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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Diazepam-Unverträglichkeit



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RS-USER-Rippenspreizer
11.01.2006, 08:18
Da blicke ich doch die Tage in eine Patientenkurve und finde dort unten aufgeführten Hinweis zu einer "Diazepam-Unverträglichkeit". Beinahe hätte diese Fußnote auch seine Erwähnung im Allergiefeld meines Prämedikationsprotokolls gefunden; dem geneigte Betrachter mag aber auffallen, dass die Art und Weise der Unverträglichkeit als Ateminsuffizienz beschrieben ist.
Da fasst man sich doch manchmal an den Kopf :D

Cave: Bei Injektion von Hypnomidaten ist es vereinzelnd zu narkoseähnlichen Zuständen gekommen :-p

Stephan2204
11.01.2006, 09:51
Auch nicht schlecht.. :D

Wobei ich dazu sagen muss, das ich es schonmal erlebt habe, das jemand nach Diazepam "paradox" reagiert hat --> Mit ruhiger werden war da nix, der hing dann auf einmal auf Wolke 17 und wurd hyperaktiv....

RS-USER-Rippenspreizer
11.01.2006, 10:14
Das ist ja auch eine wirkliche Nebenwirkung der Benzodiazepine. Paradoxe Reaktionen im Sinne von Hyperaktivität und Logorrhoe treten gerade bei Kindern und auch bei älteren Patienten durchaus auf und sollten für ein mögliches nächstes Mal entsprechend dokumentiert werden.
(Sonst gibt irgendein Experte immer mehr und mehr von dem Zeug in der Vermutung, es reichte einfach noch nicht ;) )

RS-USER-Bärentöter
11.01.2006, 11:33
bei paradoxen Reaktionen auf Benzos bei geriatrischen Patienten habe ich gute Erfahrungen mit Distraneurin und Chloraldurat gemacht.

exZivilisierter
11.01.2006, 11:41
Original geschrieben von Rippenspreizer
[Hyperaktivität und Logorrhoe

Logorrhoe, das Wort gefällt mir! :D

RS-USER-Bärentöter
11.01.2006, 11:44
auch "Sprechdurchfall" genannt

RS-USER-Elektro-Dengel
11.01.2006, 12:32
Paradox is gut, Ich errinnere mich da an ein "Psycherl", das sich erst nach 60mg Dormicum überreden ließ ins Auto einzusteigen!

Aber dieser knallrote Warnhinweis is schon spitze!
Vielleicht sollte man Ampullen in Zukunft (in guter alter US-Manier) mit hirnverbrannten Warnhinweisen vollpflastern. So wie:

G 40

CAUTION: Kann unter Umständen den Blutzuckerspiegel erhöhen!!

RS-USER-Bärentöter
11.01.2006, 12:50
Paradox heißt: gegenteilige Reaktion, d.h. die Patienten werden nach Benzogabe erst richtig munter. Das was Du hattest, ist eher ein Gewöhnungseffekt.

RS-USER-Rippenspreizer
11.01.2006, 14:35
...der bei Benzos ja auch sehr häufig anzutreffen ist!

Cave: Bei Toleranzmedikamenten kann es zur Ausbildung von Toleranzeffekten kommen :-p

Stephan2204
11.01.2006, 15:06
Original geschrieben von Bärentöter
bei paradoxen Reaktionen auf Benzos bei geriatrischen Patienten habe ich gute Erfahrungen mit Distraneurin und Chloraldurat gemacht.

Hi. Geb ich dir vollkommen recht. (Arbeite ja auch auf Geriatrie).. allerdings die Patientin die ich meinte war meine Erzeugerin... wenn ich sie als "geriatrisch" bezeichne gibbet glaub ich ärger :D :D :D

RS-USER-Elektro-Dengel
11.01.2006, 16:04
Original geschrieben von Bärentöter
Paradox heißt: gegenteilige Reaktion, d.h. die Patienten werden nach Benzogabe erst richtig munter. Das was Du hattest, ist eher ein Gewöhnungseffekt.

