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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Streik im KH - Erfahrungen / Umsetzbarkeit / Ideensammlung



steckbeckentaucher
08.02.2006, 07:59
Hallo ihr Lieben,

da bei uns wahrscheinlich demnächst ein Streik von der Pflege ausgehend stattfindet, will ich hiermit einfach mal kurz nach euren Erfahrungen, Ideen/Umsetzbarkeit .... fragen.

Arbeite auf einer haematologischen/onkologischen Station die man natürlich nicht einfach mal so dicht machen kann.

Unsere Ideensammlung bisher:

- keine Aufnahmen durchführen
- Grundpflege an diesem Tag eingeschränkt (nur wenn absolut nötig durchführen)
- Pat./Angehörige durch einen Flyer bereits vorher informieren und auf unsere Lage aufmerksam machen
- ärztliche Visite und Ausarbeiten aufs notwendigste beschränken
- Telefonate mit dem Hinweis Wir sind im Streik beginnen und "nicht wichtiges" gleich beenden, bei Arztsuche simpler Verweis auf die Funknr und nicht das übliche Suchen




Leider treffen die meisten Maßnahmen natürlich mehr oder weniger unserer Pat. (ist aber leider der einzige Weg wie wir Druck ausüben können)


vielen dank schon mal für eure Ideen/Anregungen

Gruß


;) Steckbeckentaucher

RS-USER-Hoffi
08.02.2006, 08:25
meine meinung: wer im krankenhaus, bzw im öffentlichen dienst allgemein streikt, der trifft nie seinen arbeitgeber, sondern immer nur die kunden. ihr helft sogar eurem arbeitgeber kosten zu sparen, da dieser die löhne für die zeit einspart. geschadet wird dem kunden, bzw im kkh dem patienten, für den es lebensbedrohlich werden kann, auch wenn dies immer wieder bestritten wird. ich würde mir gerade bei diesem streik überlegen, ob man da wirklich hionter steht, oder ob man nicht doch lieber froh ist, dass man einen relativ sicheren arbeitsplatz hat, bei dem die bedingungen an die umwelt angepasst werden. woanders wird schon lange wieder 40+ in der woche ohne weihnachts- und urlaubsgeld gearbeitet. ich hoffe das ich in den nächsten zwei bis drei wochen, in denen verdi ihr geld verpulvert ich nicht krank werde und dass es keinen neuen wintereinbruch gibt. wenn sich der müll hier im wohnheim zu hoch stapelt, werden wir ihn wohl entweder hier auf dem gelände verbrennen oder in der nacht vor das gewerkschaftshaus bringen, sollen die doch sehen, was die mit dem müll von 900 studenten machen.

just my 2 cents

steckbeckentaucher
08.02.2006, 08:39
Hallo Hoffi,

ich arbeite bereits 42 h / Woche (tgl. Arbeitszeit berechnet an der 38,5 h Woche was für mich 2 Arbeitstage mehr pro Monat sprich 24 Arbeitstage mehr im Jahr bedeuten) an einer bayerischen Uniklinik, während der Großteil meiner Kollegen nur 38,5 h arbeitet.

Gegen diese Spaltung die wenn ich richtig informiert bin seit 2004 besteht müssen wir uns wehren.

Einen Notdienst der potentielle Fälle wie dich behandeln wird, wird es sicherlich geben.

Und von den Müllmännern müssen wir hier denke ich nicht sprechen, da sich meine Frage explizit auf den KH-Betrieb bezogen hat.

Trotzdem Danke für deine 2 Cents (ich werde sie in meine leere Weihnachts und Urlaubsgeldbüchse schmeissen)

RS-USER-Hoffi
08.02.2006, 08:49
dann müsstest du doch eigendlich froh über die anpassung sein, danach arbeiten deine kollegen ja nur noch zwei stunden weniger die woche.

folken_vanehl
08.02.2006, 09:00
Gratulation zu dieser Überlegung! Leider arbeite ich in einem Haus in dem uns das streiken untersagt ist. Wir hatten wenig Chancen uns gegen den Lohnabzug von 6.5% zu wehren. Der Ausgleich dafür sind 10 Urlaubstage die aber ohne Geld allerhöchstens im Stadtpark zu nutzen sind! Der Abzug soll ja auch "nur" für ein Jahr sein, laut Artikel in der WAZ wohl aber zwei.

