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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ketamin bei SHT



RS-USER-Morpheus
23.10.2005, 06:51
An dieser Stelle möchte ich gerne die Frage in den Raum stellen:

"Ketamin bei SHT - Kontraindikation oder Indikation"

Würde mich über Beteiligung freuen und enthalte mich vorerst einer eigenen Meinung, um etwas dem Plenum zu lauschen.

Subduralhämatom
23.10.2005, 07:24
Also wir haben damals gelernt, daß es bei Hirntraumen eher kontraindiziert ist. Wegen Hirndruck und so. Dabei meine ich aber gehört zu haben, daß das nicht mehr so streng gilt.
Bei den meisten SHTs wird ohnehin intubiert und dann kriegt der Patient auch die ganze Härte der Narkosepharmakologie zu spüren, sprich Trapanal, Fenta & Co. Hab bislang eigentlich selten gesehen, daß Ketanest bei SHTs oder überhaupt zur Intubation genutzt wird.

Gruß vom Subduralhämatom

RS-USER-Rettungsente
23.10.2005, 08:53
Guten Morgen,
ich habe mich da mal eben noch einmal etwas schlau gemacht und bin zu den folgenden Ergebnissen gekommen:
Die Fachinformation sagt hier:

Ketanest S darf nur mit besonderer Vorsicht
angewendet werden:
– bei Herzschmerzen aufgrund unzureichender
Durchblutung der Herzkranzgefäße
(instabile Angina pectoris) oder bei
Herzmuskelinfarkt (Myokardinfarkt) in den
letzten sechs Monaten
– bei gesteigertem Hirndruck, außer unter angemessener Beatmung
– bei erhöhtem Augeninnendruck (Glaukom)
und perforierenden Augenverletzungen
– bei Eingriffen im Bereich der oberen
Atemwege

Im EEG lassen sich unter Esketamin-Anästhesie
die Zeichen einer Dämpfung der bioelektrischen
Großhirnrindenaktivität beobachten,
vor allem in den frontalen Arealen,
und eine Aktivierung subkortikaler Strukturen
nachweisen. Der Muskeltonus ist erhalten
oder gesteigert, sodass die Schutzreflexe
im Allgemeinen nicht beeinträchtigt werden.
Die Krampfschwelle wird nicht gesenkt.
Unter Spontanatmung tritt eine Erhöhung
des intrakraniellen Drucks ein, die bei adäquater
Beatmung ausbleibt.

Die Praxis sieht jedoch so aus wie es Subduralhämatom beschreibt, ich habe beim SHT auch noch nie Ketanest "S" eingesetzt, da immer noch andere Optionen zur Verfügung stehen.

VG Rettungsente

RS-USER-Kermit
23.10.2005, 11:44
Also erstmal muss man sicherlich den Patienten in der Praxis betrachten. Wieviele von Patienten mit 3° SHT haben keine Begleitverletzungen? Ich denke der Anteil liegt relativ gering, insofern muss ich im schlimmsten Fall auch ein Polytrauma mit therapieren. Insofern ist es natürlich besser, wenn der Hirndruck etwas mehr steigt als wenn er gar keinen Druck mehr hat. Gerade Trapanal ist da ja nicht wirklich prall, was die Kreislaufbeeinträchtigung betrifft.

Bei isoliertem SHT mit gescheiten Kreislaufverhältnissen kann ich mir dann aussuchen, ob Eto, Propofol oder Trapanal, wobei ja Eto auch ein cerebroprotektiver Effekt nachgesagt wird. Da sich dabei der Blutdruck auch recht stabil verhält, ist es sicherlich Mittel der Wahl bei jedem Patienten der nicht gerade an der untersten Grenze beim RR angelangt ist.

Das mit der Beatmung war mir allerdings neu, hab ich so noch nicht gehört...

RS-USER-Rippenspreizer
23.10.2005, 19:02
Die aktuellen Empfehlungen sagen eindeutig "Ja" zu Ketamin bei SHT unter kontrollierter Beatmung. Studien belegen schon seit 1985, dass unter kapnometrischer/kapnografischer Überwachung eine Einleitung oder Narkoseunterhaltung mit Ketamin problemlos möglich ist. Der CO2-Gehalt spielt sicherlich eine größere Rolle bei der Hirndruckregulation und die Frage ist berechtigt, ob nicht Ketamin mit eher kardiosteigernder Wirkung einen guten Einfluss auf die zerebrale Versorgung hat als ein alternatives Barbiturat, welches ja eher kardiodepressiv wirkt.
In diesem Zusammenhang sei vielleicht kurz erwähnt, das Trapanal einen deutlich hinrdrucksenkenden Effekt hat!

Wie dem auch sein - im Notfall immer gerne Ketanest. Auch bei SHT sofern kontrollierbare Beatmung möglich ist. Wahlweise auch Trapanal zur Einleitung mit engmaschiger RR-Kontrolle.

Gruß, Daniel

silver tabby
23.10.2005, 19:43
Hi Leute,
habe leider nicht nachgelesen und auch bei der Fortbildung nur einen Teil ernstahft behalten die wir neulich zu dem Thema hatten...
Aber da hiess es auch, dass neuere Studien durchaus Ketanest bei SHT oder SAB zur Einleitung zu gebrauchen ist.

Ansonsten hat Daniel ja wieder einmal fachlich ansprechend geantwortet, Danke hierfür!
Gruss, die Katze;)

RS-USER-fruehgriller
23.10.2005, 19:52
Original geschrieben von Rippenspreizer
Die aktuellen Empfehlungen sagen eindeutig "Ja" zu Ketamin bei SHT unter kontrollierter Beatmung. Studien belegen schon seit 1985, dass unter kapnometrischer/kapnografischer Überwachung eine Einleitung oder Narkoseunterhaltung mit Ketamin problemlos möglich ist. Der CO2-Gehalt spielt sicherlich eine größere Rolle bei der Hirndruckregulation und die Frage ist berechtigt, ob nicht Ketamin mit eher kardiosteigernder Wirkung einen guten Einfluss auf die zerebrale Versorgung hat als ein alternatives Barbiturat, welches ja eher kardiodepressiv wirkt.
In diesem Zusammenhang sei vielleicht kurz erwähnt, das Trapanal einen deutlich hinrdrucksenkenden Effekt hat!

Wie dem auch sein - im Notfall immer gerne Ketanest. Auch bei SHT sofern kontrollierbare Beatmung möglich ist. Wahlweise auch Trapanal zur Einleitung mit engmaschiger RR-Kontrolle.

Gruß, Daniel

Hi Daniel,

das hieße also im Klartext, das es empfehlenswert ist, sofern vorhanden, dem Pat im NAW die Kapnometrie sofort nach Intubation anzulegen, quasi als Standart. Auch wenn der NA bzw 2. RA es im ersten moment als nicht soooo wichtig erachtet???

Wir haben im moment noch den PIC 50 aufm Retter (ITW), da haben wir das dabei, der NAW sowieso, und bei Intubierten Pat fragen wir immer den Doc, ob er die Kapno auch haben will, und nicht immer wird "Ja" gesagt.....