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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Zellbiologie mal anders - die kleine Stadt



Christian
09.05.2003, 14:44
Hallo zusammen,

hier mal ein kleiner Text, der Fakten aus der Biologie nicht in Lehrbuchform, sondern als kleine bildhafte Geschichte darstellt.


Fakten der Biologie mal anders:
Unsere kleine Stadt - (Aufbau einer Zelle)

Zentral gelegen existiert das Regierungsviertel (Zellkern) , das durch einen doppelten Zaun (Kernhülle) umgeben ist. In diesem Zaun existieren Eingänge (Kernporen) (ca. 3000-4000). Diese werden durch jeweils durch acht kleine Männchen (Proteine) bewacht. Das wichtigste Gebäude im Regierungsviertel ist die Bibliothek. Sie enthält das Wissen (DNA) über den Aufbau und die Organisation der ganzen Stadt (Zelle) . Die Bücher sind mit nur vier Buchstaben geschrieben (G,C,A und T). Dieses Wissen wird ständig in kleine handliche Bücher (RNA) abgeschrieben und allen Bürgern und Einrichtungen zur Verfügung gestellt. Dies geschieht, weil die Bücher (Chromosomen) mit dem ganzen Wissen viel zu umfangreich sind, um transportiert zu werden. Unsere kleine Stadt besitzt momentan 46 Bücher (Chromosomen) , in denen zwei Sonderbände enthalten sind, die jeweils nur in bestimmten Situationen abgeschrieben werden.

Das zweite große Gebäude im Regierungsviertel ist die Universität (Nucleolus) , in der die Diplom-Ingenieure (Ribosomen) ausgebildet werden. Nach ihrer Ausbildung verlassen die Diplom-Ingenieure (Ribosomen), das Regierungsviertel, um ihre Aufgaben in der Stadt wahrzunehmen. Hierzu verbünden sich immer ein schwacher (40-s-Untereinheit) und ein starker Student (60-s-Unterheit) , nachdem sie beide einzeln unbehelligt das Regierungsviertel durch die Eingänge (Kernporen) verlasen haben.

Manche lassen sich in der Stadt als freie Arbeiter (freie Ribosomen) nieder, andere arbeiten in einer Fabrik am Band. Der Vorteil solcher, die am Band (rER) arbeiten ist, daß die Fabrik (rER) die vorläufige Verpackung und den Transport der Waren übernimmt. Außerdem sind alle Fabriken durch ein ausgedehntes Tunnelsystem verbunden, das den Transport erleichtert.

Nachdem die Waren aus der Fabrik in die Warenversandhäuser (Golgi-Apparat) geliefert worden sind, werden sie dort noch weiter verfeinert und endgültig verpackt und in kleinen Paketen (Vesikel) in die Stadt verschickt. Die Pakete werden in einem Rohrpostsystem (Zytoskelett) , das die ganze Stadt verbindet, versendet. Die Müllabfuhr (Lysomen) und Polizei (microbodies) arbeiten dicht zusammen, sie passen auf, daß die Pakete ihr Halbbarkeitsdatum nicht überschreiben. Sollte dies einmal passieren, werden sie von den Müllmännern geöffnet und der Inhalt nach verwertbaren Reststoffen durchwühlt. Die verwertbaren Stoffe werden zurück an die Fabriken geliefert. Die Abfälle werden von den Müllmännern eingelagert und anschließend, nach einer gewissen Lagerzeit, aus der Stadt befördert. Die Müllmänner sind nach einer Entsorgung so alt, daß sie sterben und mit den Abfällen aus der Stadt geworfen werden (Exocytose) .

Auf gleiche Art und Weise werden ständig auch Rohstoffe in die Stadt befördert und in kleinen Paketen (Vesikel) zu den Fabriken gebracht (Endocytose) . Die Polizei hat genau wie die Müllabfuhr gefährliche Säurewaffen (Hydrolasen) mit deren Hilfe sie Jagd auf Verbrecher macht (Wasserstoffperoxid), die der Stadt schaden. Spezielle Eilitepolizisten haben auch andere Waffen (Peroxidasen) Um alle Funktionen in der Stadt aufrecht zu erhalten, gibt es das Kraftwerk (Mitochondrien) . Hier wird mit Hilfe vieler Arbeiter (Enzyme) durch hochkomplizierte Vorgänge (Citratcyklus etc.) aus der Verbrennung von Glucose Energie gewonnen, die in kleine Batterien (ATP) gespeichert wird. Es werden auch halb geladene Batterien (ADP) ausgeliefert, die vor allem von der armen Bevölkerung gerne genommen werden.

