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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Objektivität und Angehörige???



Schwester Rabiata
10.11.2005, 14:53
hallo....

wie sieht es damit bei euch aus? Könnt ihr objektiv sein?

ich hab da stellenweise schon Probleme gehabt... so als mein Sohn noch ein Baby war.. der erste Schnupfen hat mich komplett aus der Bahn geworfen - kurz zuvor hab ich noch sehr kranke Säuglinge/Kinder gepflegt :D

Oder Jahre später... hohes Fieber, verwirrt, nackensteif, berührungsempfindlich... Erst als ich mir die Symptome bei einem fremden Kind vorgestellt habe, konnte ich sie in der Gesamtheit deuten und hab ihn zur LP gebracht...

Seltamerweise reagier ich so irre nur bei Krankheit, Unfälle hatte ich immer gut im Griff :-)

Übrigens, mein Exmann empfand mich immer als sehr grausam, weil ich bei Untersuchungen, Infusionen legen usw immer meinen Sohn mitfixiert habe...
Aber so hat er wenigstens gewusst, dass die Mama das alles in Ordnung findet :-)

Rabiata

RS-USER-gonzo
10.11.2005, 20:00
ich finde das mehr als normal, immerhin gehts da ja um die eigene familie und da fehlt die distanz.;)

geht mir z.t. auch so wenn es meiner mutter schlecht geht (ok die muß ich nicht festhalten).

RS-USER-titan_cb
10.11.2005, 23:20
hm ... weils irgendwie passt:

für die, die die Serie "Scrubs" kennen ... da gibts ne Folge, in der Dr. Cox (eigentlich erfahrener Internist) fast verrückt wird, weil sein Kind nen Schnupfen hat - wie immer bei Scrubs - recht witzig gemacht

... aja ... was ich noch sagen wollte:

ich hatte das Problem mit Angehörigen in dem Sinne noch nicht - aber wie ists bei euch mit euch selbst - also seit ich Medizin studiere und es in meinem Kopf nur vor Krankheitsbildern wimmelt ... da kommt dann manchmal die Frage: "könnt ich das haben?!?!" - Hoffe das wird noch besser ;)

Ich denke dass man wenns um einen selber geht bzw. um Leute, die einem Nahe stehen - da kann man oft nicht so objektiv sein, wie man sollte ...

RS-USER-rettungshamster
12.08.2006, 17:56
Original geschrieben von Schwester Rabiata
Könnt ihr objektiv sein?


*hmm*...ich sag mal - bedingt...kommt echt darauf an was gerade anliegen würde.

Wenn ich genug Zeit habe mich auf die Situation (Freund/Freundin im KH, Kind krank etc.) einzustellen, kann ich schon recht nüchtern sein. Panikmache hilft ja keinem und führt meistens auch nur zum rausschmiss von der Station / des KH´s :D

In Akutsituationen sieht es dann doch etwas anders aus. Vor gut nun schon 10 Jahren hatte ein guter Freund von mir eine hypertensive Krise bekommen und den hat es im Zuge dessen dahingelegt. (Naja, ich war wie gesagt 10 Jahre jünger) aber damals hat mich das richtig erschrocken - und diese gefühlte Hilflosigkeit ist eine der schlimmsten Empfindungen die man haben kann.

Jambe
12.08.2006, 18:15
Jo - ich kann schon objektiv bei Angehörigen etc. bleiben. So war es bisher jedenfalls.
Ich hab hinterher immer selbst gestaunt, wenn sich ein Hebel im Kopf umgelegt hat - und schon war die Rübe sachlich und klar. Früher habe ich geglaubt, man wird bei Bekannten, Freunden oder Angehörigen eher panisch - aber nichts dergleichen.
Mag aber sein, dass es eine Typfrage ist.

ein Notarzt hat mir allerdings mal gesagt, dass Angehörige "vom Fach" sich oft das Leben schwer machen, weil sie wissen, was passieren kann. Sie gehen mit Notsituationen nicht so unbeschwert um wie jemand, der keinen Dunst hat. Das mag Vor- und Nachteile haben. ;)

RS-USER-Emergency
12.08.2006, 18:25
Also was Objektivität angeht, kann ich denke mal einen guten Beitrag von mir aus meinem Leben zu steuern...