Hoffi hat Recht es trifft immer den Patienten in so einer Situation, aber das sind diejenigen die unseren Arbeitgebern auf die Füße treten können.

Ich weiß nicht wie es in deiner Abteilung aussieht, ich selbst arbeite in der Onkologie / Haematologie und sehe das unsere Patienten immer kränker sind wenn sie zu uns kommen. Das ist leider die allgemeine Entwicklung!

Ich wünsche dir und deinen Kollegen viel Erfolg.

LG Folken:knuddel:

RS-USER-Schädelspalter
08.02.2006, 19:39
Ein "richtiger" Streik ist eine gewerkschaftlich organisierte Arbeitsniederlegung.
Wenn man zur Arbeit geht, aber diese nur teilweise ausführt ("Teilstreik" nenne ich das mal), dann ist das wahrscheinlich durch Disziplinarmaßnahmen zu ahnden. Leider.
Das ist einer der Gründe, der z.B. Ärzte vom "Abrechnungsstreik" abhält: einfach keine Diagnosen mehr für die Abrechnung kodieren und das Krankenhaus kriegt kein Geld, obwohl die Patienten versorgt sind.
Eigentlich eine gute Idee, diesen "Streik" könnte ich jahrelang aushalten :D

Bei uns gab es neulich auch einen Streikaufruf, bei dem aber gefordert war, dass die Versorgung in vollem Umfang weiter zu leisten ist:
Bin ich bescheuert? Ich nehme Urlaub/Überstunden um zu streiken. Meine Kollegen machen die normale Arbeit mehr schlecht als recht mit? :confused:

Möglich wäre so etwas wie Wochenenddienst in der Woche, keine Aufnahmen bei Patienten, die woanders versorgt werden können oder sowas. Aber dafür sind die Menschen, die in der Patientenversorgung arbeiten, anscheinend nicht hart genug. Ein bischen möchte ich meinen: zum Glück.
Aber so geht das nicht weiter. Wie man so sagt: Ärzte und Pflegende sind nicht nur Dienstleister und Patienten sind nicht nur Kunden :peace: und man muß auf beide Gruppen Rücksicht nehmen und sollte sie nicht über Gebühr gegeneinander ausspielen

Hörbird
09.02.2006, 15:25
Original geschrieben von Schädelspalter

Das ist einer der Gründe, der z.B. Ärzte vom "Abrechnungsstreik" abhält: einfach keine Diagnosen mehr für die Abrechnung kodieren und das Krankenhaus kriegt kein Geld, obwohl die Patienten versorgt sind.
...
Aber dafür sind die Menschen, die in der Patientenversorgung arbeiten, anscheinend nicht hart genug. Ein bischen möchte ich meinen: zum Glück.
Aber so geht das nicht weiter. Wie man so sagt: Ärzte und Pflegende sind nicht nur Dienstleister und Patienten sind nicht nur Kunden :peace: und man muß auf beide Gruppen Rücksicht nehmen und sollte sie nicht über Gebühr gegeneinander ausspielen

Mittlerweile denke ich ernsthaft über einen alternativen Beruf außerhalb des Gesundheitssystems nach, da ich die Entwicklungen nicht mehr lange mittragen kann.

Streik scheint bisher das einzige Mittel zu sein, mit den man einigermaßen auf seine Rechte aufmerksam machen kann....

Egal, wie man streikt: jemanden wirds schaden, nur wer das ist?
Ein Abrechungsstreik würde zwar das Haus finanziell treffen aber am Ende auch das Personal: das wird nämlich bei Mindereinnahmen einfach reduziert! Aber es ist ein unheimlich gutes Signal!

Tatsache ist aber auch, das das Gesundheitssystem zu beider Lasten, nämlich Patient und Arzt/Pflege gekröpft wird. Und wenn man sich nicht wehrt, wird das immer so weiter gehen, bis einem ganz die Hände gebunden sind.

Finde gut, das es in Deutschland ein paar gibt, die immerhin ein paar Signale (Streik)nach außen senden, wenn auch kleine.