Die Stadt ist von einer Grenze (Plasmalemm) umgeben, die aus zwei gleich aufgebauten Zäunen (Bilayer) besteht. Auch hier gibt es Durchgänge (Tunnelproteine), die nur mit Hilfe bestimmter Schlüssel geöffnet werden können. Manche Bürger schaffen es jedoch, sich durch die Maschen der Zäune hindurch zu schlängeln (Diffusion) . Die regulären Ausgänge funktionieren wie Drehtüren (Carrier) . Damit die Drehtür funktioniert, werden die kleinen Batterien (ATP) benötigt. Je mehr Menschen von einer Art in der Stadt sind , desto weniger Türen werden für sie geöffnet. Außerhalb der Grenze sind Fahnen (Glykokalix) aufgestellt, die das Wappen der Stadt anderen Städten und Vorbeireisenden zeigen. Mehrere Städte mit ähnlichen Aufgaben bilden Länder (Organe) und viele Länder bilden eine große, fröhliche Welt (Mensch).

Autoren: Eike Beyer, Christian Weier

Lava
09.05.2003, 19:47
Sehr süß! Witzigerweise musste ich gerade vor ein paar tagen in der BC Vorlesung daran denken, dass mal jemand einen Film über die Zelle drehen sollte. Wie "Es war einmal das Leben", nur besser! :-dafür

Pfritt
11.05.2003, 21:21
Hallo!
Sehr schön,ich werde den Text auch meinem kleinen Bruder schicken,der hat gerade mit `ner Ergotherapieausbildung angefangen... der kann das ganz bestimmt gebrauchen!!!!!!
Gibt es eigentlich schon den MEDI-PULITZER-Preis? Ich möchte ihn hiermit u.a. an Euch vergeben! :-blush Oder bin ich gerade zu überschwenglich? Ich find´s toll!
Tüss,Pfritt :-winky

Jens
11.05.2003, 22:08
*malnachfrag*
wie war denn des jetzt gemeint pfritt oder in welche Richtung darf man Dein Posting interpretieren?

:-)
Cu
Jens

Pfritt
11.05.2003, 22:39
Ja was denn?
Paranoide Phase ???????? :-peng
Ich finde es WIRKLICH GUT, wie gesagt (geschrieben). Wenn ich´s
sch.... oder so fänd , würd ich es auch schreiben-sagen!
Ich hoffe , ich wirke jetzt nicht aggressiv....:-oopss
Nein, jetzt mal ehrlich: wenn unsere Lehrbücher mit etwas mehr Fantasie und Humor geschrieben würden ,wären wir alle ein Schrittchen weiter-oder? :-meinung
Was soll ich noch sagen ?
LG und schönen Abend,wünscht Dir Pfritt(kein Zyniker) :-winky

agouti_lilac
11.05.2003, 23:26
Hi Christian & Eike,

das ist ein fantastischer Text!!
Ich hätte ihn vor ein paar Wochen gut gebrauchen können...
...warum nur bin ich damals nicht auf die Idee gekommen, mir das alles bildlich vorzustellen?? Naja, hat trotzdem geklappt....

...mehr davon!!!! :-meinung

Liebe Grüße, Miriam

Pfritt
23.05.2003, 16:51
BESTSELLER!

Hallo Eike und Christian,
ich hatte ja bereits gesagt, dass ich Eure hitverdächtige, kleine Geschichte meinem "kleinen" Bruder geben wollte-hab' ich auch.
Da meine Ma aber Dozentin für Ergotherapie ist und mein Paps als Arzt auch Ergo-und Physiotherapeuten und so unterrichtet, habe ich mir gedacht, ich könnte den beiden mal Euer Werk vorlegen-hab' ich auch. ;-)
Tja und Ihr werdet es nicht glauben, Ihr seid berühmt!!!!!
Also es handelt sich hier um die Westfalen Akademie in Dortmund und die Westfalen Schulen in Lippstadt und weitere Außenstellen, an denen sich sowohl die Dozenten, als auch die Studierenden,
die Kopien aus den Händen reißen! :-top
Ich bin also deswegen zu der Meinung gekommen,dass Ihr doch besser ein Copyright auf Eure Geschichte legt, damit sich nicht noch "aus Versehen" jemand anderes mit fremden Federn schmückt!? Da kann man zwar drüber stehen, aber ärgerlich und vor allem gemein wäre es schon, finde ich.
Aber eigentlich wollte ich Euch nur eben sagen, wie toll andere auf die Geschichte reagiert haben und soll Euch in deren Namen nochmal ein dickes Lob aussprechen-ja und die meisten haben auch gesagt, dass es doch wohl nicht bei einem "losen Blatt" bleiben soll, oder?!

Hier mein Prädikat: PÄDAGOGISCH WERTVOLL ! (im Ernst !)

Es grüßt und verneigt sich ehrfürchtig,
Pfritt :-winky

Pampelmuse
07.08.2003, 12:15
Hey, tolle Geschichte!!! :-top

Blacklady
18.04.2004, 17:04
Hey, sich die Zelle als Stadt vorzustellen, hat echt etwas für sich.
Mehr davon! :-winky

Orchidee66
26.05.2004, 11:46
Der Dank werdender Heilpraktiker ist Dir absolut sicher - eine großartige Geschichte, die das Studienleben in der "Kräuterfraktion" erheblich bereichert

1000 Reishi-Pilze für Dich! :-love