Also um es mal kurz zusammen zu fassen:
Mein Vater leidet an COPD und das nicht zu knapp Bei uns geht es mittlerweile seit knapp 7 Jahren so, dass wir regelmäßg einen RTW und ein NEF zu Hause haben...

Am Anfang der Zeit, okay ich war 7 Jahre jünger, war es auch immer schwer für mich, doch mit Beginn meiner Pflegeausbildung konnte ich mehr und mehr verstehen, was da eigentlich los ist und was ich tun kann. Und so gab es mir dann Kraft zu wissen, dass ich eigentlich das richtige tun kann, dass ihm ein bisschen Hilfe verschafft. Wenn es heute dann mal zu einem Infekt kommt, (und das kommt sehr häufig vor und es geht dann meistens mit einem Lungenödem einher) dann bin ich sehr ruhig und wenn es dann mal wieder so weit ist, dass wir nen RTW brauchen, dann bin ich mittlerweile derjenige, der die Ruhe behält und langsam dann mal den RTW ruft und denen ganz ruhig die Situation schildert. Genauso ist es dann mit den Medikamenten. Wo mich früher meine Mutter immer versucht hat zu beruihgen bin ich heute glaube ich wohl der, der die Ruhe ausstahlt...Ich denke auch, dass es in den Jahren ein bisschen zu Routine geworden ist und so kann ich auch adäquat helfen, wenn die Situation eintrifft. Und dann ist es meistens so, dass mein Dad schon vollständig versorgt ist, wenn der RTW eintrifft. Das ist dann sehr praktisch, weil der NA nur noch Medikamente geben muss und seine Maßnahmen entsprechend durchführen kann...So traurig und blöd es vielleicht klingt...Bei der BF kennt man unsere Adresse schon ziemlich genau...Vielleicht sollte ich mal nach einer Rabattkarte fragen....Bei 10 RTW Fahrten gibt es die 11. umsonst oder so was.

Na ja im großen und ganzen habe ich mal denke ich durch die Zeit und durch die Häufung dieser Situation gelernt auch in solchen Fällen objektiv zu sein.
Wenn es sich bei so einem Notfall um einen Patienten handelt, dann muss ich komischerweise nicht an meinen Paps denken. Dann steht nur noch der Patient, der da gerade liegt im Vordergrund und ich handel so, wie ich es mal gelernt habe. Und das hilft mir dann auch zu Hause dementsprechend zu reagieren und zu handeln....

Das war dann mal mein Beitrag zum Thema Notfallsituationen und Angehörige und die dort vorherrschende Objektivität....

Aber dazu möchte ich noch sagen, dass ich es vollkommen verstehen und nachvollziehen kann, wenn man nicht mehr so objektiv sein kann, wenn es um das eigene Kind geht. Dann ist denke ich mal keiner so wirklich objektiv. Man hält sich dann doch immer die Angst vor Augen, was alles passieren kann. Dann rasseln doch sicher sämtliche Komplikationen durch den geshulten Kopf. Ich meine ich kann wenig dazu sagen, da ich noch keine Kinder habe. Aber ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es später bei mir nicht anders sein wird, wenn mein Kind mal krank ist.



Also dann mal so viel dazu...

Der Emergency

Shanaria
13.08.2006, 10:01
also, das mit dem Ruhe ausstrahlen, wo vor der Ausbildung noch Panik war, das kann ich nur bestätigen.. meine Kinder sind jetzt wesentlich ruhiger, wenn ich Ihnen vor dem Arztbesuch oder während dessen einiges erkläre..bei meiner Mutter (COPD, Z.n. 2 HI, Shunt in der Bauchaorta etc) ist das auch so... auf die wirke ich immer total abgeklärt.. gut, daß sie nicht weiß, wie es in mir aussieht, wenn es ihr schlecht geht.. aber es würde ja auch nichts bringen, sie mit meiner Unruhe auch noch zu infizieren...

RS-USER-Emergency
13.08.2006, 14:53
Du sprichst mir gerade aus der Seele....Ich kann es gut verstehen, dass es manchmal ganz gut, dass die Angehörigen nicht wissen wie es in einem aussieht...So was hilft wirklich....

Man muss sich dann nur abreagieren können und ich denke, dass ich da ein paar ganz gute Alternativen gefunden habe.....

Das hilft mir dann immer wirklich auch objektiv zu bleiben...oder zumindest immer wieder so auszusehen...