Richtig!
Ich hatte auch das Gefühl, dass sie mit jeder Ampulle renitenter wurde, lag aber evtl. auch daran, dass ich nach ner std. Infusion "höher, noch höher!!!" halten und endlosen Diskussionen mit der Pat. immer mehr entnervt war! :mad:

RS-USER-Bärentöter
11.01.2006, 16:55
Polytoxikomanen muß man oft Dosen (an Benzos und anderen dämpfenden Substanzen) geben, von denen ich denke, daß sie der örtliche Tierarzt zum Einschläfern einer mittleren Milchkuh nimmt...

krumel
11.01.2006, 17:18
net nur denen..auch ganz normale Leute (wie ich*G*) können u. Umständen eine geringere Wirkung bei normalen Dosen zeigen.. Bei mir wurde scho zwei Mal die Erfahrung gemacht, dass gerade Dormicum sehr sehr hohe Dosen braucht, bis es bei mir Wirkung zeigt.. (Sagen wir es so... nach 16mg war ich noch recht ungehalten, mir war kalt und ich raunzte den Anästhesisten an, wann er denn endlich anfangen wolle...)

RS-USER-Bärentöter
11.01.2006, 17:28
schon klar, Krumel, aber bei "Normalen" ist es halt deutlich seltener

Hörbird
11.01.2006, 19:26
Auf Station hatte ich mal nen Anruf einer Endoschwester, die total am flennen war: "Nix hat geklappt, der Pat. ist ausgerastet..."
Als ich den Pat. abholte, war er mittlerweile etwas schläfrig, aber immer noch unruhig. Dort muß allerdingsbeinahe alles abgebaut haben und heftigst renitent gewesen sein sollen.

Was war geschehen: Der Pat. hatte die übliche Dosis Propofol bekommen, aber darauf leider paradox reagiert.
Und die Schwester wußte leider nix von dieser Möglichkeit.

Bei der Wiederholung der Untersuchung muste dann die Anästhesie anrücken.

War auch etwas überrascht, hatte aber immerhin schon mal bei Dormicum von solchen Geschichten gehört.

RS-USER-Rippenspreizer
11.01.2006, 20:19
Original geschrieben von Hörbird
Was war geschehen: Der Pat. hatte die übliche Dosis Propofol bekommen, aber darauf leider paradox reagiert.

Kann ich mir kaum vorstellen - klar; nix, was es nicht gibt, aber eine paradoxe Reaktion auf Propofol habe ich noch nie gehört. Vermutlich lag es an der Prämedikation mit den üblichen 7,5mg Midazolam, aber Propofol wird kaum eine paradoxe, d.h. stimulierende Wirkung haben.

Die KollegInnen mögen mich bedarfsweise korrigieren...

RS-USER-Rugger
11.01.2006, 22:14
Original geschrieben von Rippenspreizer
...sollten für ein mögliches nächstes Mal entsprechend dokumentiert werden.
(Sonst gibt irgendein Experte immer mehr und mehr von dem Zeug in der Vermutung, es reichte einfach noch nicht ;) ) Was passiert denn eigentlich, wenn man mehr und mehr reinkippt? Werden die Patienten immer agitierter oder gibt es einen Punkt, wo die paradoxe Wirkung auf einmal doch in die reguläre Wirkung umschlägt und der Patient auf einmal ateminsuffizient wird?

R.

RS-USER-Bärentöter
12.01.2006, 07:55
Original geschrieben von Hörbird
Als ich den Pat. abholte, war er mittlerweile etwas schläfrig, aber immer noch unruhig. Dort muß allerdingsbeinahe alles abgebaut haben und heftigst renitent gewesen sein sollen.


darfst Du als Schüler einen sedierten Patienten abholen?

Hörbird
12.01.2006, 09:04
Original geschrieben von Bärentöter
darfst Du als Schüler einen sedierten Patienten abholen?

Das ist das paradoxe bei uns: OP's dürfen ganz klar von uns nicht abgeholt werde, aber bei endoskopischen Eingriffen verschwimmt das ganze - zudem ich da schon im Oberkurs war.
Ich wußte nach dem Anruf nicht, ob er sediert war oder nicht, und als ich ihn abholte, war er zwar benommen, aber aüßerst rege.

Aber das ist ein Thema, da möchte ich lieber nix dazu sagen, was in unserem Haus Praktis und Schüler so machen dürfen - das ist nicht besonders toll.

Hörbird
12.01.2006, 09:09
Original geschrieben von Rippenspreizer
Kann ich mir kaum vorstellen - klar; nix, was es nicht gibt, aber eine paradoxe Reaktion auf Propofol habe ich noch nie gehört. Vermutlich lag es an der Prämedikation mit den üblichen 7,5mg Midazolam, aber Propofol wird kaum eine paradoxe, d.h. stimulierende Wirkung haben.

Die KollegInnen mögen mich bedarfsweise korrigieren...

Du könntest sehr gut Recht haben, an Midazolam davor habe ich nicht mehr gedacht. Interessant war nur, das das Propofol trotzdem da nicht richtig gewirkt hatte ...