RTW und durch Nichtzudecken des Patienten vermeidet man die schädliche Überwärmung und beginnt quasi passiv die Kühlung.
Ob es irgendwann mal richtige außendienstgeeignete Kühlvorrichtungen für Patienten gibt, die man unproblematisch einsetzen kann, wird sich zeigen.

@Paracelsus: CoolGard und Katheter: Da http://www.elan-med.de/pageID_1610666.html gucken oder einfach mal in Google eingeben :google:

@Btlm: Du weißt, wir haben die Neurochirurgische Version ;) BTW: Ist der REA-Patient vom 6.10. inzwischen wieder online?

Schim
12.10.2005, 09:56
Ich bin vor kurzem über die Info gestolpert, dass das Linzer NEF3 zum Kühlen 4 x 500 ml Ringer in einem kleinen Kühlschrank mitführt und diese auch verwendet.

Ob die anderen NEFs hier das auch tun, konnte ich nicht in Erfahrung bringen.

Intensivling
13.10.2005, 08:06
Also ich verfolge diesen Beitrag schon seit beginn sehr genau und ich muss sagen es ist interessant eine kontrollierte Hypothermie zu haben.
Auf meiner neurochirurgischen Intensiv kühlen wir noch oberflächlich mit den gängigen Methoden, was zum einen nicht immer erfolgreich und zum anderen schwer zu handeln ist.
Seit einigen Monaten ist im Gepspräch Kühlkatheter einzusetzten und hab mir die Seite von Katja mal genauer betrachtet.
Vielleicht bekommen wir ja endlich bald ein solches Gerät und ich kann etwas klinisches dazu beitragen.

Hoffen wir mal das beste....


Greetings
Der Intensivling

Back to life machine
17.10.2005, 12:34
Original geschrieben von Katja

@Btlm: Du weißt, wir haben die Neurochirurgische Version ;)

Ich sach ja: Spielzeug ;)


Original geschrieben von Katja

@Btlm: BTW: Ist der REA-Patient vom 6.10. inzwischen wieder online?

War 1 Woche in Urlaub, bin daher selber noch nicht ganz online. Ist auf jedenfall nicht mehr bei uns....auf Station.

@paracelsus: Unser Studiensystem siehst Du hier:
http://www.radiantmedical.com/

Und tatsächlich halten wir die Pat. über 24h kalt, wie gesagt Zieltemperatur ist 33°C, ab 34° läuft die Uhr.

Intensivling
12.02.2006, 18:35
Original geschrieben von Rippenspreizer
Die Frage bleibt allerdings, ob & wie eine solche Empfehlung in der Präklinik umgesetzt werden kann.
Neben dem Infusions-Wärmeschrank noch ´n Kühlschrank?! Exorbitanter Verbrauch von Coolpacks ab 2006?

Man weiß es nicht... :confused:

Ichj hoffe es ist bekannt das Coolpacks bei analgosedierten Patienten ein Pflegefehler ist und bei Erfrierungen oder anderen Komplikationen haftet die Pflegekraft !!!

RS-USER-Brutus
06.04.2006, 08:36
Präklinisch wird es wohl kompliziert, obwohl: auf der FoBi wurde ein Bild gezeigt, wo eine Person im Supermarkt reanimiert wurde und dick verpackt unter Tiefkühlpommes ins KH transportiert wurde.

Das Foto kenne ich auch. Soll von einem Bonner Notarzt sein, der sich die Hypothermie auf seine Fahnen geschrieben hat...

Unsere Internisten kühlen seit einiger Zeit konsequent mit kalten Infusionen auf 33-34°C. Das neurologische Outcome soll angeblich besser sein, aber Zahlen haben sie noch nicht. (Oder rücken sie nicht raus...)

Im Rettungsdienst ist es zur Zeit bei uns kein Thema, wobei wir aber auch in der Regel innerhalb kürzester Zeit in der Klinik sind.